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Gottes Glanz leuchtet in Brechungen auf

von Thomas Kluck (64287 Darmstadt)

Predigtdatum : 01.02.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Sonntag vor der Passionszeit
Textstelle : Matthäus 17,1-9
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Wochenspruch:

Über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60, 2)

Psalm: 97 oder 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 3, 1 – 10 (11 - 14)
Epistel:
2. Korinther 4, 6 – 10
Evangelium:
Matthäus 17, 1 - 9

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 72
O Jesu Christi, wahres Licht
Wochenlied:
EG 67
Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Predigtlied:
EG 268
Strahlen brechen viele
Schlusslied:
EG 70, 4
Wie schön leuchtet der Morgenstern

Hinführung:
Mit dem letzten Sonntag nach Epiphanias, zumal, wenn er wie 2009 am Tag vor dem Fest der Darstellung des Herrn gefeiert wird, geht der Weihnachtsfestkreis zu Ende. Der Blick auf Jesus wird langsam von dem Kind im Stall weggelenkt zu dem Mann am Kreuz. Bilder, die viele Menschen ansprechen, werden in den nächsten Wochen abgelöst durch solche, mit denen zunehmend auch Theolog(inn)en ihre Schwierigkeiten haben: Leiden? Muss das sein? Erlösung? Brauchen wir sie überhaupt noch?
Der Predigttext scheint auf den ersten Blick einen triumphierenden Jesus vorzustellen, der in einer eindrucksvollen Vision vor den Augen von dreien seiner Jünger von Gott selbst verklärt wird. Aber Vorsicht: der Kontext legt ein anderes Jesusbild nahe. Er wird deshalb vor der Verlesung des Textes referiert.

Liebe Gemeinde!
Wer ist Jesus Christus für Sie? Was bedeutet Jesus Christus in Ihrem Leben?
Das ist die Frage, die der heutige Predigttext stellt, an jede und jeden von uns.
Die Verklärung Jesu, so ist der Text überschrieben. Eine für uns schwer verständliche Visionsgeschichte. Verständlich wird der Text nur, wenn man ihn als Antwort liest auf das, was vorher berichtet wird.
Wer ist Jesus? – diese Frage bewegte schon seine Zeitgenossen, die Leute, die von ihm hörten, denen er begegnete auf seinen Wanderungen durch Galiläa, die ihm zuhörten, wie er vom Reich Gottes sprach, nicht als etwas Fernliegendes, sondern als unmittelbare Wirklichkeit. Und besonders bewegte diese Frage natürlich seine Freunde, die sich ihm angeschlossen hatten und ihm folgten. Die gespürt hatten: das ist ein ganz besonderer Mensch, einer, bei dem man merkt: der ist ganz nah dran an Gott. Wenn man mit ihm zu tun bekommt, dann bekommt man es mit Gott zu tun.
Und dann ist Jesus mit seinen Jüngern eines Tages ganz oben im Norden, da, wo der Jordan entspringt, auf einem Felsen über dem Fluss. Und da fragt er sie: „Was sagen die Leute denn, wer ich bin?“ „Nun, vielleicht einer der großen Propheten Israels: Elia oder Jeremia, oder Johannes der Täufer.“ „Und was sagt ihr, wer ich bin?“ „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ antwortet da Simon Petrus. Also mehr als ein Prophet, mehr als einer, der nur im Auftrag Gottes spricht oder handelt. Einer der noch näher an Gott dran ist, einer, in dem Gott selbst auf der Erde anwesend ist.
Jesus lobt Petrus für dieses Bekenntnis, er nennt ihn den Felsen, auf den er seine Kirche bauen will. Was er dann sagt, ist für Petrus jedoch kein Anlass, nun in Triumphgeschrei über diesen Auftrag zu verfallen. Jesus gibt seinen Jüngern nämlich zweierlei mit: zunächst spricht er in dunklen Vorahnungen von seinem Leiden, von seinem Tod, aber auch von seiner Auferstehung. Und davon lässt er sich auch durch aufmunternde Sprüche von Petrus nicht abbringen. Im Gegenteil: Jesus steigert die düsteren Töne noch: „Will mir jemand nachfolgen, der nehme mein Kreuz auf sich und folge mir.“ Auch für die, die zu Jesus gehören wollen, ist also zunächst eher Leiden als Triumph angesagt. Und dann setzt unser Predigttext ein. Er steht bei Matthäus im 17. Kapitel.

1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.
4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Jesus geht mit drei Jüngern auf einen hohen Berg: Petrus ist dabei und die beiden Brüder Jakobus und Johannes. Die drei sind die wichtigsten der Apostel – die Säulen, auf denen die Kirche ruht, so werden sie später genannt. Sie genossen offensichtlich das besondere Vertrauen Jesu. Er nimmt sie mit auf den Berg, an die Stätte der Gottesbegegnung. Und sie sind auch ganz am Ende seines Lebens bei ihm, als er im Garten Gethsemane im Gebet mit Gott ringt um seinen Leidensweg.
Dort oben auf dem Berg haben sie eine Vision: Das Angesicht und die Kleider Jesu leuchten wie die Sonne, Mose und Elia erscheinen und reden mit ihm. Mose, der einst auf einem Berg die Tafeln der Gebote von Gott empfangen hat. Und Elia, der für die prophetische Tradition steht: Gott hat in der Tora gesprochen und spricht immer wieder durch die Propheten zu seinem Volk.
Petrus wird aktiv: er schlägt vor, für die drei Laubhütten zu bauen, wie das die Juden alljährlich beim Laubhüttenfest tun.
Das Laubhüttenfest erinnert an die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Es ist gelebte Erinnerung daran, dass wir Menschen unterwegs sind und in dieser Welt keine bleibende Stadt haben (Hebr 13,14). Es erinnert an das Ende der Zeiten und daran, dass wir auf Erlösung angewiesen sind. Der Tempel des Königs Salomo wurde am Laubhüttenfest eingeweiht: selbst dieser steingewordene Wohnsitz Gottes ist vergänglich.
Aus dem Vorschlag des Petrus wird nichts: Gott selbst erscheint in einer lichten Wolke, aus der die Stimme zu hören ist: „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Den sollt ihr hören!“
Das ist die Antwort Gottes auf das Bekenntnis des Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Gott selbst spricht hier das Amen – So sei es! – zu diesem Christusbekenntnis. Diese Erscheinung Gottes auf dem Berg ist das Ausrufezeichen hinter dem Bekenntnis der Kirche: Jesus ist Gottes Sohn!
Die Jünger fallen zu Boden – wie könnte es bei einer Gottesbegegnung anders sein? Jesus berührt sie und sagt ihnen: „Fürchtet euch nicht!“ Und da ist die Vision auch schon vorüber: sie sehen nichts mehr außer Jesus allein. Bis nach der Auferstehung sollen sie niemandem von dieser Erscheinung erzählen. Und wahrscheinlich begreifen sie wirklich erst dann, erst im Rückblick nach der Auferstehung, was da geschehen ist: als Jesus nicht mehr als ein Mensch aus Fleisch und Blut bei ihnen ist, sondern als der Auferstandene.
Wer ist Jesus Christus für Sie? Was bedeutet Jesus Christus in Ihrem Leben?
Die Frage ist nicht nur damals an die Apostel gerichtet: Jede und jeder von uns muss darauf auch heute eine Antwort suchen. Wer zur Kirche gehört, wer sich und seine Kinder taufen lässt, wer an Weihnachten den Gottesdienst besucht, legt zumindest die Antwort nahe, dass Jesus Christus für ihn oder sie eine Bedeutung hat, irgendwie wichtig ist oder doch zumindest zum Leben dazu gehört.
Die Menschen haben unterschiedliche Bilder von Jesus. Unterschiedliche Dinge sind ihnen an Jesus wichtig.
Jesus kann als moralisches Vorbild gesehen werden. Einer, der den Weg der Nächstenliebe, ja sogar der Feindesliebe, konsequent bis zum Ende gegangen ist. Der Nächstenliebe nicht nur von anderen verlangt, sondern gelebt hat und dafür sogar in den Tod gegangen ist. Einer, dem es sich deshalb nach zu eifern lohnt. Auch wenn wir dieses Vorbild niemals erreichen werden, so können wir uns doch zumindest moralisch danach ausrichten. Jesus als moralisches Vorbild.
Jesus kann als guter Freund gesehen werden. Einer, zu dem ich mit allem kommen kann, was mich beschäftigt. Ein Gesprächspartner, der immer Zeit für mich hat und immer zuhört. Der mir auch mal Hinweise gibt, wie ich meinen Weg weitergehen soll und was ich lieber lassen sollte. Jesus als guter Freund.
Jesus kann als Revolutionär gesehen werden. Einer, der die ungerechten Machtstrukturen seiner Zeit und aller Zeiten in Frage gestellt hat und der dafür büßen musste – mit dem Tod am Kreuz. Jesus als Revolutionär.
Keines dieser Jesusbilder ist falsch. Alle haben manches für sich und lassen sich aus dem Zeugnis des Neuen Testaments belegen. Aber zugleich reicht keines dieser Jesusbilder aus, um wirklich zu verstehen, wer Jesus ist.
Mit dem heutigen Sonntag geht die Weihnachtszeit zu Ende. Wir haben noch einmal das weiße Antependium vor den Altar gehängt. Nächste Woche beginnt die „Vorfastenzeit“, in vier Wochen dann die Passionszeit mit dem Gedenken des Leidens und Sterbens Jesu. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren unsere Kirchen überfüllt. Alle Welt wollte die alte Botschaft wieder hören:
„Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Wir haben uns gefreut über die Geburt des Kindes im Stall von Bethlehem. Wir haben gesungen und gefeiert. Aber bei aller Freude, die wir uns bewahren mögen auch für die kommende Zeit: jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Wenn Gott über Jesus sagt: Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören! – dann meint er nicht einen kriegerischen und siegreichen König, dann macht er die Gottverlassenheit des Menschen zu seiner eignen Sache. Dann nimmt er das Schicksal des Menschen auf sich und wendet es damit. Und dann sagt er damit auch: Wer Jesus sieht, sieht mehr als nur einen außergewöhnlichen Menschen und großen Religionsstifter. Hier in Jesus – und nur hier – erfährt man etwas über Gott. Und da erfährt man, dass Gott eben nicht nur da ist, wo man erfolgreich, schön, stark und wohlhabend ist. Sondern dass er ein Gott ist, der den Erfolglosen, den Gescheiterten, den Hässlichen, den Schwachen und Armen besonders nah ist, weil er selbst einer von ihnen geworden ist und ihren Weg mitgegangen ist.
In Jesus ist dieses Bild Gottes für alle Welt offenbar geworden. Jesus ist der Mensch, in dem wir Gott auf dieser Erde erkennen können. Dass er sich uns allen in der vor uns liegenden Zeit immer mehr als dieser GOTT-Mensch zeigen möge, das wünsche ich uns. Amen.

Verfasser: Pfarrer Dr. Thomas Kluck, Herdweg 122, 64287 Darmstadt

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