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Für euch dahingegeben

von Gottfried Appel (06526 Sangerhausen)

Predigtdatum : 06.03.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Okuli
Textstelle : Johannes 6,55-65
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Wochenspruch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)
Psalm: 84,6-13 (EG 734)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 54,7-10
Epistel:
2. Korinther 1,3-7
Evangelium:
Johannes 12,20-26

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 155
Herr Jesu Christ, dich zu uns wend
Wochenlied:
EG 98
oder EG 396
Korn, das in die Erde
Jesu, meine Freude
Predigtlied:
EG 228
Er ist das Brot, er ist der Wein
Schlusslied:
EG 396
Jesu, meine Freude

55 Jesus sprach: Mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der ableibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. 59 Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.
60 Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? 61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? 62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? 63 Der Geist ist's, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. 64 Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. 65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.
Vorüberlegungen:

Die Textabgrenzung ist problematisch, weil das Bild vom Fleischessen und Bluttrinken schon in den Versen 52-54 eingeleitet und in seiner Bedeutung beleuchtet wird. Auch bezieht sich Vers 60 nicht nur auf diese Fleisch- und Blutworte, sondern auch auf die Rede vom Brot des Lebens ab Vers 35. Dennoch nehme ich den Predigttext in seiner vorliegenden Gestalt zum Ausgangspunkt dieser Predigt. Alternativ wären z. B. die Verse 52-59 zu lesen.

Liebe Schwestern und liebe Brüder,
wenn jemand zu seinem Freund sagt: „Du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank“, dann kommt niemand auf die Idee, daß derjenige irgendetwas über den Inhalt der Wohnzimmer- oder Kücheneinrichtung seines Freundes wüsste. Stattdessen ist jedem klar, der die deutsche Sprache beherrscht, dass er mit diesem Satz Taten oder Worte seines Freundes für verrückt, falsch oder gefährlich hält. Eine bildhafte Redewendung eben, die nur im übertragenen Sinne verstanden werden kann.
So auch, wenn den Christen am Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung bei ihren Versammlungen dieser Abschnitt aus dem Johannesevangelium vorgelesen wurde. Dann war ihnen klar, dass es hier nicht um Kannibalismus geht, sondern um Worte ihres auferstandenen Herrn, die es mit ihrer Gottesdienstfeier zu tun hatten. Diese Worte bezogen sich auf die Mahlzeit, die sie gerade miteinander eingenommen hatten oder noch einnehmen wollten. Sie nannten diese Mahlzeiten „Brotbrechen“, wie wir es in Apostelgeschichte 2,42 lesen, oder das „Mahl des Herrn“, wie im 1. Korintherbrief 11,20. Wir sagen heute je nach der Tradition, aus der wir kommen, „Abendmahl“, „Herrenmahl“ oder „Eucharistie“.
Die drastische Wortwahl, die wir hier im Johannesevangelium vorfinden, kann uns immerhin daran erinnern, dass die Abendmahlsfeiern in unseren Gottesdiensten keine harmlosen kultischen Symbolhandlungen sind. Wie muss es z. B. schon für jemanden klingen, der erstmalig an einem Abendmahlsgottesdienst teilnimmt und dabei die Jesusworte hört: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird“ und „Das ist mein Blut des Neuen Bundes, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Was hier beim Verteilen und Essen von einem Stück Brot oder beim Trinken von einem Schluck aus dem herumgereichten Abendmahlskelch weitergesagt wird, kommt ja von Jesus Christus selbst her. Indem wir seine Worte hören und uns auf sie einlassen, nehmen wir Verbindung mit ihm auf. Die Worte selbst werden uns dabei zur Nahrung.
Dass Gottesworte für uns Menschen Nahrung sind, wird in Psalm 119 ganz eindrücklich beschrieben: „Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig.“ Aber nicht immer gehen einem die Worte eines anderen „runter wie Öl.“ Manches, was ein anderer sagt, schmeckt mir gar nicht oder liegt mir gar schwer im Magen. So auch, wenn es um das Reden Gottes geht.
Im Neuen Testament unserer Bibel tritt nun ein Mensch aus Fleisch und Blut als das Wort Gottes, als die Botschaft des Lebens auf uns zu. Das müssen wir schlucken, dass von da an Gott und sein Wort in der Person des Jesus von Nazareth zu haben und zu greifen ist und wir das Wort von der Person nicht mehr trennen können. Dieser Jesus ist eben auch der gefangene, blutig geschlagene und ans Kreuz genagelte Mensch, der unter Qualen für uns zu Tode kommt. Wer den Mel-Gibson-Film „Die Passion des Christus“ gesehen hat, hat einen Eindruck bekommen können, welch grausame Realität sich hier abgespielt hat.
Aber genau dieser gekreuzigte Jesus ist Gottes Angebot an uns, seiner Liebe zu vertrauen und ewiges Leben zu empfangen. Jesus selber kommt zu uns in den Worten der biblischen Schriften, im Glaubenszeugnis der Mitchristen und auch in der Abendmahlsfeier.
Also geht es auch beim Abendmahl nicht ums Brot-Essen und Wein-Trinken, sondern darum, dass wir dabei Jesus Christus selbst in uns aufnehmen. Doch Jesus ist nicht nur ein begeisternder Gedanke oder eine beflügelnde Idee, sondern die Person, von der es am Anfang des Johannesevangeliums in Vers 14 heißt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Er lebt auch heute unter uns und will in uns Gestalt gewinnen: in jedem einzelnen von uns wie in der Gemeinde insgesamt. Haben wir das verstanden? Haben wir das in uns aufgenommen? Haben wir das „gegessen“? Amen.

Verfasser: Sup. Pfr. Gottfried Appel, Hüttenstr. 15, 06526 Sangerhausen

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