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Geborgen bei Gott

von Karsten Müller (Halle /Saale)

Predigtdatum : 28.09.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 13. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 1. Mose 2,4b-9.(10-14).15
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Wochenspruch:
Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1. Petr 5, 7)
Psalm: Psalm 127, 1 - 2

Lesungen
Altes Testament: 1. Mose 2, 4 b - 9. (10 - 14) .15
Epistel: 1. Petrus 5, 5 c - 11
Evangelium: Matthäus 6, 25 - 34


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 504 Himmel, Erde, Luft und Meer
Wochenlied: EG 345 oder
EG 369 Auf meinen lieben Gott
Wer nur den lieben Gott lässt walten
Predigtlied: EG 427 oder
EG 432 Solang es Menschen gibt auf Erden oder Gott gab uns Atem
Schlusslied: EG 510 Freuet euch der schönen Erde

Liebe Gemeinde,

eine sorglose Zeit scheint das gewesen zu sein, damals im Paradies. Einzige Aufgabe des Menschen: Den Garten be-bauen und bewahren. Was immer das auch heißen mag. Aber irgendwie scheint alles im Gleichgewicht zu sein. Böse Zungen mögen behaupten, dass es ja den Menschen eben nur als Menschen, nicht aber als Mann und Frau gab.

Hier regt sich Widerstand: Kann man diese Geschichte überhaupt glauben? Wissen wir nicht längst, dass es ganz anders zuging, als die Welt entstand? Kann man naturwis-senschaftliche Erkenntnisse mit dem Hinweis auf die bib-lische Botschaft einfach so beiseitelassen?

Kann man nicht – und soll man nicht. Die Schlachten zwi-schen dem Schöpfungsglauben und der Evolutionstheorie kann man getrost geschlagen sein lassen. Sie sollten auch nicht im Biologieunterricht auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen werden.

Die Naturwissenschaft fragt: Wie war es? Die Bibel liefert auf diese Frage zwei Antworten in den beiden Schöpfungs-geschichten in den ersten beiden Bibelkapiteln. Dahinter steht die Botschaft: Wir wissen nicht, wie es war. Dagegen kommt manches naturwissenschaftliche Modell daher und behauptet nach der Auswertung von Fakten: So und nicht anders war es!

Auf diese Ebene müssen wir uns nicht mit den biblischen Texten herablassen. Sie sind nicht für eine Auseinander-setzung mit der Naturwissenschaft gemacht. Wer sie dafür verwendet, tut ihnen Gewalt an.

Es geht nicht um die Frage, wie es war. In der Kirche, geht es hier im Gottesdienst, geht es um die Frage, wie es ist und warum es ist, wie es ist. Es geht noch tiefer um die Frage: Wie ist es wirklich? Denn es kann ja sein, dass wir bei unserer Betrachtung der Dinge nur den Schein, einen schönen oder auch schlechten, wahrnehmen.

In den ersten Kapiteln der Bibel geht es um die Mensch-heitsfragen. Wo komme ich her?, zum Beispiel. Das treibt bis heute viele Menschen um und sie schlagen in Kirchen-büchern nach, um nach ihren Vorfahren zu forschen. Es geht aber auch um die Frage der Ressourcen, der Rolle der Geschlechter. Es geht um die Folgen des menschlichen Tuns, wenn sich Gottes Zorn in einer Flut entlädt. Es geht um menschliche Kreativität und ihre Grenzen. Es lohnt sich, einmal die ersten elf Kapitel der Bibel kritisch zu lesen.

Zu den Menschheitsfragen treten die Realitäten des Alltags. Unsere Sorgen gehören dazu und der Raum, den sie ein-nehmen. Wir hören heute, dass wir mit unseren Sorgen nicht allein sind. Kein geringerer als Gott nimmt sich unse-rer Sorgen an. Bei ihm können wir sie abladen, weil er für uns sorgt.

Manchem erscheint das als graue Theorie. Ist es so, dass wir unsere Sorgen auf Gott werfen können, weil er für uns sorgt? Unsere Predigtgeschichte führt uns zum Anfang zurück. Sie tut das nicht, um zu zeigen, wie es war und vor allem: Wie schön es war! Darum geht es nicht.

Es geht vielmehr um das Verhältnis Gottes zu uns Men-schen. Wodurch ist dieses Verhältnis geprägt? Was ist seine Grundlage? Wo haben in diesem Verhältnis unsere Sorgen ihren Platz?

Eine einfache Erkenntnis aus der Geschichte ist: Es gibt eine Zeit vor uns. Da entstehen Himmel und Erde. Wasser in Ge-stalt von Nebel wird erwähnt. Der Mensch wird aus Erde gemacht und durch Gottes Hauch ein lebendiges Wesen. Hier geht es nicht um die Frage: Wie war es? Wie hat sich der Mensch entwickelt. Diese Frage können wir getrost der Evolution überlassen.
Was ist der Mensch? Darum geht es. „Von Erde bist du ge-nommen, zu Erde sollst du wieder werden“, damit werden die Grenzen des Menschseins ziemlich präzise beschrieben. Was ist der Mensch? Ein zeitlich begrenztes organisches Wesen. Am Anfang der Bibel wird nichts mystisch verklärt, sondern es wird ein Ereignis geschildert, dass sich in jedem Menschen wiederholt. Adam ist nicht der erste Mensch, Adam ist der Mensch an sich. Adam ist du und ich. Er ist Mensch, nicht Mann.

Was ist der Mensch? Einer, der sich sein Leben nicht machen kann. Kein Mensch verdankt sein Leben sich selbst.

Was ist der Mensch? Nach der Lesart der Bibel ist er Ge-schöpf nicht nur der Liebe und Fortpflanzung zweier anderer Menschen, sondern er ist Geschöpf Gottes. Zu Gott steht der Mensch in einer Beziehung – und sei es in einer nega-tiven.

Was ist der Mensch? Er ist nicht nur ein organisches Wesen. Erde allein reicht nicht. Materie ist eine Voraussetzung, mehr aber auch nicht. Durch den von Gott eingeblasenen Lebenshauch wird der Mensch ein lebendiges Wesen und mehr als das: Der Mensch ist ein Wesen, das zu Gott in einer Beziehung steht.

Wenn wir jetzt vielleicht sorgenvoll, etwas im Hinblick auf die Zukunft unserer Gemeinde denken: Schön wär’s ja – dann sollten wir uns deutlich machen: Jeder Atemzug erinnert uns an diese Wahrheit: Am Anfang stand Gottes Impuls. Gott ist in jedem Atemzug gegenwärtig. Er ist uns nah, selbst dann, wenn wir ihn fern von uns glauben.

Was ist der Mensch? Er ist Gottes Geschöpf und Gottes Part-ner. In unserer Geschichte läuft die Schöpfung nicht auf ihn hin, auf den Menschen, geschaffen zum Bilde Gottes als Mann und Frau. Hier steht er, der Mensch, nicht der Mann, am Anfang mit dem Schöpfer auf der feuchten Erde, die nun erst (!) sich mit Pflanzen füllt und von Gott zu einem Garten gestaltet wird.

Am Anfang stehen Gott und Mensch da. So wird es mit uns am Ende auch sein. Dazwischen steht das Leben mit seinen vielen schönen Seiten und mit den Sorgen, das es mit sich bringt. Dieses Leben ist unser Gestaltungsspieltraum. Es ist aber eingebunden in Rahmenbedingungen, die wir nicht ge-schaffen haben und die wir auch nicht schaffen können.

Am Anfang stehen Gott und Mensch in einem Garten. Wir wissen, wir erleben täglich, dass dieser Garten verloren ist. Unser Textabschnitt von heute weiß noch nichts von diesem Verlust. Die paradiesischen Zustände münden ein in ein wundervolles Gebot Gottes an den Menschen: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten. Du darfst, du bist – das ist das Entscheidende. Gott sorgt für uns, wir dürfen essen, wir dürfen leben. Wir leben nicht von unsren Errungen-schaften, wir leben vielmehr davon, dass Gott für uns sorgt.
Die Sorge Gottes für uns hat alle Brüche unserer Geschichte mit ihm überstanden. Der Griff nach der Frucht vom Baum der Erkenntnis, das böse Dichten und Trachten der Mensch-heit vor der Flut, das Goldene Kalb und was es bis heute an Brüchen bis in unser Leben hinein gibt – Gottes Geschichte mit uns bleibt gleich: Sie war ist und bleibt geprägt von seiner guten Zuwendung zu uns, seinen Geschöpfen.

Der Blick in die menschliche Urgeschichte ist kein nostal-gischer Rückblick, der Trauer darüber auslösen soll, was wir alles verloren haben. Er erinnert vielmehr daran, dass Gott uns nicht aufgibt, dass er seiner Beziehung zu uns kein Ende setzt, auch wenn er Grund dazu hätte.

Unser Leben kann und soll sorglos sein. So entspricht es einem Leben als Gottes Geschöpf. Sorgen belasten ein Le-ben, sie können es ersticken. Das will Gott nicht.

Wir können Sorgen abgeben im Gespräch mit einem Men-schen, in dem uns bestimmt Gottes Liebe begegnet. Wir können unsere Sorgen im Gebet vor Gott aussprechen und die Erfahrung machen, dass schon das allein Erleichterung verschaffen kann.

Der uns das Leben schenkt, der uns im Leben begleitet und der uns noch reicher beschenken wird mit einem neuen Leben nach der Zeit im Himmel oder im Garten, ihm dürfen wir vertrauen. Sein Gebot, das wir heute hören sollen, heißt: Sorgt euch nicht, ich sorge für euch.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller
An der Johanneskirche 1, 06110 Halle (Saale)

Herausgegeben vom

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