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Gottes heilendes Wort reicht über Grenzen hinaus

von Monika Christ (Dausenau)

Predigtdatum : 23.01.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Johannes 4,46-54
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Wochenspruch: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13, 29)
Psalm: 86, 1 – 11.17

Lesungen
Altes Testament:2. Buch der Könige 5, (1 – 8) 9 – 15 (16 – 19 a)
Epistel:Römer 1, (14 – 15) 16 – 17
Evangelium:Matthäus 8, 5 – 13


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 506,1 - 3
Wenn ich, o Schöpfer deine Macht
Wochenlied: EG 293 EG 593, 1 -3 + 5 Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all; alternativ: Licht, das in die Welt gekommen
Predigtlied: EG 449,1 – 2 + 4 Sonne der Gerechtigkeit
Schlusslied: EG 590,1 - 3 Herr, wir bitten, komme und segne uns

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus.

Was ist schlimmer? Selbst krank sein oder wenn einer krank ist, den du liebst?

Von einem Mann handelt der heutige Predigttext. Er lebt zurzeit Jesu und ist ein Beamter des Königs. Viel mehr wissen wir nicht über ihn: Ob er seinen Beruf gern macht, keine Ahnung. Ob er stolz ist, ein Beamter des Königs zu sein, wissen wir nicht. Eins wissen wir noch: Er ist Vater. Er hat einen Sohn.

Der Predigttext aus dem Johannesevangelium ist zunächst eine Geschichte über das Kranksein und Gesundwerden. Unser Mann, der Beamte, ist nicht krank. Sondern sein Sohn. Was vielleicht schlimmer ist. Ist es nicht schlimmer, wenn einer krank ist, den wir lieben als selbst krank zu sein?

46 Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lang krank in Kapernaum.
47 Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn er war todkrank.

Ob der Vater wohl überlegt hat, einen Boten zu schicken? Er ist gewohnt, Leute zu beauftragen, dass sie Wege für ihn erledigen. Hätte ihn doch einfach holen lassen können, diesen Jesus. Jesus, von dem alle sagen, er könne Wunder vollbringen.

Und das ist’s ja, was er jetzt braucht: Ein Wunder. Denn sein Sohn hat Fieber und es geht nicht weg. Er ist schon meistens bewusstlos. Nichts hilft mehr. Stimmt, er hätte einen Boten schicken können.
Aber er geht selbst.

Er ist kein Beamter mehr. Er ist schlicht Vater von einem kranken Sohn. Das, was sonst hilft, reicht nicht mehr. Befehle helfen nicht mehr. All seine Mitarbeiter, all seine Autorität, all das hilft nicht mehr. Er ist nur noch Vater. Drum macht er sich auf den Weg, immerhin mehr als eine Tagesreise. Er lässt sich begleiten, aber nicht helfen.

Unvertretbar sind wir, wenn wir etwas für die Menschen tun, die wir lieben. Wir lassen uns nicht vertreten, weil wir’s sind, die lieben.
Er kommt zu Jesus, ganz einfach ist seine Bitte: Mein Sohn ist krank. Hilf ihm.

48 Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.

Was ist besser? Auf ein Wunder zu hoffen oder an den Wundertäter zu glauben? Du glaubst wohl nur, wenn du ein Wunder siehst? Jetzt kommst du, weil du Not hast. Wärst du auch gekommen, wenn dein Sohn gesund wäre? Wärst du gekommen - zu mir?

Not lehrt beten. Sagen wir oft sogar etwas abschätzig über Leute, die niemals beten, aber dann wenn sie einmal Not haben, damit anfangen. Und sich dann am Ende noch beschweren, dass das Gebet nicht in Erfüllung geht. Und fast scheint es so als würde auch Jesus auch hier zunächst genauso abweisend reagieren.

Und scheint zu sagen: Meine Dienste kann man nicht nach Belieben in Anspruch nehmen. Meine Wunder sind keine Dienstleistung bei passender Gelegenheit. Mein Leben ist Dienst. Es wird ein Dienst sein für dich, wenn du das glaubst.

49 Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm herab, mein Kind stirbt!

Der Vater wiederholt einfach seine Bitte. Er lässt sich nicht zurückweisen. Er ist nur noch Vater. Ein Vater, der ein Wunder braucht.
Ein Vater, der unvertretbar ist in seinem Tun.

Was ist besser? Nur zu beten, wenn man Not hat? Oder immer zu beten? Not lehrt beten.
Sagen wir manchmal etwas abschätzig. Immer wenn ich Geschichten wie diese lese, dann denke ich aber: Gott sei Dank lehrt Not beten!

Denn wie oft erleben wir, dass Not nicht das Beten lehrt, sondern eher lehrt, stolz zu sein und zu meinen, dass man da jetzt allein durch muss. Wenn ich mich sonst nicht an Gott gewendet habe, dann schaff ich es jetzt auch allein. Oder mehr noch: …dann darf ihn sicher jetzt auch nicht bitten!

Oft genug lehrt Not auch zu fluchen!
Ich verfluche andere, die vermeintlich schuld sind.
Ich verfluche mich. Oder ich verfluche Gott, der es zugelassen hat.

Not kann auch hassen lehren.
Die Umstände oder die Ausweglosigkeit lassen mich bitter werden. Und hassen.

Der Vater hier wiederholt einfach seine Bitte. Er ist weder stolz. Noch flucht er, weil Jesus so abweisend ist. Noch ist er verbittert. Not lehrt ihn das Beten. Gott sei Dank.

50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
51 Und während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt.

Dein Kind lebt. Ohne weitere Worte ereignet sich das Wunder.
Wie’s dem Vater ums Herz ist, brauche ich uns nicht zu schildern, das fühlt jeder von uns, der schon mal Angst um einen anderen hatte.

Was ist einfacher – sich für ein Wunder zu bedanken oder an den Wundertäter zu glauben? Ich frage mich, ob er sich wohl bedanken wollte. Ob er überlegt hat, noch einmal zurück zu gehen, um sich bei Jesus zu bedanken?

Aber für ein Wunder kann man sich wohl nicht bedanken.
Ein Wunder lässt sich nicht aufrechnen. Noch nicht einmal mit Dank.
Die Dankbarkeit lässt sich kaum messen. Lässt sich nicht berechnen nach der Größe des Wunders. Aber es gehört wohl zum Wunder dazu, dass Gott sieht, wie uns das Herz übergeht vor Freude, Erleichterung und Dankbarkeit. So wird’s auch dem Vater gehen als er seines Weges geht.

52 Da erforschte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber.
53 Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.

Not lehrt Beten.
Dennoch ist unsere Geschichte kein Lehrstück über das Beten.
Wir würden Jesus hier ganz falsch verstehen, wenn wir denken, er wolle uns zum Beten, zum inständigen Bitten erziehen. Als würde nur die Not das Beten lehren. Es ist eine Geschichte über den Glauben.

Der Vater, Beamter des Königs geht nicht nach Hause und ruft über den Hof: Geschafft! Ich hab’s mal wieder geschafft! Der ganze Weg hat sich gelohnt! Seht ihr, ich sag’s euch ja immer: Man muss manchmal einen weiten Weg gehen, wenn man zum Ziel kommen will!

All das sagt er nicht. Sondern: Er glaubte mit seinem ganzen Hause.
Er hatte vielleicht das erste Mal erlebt, dass es Dinge im Leben gibt, für die man sich selbst auf die Socken machen muss. Weil sie so wichtig, so groß sind, dass man selbst nicht zuhause bleiben kann. Einen inneren Auftrag, einen inneren Gang, in dem man unvertretbar ist. Aber auch gleichzeitig so hilflos, dass man sich auf andere Menschen oder auf Gott angewiesen findet.

Solches Angewiesen sein liegt übrigens nicht an der Hilflosigkeit. Er ist nicht hilflos, weil nur noch Gott helfen kann. Die Krankheit seines Sohnes macht ihn hilflos. Indem er sich als auf Gott, auf Jesus, angewiesen wieder findet, ist die Hilflosigkeit aufgehoben.

Er hat vielleicht das erste Mal erlebt, dass Not nicht das Fluchen lehrt, dass Not nicht den Stolz lehrt, sondern dass Not lehrt, schlicht zu bitten. Und zu hoffen. Inständig zu hoffen.

Und dann hat er erlebt, dass es ein Gefühl gibt, das so groß ist, dass noch nicht mal Dankbarkeit ausreicht. Es wirkt einer, der größer ist als ich. Und er wirkt an meinem Leben und in meinem Leben. Oder, was noch wichtiger ist:
Er wirkt im Leben derjenigen, die ich liebe. Ihm kann ich sie ans Herz legen, wenn ich selbst nicht mehr helfen kann. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.

Die Not hat ihn den Glauben gelehrt.
Jesus selbst hat den Beamten deshalb zuerst zurück gewiesen. Brauchst du erst ein Wunder, um zu glauben? Jetzt war’s wirklich ein Wunder, das ihn hat glauben lassen.
Und doch war’s ganz anders: Das Wunder war kein Triumph, war nicht Ergebnis seiner Bitten. Der Glaube ist nicht Ergebnis des Wunders. Er konnte nicht mehr anders als zu glauben als er die Erfahrung gemacht hatte, dass es einen gibt, dem er das, was ihm am liebsten ist, ans Herz legen kann.

Er konnte nicht mehr anders als er dem Gefühl begegnet war, dass es im Leben Dinge gibt, die so groß sind, dass man sich noch nicht einmal mehr dafür bedanken kann. Wunder. Da konnte er nicht mehr anders: Er glaubte mit seinem ganzen Hause.

Gott, dein Friede ist höher als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne, damit wir nicht Wunder erwarten, sondern deinen Wundern trauen. Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Monika Christ, Lahnstraße 63, 56132 Dausenau


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