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Gott rettet

von Jürgen Wolf (Hermsdorf)

Predigtdatum : 27.01.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Letzter Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : 2. Mose 3,1-8a(8b.9)10(11-12)13-14(15)
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Wochenspruch: "Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jesaja 60,2)

Psalm: 97

Predigtreihen

Reihe I: 2. Mose 3,1-8a(8b.9)10(11-12)13-14(15)
Reihe II: Offenbarung 1,9-18
Reihe III: 2. Petrusus 1,16-19(20-21)
Reihe IV: 2. Mose 34,29-35
Reihe V: Matthäus 17,1-9
Reihe VI: 2. Korinther 4,6-10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 450 Morgenglanz der Ewigkeit
Wochenlied: EG 67 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Predigtlied: EG 73,1+5-8 Auf, Seele, auf und säume nicht
Schlusslied: EG 66,1-4 Jesus ist kommen

Predigttext 2. Mose 3, 1 - 8 a (8 b.9) 10 (11 - 12) 13 - 14 (15)

Moses Berufung

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.

3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.
(9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,)
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
(11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.)
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
(15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.)

Begrüßung

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60, 2)

Mit diesem Spruch aus dem Jesaja – Buch möchte ich Sie herzlich zu diesem Gottesdienst am letzten Sonntag nach Epiphanias begrüßen: Über dir geht auf der HERR, das weist noch einmal auf das Erscheinung Gottes hin. Wir feiern und bedenken das in dem Kommen Gottes als Mensch zu uns. Im Evangelium werden wir von dem Durchscheinen der Göttlichkeit Jesu durch seine Menschlichkeit erzählt bekommen. Da werden Mose und Elia erscheinen. Und für die Jünger ist das ein so faszinierender Moment, dass sie ihn gerne festgehalten hätten mit dem Bau von drei Hütten. Und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60, 2)

Wir könnten auch übersetzten: Sein Gewicht, seine Gewichtigkeit über dir, für dich, wird sichtbar. Es wird sichtbar, dass Gott Gewicht in unserem Leben hat. In der Predigt wollen wir daher über eine Berufungsgeschichte nachdenken, in der Gott erscheint und Gewicht bekommt und einen Auftrag erteilt. Das ist die Berufung des Mose und sie lädt ein, auch über das Gewicht Gottes in unserem Leben nachzudenken.

Predigt

Liebe Gemeinde,

wir werden in die Wüste geführt. In der Wüste ist es trocken. Und es ist in der Wüste still. Trockenheit und Stille können einerseits belastend sein. Wer die Wüste schon einmal erlebt hat, kann das bestätigen. Stille kann belastend sein.

Normalerweise erfahren wir in unserer lauten Zeit die Stille entlastend. Lärm bereitet uns Stress: Autolärm, Krach von Baumaschinen, der Schredder in Nachbars Garten, die laute Musik aus der Wohnung über uns, selbst eine Mücke im Zimmer kann unsere Stille stören. Wenn es dann endlich einmal ganz still ist, atmen wir auf. Wir können entspanne.

Die Stille kann aber zur Belastung werden, wenn ich etwas hören möchte und mir begegnet nur Schweigen. Es kann Lebensphasen geben, die wie solche Wüsten sind. Ich möchte eine Antwort auf die Fragen meines Lebens haben: Warum geschieht mir dieses oder jenes Leid? Warum muss ich diesen oder jenen Weg in meinem Leben gehen? Dann ist da die tiefe Sehnsucht in uns, die Stimme Gottes hören zu können. Aber mitunter begegnet uns Schweigen von Gott her. Hier kann die Stille zur Belastung werden. Und je stiller es um mich her wird, um so lauter werden die Fragen und Gedanken im Kopf.

Mose ist in der Wüste. Und es ist eine Geschichte von Schweigen und Hören, vom Sprechen und vom Sehnen. Die Wüste ist sein Alltag geworden. Und auch das Schweigen Gottes ist sein Alltag geworden. Und er lebt mit dem Schweigen Gottes ganz gut. Er hat sich eingerichtet.

Hinter ihm liegt eine Lebensgeschichte voller Hoffnung und voller Blut. Die Geschichte kennen Sie sicher. Er entstammt dem in Ägypten versklavten Volk der Israeliten – der Hebräer. Er wird auf der Grundlage eines Gesetzes des Pharao als Säugling auf dem Nil ausgesetzt. Dann findet ihn ausgerechnet die Prinzessin, die Tochter des Pharao. Seine Tränen erwecken ihr Mitleid, ihre Barmherzigkeit. Sie nimmt ihn zu sich und erzieht ihn. Sie zieht in groß. Und sie vermittelt ihm ein Wissen um seine Herkunft.

Eines Tages will er zu seinen Wurzeln zurück. Er schaut, wie es seinem Volk geht. Und er hat die Hoffnung auf Gerechtigkeit. Er erlebt das Unrecht eines Aufsehers der Ägypter gegenüber einem hebräischen Landsmann. Den Aufseher erschlägt er kurzerhand und verscharrt ihn im Sand. Aber das wird gemerkt.

Mose schweigt. Mose wird gesucht. Mose flieht in die Wüste Midian. Dort findet ihn niemand. Dort kann er sich einrichten. Mose richtet sich auch in seinem Schweigen ein. Er schweigt über sich. Und Gott scheint auch zu schweigen. Mose heiratet eine Tochter Jitros und hütet Schafe. Und Gott schweigt zum Glück.

Spüren Sie einmal in sich hinein – wo gibt es Dinge in ihrem Leben, die Sie beschweigen, mit denen sie sich eingerichtet haben und zu denen auch Gott zum Glück schweigt. 

[Hier kann ein Moment der Stille von einer halben oder ganzen Minute gehalten werden, wenn die Gemeinde damit etwas anfangen kann.]

Wir gehen unsere eingefahrenen und eingeübten Wege vor Gott und seinem Schweigen. Dann passiert eines Tages etwas ganz Gewöhnliches. Mose sieht einen Busch in der Wüste. Er leuchtet wie die Flamme des Feuers. Er brennt, aber verbrennt nicht. Das ist nicht ungewöhnlich, weil das vorkommt bei Büschen, die über und über mit leuchtenden Glühwürmchen besetzt sind. Die Büsche leuchten flammend fluoreszierend. Die Büsche scheinen zu brennen aber verbrennen nicht.

In dieser Gewöhnlichkeit des Alltages blitzt das Ungeheuerliche und Ungewöhnliche auf. In diesem Naturereignis ist der Bote Gottes da.

Mose lässt sich durch diese Gewöhnlichkeit unterbrechen. Er lässt sich vom Weg abbringen. Das ist fast wie im Märchen, wo Rotkäppchen vom Weg abbiegt. Luther übersetzt das unbefriedigend mit: „ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen“. Es kann auch übersetzt werden: „Ich will abbiegen“. Das heißt den gewohnten Weg verlassen. Ich muss mich auf das Ungewöhnliche im Alltag einlassen und von ihm unterbrechen lassen können.

Das Ungewöhnliche ist auch das Bedrohliche. Was ich nicht kenne macht mir Angst. Es ist etwas, was ich vielleicht lieber meiden möchte. Der Busch ist deshalb widerborstig.

Jetzt spricht Gott selbst aus dem Busch. Sein Schweigen ist gebrochen. Und Mose hört. In der Alltäglichkeit wird das Schweigen zum Sprechen und Hören. Wenn das geschieht ist es wie ein Geschenk. Gott spricht: „Mose, ziehe deine Schuhe von deinen Füßen. Der Ort, an dem du stehst ist heiliges Land“. Als Mose hört, dass Gott mit ihm spricht, verhüllt oder verbirgt er sein Angesicht. Das Judentum wird später daraus die Folgerung ziehen, dass man sich als Mann in der Synagoge, auf dem Friedhof oder beim Gebet bedeckt.

Dann kommt der Auftrag: „Geh und führe mein Volk in die Freiheit. Ich habe ihre Not gesehen und ihr Geschrei gehört“.

Mose ist es nicht recht. Er möchte lieber im Schweigen bleiben. Es schweigt sich doch so schön. Wie kommt er nun um diesen Auftrag herum?

„Wenn die Israeliten mich nun fragen: wie ist dein Name? Was soll ich ihnen sagen?“

Vielleicht hat Mose gehofft, dass Gott gar keinen Namen hat. Er definiert sich nur über die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. Und die sind lange vorbei. Die sind nicht mehr aktuell. Könnte ich Gott in die Geschichte schieben, in die Vergangenheit und dann schweigen?

Genau dort ist Gott nicht. Und eben das sagt sein Name: „Sage ihnen“, spricht Gott, „mein Name ist: Ich bin, der ich bin“.  Im folgenden Vers drückt Gott seinen Namen so aus, wie er dann im Judentum niemals ausgesprochen wird: Jawä. - „Ich bin“ ist das Wesen von Gott.

Mose kommt um den Auftrag nicht drum herum, so sehr ihm noch neue Fragen einfallen. Er muss gehen. Und es wird kein einfacher Weg. Aber der „Ich bin“ ist bei ihm.

Liebe Gemeinde, wo haben Sie den Ruf Gottes in der Gewöhnlichkeit des Alltages gehört? Was ist Ihre Berufung? Vielleicht ist da die Berufung zum Ehemann- oder Ehefrau-Sein, vielleicht die Berufung in die Elternschaft oder die Berufung zur Hilfe für andere Menschen in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde.

Mitunter bedürfen das Annehmen und das Umsetzen einer Berufung auch der Tapferkeit, weil mir in ihr auch etwas Ängstigendes begegnet. Entziehe ich mich aber diesem Ruf, kann es sein, dass ich mein Leben verfehle. Darum bedarf das der Tapferkeit. 

Gott ruft aber niemals in die Überforderung. Gott ruft ins Helle. Aber dennoch geht der Weg möglicherweise durch tiefe Lebensschluchten: Die Erziehung der Kinder, die Entscheidung, wie ich mit den pflegebedürftigen Eltern umgehe, die Hilfe für die Nachbarin oder die Begleitung einer Flüchtlingsfamilie in ein geordnetes Leben hier.

[Diese Beispiele können auch ausgetauscht werden, denn ich schreibe die Predigt Ende Juli 2018. Wenn sie Ende Januar dann gehalten wird, können noch ganz andere Herausforderungen vor uns liegen.]

Solche Wege können uns an den Rand unserer Möglichkeiten führen. Gott ist einer, der sagt: „Ich bin, Ich bin da“. Das heißt auch, es gibt immer noch einen Weg. Es gibt immer noch eine Alternative, eine andere Möglichkeit. Gott schenkt sich so in seinem Schweigen und Sprechen als Grund unseres Lebens: Ich bin.

So ist in allen Wüsten unseres Lebens dieses Wort von Gott schon gesagt: „Ich bin da“. Und sein Dasein steht hinter all seinem Schweigen. Und von ihm sind wir in unserem Schweigen umhüllt. Das lässt uns jetzt zu Hause sein in Gott. Davon erzählt das Lied: „Auf, Seele auf, und säume nicht“.

Amen

Eingangsgebet

Gott, himmlischer Vater, du hast für uns eine Berufung. Manchmal wissen wir nicht, ob wir Deinem Willen entsprechen können. Aber du rufst nicht in die Überforderung.

Lass uns aus dieser Gewissheit leben. Das bitten wir durch Christus, unseren Herrn, der mit Dir lebt und wirkt in Zeit und Ewigkeit.

Amen

Fürbittengebet

Gott, Du schaust uns liebevoll an. Du berufst uns durch die Herausforderungen unseres Lebens. Aber Du überforderst uns nicht. Wir danken dir für Deinen liebenden Blick auf uns.

Lass uns achtsam sein, wo unser Hören gefragt ist, damit die Menschen neben uns nicht einsam bleiben müssen.

Lass uns achtsam sein, wo unser Reden gefordert ist, damit Dein Trost weitergegeben werden kann. 

Lass uns achtsam sein, wo unser Tun notwendig ist, damit Hilfe geschieht.

Wir bitten Dich für die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Lass ihr Tun dem Wohl der Menschen dienen und mache so den Weg für Frieden und Gerechtigkeit frei.

Begleite Deine Kirche durch die Zeit, damit sich Dein Licht in dieser Welt ausbreitet. Lass Dich von denen finden, die auf der Suche sind nach Halt, Trost und Heimat. Erneuere Deine Kirche immer wieder und fange damit bei uns an.

Wir bitten Dich für uns selbst: Gehe mit uns mit durch die Zeit und schenke uns die Gewissheit, dass Du uns liebevoll in Deinen Händen trägst.

Ergänzend möchte ich auch auf das Gebet für Epiphanias im Gottesdienstbuch auf S. 580 hinweisen.

Verfasser: Pfarrer Dr. Jürgen Wolf, Pfarrstraße 1, 07819 Triptis


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