Menü

Gottes Herrlichkeit entdecken

von Johannes-Michael Bönecke (38486 Klötze)

Predigtdatum : 17.01.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Römer 12,(4-8).9-16
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

„Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ (Johannes 1, 17)

Psalm: 105, 1 – 8

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 33, 17 b – 23
Epistel:
Römer 12, (4 – 8) 9 – 16
Evangelium:
Johannes 2, 1 – 11

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 452
Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied:
EG 398
In dir ist Freude
Predigtlied:
EG 413
Ein wahrer Glaube Gottes Zorn stillt
Schlusslied:
EG 74
Du Morgenstern, du Licht vom Licht

Predigt:
Liebe Gemeinde,

das Bild vom Leib und den Gliedern als Bild für die christliche Gemeinde ist uns wahrscheinlich geläufig. Paulus benutzt es nicht nur hier in seinem Brief an die Römer, sondern auch im ersten Korintherbrief. (1.Kor. 12) Es scheint ihm ein ganz wichtiges Bild zu sein. Wir selbst haben uns daran auch gewöhnt, dass es immer dann zur Sprache kommt, wenn es um das Zusammenleben in der Gemeinde geht oder wenn jemand eine neue Aufgabe in der Gemeinde übernimmt. Jeder ist ein Glied in einem großen Ganzen, getragen durch den Glauben an Jesus Christus.

Aber so einfach ist das nicht. Sehen wir uns doch mal unsere Gemeinden an. Sind unsere Gemeinden wirklich so, dass wir füreinander da sind? Leben wir im Frieden miteinander?

Wir erleben es doch viel eher, dass es immer wieder zu Unstimmigkeiten kommt. Das fängt oft bei Kleinigkeiten an. Ich denke, Ihnen fallen ganz viele Punkte ein, wo Gemeindegruppen, Gemeindeglieder aneinander Kritik, die sehr schnell als Angriff verstanden wird und nicht als Anteilnahme.

Schauen wir zuerst auf uns selbst. Können uns an den Gaben und Fähigkeiten der anderen wirklich ganz ungetrübt freuen? Verteilen wir unser Lob wirklich gleichmäßig oder erkennen wir nicht doch manches höher an als anderes? Außerdem erleben wir, dass in einer Gemeinde eben nicht alle Gaben und Fähigkeiten vorhanden sind.

Das alles macht eines deutlich: Paulus zeichnet ein Idealbild. Das Idealbild einer Gemeinde, in der alle Glieder so gut zusammenarbeiten wie die Teile eines Körpers.

Das kann ja verschiedene Gründe haben: Entweder es gab wirklich einmal so eine ideale Gemeinde oder aber es gab zur Zeit des Paulus schon dieselben Schwierigkeiten wie heute. Wie sah es denn nun aus in Rom, soweit wir das heute wissen? Kurz gesagt: Nicht viel anders als heute bei uns. In der Gesellschaft Roms gab es damals unterschiedliche und sich widersprechende Strömungen und Moden. Die kulturelle Vielfalt bietet natürlich viele Möglichkeiten, aber sie lässt auch Konkurrenz zwischen den einzelnen Gruppen entstehen und eine gewisse Beliebigkeit. Fremde Religionen kommen nach Rom. Sie werden in privaten Zirkeln außerhalb des gewöhnlichen Alltags gelebt. Vom Staat wird gleichzeitig die Kaiserverehrung gefordert. Um überhaupt eine Einheit zwischen den vielen Strömungen zu bekommen, wird die Sprache vereinheitlicht. Das Recht wird einheitlich, ebenso die Münzen, Maße und Gewichte. Es entsteht der Gedanke eines Weltbürgertums. Die Gesellschaft spaltet sich in eine Oberschicht, die in unermesslichem Reichtum und Luxus lebt und eine breite Masse von verarmten Arbeitern und Schuldsklaven.

Also: Vermutlich hatten die Menschen in Rom ähnliche Schwierigkeiten wie wir heute. Menschen erleben täglich, dass sie austauschbare Nummern oder verkäufliche Ware sind. Sie erfahren, dass sie nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten geachtet werden, sondern einzig und allein nach dem Ansehen und der Macht, die sie haben. Wir erleben das wahrscheinlich auch manchmal innerhalb unserer Gemeinde.

Genau da stellt Paulus die Frage, was Menschen in der christlichen Gemeinde eigentlich miteinander verbindet. Das Verbindende, und darauf kommt es Paulus vor allem an, das Verbindende ist die Liebe. Die Liebe, mit der Jesus Christus jeden von uns liebt, macht uns nicht zu austauschbaren Nummern. Nein jeder einzelne Mensch ist durch diese Liebe etwas Besonderes. Jeder Einzelne ist unentbehrlich, er oder sie ist in Gottes Augen etwas Besonderes, etwas ganz Tolles, eben ein geliebtes Wesen mit ganz speziellen Fähigkeiten. Damit kann er oder sie dem Nutzen aller dienen, nicht mit seiner Rolle oder Funktion.

Wir sollen und dürfen uns mit den Augen der Liebe sehen. Das ist das, was Paulus möchte von einer idealen Gemeinde. Wer sich mit diesen Augen sieht, der kann dann eben auch gastfreundlich sein, der kann Anteil nehmen aneinander, füreinander beten und jeden gleich achten.

Wie geht das nun in der Praxis? Ich denke, das erste, was wir lernen können, ist uns gegenseitig wahrzunehmen.

Gehen Sie mal in Gedanken in Ihre Straße. Wissen Sie, wer da wohnt und ob der Nachbar krank ist und vielleicht Hilfe braucht? Selbst in so einem überschaubaren Ort kann es passieren, dass jemand lange krank ist und keiner es weiß, weil man sich eben nur ab und an mal auf der Straße trifft.

Wir leben häufig nebeneinander, aber nicht miteinander. Und manch einer scheut sich auch, etwas Persönliches zu fragen. Warum eigentlich? Es kann durchaus auch angenehm sein, wenn der Nachbar sagt: „Ich habe Sie lange nicht gesehen: Waren Sie krank oder hatten Sie Urlaub?“ Das zeigt doch: da nimmt mich jemand wahr. Ich bin nicht austauschbar.

Aber es fällt uns oft schwer, auf andere Menschen zuzugehen. Doch wenn wir eine Gemeinde sein wollen, in der die Glieder sich gegenseitig ergänzen, in der wir in Liebe aneinander Anteil nehmen, dann müssen wir hier bei uns beginnen.

Nicht umsonst setzt der Apostel Paulus in die Mitte seiner Zeilen über das Miteinander in einer Gemeinde den uns so vertrauten Vers:
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Gemeinschaft in einer Gemeinde kann schließlich nur dort wachsen, wo Gottes Wort die entscheidende Quelle aller Hoffnung und Zuversicht ist.

Seid fröhlich in Hoffnung. Das sagt sich leicht, wenn alles gelingt. Wenn alles nach und nach gelingt, was man sich vorgenommen hat, dann wächst die Zuversicht. Doch im Blick auf eine schwere Krankheit oder im Blick auf die Krisensituationen in unserem Leben ist es weitaus schwieriger, sich die Hoffnung zu bewahren. Der Apostel Paulus macht uns Mut, denn kein Mensch kann ohne Hoffnung leben. Aber gegen alle äußeren Anzeichen zu hoffen, dazu gehört eine große Liebe, eine Menge an Kraft und ein ganz fester Glaube.

In der Regel ist es die Hoffnung, dass alles wieder gut wird, die uns durch die schweren Tage hindurchträgt. Voll fröhlicher Hoffnung zu bleiben, auch wenn sich unsere Hoffnungen nicht erfüllen – diese Gnade haben nicht viele Menschen. Sie verzagen oder weisen sich gegenseitig die Schuld zu. Das führt zu den Auseinandersetzungen, wie wir sie immer wieder erleben. Doch wir sind alle Glieder an dem einen Leib, Jesus Christus. Damit sagt uns Paulus:

Gott ist stärker als alles, was uns auf dieser Erde belastet oder bedrängt. Er steht über unseren alltäglichen kleinen oder auch großen Sorgen. Er ist stärker als jede Krankheit. Er ist mächtiger als der Tod. Wem das vertraut ist, wer darauf vertrauen kann, der findet die Kraft, geduldig zu sein in aller Trübsal. Dazu gehört es, den notwendigen langen Atem zu haben, wenn unsere Hoffnungen sich nicht erfüllen. Wer aufgibt, hat auch keine Chance mehr. Nur wer die nötige Geduld aufbringt, wird am Ende auch das Ziel erreichen.

Aber das kostet Kraft, endlos viel Kraft, die kein Mensch von sich aus aufbringen kann. Doch wir dürfen uns diese Kraft von Gott schenken lassen. Wer zu Gott betet, der erhält von ihm die Kraft, die er braucht. Deshalb sagt uns der Apostel Paulus: Seid beharrlich im Gebet. Denn nur, wer die Kraft nutzt, die Gott ihm bietet, vermag in den Zeiten der Trübsal die nötige Geduld aufzubringen, um sich die Hoffnung für das Leben zu bewahren.

Darum:
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.

Sicher, eine Idealgemeinde wird es weder bei uns noch anderswo geben. Wir sind Menschen mit Schwächen und Fehlern. Es wird vielleicht auch immer die eine oder andere Gabe fehlen, aber entdecken können wir die Gaben, die es unter uns gibt, nur, wenn wir aufeinander zugehen. Unsere Gemeinden können gastfreundlicher und fürsorglicher sein, wenn wir uns darum bemühen, die Anderen zu sehen.

Dann ist es vielleicht auch einfacher, Aufgaben zu verteilen oder Hilfe anzunehmen und so ein Leib mit vielen Gliedern zu werden.

Amen

Verfasser: Pfarrer Johannes-Michael Bönecke, Kirchstraße 24, 38486 Klötze

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).