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Gesegnet und befreit zum Gebet und zum Dienst der Liebe

von Diethard Kamm ( Gera)

Predigtdatum : 14.05.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Rogate
Textstelle : Lukas 24,(44-49).50-53
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Wochenspruch:

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12, 32)

Psalm:

Psalm 47, 2 - 10

Lesungen

Altes Testament: 1. Könige 8, 12 - 24.26 - 28

Epistel: Apostelgeschichte 1, 3 - 4.(5 - 7).8 - 11

Evangelium: Lukas 24, 44 - 53

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 501 Wie lieblich ist der Maien

Wochenlied: EG 121 Wir danken dir, Herr Jesu Christ

Predigtlied: EG 428 Komm in unsre stolze Welt

Schlusslied: EG 243 Lobt Gott getrost mit Singen

Der Predigttext wurde bereits als Evangelium verlesen.

Himmelfahrt, ein unanschauliches Fest

Liebe Gemeinde,

es ist wie in jedem Jahr, besonders in protestantischen oder ehemals protestantischen Gegenden:

• Männer ziehen am Morgen los, mal mit Rucksack, mal mit dem berühmten Bollerwagen, oft mit den „nötigen“ Getränken, Wanderstöcken und natürlich viel guter Laune.

• Oft sind es Freundeskreise, Kollegen, Kegelclubs, die da unterwegs sind.

• Manchmal ziehen inzwischen auch Familien zu Fuß oder mit Fahrrädern los.

Wenn sie dann an einer Gruppe von Menschen vorbeikom-men, die im Grünen Gottesdienst feiern, gehen sie oft kopf-schüttelnd oder auch staunend vorüber. Nur wenige bleiben stehen und hören zu. Dazu gehören wollen sie nicht. Mit christlichem Glauben haben nur die Wenigsten etwas zu tun. Dass Christi Himmelfahrt ein christlicher, kirchlicher Feiertag ist, wissen nur noch wenige.

Eigentlich ist ihnen egal, warum dieser Tag frei ist: Vatertag, Männertag, …, Hauptsache frei. Da können sie einen schö-nen Frühlingstag im Freien, im Garten oder bei einer Wan-derung genießen.

Mit dem christlichen Inhalt des Himmelfahrtfestes können aber auch viele Christen nicht mehr viel anfangen. Deshalb haben die Menschen ihm eben einen ganz eigenen Sinn ge-geben, völlig unabhängig von jeglicher Religion.

Aber wie können wir als Christinnen und Christen von Him-melfahrt erzählen? Was bedeutet Himmelfahrt für uns und was erzählten die Evangelisten? Was hat die Himmelfahrt des auferstandenen Christus mit unserem Leben zu tun?

Eine Himmelfahrtgeschichte

Ich möchte ihnen eine Geschichte erzählen:

Von einem Rabbi wird erzählt, jeden Morgen vor dem Morgengebet steige er zum Himmel auf. Ein Gegner lachte darüber und legte sich auf die Lauer. Als der Rabbi am nächsten Morgen als Holzknecht verkleidet das Haus verließ, folgte er ihm heimlich. Der Rabbi ging in den Wald, fällte und hackte Holz, spaltete es. Der Gegner, der ihm heimlich folgte, sah, wie er sich das Holz auf den Rücken lud und zum Haus einer alten, einsamen und kranken Frau trug. Als er durch das Fenster lugte, sah er, wie der Rabbi vor dem Ofen kniete, diesen reinigte und Feuer machte.

Als die Leute später den Gegner fragten, was es denn nun auf sich habe mit der Himmelfahrt des Rabbi, ant-wortete er: Er steigt noch höher auf als bis zum Himmel.

Eine jüdische Geschichte. Keine über die Himmelfahrt Jesu, aber sie erzählt etwas davon, wie sehr Himmel und Erde zu-sammengehören. Es gibt keinen Himmel ohne eine mensch-liche Erde und ohne den Blick zum Himmel und auf Gott gibt es keine menschliche Erde. Sie sind eins.

Als Gesegnete zurückgehen, gemeinsam

Liebe Gemeinde, lassen Sie uns mit dieser Geschichte im Ohr mit den Jüngern und dem Auferstandenen hinausgehen in die Nähe von Bethanien:

Was ist da in der Nähe von Bethanien eigentlich geschehen?

Christus ist mit seinen Jüngern hinausgegangen. Sie waren voller Vertrauen, hatten keinen Zweifel, waren vermutlich gespannt und erwartungsvoll. Zuvor, so erzählt es Lukas, hat er ihnen seinen Auftrag und ihren Anteil daran erklärt: die Einladung zur Umkehr, Vergebung, aus der Versöhnung erwachsen kann, und die Zusage des menschenfreundlichen Geistes der Liebe Gottes.

Dort, in der Nähe von Bethanien, geschehen dann zwei Din-ge, die das Leben der Anhänger Jesu grundlegend verän-dern:

• Sie werden gesegnet, d. h.: „Ihr seid in Zukunft nicht alleine unterwegs.“ Es ist zugleich der Zuspruch der Gegenwart Gottes in ihrem Leben.

• Und Christus wird von ihnen weg in den Himmel empor-gehoben. Plötzlich ist derjenige, der ihnen den Weg weist, nicht mehr da. Sein Platz scheint leer zu sein.

Wir könnten ja meinen, nun bricht unter ihnen Verzweiflung und Trauer aus. Aber dem ist nicht so. Sie fielen vor ihm nieder und kehrten dann „mit großer Freude“ nach Jerusa-lem zurück. Sie kehrten als Veränderte zurück, nicht als Trauernde, sondern als Fröhliche, als Gesegnete, und ich möchte hinzufügen, als Beauftragte. Dafür priesen sie Gott, erzählt Lukas in seinem Evangelium.

Für diese Jünger sind Himmel und Erde ganz nahe beiein-ander. Ja, in dieser Segnung berühren sich Himmel und Er-de, wie es in einem Kirchentagslied heißt.

Liebe Gemeinde, ich beginne die Geschichte von dem Rabbi, der jeden Morgen vor dem Gebet zum Himmel aufsteigt, besser zu verstehen. In ihm und für ihn berühren sich Him-mel und Erde. Sie sind aufeinander bezogen. Sein Gebet und sein Tun gehören unauflöslich zusammen und er bringt der Frau ein Stück Himmel in ihr Haus. Weil er ein Geseg-neter ist und von Gottes Willen weiß, kann er der alten, kranken Frau ein Stück Himmel auf die Erde bringen.

Menschen, die Kranke besuchen und Trauernde begleiten, erzählen hin und wieder, dass sie von solchen Besuchen selbst als Getröstete nach Hause kommen. Sie wollten den Segen Gottes weitergeben und kommen voller Freude und Dankbarkeit zurück. Himmel und Erde berühren sich am Krankenbett oder auch im Trauerhaus.

Die strahlenden Augen eines Kindes, das in den Arm ge-nommen wird, erzählen von diesem Himmel.

Der Langzeitarbeitslose, der endlich wieder eine Arbeit, eine Aufgabe gefunden hat, kann plötzlich mit der Rede vom „Himmel auf Erden“ etwas anfangen.

Für manche erscheint dies ganz außergewöhnlich, ja unvorstellbar; unvorstellbar wie dieses Himmelfahrtsfest. Es ist so schwer zu verstehen, dass Christus erst gehen muss, um wirklich für alle da zu sein:

• für uns, die wir ihm vertrauen und heute Gottesdienst feiern,

• für diejenigen, die gerne glauben möchten und es doch nicht können,

• und eben auch für diejenigen, die kopfschüttelnd vor-übergehen.

Für uns alle gilt: Wenn wir die Liebe Gottes weitergeben, wenn wir umkehren zu Menschenfreundlichkeit und ein-ander achten auch dann, wenn wir einander fremd sind, und versuchen einander zu vergeben, dann berühren sich Him-mel und Erde. Dann kann Leben gelingen. Dieses gelin-gende Leben feiern wir heute.

Amen.

Verfasser: Propst Diethard Kamm

Talstraße 2, 07545 Gera


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