Wochenspruch: Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60,2)
Psalm: 97
Reihe I: 2. Mose 3,1-8a(8b.9)10(11-12)13-14(15)
Reihe II: Offenbarung 1,9-18
Reihe III: 2. Petrusus 1,16-19(20-21)
Reihe IV: 2. Mose 34,29-35
Reihe V: Matthäus 17,1-9
Reihe VI: 2. Korinther 4,6-10
Eingangslied: EG 441 Du höchstes Licht, du ewger Schein
Wochenlied: EG 450 Morgenglanz der Ewigkeit
Predigtlied: EG 66 Jesus ist kommen
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott
9 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Be-drängnis und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.
10 Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune,
11 die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.
12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
13 und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.
14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme
15 und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen;
16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht.
17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte
18 und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt.
Liebe Gemeinde,
heutzutage stellt es keine Schwierigkeit dar, auf die griechische Insel Patmos zu kommen. Zahlreiche Fähr-verbindungen bestehen zu anderen Teilen Griechenlands. Der Grund dafür ist eines der wichtigsten Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche. Und dass das genau dort, auf Patmos, gebaut wurde, geht auf den Seher Johannes zurück, dem das letzte Buch in unserer Bibel zugeschrieben wird, die Offenbarung des Johannes.
Dort auf Patmos soll dieses letzte Buch der Bibel entstanden sein. Denn der Seher Johannes war auf diese Insel vom römischen Kaiser Domitian verbannt worden, damals jedoch ohne die Möglichkeit, von dort wieder weg zu kommen. Diesem Kaiser war Johannes ein Dorn im Auge, weil er sich freimütig zu Jesus Christus bekannte und darüber predigte, dass Jesus Christus der wahre Herr sei und ihm alle Ehre gebühre, nicht etwa den weltlichen Herrschern wie zum Bei-spiel dem römischen Kaiser.
Nicht nur den Seher Johannes, sondern auch alle anderen Menschen, die sich damals zu Jesus Christus bekannten, unterdrückte der römische Kaiser und machte ihnen das Leben schwer. Die Angst, überhaupt zu überleben, war unter den Menschen der ersten christlichen Gemeinden damals groß. Die Sorge, dass Menschen dem Druck nicht standhalten und sich vom christlichen Glauben und der christlichen Gemeinde abwenden würden, war mit Händen zu greifen. Vielfach machte sich Verzweiflung und Trostlosigkeit breit.
So erging es wohl auch dem Seher Johannes auf der Insel Patmos. Die Hoffnung, dass sich für ihn die Situation zum Besseren wenden würde, hatte er längst begraben. Ich kann mir gut vorstellen, wie er auf einem Felsen sitzt und sehn-süchtig aufs Meer blickt, vielleicht voller zorniger Gedanken über den römischen Kaiser, vielleicht im Zwiegespräch mit seinem Gott ...
Und dann geschieht eines Tages etwas ganz Außergewöhnliches. Johannes erzählt davon so:
„Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.
Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
Was für ein irres Erlebnis! In einer Situation, in der alles nach Verlassen-Sein und Untergang aussieht, bekommt Johannes diese machtvolle Szene zu sehen. Um das alles zu sehen, muss Johannes sich erst einmal umdrehen. Dazu veranlasst ihn die donnernde Stimme, die ihn anspricht. Er dreht sich um, zunächst nur, um herauszufinden, wer da mit ihm spricht. Und dann sieht er diese ganz außergewöhnliche und vermutlich auch sehr furchteinflößende Szenerie. Im ersten Moment muss sie ihn an den Thronsaal des römischen Kaisers erinnert haben. Eine mächtige Gestalt in prachtvollem Gewand und leuchtendem Gesicht in der Mitte beherrscht die ganze Szene. Johannes ist so erschrocken oder überwältigt, dass er in Ohnmacht fällt.
Was die Lebensgeister des Johannes wieder weckt, ist eine ganz zarte Geste: „Und er legte seine rechte Hand auf mich.“ So hat er es später aufgeschrieben. Es tut ihm gut, dass ihn einer anfasst, vorsichtig, respektvoll; vielleicht legt er ihm die Hand auf die Schulter oder den Arm, um ihn vorsichtig aus seiner Ohnmacht zurückzuholen.
Und zu dieser freundlichen Geste kommen Worte. Johannes hört jemanden reden. Und die Worte, die er hört, sind ihm vertraut. „Fürchte dich nicht!“ Das sind, so dämmerte es ihm vielleicht, die Worte, die Jesus so oft zu seinen Jüngern gesagt hat, damals, als er einige von ihnen von ihren Fischernetzen in seinen Dienst gerufen hat. – „Fürchte dich nicht!“, damals, als er zu den Jüngern gesagt hat, dass sie sich nicht um alles Sorgen machen brauchen, denn Gott würde für sie sorgen – „Fürchte dich nicht!“; damals, als die Jünger voll Schreck einen Menschen auf dem Wasser wandeln sehen und ihn nicht als ihren Freund und Meister erkennen – „Fürchtet euch nicht!“, damals, auf dem Berg der Verklärung, wovon wir heute im Evangelium gehört haben – „Fürchtet euch nicht!“
Diese tröstlichen Worte hört Johannes und erkennt daran, wer mit ihm spricht: Der Menschensohn selbst, Jesus Christus. Und langsam wird Johannes wohl klargeworden sein, was er in der überwältigenden Szenerie, die zu schauen ihn diese machtvolle Stimme aufgefordert hat, sehen sollte: Jesus Christus ist viel mächtiger als der römische Kaiser, der ihm und den christlichen Gemeinden nach dem Leben trachtet.
Das wird Johannes noch einmal besonders deutlich in den Worten, die er nach dem „Fürchte dich nicht!“ zu hören bekommt: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
Johannes versteht: Auch, wenn es dem römischen Kaiser gelungen ist, Not und Tod über die christlichen Gemeinden zu bringen, die Schlüssel des Todes und der Hölle hat er nicht in der Hand. Aus dem Tod befreien, das kann nur einer, Jesus Christus.
Diese tröstliche Botschaft soll Johannes aufschreiben für alle, die Trost und Unterstützung brauchen, die wieder Mut fassen sollen und mit anderen Augen auf ihr Leben schauen sollen. Und so lesen wir die Worte bis heute in der Offenbarung des Johannes. Auch wir dürfen uns von ihr trösten lassen, da wo wir Trost nötig haben.
Angst um unser Leben brauchen wir wegen unseres christ-lichen Glaubens und weil wir uns zur christlichen Gemeinde halten und heute zum Gottesdienst gekommen sind, keine haben. Aber es gibt so viel Anderes, wofür jeder von uns Trost brauchen kann. Denn zu fürchten gibt es ja wohl im Leben der meisten Menschen so einiges.
[Hier können aktuelle Konkretionen aus der Erfahrung der Gemeinde oder aus dem aktuellen Weltgeschehen eingefügt werden]
Und vielleicht sitzen auch wir manchmal wie der Seher Johannes da und fühlen uns abgeschnitten vom Leben, weil Sorgen übermächtig geworden sind, weil der Arbeitsplatz in Gefahr ist, weil das Haus zu groß und der Umzug in ein Seniorenheim unvermeidlich geworden ist, weil die Ehe zu scheitern droht, weil das Halbjahreszeugnis miserabel ausgefallen ist, weil Krankheit das eigene oder das Leben von geliebten Menschen bedroht, ...
Wie notwendig ist dann Trost und Unterstützung und eine Stimme, die uns auffordert, uns umzudrehen und uns sagt: „Fürchte dich nicht!“
Wenn uns dann noch jemand an die Hand nimmt oder auch nur vorsichtig unseren Arm berührt und uns damit zeigt: Ich stehe dir an der Seite. Ich begleite dich. Ich bete für dich. Ich erinnere dich daran: Wir haben einen Gott, der stärker ist alle Mächte dieser Welt – dann können auch wir wieder aufstehen und die nächsten Schritte wagen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
AMEN
Gott, mächtig und zärtlich zugleich,
du machst es hell, wo sich Dunkelheit ausbreitest.
Du tröstest, wo Verzweiflung und Angst um sich greifen.
Wir bitten für Menschen,
die in ihrem Leben nicht weiter wissen,
die sich wie abgeschnitten vom Leben fühlen,
die keinen Blick mehr für das Schöne und Helle haben.
Wir bitten für Menschen in den Ländern,
wo Krieg geführt wird,
wo täglich Menschen durch Waffen
und durch Hunger sterben.
Wir bitten für Menschen,
die wegen ihres Glaubens verfolgt und angefeindet werden.
Wir bitten für Menschen,
die sich um andere kümmern und für sie da sind,
in Krankenhäusern und Pflegeheimen,
in Schulen und Kindertagesstätten,
in Einrichtungen für Flüchtlinge
und an vielen anderen Orten.
In der Stille bringen wir unsere persönlichen Anliegen vor dich [Gebetsstille]
Gott, mächtig und zärtlich zugleich,
du machst es hell, wo sich Dunkelheit ausbreitest.
Du tröstest, wo Verzweiflung und Angst um sich greifen.
Wir beten gemeinsam: Vater unser im Himmel …
Verfasserin: Pfarrerin Eva Fitschen, Am Dorfplatz, 904838 Zschepplin
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
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Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
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