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Gottes heilendes Wort reicht über Grenzen hinaus

von Ulrich Hayner (Erfurt)

Predigtdatum : 22.01.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Johannes 4,46-54
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Wochenspruch:
"Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." (Lukas 13, 29)

Psalm: 86, 1 - 11.17


Lesungen
Reihe I: Matthäus 8, 5 - 13

Reihe II: Römer 1, (14 - 15 16 - 17

Reihe III: Johannes 4, 46 - 54

Reihe IV: 2. Buch der Könige 5, (1 - 8) 9 - 15 (16 - 19 a)

Reihe V: Johannes 4, 5 - 14

Reihe VI Apostelgeschichte 10, 21 - 35

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 73, 1- 5 Auf, Seele, auf und säume nicht
Wochenlied: EG 293 Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden
Predigtlied: EG 66, 1 – 3 EG 365, 1 – 4 Jesus ist kommen oder Von Gott will ich nicht lassen
Schlusslied: EG 74 Du Morgenstern, du Licht

Predigttext Johannes 4, 46 - 54
Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

„Jesus kam [auch] wieder nach Kana, jenem Ort in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Dort suchte ihn ein Beamter des Königs auf, der in Kafarnaum lebte und einen Sohn hatte, der an einer schweren Krankheit litt.
Er hatte gehört, dass Jesus von Judäa nach Galiläa zurück-gekehrt war, und bat ihn jetzt, nach Kafarnaum herabzu-kommen und seinen Sohn zu heilen, der im Sterben lag. »Wenn ihr nicht Wunder und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht!«, hielt Jesus ihm entgegen.
Aber der Beamte des Königs flehte ihn an: »Herr, bitte komm, bevor mein Kind stirbt!«
Da sagte Jesus zu ihm: »Geh nach Hause, dein Sohn lebt und ist gesund!« Der Mann glaubte dem, was Jesus zu ihm sagte; auf sein Wort hin machte er sich auf den Weg hinun-ter nach Kafarnaum.“


Vorbemerkung
Diese Predigt ist als Erzählung in die Lesung des Predigttex-tes eingebunden. Der Predigttext sollte nicht als Ganzes vorher gelesen werden, so können sich die Predigthörerin-nen und Predigthörer auf den Weg des königlichen Beamten heim zu seinem Sohn einlassen. Darum ist der Predigttext auch abschnittsweise in der Predigt wiedergegeben.


Predigt

Liebe Gemeinde,
hören wir zunächst aus dem Evangelium nach Johannes im 4. Kapitel:
„Jesus kam [auch] wieder nach Kana, jenem Ort in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Dort suchte ihn ein Beamter des Königs auf, der in Kafarnaum lebte und einen Sohn hatte, der an einer schweren Krankheit litt.
Er hatte gehört, dass Jesus von Judäa nach Galiläa zurück-gekehrt war, und bat ihn jetzt, nach Kafarnaum herabzu-kommen und seinen Sohn zu heilen, der im Sterben lag. »Wenn ihr nicht Wunder und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht!«, hielt Jesus ihm entgegen.
Aber der Beamte des Königs flehte ihn an: »Herr, bitte komm, bevor mein Kind stirbt!«
Da sagte Jesus zu ihm: »Geh nach Hause, dein Sohn lebt und ist gesund!« Der Mann glaubte dem, was Jesus zu ihm sagte; auf sein Wort hin machte er sich auf den Weg hinun-ter nach Kafarnaum.“

Er ging den Weg zurück, den er gekommen war, den müh-samen Weg durchs Gebirge hinab zum See Gennesaret. Die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten. Vor Einbruch der Dunkelheit würde er sein Ziel nicht erreichen.

Er wollte zurück, zurück zu seinem todkranken Sohn. Wollte ihm die Hand halten, den Schweiß von der Stirn wischen ...
Aber vor allem wollte bei ihm sein, wenn er ...
Doch nein, das durfte nicht passieren! Und das würde nicht passieren.
Hatte er nicht gerade gehört, dass sein Sohn lebe? Jesus hatte es doch gesagt: dein Sohn lebt und ist gesund! Hatte er dem nicht sogar geglaubt? Sonst wäre er ja nicht losge-gangen, sonst hätte er sich ja nicht auf den Weg gemacht.
Woher kamen jetzt die Zweifel?

War es diese tagelange Angst, die noch in ihm saß? War es die Angst um diesen Jungen, den einzigen?
Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder auf, Bilder aus der Vergangenheit. Die fiebrigen Augen sah er, die nichts wahr-nahmen, er sah den Jungen sich in Fieberphantasien hin und her wälzen, sah das schweißnasse Haar.

Und andere Bilder schoben sich dazwischen und darüber:
Wie der Junge im Sand spielte, am Seeufer im flachen Was-ser planschte, wie er versuchte, eine Taube zu fangen.
An die ersten Schritte seines Sohnes erinnerte er sich und an das erste Lächeln. Tränen stiegen in ihm auf, er schluckte sie herunter.

Und dann kamen die Vorwürfe: „Du hast dir viel zu wenig Zeit für dein Kind genommen!" - „Immer war deine Arbeit dir wichtiger als dein Kind. Bald ist der Junge groß, und du kennst ihn kaum!"

Und da merkte er, dass doch Hoffnung in ihm war, Hoff-nung, dass sein Sohn gesund würde. Die Hoffnung beflügelte seinen Schritt. Entschlossen und zügig ging er nun voran. Und in seinen Gedanken war er noch einmal bei dem Ge-spräch mit Jesus.

Er war zu ihm gegangenen, um ihn um Hilfe zu bitten. Ja, er war die letzte Hoffnung, wenn er nicht helfen könnte - wer dann noch? Sie hatten doch schon alles versucht - nur Jesus könnte noch helfen.
Doch nach allem, was er bisher über Jesus gehört hatte, fand er die Reaktion Jesu auf seine Bitte enttäuschend, ja geradezu empörend: „Wenn ihr keine Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht."

Was hatte das mit seinem Anliegen zu tun? Ihm ging es doch nicht um Zeichen und Wunder! Ihm ging es doch um die Gesundheit seines Sohnes. Hätte diese Sorge ihn nicht gequält und getrieben, er wäre auf der Stelle wieder gegan-gen. Oder er hätte einen Streit angefangen.

So aber steckte er zurück, besänftigte seinen Zorn: Er trug sein Anliegen noch einmal und dringlich vor: Herr, komm, bevor mein Kind stirbt!
'Und wenn doch ..?’ Er erschrak vor diesem Gedanken. 'Wenn er stirbt, und ich bin nicht bei ihm, sondern laufe einen ganzen Tag zu diesem Rabbi und lass mich erst einmal beschimpfen und erniedrigen. Und dann lehnt er meine Bitte ab mitzukommen. Behauptet, dass mein Junge lebt, und schickt mich weg. Allerdings: 'Dein Sohn lebt!' - das klang so sicher, so fest und überzeugend, dass ich voll Hoffnung und Zuversicht gegangen bin. Einerseits.

Andererseits war mir klar: ‚Mehr kriegst du hier nicht.'
Und noch immer fragte er sich: 'War es richtig gewesen, sich auf den Weg zu machen, seine Frau mit dem kranken Kind allein zu lassen? War es richtig gewesen, sich an diesen einen - den einzigen - Strohhalm zu klammern?

‚Den geknickten Halm wird er nicht zerbrechen', fiel ihm das Wort aus dem Propheten Jesaja ein. Zwar wusste er, wen Jesaja damit meinte, er aber bezog dies Wort auf Jesus. Und das gab ihm Halt. Es richtete ihn aus seinen Zweifeln und Ängsten auf.

Er konzentrierte sich wieder auf den Weg. Der wurde lang-sam steil und steinig, die Knie begannen zu schmerzen, und Durst machte ihm das Atmen schwer. Er nahm einen Schluck aus seinem Wasserbeutel. Warm war das Wasser geworden und es erfrischte ihn kaum noch.

Später - die Sonne stand schon weit unter der halben Höhe - hörte er Ziegen in den Felsen, hörte die Rufe eines Hirten.
'Er wird die Tiere zum Wasser führen', dachte der Vater und folgte den Tönen der Herde. Bald sah er, dass seine Vermu-tung stimmte und dass der Hirte ihn zu sich winkte.
Der Hirte bot ihm kühles Wasser an und ein Stück Brot, er-kundigte sich nach dem Woher und Wohin.

Der Vater erzählte von seinem kranken Jungen, von seiner Begegnung mit Jesus, erzählte von seinen Hoffnungen und Zweifeln. Der Hirte hörte zu, fragte manchmal nach und signalisierte Verstehen und Verständnis.
Dann, nach längerem Schweigen sagte er: „Verlass dich auf das, was Jesus gesagt hat. Gib deinen Sohn nicht auf!"
Der Hirte begann, ein kleines Feuer zu machen und lud Vater ein, mit ihm zu essen. „Bald wird es dunkel, bis Kafarnaum schaffst du es nicht mehr. Du kannst hier bleiben."
Dabei wies er auf eine Höhle in den Felsen. Nach dem Essen legten sie sich schlafen. Ruhig schlief der Hirte, unruhig der Vater.

Immer wieder weckten ihn die ungewohnten Geräusche, und immer wieder träumte er von seinem Sohn.
Es waren Zukunftsträume, in denen er den Jungen als Halbwüchsigen sah, als jungen Erwachsenen gar, stark und strahlend.
Die Träume verwirrten ihn, doch sie machten ihm auch Mut. Und sein Herz wurde ein bisschen leichter.
Als die Morgenkälte ihn weckte, hatte der Hirte schon die Ziegen gemolken und Brot gebacken.

Nach dem Frühstück verabschiedete der Vater sich. Der Hir-te sagte noch einmal: „Verlass dich auf das, was Jesus ge-sagt hat. Gib deinen Sohn nicht auf!" Er gab ihm frisches Brot und frisches Wasser mit und wand sich seiner Herde zu.
Trotz der unruhigen Nacht fühlte der Vater sich erfrischt und gestärkt. Und bevor die Sonne im Zenit stand, sah er Kafar-naum vor sich liegen.
Er wollte seinen Schritt beschleunigen, aber es ging nicht. Stattdessen blieb er stehen. Die Angst kam plötzlich wieder hoch und lähmte ihn. Die Angst, er könne zu spät kommen und sein Weg sei vergeblich gewesen. Er stand wie erstarrt, blickte auf Kafarnaum mit weit geöffneten Augen, vor denen es dunkel flimmerte.

Da hörte er wie aus weiter Ferne die Stimme des Hirten: „Verlass dich auf das, was Jesus gesagt hat. Gib deinen Sohn nicht auf!" Das löste seine Starre, verscheuchte die Angst und verschaffte ihm wieder einen klaren Blick.
Mit ruhiger Zuversicht begann er den letzten Abstieg zum See hinunter.

„Er war noch nicht dort angelangt, da kamen ihm seine Die-ner mit der Nachricht entgegen, dass sein Sohn lebte und gesund war.
Er fragte sie, seit wann es ihm besser gehe. »Gestern Mittag um ein Uhr hatte er mit einem Mal kein Fieber mehr«, antworteten sie.
Da wusste der Vater, dass es genau zu dem Zeitpunkt ge-schehen war, an dem Jesus zu ihm gesagt hatte: »Dein Sohn lebt und ist gesund!«

Vor Freude war er außer sich. Der Hirte hatte Recht behal-ten. Jesus hatte seine Bitten erhört, ja mit Jesus war Gott selbst zu ihnen gekommen, so wusste er mit einem Mal. Denn nur Gott kann so etwas tun, nur Gott kann Tote le-bendig und Kranke heil machen. Und in Jesus ist das Heil Gottes zu ihnen gekommen. Irgendwie hatte er es geahnt, nun wusste er es.

Und er glaubte an Jesus, er und alle aus seinem Haus.

„Dieses Wunder tat Jesus, nachdem er von Judäa zurückge-kehrt war, und er bewies dadurch in Galiläa ein zweites Mal seine Macht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Ver-nunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Fürbittengebet
Jesus Christus,
als Knecht Gottes bist du in unsere Welt gekommen,
du hast unser Leben geteilt und uns Gottes Treue und Zu-wendung in Worten und Taten bezeugt. Zu dir rufen wir:
G: Gott, erbarme dich!

Du rufst die Mühseligen und Beladenen zu dir.
Du bist behutsam mit den Angeschlagenen.
Du öffnest Blinden die Augen, Tauben das Ohr
und bitter Gewordenen das Herz.
Du willst die Gebundenen in die Freiheit führen.
Du sprichst die Schuldigen frei. Zu dir rufen wir:
G: Gott, erbarme dich!

Alle, die dir folgen möchten,
heißt du willkommen und nimmst sie in deinen Dienst,
damit das helle Licht der Güte Gottes
in unserer Welt leuchten kann.
Entzünde uns mit deiner Liebe. Zu dir rufen wir:
G: Gott, erbarme dich!

Im Geist deiner Liebe vertrauen wir dir an:
Menschen mit ihrer Sehnsucht und ihrer Zuversicht;
Menschen voller Zweifeln und bewegt von unbeirrbarem Mut; Menschen in ihrer Schwachheit und in ihrem Kampf gegen das Böse. Für sie alle rufen wir zu dir:
G: Gott, erbarme dich!

Erfülle uns mit wachsendem Glauben an dich.
Lass bei unseren Worten dein Lob hindurch klingen.
In unseren Taten soll die Hoffnung mitschwingen.
Das ist unsere Zuversicht, dass du uns ins Leben leitest.
Zu dir rufen wir:
G: Gott, erbarme dich!


Verfasser: Pfarrer Ulrich Hayner
Kreuzkirchengasse 13, 99098 Erfurt

Herausgegeben vom

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