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Für euch dahingegeben

von Manfred Günther (35325 Mücke)

Predigtdatum : 25.03.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Okuli
Textstelle : Johannes 6,47-51
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Wochenspruch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)

Psalm: 84,6-13 (EG 734)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 54,7-10
Epistel:
2. Korinther 1,3-7
Evangelium:
Johannes 12,20-26

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 78
Jesu Kreuz, Leiden und Pein
Wochenlied:
EG 98
oder EG 396
Korn, das in die Erde
Jesu, meine Freude
Predigtlied:
EG 602,5
Du hast gesagt „Ich bin das Brot“
Schlusslied:
EG 66,8
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben

47 Jesus sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.

Liebe Gemeinde!
Gespräche mit Jugendlichen, aber auch mit Menschen anderer Altersgruppen machen mir immer neu deutlich, wie sehr wir alle doch auf der Suche sind nach etwas, von dem wir leben können. Ich meine dabei nicht das - verzeihen sie bitte! - armselige Leben derer, die „alles haben“ und „nichts entbehren“, wie wir sagen. Schon gar nicht meine ich die Menschen, die eindeutig zuviel haben von allem äußerlichen Kram...
Ich meine ein Leben, das Freude macht, das sinnvoll ist, das sich lohnt, das Erfüllung schenkt... Und solch ein Leben hat nicht allzu viel damit zu tun, ob ich reich bin oder arm, ob ich Sachen besitze oder nicht, ob ich mir alles leisten kann oder den Pfennig umdrehen muss. Wirkliches Glück, erfülltes Leben ist davon nicht abhängig...oder vielleicht doch? Allerdings in anderer Weise, als wir im ersten Moment denken!
Manche Große aus dem Showgeschäft kommen mir in den Sinn, Elvis Presley zum Beispiel. Aber auch Leute aus der feinen Gesellschaft und der Hochfinanz. Berühmt, von Gütern satt, oft umschwärmt, ja angebetet und sehr reich... Doch sie konnten ihr Leben nicht ertragen, da haben sie es sich selbst genommen. Woran nur hat es ihnen gefehlt? An materiellen Dingen sicher nicht! Vielmehr: Aller Reichtum konnte ihnen nicht geben, was sie eigentlich suchten: Wahres Leben, eines, das satt macht und von Sinn erfüllt ist.
Ein anderer Reicher fällt mir ein. Schon die Bibel erzählt von ihm. Er kommt zu Jesus, um sich zu erkundigen: Was muss ich tun, um das ewige Leben zu haben? Jesu Antwort ist deutlich: Geh hin, verkaufe alles, was du hast und gib’s den Armen und dann komm’ und folge mir nach. Der Reiche macht sich davon. Er hat zu viele Güter, wie wir hören. Sein Reichtum steht ihm im Weg. Weil er reich ist, findet er also nicht zum Leben. Jesus drückt es so aus: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Arme Reiche! Scheinbar hängt das doch zusammen: Glück und der Reichtum, den einer hat, erfülltes Leben und der Besitz, den einer sein eigen nennt. Scheinbar ist es so: Die Habe schafft dir nicht das erfüllte Leben, sondern bringt dich darum. - Soviel über andere.
Lieber Zuhörer, liebe Zuhörerin, du meinst jetzt vielleicht, das muss ja nicht so sein! Du meinst, man kann mit dem, was man hat, doch auch viel Gutes tun, man kann doch mit anderen teilen, wegschenken, und man kann so doch gerade den Reichtum, der einem gegeben ist, nutzen. Ei freilich, kann man! Aber schau dir dazu doch die Beispiele an, die deine begüterten Zeitgenossen abgeben! Ist es nicht so: Je mehr einer hat, um so weniger mag er teilen. Vielmehr: Alles für mich, den andern der Rest. So sieht das aus. Das ist die Regel; ich kenne kaum Ausnahmen! Die wenig haben, sind dagegen meist viel freigebiger. Beispiele? Ich kenne viele! Frag’ den Bettler, wer ihm die meisten Münzen in den Hut wirft... Einfache Leute, nicht die Reichen. Und auch das war schon zu Jesu Zeiten so: Die arme Witwe legte ihre ganze Barschaft in den Opferstock, die Reichen gaben allenfalls ein Almosen.
Aber weiter zu uns: Wenn ich das nun weiß, reich ist noch lange nicht glücklich, und reich und barmherzig ist geradezu oft ein Gegensatz, muss ich mich da nicht fragen lassen: Was imponiert dir eigentlich so daran, zu etwas zu kommen, viel Geld zu verdienen, Vermögen zu haben? Ich höre den Einwand: Ach, das will doch gar keiner hier! Vielleicht die Jungen, die noch die hochfliegenden Pläne und Wünsche haben, aber doch nicht die älteren unter uns! Zugegeben: Es sind meist junge Leute, von denen ich das sicher weiß, dass sie das als ihr Lebensziel angeben würden: So viel Geld haben, dass man frei ist und unabhängig und sich alles leisten kann. Das glauben Sie ja auch sicher.
Aber ich frage: Bei den älteren ist das nicht mehr so? Die haben andere Ziele, andere Wünsche? Das glaube ich nicht! Sie haben vielleicht in ihrem Leben gelernt, lernen müssen: Das Leben ist hart, keiner bekommt etwas geschenkt, ganz groß rauskommen, können nur wenige..., wir waren halt nicht dabei, es hat nicht sollen sein... Und dann sagen wir: Anderes ist ja auch wichtiger! Der Sinn des Daseins liegt ja auch nicht im Geld, in Besitz oder all den Äußerlichkeiten! -
Aber ich frage wieder: Ist das wirkliche Einsicht bei uns? Werden wir mit den Jahren verständiger? Begreifen wir irgendwann, worauf es wirklich ankommt? Ich fürchte, es ist meist nur unsere Resignation: Ein Platz ganz vorn war für mich halt nicht drin. So sind auch die Pläne und großen Wünsche in uns nur verdrängt, warten in unserem Innern darauf, doch einmal zum Zug zu kommen, warten auf die Chance, einmal, irgendwann... Auch bei den meisten von uns ist das gewiss so!
Und ich kann diese Behauptung auch belegen: Wir spielen vielleicht Lotto. Dahinter stehen unsere Wünsche und Sehnsüchte nach den großen Gewinn, dem Geld, mit dem man sich ein Stück von der Sonnenseite des Lebens kaufen kann. Wir sehen gern die amerikanischen Fernsehserien, die ja meist in der großen Welt angesiedelt sind. Auch da zeigen sich unsere Träume, unsere geheimsten Wünsche nach dem ganz anderen, dem großen Leben, wie es Millionäre führen können. Denn mit deinem und meinem Alltag haben die meisten dieser Serien nun, weiß Gott, wenig zu tun. Dafür können wir von den Helden der Serie auch ganz und gar nichts lernen.
Aber wir können träumen, wenigstens eine dreiviertel Stunde pro Tag: Solch eine Ranch oder so eine Villa besitzen, mit einem Rolls Royce ins Weekend fahren, mit einer Ölquelle leichte Dollars machen. Aber glücklich sind die Filmfiguren auch nicht. Wenigstens das entspricht der Wirklichkeit! Was haben die Probleme, diese Menschen: Ehekrisen, Krankheiten jeder Art, Gerangel um die Kinder, Intrigen, Unfälle, Mord und Verbrechen. Das scheint der Preis für den Reichtum zu sein!
Führt uns das aber zur Einsicht? Nein, wir träumen weiter, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Denn Einsicht hieße, zu sagen, ehrlich sagen zu können: Ich will kein anderes Leben als das, was nun einmal meines ist. Ich will nicht mehr sein, mehr haben, mehr besitzen, als mir nötig ist. Ich will in diesem Leben nicht von einem anderen träumen, sondern den Sinn und die Erfüllung suchen und entdecken, die in diesem Leben liegen.
Wie gewinnen wir diese Einsicht? Durch das abschreckende Beispiel vieler begüterter Menschen allein scheinbar nicht, denn trotz allem, was wir mit den Reichen erleben und erfahren, wir hören ja nicht auf zu träumen!
Darum möchte ich jetzt über den ungeheuren Reichtum reden, der - heute schon! - in deinem und meinem Leben liegt: Wir haben so viele Gaben und Talente, jeder von uns! Wir sind, die meisten jedenfalls, gesund und frei von äußerer Not, haben unser gutes Auskommen, zu essen, ein Dach über dem Kopf, Kleidung... Und alles das sind eigentlich nur die Zugaben, denn das größte Geschenk ist doch, dass wir einen Herrn haben, einen Gott, der uns liebt, in dessen Hand unser Leben in Ewigkeit geborgen ist.
Wir können also aufhören, irgendwelchen Gütern, irgendwelchen Träumen nachzulaufen. Mehr als das ewige Leben kann keiner verdienen (und das bekommen wir auch noch geschenkt!). Und diesen Reichtum können wir teilen, ohne dass er weniger wird! Wenn du gewiss sein darfst, für mich ist gesorgt, ich bin geliebt, dann hast du Herz und Hände frei für die Mitmenschen. Aller Kampf und aller Krampf um das Eigene hört auf. Und du spürst: Das macht Freude. Ich werde ja gar nicht ärmer, wenn ich vom Meinen abgebe, wenn ich mich für andere ausgebe; ich werde noch reicher!
Ich glaube, liebe Gemeinde, dahin will Jesus uns führen, wenn er uns heute sagt: Ich bin das Brot des Lebens... und wenn er dieses Wort mit dem anderen verbindet: Wer davon isst, der wird leben in Ewigkeit. Was wollen wir einem ewigen, herrlichen Leben denn noch hinzufügen durch unser Träumen, unser Streben, unsere Sehnsucht? Was gäbe es für einen Christen in dieser Welt denn noch zu gewinnen, als das, was wir schon haben? Hieße das nicht, das Brot des Lebens verachten, wenn wir weiter der Erfüllung unserer weltlichen Wünsche nach Reichtum, Besitz und all dem Luxus auf der angeblichen Sonnenseite des Lebens nachhängen.
Gottes Geschenk des ewigen Lebens setzen wir auf’s Spiel! So wünsche ich dir und mir Einsicht und dass wir einmal wahrnehmen können, was wir haben, nicht was wir haben wollen. Ich wünsche uns gute Erfahrungen mit dem Teilen unseres Reichtums. Ich wünsche uns Vertrauen zu dem Herrn, der uns sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Ich wünsche uns, dass wir den neidvollen Blick endlich von der Habe und dem armseligen Leben der Begüterten wegbekommen. - Die wahrhaft Reichen sind wir! Amen.

Verfasser: Pfr. Manfred Günther, Lohgasse 11, 35325 Mücke

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