Gottes Güte gegen unsere Selbstgerechtigkeit
von Christine Urban (06638 Karsdorf)
Predigtdatum
:
31.01.2010
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Septuagesimae
Textstelle
:
1. Korinther 9,24-27
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Wochenspruch:
„Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ (Daniel 9, 18)
Psalm: 31, 20 – 25
Lesungen
Altes Testament:
Jeremia 9, 22 – 23
Epistel:
1. Korinther 9, 24 – 27
Evangelium:
Matthäus 20, 1 – 6 a
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 450
EG 452
EG 495
Morgenglanz der Ewigkeit
Er weckt mich alle Morgen
O Gott, du frommer Gott
Wochenlied:
EG 342
EG 409
Es ist das Heil uns kommen her
Gott liebt diese Welt
Predigtlied:
EG 373
EG 385
EG 432
Jesu, hilf siegen, du Fürste des Lebens
Mir nach, spricht Christus, unser Held
Gott gab uns Atem
Schlusslied:
EG 170
Komm, Herr, segne uns
Thema: Lohn und Gnade
Vorbemerkungen zum Gottesdienst:
Die Predigt ist so geschrieben, dass der Predigttext (= Epistellesung) im Verlauf der Predigt gelesen wird.
Es kann sinnvoll sein, neben dem Evangelium die alttestamentliche Lesung des Sonntags zu lesen (Jer 9, 22 - 23) oder die Epistel ruhig zweimal vorkommen zu lassen.
Für LektorInnen, die sich nicht trauen, die Liturgie zu singen, hier eine ausformulierte Variante:
(Kyrie - Gloria - Gebet des Tages)
Wir haben Angst auf der Strecke zu bleiben. Wir erwarten so viel von uns und anderen - zu viel. Dagegen erwarten wir zu wenig von dir, Gott. Hilf uns, dass zu erkennen und entsprechend barmherzig mit uns und anderen umzugehen. Herr, erbarme dich.
Manchmal ist unser Leben ein anstrengender Lauf. Wir hetzen uns ab und geraten außer Atem. Als deine Kinder dürfen wir darauf vertrauen, dass du uns umsorgst und uns Kraft für unser Leben schenkst. Dafür danken wir dir.
Wir bitten dich: wecke in uns die Liebe auf, damit wir unsere Hände regen, loslaufen und andere finden, die unsere Begabungen brauchen. Hilf uns dazu in diesem Gottesdienst durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schafft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Fürbitten
Gott, du gibst uns Gesundheit und Schaffenskraft, aber auch Krankheit und Schwäche. Gib uns die nötige Geduld beides zu tragen und zu ertragen.
Wir beten dafür, dass alle Arbeit und jede Mühe gesegnet sei, dass wir einander helfen, glücklich und menschenwürdig zu leben.
Wir beten für alle, die sich zu hohen Anforderungen gegenüber sehen, dass sie sich helfen lassen.
Wir beten für die, die sich minderwertig vorkommen, dass sie erfahren, wie wertvoll sie sind.
Wir beten für alle, die sich nutzlos fühlen, dass wir miteinander Möglichkeiten für sinnvolles Leben entdecken.
Gott, für dich ist jeder Mensch ein Sieger, lass uns das erkennen und so unseren Nächsten begegnen. Gib uns Anteil an deinem Erlösungswerk, das uns von Leistungsdruck befreit. Amen –
Vaterunser
Der Predigttext wird während der Predigt gelesen.
Liebe Gemeinde!
„Lieber Gott, gib meinen guten Vorsätzen Kraft, wenigstens für 14 Tage!“ So lauten Stoßgebete zum Jahreswechsel, der ja bekanntlich mit vielen guten Vorsätzen verknüpft wird. Wir wissen aber auch, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist. Trotzdem fassen wir hin und wieder neue, gute Vorsätze. Das Jahr ist schon einen Monat alt und unsere guten Vorsätze schon längst wieder vergessen, oder?
Mit dem Sonntag Septuagesimae wird die Vorpassionszeit eingeläutet. Während der Passionszeit versuchen viele anders zu leben: ohne Zigaretten, ohne Alkohol, ohne Fernseher oder mit viel mehr Bewegung, mit Zeit für mich und andere, mit regelmäßigen Gebetszeiten. Vorschläge gibt es genügend. Doch wie lange reicht die Kraft? Wie lange halten wir durch ohne uns untreu zu werden? Manche unserer Ziele sind zu hoch gesteckt und lassen uns zu schnell resignieren oder hindern uns daran, es überhaupt zu versuchen. Manche unserer Ziele kommen uns zu klein vor, als dass sie der Mühe lohnten. Vielleicht stimmen unsere Maßstäbe auch nicht. Wir messen uns an den ganz Großen und merken: Das können wir nie erreichen. Wir staunen über Menschen, die Dinge erreichen, ohne lange darüber nachzudenken, einfach, indem sie die Dinge anpacken und machen ohne lange darüber zu reden. Wilhelm Busch stellt fest: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Also, einfach mal etwas Ungewöhnliches ausprobieren, sich keine zu große Aufgabe vornehmen, das Ziel in erreichbare Nähe rücken und die Zeitspanne klein wählen. Aus den kleinen Erfolgen können wir Kraft gewinnen für größere Projekte. Wir wollen gar nicht bei „Deutschland sucht den Superstar“ oder ähnlichen Wettbewerben mitmachen. Wir sind auch keine Olympioniken. Die kleinen Alltagssiege reichen vielen schon.
Lesung des Predigttextes
Der Briefabschnitt stößt manche von uns sicher ab. Manchen stößt er herb auf, wenn Erinnerungen an Misserfolge wach werden und wir uns an die schlechten Erfahrungen mit allem, was Sport heißt erinnern. Der Apostel Paulus benutzt die Bilder aus dem Sport, um drei Dinge anzusprechen.
Erstens geht es um seine Rechtfertigung gegenüber den Christinnen und Christen in Korinth, die ihn wohl immer wieder angeklagt haben. Im ganzen neunten Kapitel dieses Briefes redet er verteidigend, weil seine Stellung umstritten ist. Einige zweifeln seine Position als Apostel an. Er ist kein echter Jünger Jesu, sondern erst später zum christlichen Glauben gekommen. Er kann vom Predigen nicht leben und verdient sich deshalb seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher. Jesus hat aber gesagt, dass die Gemeinde für die Apostel sorgen soll. Das ist ein wenig so wie bei uns Lektorinnen und Lektoren, die wir keine „richtigen“ Pfarrer sind, sondern diese ersetzen oder vertreten. Viele von uns gehen einer „normalen“ Tätigkeit nach und der Dienst des Lektors ist ein zusätzlicher und ehrenamtlicher. Auch wir müssen mitunter erklären, warum wir Gottesdienste feiern. Manche Gemeindeglieder gehen in Lektorengottesdienste nicht, weil die Lektoren das ja nicht „richtig“ gelernt haben, sondern nur Aushilfe sind. Genau wie für Paulus ist für die, die Verantwortung für den Gottesdienst tragen, heute wichtig, dass sie gleichermaßen autorisiert sind. Das betrifft die Hauptamtlichen genauso wie die Ehrenamtlichen. Pfarrer und Pfarrerinnen, aber auch Prädikanten und Prädikantinnen werden ordiniert, Lektorinnen und Lektoren werden zu ihrem Dienst berufen. (In der EKHN werden Lektorinnen und Lektoren, Prädikantinnen und Prädikanten bevollmächtigt) Gemeinde lebt davon, dass sich alle mit ihren Gaben und Fähigkeiten einbringen.
Zum Zweiten nutzt Paulus das den Korinthern bekannte Bild der Istmischen Spiele (vergleichbar mit denen in Olympia). Egal, ob man daran teilnimmt, ob sie als Zuschauer miterlebt oder ob man einfach nur davon hört, weil sie wieder stattfinden. Sie sind Gesprächsthema. Schon Tage und Wochen vorher wird von nichts anderem mehr geredet. Man kennt die Sportler, weiß um ihre Mühen und Entbehrungen. Die Vorbereitungen sind überall zu sehen und zu spüren. Die ganze Stadt fiebert mit. Spekulationen über den Ausgang der Wettkämpfe werden gemacht. Nur einer kann, nur einer wird gewinnen und trotzdem laufen alle mit. Einmal auf dem Treppchen stehen, sich einmal im Ruhm sonnen, einmal berühmt sein. Das ist der Traum so vieler. Manch einer erinnert sich an eigene sportliche Betätigung. Man könnte ja auch wieder einmal etwas Sport treiben. Anderen ist die Mühe zu groß. Wozu soll ich mich anstrengen!? Ich bin nicht so sportlich. Mich interessiert dieser Rummel gar nicht. So mancher fragt, ob sich der ganze Aufwand lohnt. Da hakt Paulus nach: Wofür lohnt sich unser Einsatz? Was ist uns so wichtig, dass wir keine Mühe scheuen? Wo wissen wir uns schon siegesbekränzt und bringen uns deshalb ein? Lauft, setzt euch ein, tut etwas. Nicht einfach als Mitläufer, sondern als die, die vorneweg gehen, die Initiative ergreifen, die sehen, was getan werden muss. Wartet nicht darauf, dass andere für euch tun, was ihr selber tun könnt. Steht nicht im Hintergrund! Bringt euren Einsatz so, dass ihr das Ziel vor Augen habt. Gebt euch nicht mit halben Sachen zufrieden. Und schon merken wir, wie Paulus sein Sportbild verlässt und zum dritten und eigentlichen Thema kommt: Er zielt auf die Gemeindesituation ab. Er benutzt zwar weiter sportliche, ja kämpferische Bilder, doch geht es ihm darum, wovon das Miteinander in der Gemeinde abhängt. Es geht ihm darum, dass sich alle voll und ganz einbringen, ihre Kraft so zielgerichtet einsetzen, dass es der gemeinsamen Sache dient. Außerdem gibt er zu bedenken, wie dieses Miteinander gestaltet wird. Es geht weniger darum, sich gegenseitig den Rang abzulaufen oder an anderen vorbeizuziehen, sondern um ein Miteinanderlaufen, ein gemeinsam auf dem Weg sein. Wenn auch nur einer auf der Strecke bleibt, haben alle verloren. Es soll sich niemand überrannt oder ausgenutzt vorkommen.
Es ist kein Schattenboxen angesagt, sondern Konzentration auf das Wesentliche. In jeder Gemeinde besteht die Gefahr vor lauter Nebensächlichkeiten die Hauptsache aus dem Blick zu verlieren. Da wird über Würdigkeit bzw. Autorität gestritten und über die Farbe des Blumenschmuckes auf dem Altar. Da werden Leute angezählt, die zu wenig machen und die zu viel machen sowieso. Da kann man sich über Erfolge in Nachbargemeinden nicht mitfreuen oder ähnliche Aktionen kopieren, weil man zu sehr mit Ärgern beschäftigt ist.
Sich auf das zu konzentrieren, was unseren Glauben ausmacht, zeigt uns, wie wir uns auf diesen Glaubenslauf einlassen können: siegesgewiss, weil schon bekrönt. Uns wird das Himmelreich geschenkt ohne Vorleistung. Wir sind von Gott angenommen und geliebt aus Gnade.
Ein Vorschlag für die beginnende Passionszeit: Rufen Sie doch mal zu einem Glaubenslauf auf, bei dem es um die besten Ideen für ein gelingendes Miteinander und Füreinander geht. Wie wäre es mit einem Fotowettbewerb: Mit dem Glauben unterwegs auf der Siegesstraße. Oder eine Befragung in der Gemeinde: Was gewinne ich durch den Glauben. Lieber Gott, gibt all unseren Bemühungen deinen Segen. Amen
Segenswunsch:
Möge dir Gott im Vater durch seine Liebe Großzügigkeit schenken. Möge dir Gott in Jesus Christus durch sein Vorbild Mut geben.
Möge dich Gott im Heiligen Geist anspornen zu Höchstleistungen. So segne dich der dreieinige Gott: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Verfasserin: Pfarrerin Christine Urban, Reinsdorfer Str. 23, 06638 Karsdorf
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Missionarisch-Ökumenischer Dienst
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