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Gottes Glanz leuchtet in Brechungen auf.

von Hans-Peter Rabenau (Seeheim-Jugenheim)

Predigtdatum : 28.01.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Sonntag vor der Passionszeit
Textstelle : Johannes 12,34-36.(37-41)
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Wochenspruch:

Über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

(Jesaja 60, 2)

Psalm:

97 oder100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:

2. Mose 3, 1 – 10 (11v - 14)

Epistel:

2. Korinther 4, 6 – 10

Evangelium:

Matthäus 17, 1 - 9

Liedvorschläge

Eingangslied:

EG 441

Du höchstes Licht, du ewger Schein

Wochenlied:

EG 67

Herr Christ, der einig Gotts Sohn

Predigtlied:

EG 72

O Jesu Christi, wahres Licht

Schlusslied:

EG 70, 1 + 7

Wie schön leuchtet der Morgenstern

Johannes 12, 34 – 36 ( 37 – 41)

34 Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?

35 Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.

[37 Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen tat, glaubten sie doch nicht an ihn, 38 damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte (Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?« 39 Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesagt (Jesaja 6,9-10):

40 »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.« 41 Das hat Jesaja gesagt, weil er seine Herrlichkeit sah und redete von ihm.]

Anmerkung: Meine Predigt bezieht sich nur auf den ersten Abschnitt des Predigttextes (V. 34-36)

Liebe Gemeinde,

wir spüren es jetzt schon recht deutlich, wie die Tage langsam wieder länger werden. Nach vielen dunklen Winternächten sehnen wir uns nun verständlicher Weise nach mehr Licht. Viele Menschen leiden unter der dunkelsten Zeit des Jahres. Man spricht von Winterdepressionen und versucht, mit Lichttherapien Abhilfe zu schaffen.

Licht und Leben gehören eng zusammen. Ohne Licht hätte sich das Leben, wie wir es auf unserer Erde kennen, nicht entwickeln können. Pflanzen nutzen Licht, um in ihren Blättern Nährstoffe herzustellen. Dabei entsteht Sauerstoff. So schenkt uns das Licht Nahrung und die Luft zum Atmen. Viele Menschen fühlen sich wohl, wenn es hell ist, und genießen das Gefühl warmer Sonnenstrahlen auf der Haut.

Dunkelheit dagegen bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Licht. Dass die Sonne in der Nacht lediglich auf der anderen Seite der Erde scheint, beruhigt ein Kind wohl kaum, wenn es sich beim Einschlafen vor dem Dunkeln fürchtet. Aber auch Erwachsene verbinden mit der Dunkelheit nicht selten Angstgefühle.

Die meisten von uns schließen, wenn es Nacht wird, die Haustür zu; am besten zweimal – man kann ja nie wissen! Oft genug hört man davon, wie Menschen bei Nacht in ihren Wohnungen überfallen werden.

Viele Menschen trauen sich bei Dunkelheit auch nicht allein aus dem Haus. Sie haben Angst, eher als am Tag zu Opfern finsterer Gesellen zu werden, die im Schutze der Dunkelheit ihr Unwesen treiben. Nicht ohne Grund wurden z.B. in Parkhäusern spezielle Frauenparkplätze eingerichtet, die beleuchtet und möglichst auch bewacht sind.

Licht und Dunkelheit – ein Gegensatz, den wir auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Empfindungen immer wieder in unserem Alltag erleben.

Auch Jesus spricht von diesem Gegensatz, dem Gegensatz von Licht und Finsternis, aber er tut das ein wenig verhüllt: Der Menschensohn sei das Licht der Welt, das Licht des Lebens. Gemeint ist damit im Johannesevangelium nicht nur das physikalische Phänomen des geschaffenen Lichtes, wie es in rasender Geschwindigkeit das Universum durchläuft. Im vierten Evangelium ist Jesus vielmehr mit dem Schöpfer gemeinsam Ursprung und Ziel der ganzen Schöpfung, bildlich gesprochen eine lichte, eine leuchtende Energie, aus der heraus alles Dasein entspringt und in die hinein es auch wieder einmündet.

Etwas davon klingt an im Evangelium des heutigen Sonntags (Mt 17,1-9). Auf dem Berg der Verklärung erleben Petrus, Jakobus und Johannes etwas vom Licht Gottes, das unser manchmal düsteres Dasein auf verborgene Weise umgibt. Es ist nicht gebunden an eine natürliche Lichtquelle, wie wir sie kennen. Als ob eine trennende Wand durchbrochen wird, erfahren die Jünger in diesem besonderen Augenblick das ungeheuer helle Licht der jenseitigen Welt. In diesem Licht möchten sie gerne bleiben. „Hier ist gut sein“, sagt Petrus.

Auch wir erleben solche lichten Momente dann und wann. Da kommt z.B. überraschend jemand zu Besuch, wenn es mir gerade nicht so gut geht, und hat ein offenes Ohr für meine Schwierigkeiten. Oder eine ärztliche Untersuchung ist gut verlaufen und alle Sorge, schwer erkrankt zu sein, fällt von einem Augenblick auf den anderen von mir ab. Oder jemand erlebt in einem Gottesdienst die Nähe Gottes so eindrücklich, dass alles andere hinter dieser Erfahrung zurück tritt. Glückliche Augenblicke sind das, deren wohltuende Kraft man gerne festhalten würde. Aber wie die Jünger mit Jesus vom Berg der Verklärung wieder in die Niederungen des Alltags herunter steigen müssen, so holen auch uns manche Sorgen und Ängste wieder ein.

Unser Predigttext spricht ebenfalls davon, dass das Licht nicht auf Dauer bleibt: „Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“

Diese Worte Jesu kündigen sein Leiden und Sterben an. Nicht mehr lange wird er sichtbar bei seinen Jüngern sein. Gefangennahme, Verurteilung und Kreuzestod sind nahe herbeigekommen.

Mit dem heutigen Sonntag erreichen auch wir eine Grenze, die dem entspricht, eine Grenze im Kirchenjahr. Der Weihnachtsfestkreis, in dem das Licht so eine wichtige Rolle spielt, geht zu Ende. Die nächsten Sonntage führen uns zur Passionszeit hin.

Das klingt sehr traurig, und so haben es die Jünger Jesu wohl auch empfunden. Manche Wünsche und Hoffnungen der Menschen erfüllt dieser Jesus nicht. Es war damals und es ist auch heute nicht leicht zu verstehen, wieso das Leiden und Sterben zum Auftrag des Gesandten Gottes gehört.

Christ sein bedeutet nicht, immer im Licht bleiben zu können, wohl aber gilt für einen Christen die Zusage, dass er gestärkt vom Licht Gottes Zeiten der Dunkelheit bestehen kann, ja dass er selbst zu einer Lichtquelle werden kann für andere. „Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“

Hilfreich wäre es, wenn wir versuchen, die Betonung in diesem Satz auf den zweiten Teil zu legen, also darauf, dass uns das Licht gegeben ist – zumindest zeitweise. Wenn wir damit rechnen, werden wir nämlich bewusst Ausschau halten nach den lichten Momenten in unserem Leben. Durch sie will das Licht Gottes unser Leben hell machen. Das kann gelingen, wenn wir die hellen Momente bewusst als Gaben Gottes wahrnehmen.

Manchmal ist es ja so, dass wir in Erwartung kommender Schwierigkeiten das Glück in der Gegenwart nicht mehr wirklich zu schätzen und zu genießen vermögen. Vor lauter Angst, Schönes zu verlieren, können wir uns manchmal einem frohen Augenblick nicht mehr sorglos anvertrauen. Hier wird uns gesagt: So lange ihr das Licht habt, haltet euch daran! Lebt davon! Vertraut darauf! Lasst euch davon erleuchten!

Es wird so sein, dass auch wieder andere Zeiten kommen, dunklere, vielleicht auch traurige Zeiten. Dann aber können wir von dem Licht zehren, wenn sein Schein in unseren Herzen Platz gefunden hat.

Es ist wie in dem bekannten Bilderbuch von Leo Lionni, das von der Maus Frederik erzählt. Anders als die anderen Mäuse sammelt dieser Frederik für den Winter nicht Körner und Nüsse, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter. Essen kann man seine Schätze zwar nicht. Aber als dann die Mäuseschar in den dunklen, kalten Wintertagen in ihrem Bau zusammensitzt, erzählt Frederik von den Farben des Sommers und den goldenen Sonnenstrahlen und erwärmt so seinen Freunden das Herz.

Diese kleine Geschichte macht ein wenig deutlich, was Jesus meinen könnte, wenn er sagt: „Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“ Wer die lichten Momente seines Lebens bewusst erlebt und sie dankbar als Gaben Gottes empfängt, dessen Glaube wird dadurch gestärkt. In der Seele eines solchen Menschen sammelt sich sozusagen ein Lichtschatz an, von der er in dunklen Zeiten zehren kann.

So haben auch die Menschen, die Jesus damals begegnet sind, seine Worte und Taten bewahrt. Was er sagte, wie er den Menschen begegnete, das strahlte wie ein warmes Licht in ihr Leben hinein. In seiner Gegenwart fühlten sie sich wertgeschätzt. Ihm waren sie wichtig. Er lehrte sie, andere zu achten und zu lieben. Er gab ihrem Leben Ziel und Sinn, indem er vom Anbruch des Gottesreiches erzählte und den Menschen darin ihren Platz anwies.

Als dann die Zeit kam, wo Jesus von ihnen ging, konnten sie weiter zehren von den Lichtspuren in ihren Herzen. So breitete sich seine Botschaft weiter aus, millionenfach, bis heute, auch wenn Jesus nun nicht mehr sichtbar unter uns ist.

„Glaubt an das Licht, solange ihr's habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“ Wer ein Kind des Lichtes ist, wer vom Licht Gottes her lebt, der kann eigentlich gar nicht anders als dieses Licht weiter zu tragen. Und doch kann es geschehen, dass Sorgen und die vielfältigen Herausforderungen des Alltags dazu führen, dass wir das Licht, das uns geschenkt ist, in eine Ecke stellen und ihm manchmal sogar im Wege stehen, wenn es in die Welt hinein leuchten will. Es ist daher wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern lassen, vom Licht Gottes her zu leben und es weiter zu geben an die Menschen in unserer Umgebung.

Darauf zielt auch jene Bitte aus einem alten Gebet, das einmal Franz von Assisi zugeschrieben wurde. Es beginnt mit den Worten: „O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“. In diesem Gebet heißt an einer Stelle: „… dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert.“ Weil Jesus als ein Licht in diese Welt gekommen ist, darum können nun auch wir sein Licht für uns empfangen und weitergeben an andere, die gerade eine Phase der Dunkelheit erleben. So zünden auch wir Lichter der Hoffnung und der Liebe an, wo die Finsternis der Verzweiflung und der Gleichgültigkeit sich breit machen wollen.

Dass dieses Licht selbst in sehr düstere Erfahrungen hineinstrahlen kann, macht uns jenes bekannte und vielgeliebte Gedicht Dietrich Bonhoeffers immer wieder neu deutlich „Von guten Mächten wunderbar geborgen …“.

Dietrich Bonhoeffer saß am Jahresende 1944 im Gefängnis der Gestapo, als er diese Worte dichtete. Er befand sich damals in tiefer Finsternis. Und man kann wohl auch im wörtlichen Sinne davon ausgehen, dass nicht allzu viel Licht bis in diese Gestapo-Zelle hineingelangte.

Dennoch spürte Bonhoeffer das verheißene Licht. Ja, er wusste sich selbst als ein Kind des Lichts und konnte dieses Licht überzeugend ausstrahlen, wie es z.B. Mitgefangene bezeugt haben.

Eine Strophe seines Gedichtes nimmt das Bild vom Licht ganz eindrücklich auf und lässt die Hoffnung deutlich spüren, dass alles Dunkel, das Bonhoeffer ja auch durch die Trennung von geliebten Menschen erlebte, letztlich umfangen ist vom Licht Gottes, einem Licht, das auch noch die tiefste Nacht zu durchdringen vermag:

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,

die du in unsre Dunkelheit gebracht,

führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.

Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Dieses Licht schenkte Bonhoeffer bis zuletzt Halt und Zuversicht. Vor seiner Hinrichtung sagte er noch: „Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens.“

Allen, die als Kinder des Lichts leben, gilt diese Hoffnung. Und so ist auch unser Weg, ein Weg ins Licht hinein, selbst wenn dabei vielleicht noch manche dunklen Zeiten durchschritten werden müssen. Zuletzt werden wir doch eingehen in das wunderbare Licht Gottes, das in der Bibel als Anfang und Ende alles Geschaffenen geschildert wird. Es leuchtet weit über unsere kleine Welt hinaus. Deshalb kann es uns Halt und Hoffnung schenken und für uns ermutigender Lichtblick sein am Ende jedes Tunnels.

Amen.

Pfarrer Hans-Peter Rabenau Alexanderstr. 13 64342 Seeheim-Jugenheim


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