Wochenspruch: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8)
Psalm: 119,1-8.17-18
Reihe I: 1. Mose 8,18-22; 9,12-17
Reihe II: Markus 2,23-28
Reihe III: Prediger 12,1-7
Reihe IV: Hohelied 8,6b-7
Reihe V: Markus 10,2-9(10-12)13-16
Reihe VI: 2. Korinther 3,3-6(7-9)
Eingangslied: EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 295 Wohl denen, die da wandeln
Predigtlied: EG 432 Gott gab uns Atem
Schlusslied: EG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich
8,18So ging Noah heraus aus der Arche mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne,
19dazu alles wilde Getier, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen.
20Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.
21 Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.
22Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
9,12Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig:
13Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
14Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken.
15Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.
16Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist.
17Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.
Liebe Gemeinde,
Zeitumstellung war am vergangenen Sonntag. Wir können den Tag um eine Stunde verschieben. Aber schon diese eine Stunde bringt Probleme mit sich für Mensch und Tier. Ist es doch der Lauf der Erde um die Sonne, der den Jahresrythmus vorgibt, und die Drehung der Erde um sich selbst bestimmt den Rhythmus von Tag und Nacht. Wir können daran nichts rütteln oder verändern. Es ist, wie es ist. Und uns ist dieser Wechsel der Zeiten als Biorhythmus tief eingeschrieben.
Die biblische Lesung in 1. Mose 8 + 9 ist die Fortführung der Sintflutgeschichte. Gott schickt eine große Flut, so erzählt es die Bibel, um alles, was auf der Erde kreucht und fleucht zu vernichten. Gott tut das, weil er zornig ist. Weil er sieht, dass der Menschen Bosheit groß ist.
Die Geschichte der Sintflut ist zu einem Bild für Verwüstung geworden. Jedes Mal, wenn irgendwo ein starker Gewitterguss auftritt, meldet der Wetterbericht „sintflutartige Regenfälle“. „Nach uns die Sintflut“ so ein Sprichwort. Die Sintflut ist zum Urbild der Weltzerstörung geworden, ob durch Naturkatastrophen, durch den Raubbau der Menschen oder, wie in der Bibel, durch ein göttliches Nein.
Nur einer findet Gnade vor dem Herrn: Noah. Noah baut auf Gottes Geheiß hin eine Arche, einen Kasten. Dieser Kasten dient dem Überleben. Noah und seine Familie werden gerettet, dazu die Tiere, auch sie familienweise. Niemand ist allein, ein jegliches Lebewesen hat seinesgleichen. – Auch die Arche ist sprichwörtlich geworden für den Schutz und die Bewahrung des Lebens. Die darin bewahrt werden vor der Sintflut, sollen überleben für die Zukunft. Zurück auf der Erde sollen sie sich regen und fruchtbar sein und sich vermehren. Ein schönes Gewimmel von Mensch und Tier inmitten der bewachsenen Erde.
So manches von diesem einstigen Gewimmel gibt es nicht mehr. Arten sterben aus. Sie verschwinden unwiederbringlich von unserer Erde. Ein Beispiel dafür ist der „Einsame Georg“, eine Riesenschildkröte. Er soll rund 90 Jahre alt geworden und der letzte Vertreter seiner Art gewesen sein - deswegen der Name. Der einsame George war 1971 entdeckt worden. Für die Umweltbewegung wurde er zur Ikone. Paarungsversuche von „George“ mit Weibchen einer verwandten Art waren immer wieder gescheitert. Er hatte eben nicht mehr seinesgleichen.
Nicht nur die natürliche Evolution mit ihrem Werden und Vergehen lässt Lebewesen verschwinden. Es sind auch wir, wir Menschen, die ihren Mitgeschöpfen die Grundlage zum Leben nehmen. Wissenschaftler sagen, in einhundert Jahren gebe es keine Insekten mehr und dies geschehe vor allem wegen dem Einsatz von Pestiziden weltweit. Vielleicht würde ich sie ja gar nicht vermissen, die Obstfliegen in meiner Küche, die Mücken des Nachts in meinem Schlafzimmer und die Feuerkäfer im Garten. Aber wie soll ich mir ein Leben vorstellen ohne summende Bienen und Zitronenfalter!
Man könnte die Liste über umweltzerstörendes Tun von uns Menschen mühelos fortsetzen. Es ist schon beängstigend. Manchen bringt das dazu zu sagen: Es hat doch alles gar keinen Sinn mehr. Wir haben keine Chance, diese zerstörerische Entwicklung aufzuhalten.
Andere dagegen geben nicht auf. Sie vertrauen darauf: Gott hat die Welt geschaffen. Er hält sie in seiner Hand. Die Geschichte von der Arche Noah und dem Regenbogen ist zu einem Bild der Hoffnung geworden. Viele Kindertagesstätten tragen den Namen „Arche Noah“ oder „Unterm Regenbogen“. Diakonische Behinderteneinrichtungen heißen heute „Arche“. Auch Projekte zum Schutz bedrohter Tierarten schmücken sich mit diesem Namen.
Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. (Gen 9, 13) Gott steht zu seiner Schöpfung. Vielleicht bewahrt uns diese Geschichte vor allzu großer Resignation. Vielleicht ermutigt sie uns, nach gangbaren Schritten zu suchen. Viele darunter besonders auch junge Leute engagieren sich für den Schutz der Umwelt und der Tiere. Sie machen mit Demonstrationen auf Themen wie den Klimawandel aufmerksam. Die Schülerin Greta Thunberg hat mit ihrem Schulstreik und ihrer Forderung nach einer radikalen Klimapolitik eine regelrechte politische Bewegung unter sehr jungen Leuten ausgelöst. Mehr und mehr Menschen achten darauf, was sie essen und woher das kommt, was sie essen. Manche beten auch für die Bewahrung der Schöpfung.
Nachdem Noah die Arche verlassen hat, baut er einen Altar und opfert Gott. Noah wendet sich zu Gott hin in der damals üblichen Weise. Er dankt ihm für die Rettung in großer Gefahr. Und Gott reagiert: Und der Herr roch den lieblichen Geruch und sprach er in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen … Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Gen 8,21a.22) Wichtig an dieser Stelle finde ich: Noah versucht nach der Katastrophe, die Ordnung wiederherzustellen. Diese neue Ordnung beginnt mit dem Bau eines Altars. Sie beginnt mit der Hinwendung zu Gott.
Manchmal haben Menschen nach der Katastrophe ein Zeichen gesetzt, so das Nagelkreuz von Coventry. Es war der Versuch, nach Krieg und Zerstörung eine menschliche Ordnung wiederherzustellen. Und diese Ordnung begann mit der Hinwendung zu Gott.
Wir tragen viel Verantwortung für uns und unsere Erde. Vertrauen können wir darauf: Gott schenkt uns Rahmenbedingungen. Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Es ist darauf Verlass: nach einer noch so mühselig verbrachten Nacht bricht ein neuer Tag an. Nach einem noch so langen Winter beginnt der Frühling. Nach schrecklichen Flutkatastrophen fangen Menschen wieder an, ihre Häuser aufzubauen und Saat in die Erde zu bringen. Alles hat seine Zeit, heißt es im Prediger Salomo. Geburt und Tod, Pflanzen und Ausreißen, Lachen und Weinen, Streit und Friede. Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt, nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Amen
Weitschauender Gott,
gib uns deinen weiten Blick für die Verflechtungen,
die unser Leben bestimmen.
Zeige uns, wie wir daran mitknüpfen
im überschaubaren Bereich und in der großen Welt.
Bestärke die Liebe,
die sich zur Verfügung stellt auf weite Sicht.
Löse uns von der Einbildung,
wir könnten doch nichts ändern.
Lass uns Wege finden,
die Güter der Erde besser unter allen Menschen zu teilen.
Lass uns deine Sprache sprechen,
die befreit von kleinlicher Sorge und Frieden sät.
Wir bitten dich für die Kranken und Bedrückten.
Wir bitten dich für uns alle, die wir hier versammelt sind.
Sei mit uns auf dem Weg durch die Zeit.
Amen
(nach: Gottesdienst menschlich. Eine Agende)
Verfasserin: Pfarrerin Sabine Hertzsch, Unterdorf 110, 99439 Großobringen
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
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Telefax: 069.71379-131
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in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
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Telefon: 036202.7717-97