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für uns?

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 17.03.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Lätare
Textstelle : Johannes 11,47-53
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://kirchemessel.de
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Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.
Liebe Gemeinde,
die Passionszeit ist fortgeschritten. Wir kommen dem Karfreitag näher. Wie jedes Jahr bedenken wir um diese Zeit das Leiden und Sterben Jesu. In unserem Predigttext heute geht es um den Todesbeschluss nach dem Johannesevangelium. Das ist spannend, denn in dieser Geschichte gibt es eine überraschende Deutung des Todes Jesu. Leider haben wir uns zu sehr an das gewöhnt, was in der Bibel steht. Wir kennen die Geschichten von Kindheit an und das macht uns blind dafür, wie erstaunlich und ungewöhnlich das ist, was da erzählt wird. Heute will ich versuchen, diese Deutung des Todes Jesu einmal ganz unvoreingenommen anzusehen. Ich lese Johannes 11, 46-53 Vor dieser Geschichte wird die Auferweckung des Lazarus erzählt. Das folgende ist eine Reaktion auf diese Auferweckung.
46 Einige aber gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was Jesus getan hatte.
47 Die führenden Priester und die Pharisäer beriefen daraufhin eine Sitzung des Hohen Rates ein. »Was sollen wir machen?«, sagten sie. »Dieser Mann tut viele Aufsehen erregende Dinge.
48 Wenn wir ihn so weitermachen lassen, glauben am Ende alle an ihn. Dann werden die Römer kommen und weder von unserem Tempel20 noch von unserer Nation etwas übrig lassen.«
49 Einer von ihnen, ein gewisser Kajafas, der in jenem Jahr Hoherpriester war, sagte: »Begreift ihr denn überhaupt nichts?
50 Habt ihr euch nie überlegt, dass es in eurem Interesse ist, wenn ein Mensch für das Volk stirbt und nicht das ganze Volk umkommt?«
51 Kajafas sagte das nicht aus sich selbst heraus. Er redete aus prophetischer Eingebung, weil er in jenem Jahr Hoherpriester war, und sagte voraus, dass Jesus für das ´jüdische` Volk sterben werde.
52 Jesus starb allerdings nicht nur für das ´jüdische` Volk, sondern auch, um die ´über die ganze Welt` verstreuten Kinder Gottes zusammenzuführen und eins zu machen.
53 An jenem Tag fassten die führenden Männer des jüdischen Volkes endgültig den Beschluss, Jesus zu töten.
Wie bitte? Jesus zeigt seine Macht über den Tod, und der Hoherat beschließt ihn umzubringen. Mit etwas Abstand betrachtet ist das fast komisch. Und dabei redet der Hoherat sich ein, dass er nur verantwortungsbewusst handelt. Er schützt das Volk davor einen Aufstand gegen die Römer zu wagen und verhindert damit ein großes Blutvergießen. Kajafas ist da ganz Staatsmann. Besser einer stirbt für alle, als dass alle zugrunde gehen. Ja, klingt doch logisch. Und dann deutet Johannes diese Sitzung. Und er sagt nicht: Der Hohepriester dieses Schwein war nur eifersüchtig auf Jesus und deshalb hat er ihn aus dem Weg räumen lassen. Er sagt stattdessen. Dieser Satz aus dem Mund des Kajafas: „Es ist besser wenn nur ein Mensch stirbt damit nicht das ganze Volk umkommt.“ war ein profetischer Satz. Er wurde dem Hohepriester von Gott eingegeben. Jesus ist für das ganze Volk gestorben, ja für alle Menschen auf der Welt. Und das wird sogar von dem Hohepriester im Falle des Johannesevangeliums also vom Feind bestätigt.
Wie kommt das Johannesevangelium darauf, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist?
Wenn ich mir den theologischen Buchmarkt heute ansehe, gibt es viele Titel, die sich mit der Frage des Sterbens Jesu für uns auseinander setzten. Dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, wird heute zunehmend in Frage gestellt. Das Hauptargument lautet: Gott ist groß und barmherzig. Er kann uns doch auch so unsere Schuld auch so vergeben. Dafür braucht er kein Opfer, schon gar kein Menschenopfer. Was ist das für ein Gott, der seinen eigenen Sohn opfert, um uns unsere Schuld vergeben zu können. Ist das wirklich der gnädige Gott oder ist das nicht vielmehr ein Monstergott, der Gewalt braucht, um uns zu retten.
Das Argument ist richtig, aber es trifft nicht das, was in der Bibel steht. Es trifft vielmehr das was später aus dem gemacht wurde was in der Bibel steht.
In der Bibel steht nicht, dass Gott seinen Sohn geopfert hat, damit er uns unsere Schuld vergeben kann.
Da steht etwas ganz anderes. Da steht Jesus ist für uns gestorben. Nicht Gott hat Jesus geopfert. Es war Jesu Entscheidung diesen Weg in den Tod zu gehen. Und er hatte dafür gute Gründe.
Grund eins: Er war sehr unbequem geworden. Seine Gegner hatten beschlossen ihn zu töten. Seine Freunde bereiteten den Aufstand vor. Es wurde immer schwieriger, sich zu verstecken und ein Blutbad zu verhindern. Jesus ist in den Tod gegangen, um seine Freunde zu retten und damit die Botschaft zu erhalten, die er in die Welt gebracht hat.
Grund zwei: Jesus hat Gott vertraut. Er wusste keinen Ausweg mehr. Jeder andere Weg hätte seine Botschaft verraten und damit unglaubwürdig gemacht. Also ist er den Weg in den Tod gegangen. Und er hat darauf vertraut, dass Gott diesen Weg segnen würde und Gott imstande wäre daraus etwas Gutes zu machen.
Die Gewalt in dieser Geschichte ging nicht von Gott aus und auch nicht von Jesus. Die Gewalt ging von den Herrschenden aus, von denen, die in Jerusalem geherrscht haben, dem hohen Rat und von denen, die in Rom geherrscht haben, dem römischen Kaiser, beziehungsweise seinem Stellvertreter in der Provinz, dem Prokurator Pontius Pilatus. Es ist absolut unfair und theologisch falsch Gott die Gewalt, die Jesus erfährt, in die Schuhe zu schieben. Es war nicht Gott, der Jesus umgebracht hat, es waren die Menschen. Wenn also jemand behauptet Gott hätte seinen Sohn geopfert, um den Menschen ihre Schuld vergeben zu können, dann wird die Verantwortung für das was da passiert ist von den Menschen weg auf Gott verlagert. Und das ist falsch.
Inwiefern ist Jesus dann aber für das Volk Israel und für alle Menschen gestorben?
Treten wir mal von dem Geschehen einen Schritt zurück und sehen uns die Geschichte Jesu aus der Ferne an. Also Gott schickt seinen Sohn auf die Erde, um Frieden zu bringen, um die Menschen zu lehren wie sie gut leben können. Und dann wird er von genau diesen Menschen grausam ermordet. Welche Reaktion sollte man in diesem Fall von Gott erwarten? Würde ein normaler mächtiger Gott, der die Welt geschaffen hat, darauf antworten mit: „Naja, das war irgendwie Pech. Versuchen wir es noch mal?“ Nein, die erwartbare Reaktion eines mächtigen Gottes auf so etwas wäre ja wohl Pech und Schwefel, Flut und Vernichtung. Die erwartbare Reaktion wäre, ihr wollt meinen Sohn nicht, also bekommt ihr zurück, was ihr ihm angetan habt. Oder?

Die Bibel erzählt von einer völlig unerwarteten Reaktion Gottes auf den Tod von Jesus. Gott antwortet auf den Tod Jesu mit: Jetzt erst recht. Die, die ihn umgebracht haben, sollen nicht gewinnen. Sie sollen nicht recht behalten. Ich bestätige, was Jesus über mich gesagt hat: Ich bin auf Jesu Seite, ich bin so gnädig, dass ich an den Tod meines Sohnes die Vergebung der Schuld der Menschen knüpfe. Sein Tod, der ihn und seine Botschaft unwirksam machen sollte, dem verleihe ich die größtmögliche Macht und Wirksamkeit. In diesem Tod wird jeder Tod überwunden sein. Dieser Tod bewirkt ewiges Leben für alle, die das wollen. Dieser Tod bewirkt die Vergebung der Schuld aller, die sich auf ihn berufen.

Das Johannesevangelium sagt damit, Gott lässt sich noch nicht einmal von der menschlichen Grausamkeit oder von der politischen Klugheit oder von wem oder was auch immer vorschreiben wie er handelt. Er hat beschlossen, den Menschen ihre Schuld zu vergeben und ihnen in Jesus Christus einen neuen Weg zu leben anzubieten. Er zeigt seine Freundlichkeit und seine Gnade, obwohl sie seinen Sohn umgebracht haben. Stärker und zuverlässiger lässt sich das nicht zeigen.

Liebe Gemeinde,
was bedeutet das für uns? Als erstes bedeutet es, wir haben allen Grund dankbar zu sein. Jesu Weg rettet uns. Und das ist Grund zu loben und zu jubeln und uns zu freuen. Wir leben mit einem gnädigen Gott, der uns immer wieder ermöglicht neu anzufangen, wenn wir wieder mal etwas in den Sand gesetzt haben. Gott in seiner Gnade will uns retten und er lässt sich bei diesem Vorhaben noch nicht mal von unserem schlechten Handeln und von unserem Starrsinn und von unserer Halbherzigkeit im Glauben aufhalten. Ja, wenn das keine gute Nachricht ist.
Als zweites bedeutet es für uns: Die Sache ist ernst. Die menschliche Grausamkeit und Eitelkeit hat Jesus das Leben gekostet. Das ist keine Kleinigkeit. Wenn wir Jesus folgen wollen, dann könnte das unbequem werden. Sein Weg ist nichts für Kautschpotätos. Er erfordert, dass wir auf diese unglaubliche Gnade und Freundlichkeit Gottes angemessen antworten, indem wir versuchen, das zu tun, was Jesus seinen Schülerinnen und Schülern gesagt hat.
Sich an das Dreifachgebot der Liebe zu halten: Gott lieben, sich selbst lieben und den Nächsten lieben.
Dabei wünsche ich viel Erfolg!
Und der Friede Gottes…