Gott kommt und schafft Freude
von
Predigtdatum
:
20.12.2015
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
4. Advent
Textstelle
:
Philipper 4,4-7
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Wochenspruch:
"Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe." (Philipper 4, 4.5 b)
Psalm: 102, 17 - 23 (EG 741)
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 52, 7 - 10
Epistel: Philipper 4, 4 - 7
Evangelium: Lukas 1, (39 - 45) 46 - 55 (56)
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 16 Die Nacht ist vorgedrungen
Wochenlied: EG 9 Nun jauchzet all, ihr Frommen
Predigtlied: EG 11, 1.5 – 8 Wie soll ich dich empfangen
Schlusslied: EG 1, 5 Komm, o mein Heiland
Eingangsgebet
Herr, unser Gott,
du begleitest uns und nennst uns deine Kinder.
Wir sind bei dir geborgen,
in Freude und Angst,
in Glück und Sorge,
in Gesundheit und Krankheit.
Lass uns offen sein für deine Gegenwart,
wenn du selbst in Jesus als Kind zu uns kommst.
(Gottesdienstbuch Württemberg 2004, Seite 131)
Fürbittengebet
Lebendiger, liebender Gott,
wenn du nahe bist, werden Mächte entthront,
werden Erniedrigte aufgerichtet.
Deine Nähe schafft Freude, dein Wort schafft Frieden.
Dafür danken wir dir.
Doch wir sagen dir auch, was die Freude noch trübt,
was noch nicht eingeschlossen ist in deinen Frieden,
und wir bitten dich um dein Erbarmen, um deine Nähe,
die alles zu verwandeln vermag.
Für die Menschen,
die gefangen sind im Streit der Interessen,
die den Hass nicht begraben können, bitten wir dich:
Herr, erbarme dich!
Für die, die gefangen sind von der Faszination des Geldes
und getrieben von der Gier nach immer mehr,
bitten wir dich:
Herr, erbarme dich!
Für die, die in Armut gefangen sind,
in hoffnungslosen Kreisläufen von Not und Abhängigkeit,
von Sucht, Kriminalität und Gewalt, bitten wir dich:
Herr, erbarme dich!
Für die, die gefangen sind in Traurigkeit und Schwermut,
in Angst vor den Menschen und Angst vor dem Morgen,
bitten wir dich:
Herr, erbarme dich!
Für uns selbst, unser Herz, das oftmals gefangen ist in
kleinlichen Wünschen und in der Furcht,
uns selbst zu verlieren, bitten wir dich:
Herr, erbarme dich!
Für uns und für alle, die noch gefangen sind,
bitten wir dich um deine Nähe, deine Gegenwart,
die befreit, die verwandelt, die uns neu macht
und die Freude weckt auf die vollendete Freiheit
in deinem Reich.
Amen (Nach Dr. M. Rost 2003)
Hinführung
Zu Philipper 4, 4 - 7
„Freuet euch!“ Das ist das wichtigste, was Paulus aus dem Gefängnis nach Philippe zu schreiben hat. Der Grund: Der Glaube, Gott kommt. „Der Herr ist nahe!“
Gott ist gekommen. Das feiern wir an Weihnachten. Darauf gehen wir in der Adventszeit neu zu. Deshalb der Predigttext.
Die Predigt nimmt erst am Ende Bezug auf den vierten Advent. Sie spart sich so alle Mutmaßungen über die Gefühle der Anwesenden und der nicht Gekommenen. Aber sie lädt ein zur Freude. Zur Freude über Gottes Nähe bei allen Menschen!
Gliederung
1. Gottes Nähe tut gut
2. Gottes gute Nähe für alle Menschen
3. Sorget nicht
4. Gott lässt mit sich reden
5. Sein Frieden bewahrt
6. Vierter Advent
Ziel
Etwas von der Freude „hörbar“ machen.
Predigt
Liebe Gemeinde,
(1. Gottes Nähe tut gut.)
„Der Herr ist nahe!“
Das ist der Schlüssel. Das ist der Schlüssel zur gesamten Botschaft des Paulus. Das ist der Schlüssel zum ganzen Neuen Testament.
Der Herr ist nahe. Gott ist im Kommen. Man hört seine Schritte schon. Er steht vor der Tür. Und wenn ER kommt, dann wird alles anders. Dann endet diese Welt. Alles ver-geht. Doch das Ende der Welt ist der Anfang von Gottes neuer Welt.
Dabei geht es nicht um die Frage „Wann“? Wann wird Gott kommen? Für Paulus steht das außerhalb allen anderer Meinungen: Gott kommt Und er kommt bald. Für uns ist aus Gottes Kommen eher die Hoffnung auf Gottes Nähe geworden. Gott ist in unserem Leben und in unserer Gemeinde immer nahe dabei – ungefragt, was wir darüber denken.
„Der Herr ist nahe.“
Das ist für den Apostel Paulus eine gute Nachricht. Ein Grund zur Freude. Der Schlüssel zum Tor der Hoffnung über den Tag hinaus.
Die Freude des Paulus ist allerdings bemerkenswert. Denn er befindet sich aktuell in einer hoffnungslosen Lage. Er ist im Gefängnis und muss tatsächlich mit seiner Verurteilung zum Tode rechnen. In seinem Kerker ist brennt kein Adventskranz. Er ist der erbarmungslosen römischen Staatsmaschine ausgeliefert. Die zermalmt jeden, der sie nicht an-betet.
So muss Paulus auch seine große Hoffnung begraben, selbst den Tag des Kommens Christi zu erleben. Aber er nimmt sein Leiden aus Gottes Hand.
Und so schreibt er nach Philippi:
4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!
Freude.
Es ist die Freude, die in allem mit Gottes freundlicher Nähe und Hilfe rechnet.
Es ist die Freude, die bereit ist, selbst noch das Sterben aus Gottes Hand anzunehmen.
Gottes Nähe tut gut. Das glaubt Paulus.
Er lebt selbst mit und in Christus.
Darum kann er sagen: „Freuet euch!“
(2. Gottes gute Nähe für alle Menschen)
Die gute Nähe Gottes hat Folgen.
Man merkt sie an der christlichen Gemeinde.
Paulus schreibt:
Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!
„Lindigkeit“ hatte einst Martin Luther übersetzt. So wie ein feuchter Umschlag einen Schmerz lindern kann, so „lindert“ die Gemeinde, die von Jesus bestimmt ist, manchen Schaden. Sie tut gut. Sie heilt Verletztes, sie besänftigt aufgewühlte Seelen, sie trocknet Tränen, sie ermutigt Verängstigte.
Lindigkeit, Milde, Gelassenheit – heute heißt es Güte.
Eure Lindigkeit lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! „Eure Güte mache allen Menschen Freude.“ (1)
Was tut gut?
- Mit dem Herrn der Welt, der so unaussprechlich nahe ist, haben wir es nicht mehr nötig, im anderen Menschen im-mer nur den Konkurrenten zu sehen oder ihn gar zu hassen.
- Wir müssen nicht mittun in dem tödlichen Kampf aller gegen alle.
- Wir brauchen nicht mehr wegzuschauen, um das Leiden der Mitmenschen nicht zu sehen. Wir können ihm in die Augen sehen - und vielleicht auch manchmal sogar lindern: weil uns selbst die Lindigkeit, Milde, Gelassenheit erfüllt und prägt.
Weil Gott seinen Menschen nahe ist, deshalb können Menschen miteinander menschlich umgehen. Die Hoffnung auf Gottes Nähe macht freundlich.
Es sind große Worte.
Sie spüren es.
Wer das buchstabieren will: „Der Christus ist nahe und tut uns und seiner Welt gut“ -
der kommt nicht drum herum, auch einmal „große Worte“ zu sagen, wenn es nötig ist. Er nimmt den Mund immer wieder neu voll, weil ihn die Freude regiert – und nicht die Kleinkrämerei und das Erbsenzählen.
Aber das Entscheidende ist und bleibt bei all dem nicht das Reden, sondern das Tun.
Lindigkeit will gelebt werden.
„Eure Güte mache allen Menschen Freude.“(1)
(3. Sorget nicht)
Paulus schreibt weiter:
„Freut euch! Der Herr ist nahe. Darum:
Sorget nicht!“
Sorgen macht sich jeder – z. B. in der Angst um sein Leben. Oder in der Angst um andere. In der Angst, zu kurz zu kommen. Oft in der Angst vor dem nächsten Tag.
Aber Paulus sagt: Seht! Da ist der Christus, der zum Vertrauen einlädt. Er ist nahe.
Er ist so nahe wie der Jesus im Sturm auf dem Meer.
Der schläft im Boot hinten auf einem Kissen. (2)
Seelenruhig.
Es mag so aussehen, als ob er nicht für uns sorgen würde.
Aber er hat doch alles in der Hand. Auch den Sturm – und er fragt seine Jünger: „Warum seid ihr so furchtsam? Habt ihr denn kein Vertrauen?“
Jesus ist auch im Sturm unaussprechlich und hilfreich nah.
Weil Paulus voller Erwartung ist auf das Kommen des Christus – darum kann er sagen: Sorget nicht!
Und das gilt auch für ihn selbst im Gefängnis. Das gilt auch angesichts der Enttäuschung, dass er jetzt wohl doch sterben wird – bevor der Christus kommt.
(4. Gott lässt mit sich reden)
Doch Paulus lässt es nicht bei dem Rat: Sorget nicht.
Es ist ja gar nicht so leicht, die Sorgen nicht mächtig werden zu lassen, wenn man niemanden hat, mit dem man sich besprechen kann.
So erinnert Paulus an etwas Wichtiges, das den HERRN der Welt von den anderen Herren unterscheidet. Er sagt: Ihr wisst doch, Gott lässt mit sich reden.
Die Mächtigen in unserer Welt haben keine Zeit für uns. Da können wir höchstens einen Brief schreiben oder einen Antrag ausfüllen. Aber Gott lässt mit sich reden – und er will, dass wir mit ihm reden.
Es ist keine Angelegenheit zu unwichtig, als dass man sie nicht mit ihm bereden und beraten könnte.
Und er weiß, was wir brauchen, ehe wir ihn bitten. (3)
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
(5. Sein Frieden bewahrt)
Und schließlich:
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Das ist kein Wunsch. Es ist eine Zusage.
Gottes Frieden wird euch bewahren.
Gottes Frieden ist wie ein starker Schutzwall um unsere Gedanken und Herzen.
Er sorgt, dass die Verbindung zu Jesus, dem Christus nicht abreißt. Er sorgt, dass wir in Jesus Christus bleiben.
Gott selber nimmt uns an der Hand.
Sein Friede schützt uns und umgibt uns – auch wenn unsere Erfahrungen alle dagegen sprechen.
Der Friede, den Gott schenkt, ist mächtiger als alle Vernunft und alles Verstehen. Er bewahrt. Er bewahrt uns zum ewigen Leben.
(6. Vierter Advent)
Der Herr ist nahe!
So glaubt und schreibt Paulus.
• Deshalb freut euch überall und immer!
Gottes Nähe tut gut.
• Deshalb lasst eure Lindigkeit, Milde, Gelassenheit, Güte sichtbar und spürbar werden. Ihr könnt es.
• Deshalb: Sorget nicht.
• Und: der Friede Gottes wird euch bewahren.
An all das werden wir heute erinnert, heute am 4. Advent.
Es ist nicht mehr weit bis zu dem Tag, an dem wir die Geburt Jesu feiern. Wir gehen auf das Fest zu, an dem wir feiern, dass Gott uns nahe kommt – ohne uns zu fragen, ob uns das recht ist. Ohne uns zu fragen, ob wir vorbereitet sind. Gott kommt.
Deshalb sind wir eingeladen zur Freude.
Ich lese noch einmal unseren Briefabschnitt aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Philippi: diesmal in der Übertragung von Jörg Zink.
Freut euch,
die ihr in Christus lebt, allezeit.
Und noch einmal sage ich:
Freut euch!
5 Eure Güte mache allen Menschen Freude.
Der Herr ist nahe.
6 Sorget nicht, sondern bittet Gott.
Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm.
7 Und der Friede Gottes,
der so viel stärker ist,
als unsere Gedanken verstehen,
sei ein Schutzwall, eine Wacht,
um eure Herzen und Gedanken,
damit nichts und niemand
euch von Jesus Christus trennen kann.
Amen
Verfasser: Dekan i. R. Eberhard Dieterich
Eugen-Gaus-Straße 30, 89518 Heidenheim
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(1) So überträgt Jörg Zink
(2) Markus 4, 35 - 41
(3) Matthäus 6
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