Gerechtfertigt allein durch den Glauben
von Iris Schmitt (Einöllen)
Predigtdatum
:
31.10.2017
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
23. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle
:
Matthäus 10,26b-33
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Predigttext Matthäus 10, 26 b – 33
Menschenfurcht und Gottesfurcht
„Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.
Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird.
Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern.
Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet viel mehr den, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.
Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt.
Darum fürchtet euch nicht; ihr seid kostbarer als viele Sperlinge.
Wer nun mich bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen vor meinem Vater im Himmel.
Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel.“
Liebe Gemeinde,
endlich ist er da, der große Feiertag der Reformation, in ganz Deutschland, und darüber hinaus weltweit.
Der Reformationstag 2017 – ein Feiertag anlässlich des 500jährigen Gedenkens des Thesenanschlags von Martin Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Eine Dekade lang haben sich die protestantischen Kirchen auf dieses Jubiläumsjahr 2017 vorbereitet – mit vielfältigen Schwerpunktthemen in den vergangenen zehn Jahren, die dem Anliegen Martin Luthers Rechnung tragen sollten.
[„Parkplatz“ für eigene Beispiele/Veranstaltungen, die in der Ge-meinde gelaufen sind]
Reformation – Erneuerung
Die Erneuerung unseres christlichen Glaubens, unseres Be-kenntnisses zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes – darum ging’s und darum geht‘s.
Luthers zentrale, die Kirche erneuernde Erkenntnis war:
„Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen“
Das hieß für ihn:
„Jeder Christ soll für den Nächsten ein Priester werden und ihn auf seinem Rücken zu Christus tragen.“
Martin Luther hatte dabei auch der Gemeinde zugetraut, über die rechte Lehre zu urteilen. Die Reformatoren sagten zu ihrer Zeit:
„Sola scriptura“ – die Heilige Schrift allein ist Quelle des Glaubens und Richtschnur des Lebens.
Heute könnte es heißen:
Schrift, Tradition und individuelle Überzeugung spielen zu-sammen, wenn es um gelebten Glauben geht.
Wege und Umwege, Bruch und Neuanfang, Kämpfe und Wun-den, Größe und Versagen – all das gehört zu unserem menschlichen Leben.
Wir Menschen neigen dazu, einander immer wieder abwä-gend zu beurteilen.
Und so setzen wir damit nicht nur andere, sondern vor allem auch uns selbst unter Druck.
Wir haben Denkmuster in uns, was geht und was nicht geht, was sich gehört und was völlig abzulehnen ist.
Wer Zielscheibe von Gerede und Gerüchten ist, der kann was erleben! Man kann einen Menschen mit Meinungen und Vor-urteilen das Leben schwer, fast unmöglich machen. Man kann einen Menschen mit Worten vernichten.
„Fürchtet euch nicht!
Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Zweimal spricht Jesus seinen Jüngern diesen Trost in unserem Predigttext zu. Er macht ihnen Mut, den Kopf zu heben und geradeaus weiter zu gehen.
Menschen, die lieblos und böse über andere reden, machen in aller Regel deutlich, dass sie selber Dreck am Stecken haben. Wer ehrlich ist mit sich selber, der weiß, welchen Kampf er oft genug auch mit sich selber hat.
Jeder hat seine guten Seiten, aber eben auch seine Macken, seine seelischen Wunden, seine dunklen Seiten, seine tiefs-ten Geheimnisse.
Jeder hat schon Glück gehabt, dass seine Schwächen verborgen geblieben sind, seine Fehler, Versäumnisse und sein Versagen nicht allzu böse Folgen nach sich gezogen haben.
Wer mit seinem Lebensweg einigermaßen klar kommt und in der Spur bleibt, der tut gut daran, mit denen barmherzig zu sein, die aus der Bahn geworfen und geflogen sind.
Das Leben ist immer lebens-gefährdend.
Und das Gute im Leben ist ein Stück weit auch immer be-droht.
Menschen, deren Leben sehr schwer geworden ist, die ver-sagt und sich versündigt haben, denen andere Menschen schweres Leid angetan und sie dadurch aus der Bahn ge-worfen haben, die brauchen weder Schadenfreude noch mo-ralische Entrüstung, sondern Hilfe und Halt.
„Fürchtet euch nicht vor den Menschen!“
Beginnt vielmehr, die Menschen anzuschauen, zu durch-schauen und zu verstehen.
Angst kommt oft aus Unwissen und Unverständnis.
Je klarer ein Mensch Bescheid weiß, desto ruhiger wird er.
Wer sich auskennt, der wird vorsichtig, aber er gerät nicht in Panik.
„Nichts ist verborgen, was nicht offenbar wird.“
Wer Druck ausübt, wer an seiner Macht hängt, die anderen niedermachen muss und ein Klima von Angst und Gewalt um sich verbreitet, der ist im Grunde ein unsicherer, armseliger, kaputter Tropf.
Ein wirklich starker Mensch freut sich darüber, dass die anderen genau so stark, selbstbewusst und glücklich sind. Und wo sie es nicht sind, hilft er ihnen dazu.
Gib einem Menschen Macht und du lernst seinen Charakter kennen.
[„Parkplatz“ für aktuelle positive / negative Beispiele]
Zur Freiheit des Menschen gehört vor allem die Freiheit seiner Gedanken und seiner Worte.
Wer sich traut, zu denken, was er denkt, zu spüren, was er empfindet, zu sagen, was seine eigene Wahrheit ist, und wer diese Wahrheit in Liebe sagt, der ist auf der richtigen Spur.
Und wo können Christen Wahrheit finden?
Bei Jesus Christus, in seinen Worten und Taten.
Hier ist Nachahmen im besten Sinne gefragt.
Jesus hat einen ziemlich hohen Anspruch an uns.
Er tut das nicht, um uns unter Druck zu setzen.
Er traut uns vielmehr zu, dass wir Stück für Stück im Leben und im Glauben wachsen – auf ihn hin, der unser Haupt ist.
Viel Unglück auf dieser Welt kommt daher, dass Menschen nicht miteinander reden, sondern über- und gegeneinander sprechen.
Viel Unglück kommt daher, dass Menschen keinen haben, der ihnen so frei und liebevoll zuhört, dass der Mensch auch wirklich reden kann und reden will.
Es kann so heilsam sein, ohne Angst reden zu dürfen, ohne irgendeinen Druck zu erleben, sondern das befreiende Gefühl zu spüren:
Was ich sage, wird nicht moralisiert, sondern in Liebe ver-standen.
Auch das Dunkelste in der Seele in den hellen Tag des Be-wusstseins halten zu dürfen, es in Liebe anzuschauen und ohne Scheu besprechen zu können, das ist wohltuend und heilsam.
Wer so etwas kann, der ist viel stärker als einer, der ver-bietet, verurteilt und verdammt.
Die Wahrheit macht frei.
Und die Freiheit macht wahr.
Fürchtet euch nicht vor der Freiheit.
Und fürchtet euch nicht vor der Wahrheit.
Aber fürchtet euch vor denen, die beides unterdrücken wollen.
Mensch, du bist etwas wert!
Sei dir selber gut!
Nimm dich und dein Leben wirklich ernst!
Behandle dich nicht selber unter Wert!
Du lebst nur einmal!
Deshalb bringe möglichst viel Segen in die Welt!
Auch wenn du dunkle Seiten hast, Fehler machst und Schuld auf dich lädst – entscheidend ist die Spur von Liebe und deine gelebte Menschlichkeit, die du in die Welt bringst!
So übersetze ich die Worte Jesu:
„Wer mich vor den Menschen bekennt, zu dem werde ich mich vor Gott bekennen.“
„Gott ist die Liebe!
Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm!“
Wer den Menschen gut ist, ihnen das Gute sagt und für sie das Gute tut, der verehrt Gott dadurch.
Aber wer sich in Hass und Gewalt verliert, überheblich und böswillig die anderen niedermacht, oberflächlich oder gleich-gültig an der Not der anderen vorbeigeht, der beschädigt sein eigenes Menschsein und der verleugnet Gott vor den Menschen.
Und den wird auch Gott letztlich verleugnen.
Wer auf Erden Gott nicht sucht in den Menschen, die er auf seinem irdischen Weg trifft, der muss damit rechnen, dass er ihn auch in der Ewigkeit nicht findet, warnt uns Jesus.
Entscheidend für das Gelingen oder Misslingen des mensch-lichen Lebens ist nicht die äußerliche Karriere.
Entscheidend ist der innere Gehalt an Liebe, Wahrheit und Freiheit.
Denn: Der Mensch sieht das Äußere, Gott aber sieht auf das Herz.
Amen.
Verfasserin: Pfarrerin Iris Schmitt
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Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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