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Gottes Herrlichkeit entdecken

von Martin Hecker (Bad König)

Predigtdatum : 15.01.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : 2. Mose 33,17b-23
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Wochenspruch:
"Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden." (Johannes 1, 17)

Psalm: 105, 1 - 8


Lesungen
Reihe I: Johannes 2, 1 - 11

Reihe II: Römer 12, (4 - 8) 9 - 16

Reihe III: 2. Mose 33, 17 b – 23

Reihe IV: 1. Korinther 2, 1 - 10

Reihe V: Markus 2, 18 - 20 (21 - 22)

Reihe VI Hebräer 12, 12 - 18


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 70, 1.4.7 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Wochenlied: EG 263, 1.2.7 Sonne der Gerechtigkeit
Predigtlied: EG 66, 1.2.6.8 Jesus ist kommen
Schlusslied: EG 74 Du Morgenstern


Predigttext 2. Mose 33, 17 b - 23
Wie Mose Gottes Herrlichkeit erkennen soll

„[Gott sprach zu Mose:] du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen.
Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!
Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des HERRN: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.
Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht se-hen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen.
Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin.
Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.“

Liebe Gemeinde,

„Papa, wie sieht eigentlich der liebe Gott aus?“ Vermutlich kennen Sie solche Fragen ja auch. Kleine Kinder wollen das ganz genau wissen. „Wie sieht eigentlich der liebe Gott aus?“ Oder auch „Wo wohnt der liebe Gott?“ Oder - die schönste Frage, die ich bis jetzt gehört habe: „Was macht der liebe Gott eigentlich, wenn grade mal nicht Sonntag ist?“

Typische Kinderfragen. Obwohl – nicht nur Kinderfragen. Ich bin sicher, diese Fragen beschäftigen auch uns Erwachsenen, wenn wir sie auch anders formulieren.

Da ist jemand auf der Suche nach einem echten, tragenden Sinn und Inhalt für sein Leben. Alles, was er bisher auspro-biert hat, hat sich als Scheinlösung erwiesen. „Gott, wer bist du? Wie siehst Du aus? Wie erkenne ich dich?“

Da geht jemand regelmäßig zum Gottesdienst, fühlt sich dort wohl und geborgen. Aber Tag für Tag wird das Leben am Arbeitsplatz unerträglicher. Und trotz vieler Gebete, trotz der Gottesdienstbesuche ändert sich nichts. „Gott, wo bist du? Schläfst du?“

Da steckt jemand in einer ganz schweren Lebenskrise. Er hofft, dass sein Glaube ihm helfen kann. Aber je stärker die Krise wird, desto größer werden die Zweifel, desto kleiner der Glaube. „Gott, gib dich doch zu erkennen. Wenn du wirklich da bist, dann lass mich das doch sehen!“

Wir wollen mehr von Gott wissen. Genauer über ihn Bescheid wissen. Ihn immer mehr erkennen. Gerade in schwierigen oder besonders wichtigen Lebenssituationen.

So auch bei Mose. Eine gewaltige Krise liegt gerade hinter ihm. Das Volk, das Gott so herrlich aus Ägypten befreit hat, hatte sich ein goldenes Kalb gemacht und es angebetet. Das war doch ein Gott, den man sehen konnte. Den man von allen Seiten betrachten konnte. Den man mit den Händen anfassen konnte. In einem packenden Gespräch kann Mose Gott davon abhalten, in seinem Zorn das ganze Volk zu ver-nichten.

Und eine schwere Aufgabe liegt vor Mose. Er soll dieses große Volk durch die Wüste führen in das Land, das Gott ihm zeigen wird. Hunger und Hitze, Krankheiten und Kämpfe, Zweifel und Zwietracht liegen vor ihm. Und da will er genau wissen, dass Gott bei ihm ist. Da will er sicher sein, dass Gott die Macht hat. Da will er sehen, dass Gott in seiner ganzen Herrlichkeit selbst ihn leitet und führt, damit er – Mose – das Volk recht führen kann. Und so fängt Mose an, mit Gott zu handeln. Lesen Sie ruhig die ganze Passage zu-hause einmal nach. Mose trägt eine Bitte nach der andern vor. Jede geht weiter als die bisherigen. Er handelt Gott, den heiligen Gott, der gerade noch so zornig gewesen war, immer weiter hinauf. Bis er schließlich die Bitte ausspricht, die in unserem Predigttext steht: „Lass mich deine Herrlich-keit sehen.“

Das wär's doch. Sehen können, nicht nur glauben müssen. Die Herrlichkeit Gottes vor Augen, nicht nur unser eigenes Elend. Gott ganz und gar erkennen, wie er ist, ohne Abstri-che, nicht nur etwas von ihm wahrnehmen. Das wär's doch!
Also, ich kann den Mose da gut verstehen. Ich wünschte mir auch so manches Mal, wenn ich auf meine Aufgaben in un-serer Gemeinde schaue, irgendwelche sichtbaren Beweise für die Gegenwart und die Herrlichkeit Gottes. Ich möchte ab und zu auch sicher wissen, dass wirklich er es ist, der unsere Gemeinde führt. „Gott, lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ Doch, ich kann den Mose verstehen.

Zugleich erschrecke ich ein bisschen, weil er gar so kühn und unverschämt mit Gott handelt. Geht denn das? Darf ich Gott denn mit solchen Forderungen kommen? Darf ich immer mehr und immer mehr erbitten? Ist das nicht zu unver-schämt?
Un-ver-schämt, das ist ja nicht unbedingt negativ. Es ist doch gut, wenn einer ohne Scham, ohne falsche Scham Gott sagt, was er auf dem Herzen hat.
Und das will ich von Mose lernen. Und Sie dürfen das auch: Gott auch mit kühnen, mit „unverschämten“ Bitten zu kommen.

Gott lässt diese Bitte des Mose ja zu. Er geht auf diesen Handel ein. Er schimpft nicht mit Mose, weil der etwas ver-langt, was weit über das Bisherige hinausgeht, etwas, was eine Grenze überschreitet. Nein, er geht ganz ruhig auf Mose ein. Und er gibt ihm dann ja auch sehr viel:

(1) Ein herrlicher Name
Gott ruft seinen Namen vor Mose aus. Er erinnert ihn damit noch einmal daran, dass sie beide sich ja persönlich kennen.
Ich begegne oft Leuten, die sagen mir: „Ich glaube schon, dass es irgendwo irgendeinen Gott gibt.“ Aber – irgendwo irgendwie irgendein Gott! Nichts Genaues weiß man nicht! Also, mir ist das zu wenig.

Gott sagt dem Mose: Ich sage dir meinen Namen. Und „ich kenne dich mit Namen“. Zwei Seiten ein und derselben Me-daille. Gott kennt uns mit Namen. Er kennt Sie und mich persönlich. Sie alle, die Sie heute hier sind, kennt der le-bendige Gott namentlich. Bei Ihrer Taufe wurde sein Name genannt. Und Ihr Name. Das hieß es: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ (Jes 43, 1) Jedem von uns gilt, was ein bekanntes Lied sagt: „Kennt auch dich und hat dich lieb, kennt auch dich und hat dich lieb!“ Gott kennt unsere Namen.

Und umgekehrt gibt Gott seinen Namen preis. Er ruft ihn vor Mose aus. Und damit tritt er heraus aus der Anonymität, aus der Namenlosigkeit, aus der Unverfügbarkeit. Er ist nicht irgendein Gott, sondern der Gott, der sich namentlich bekannt macht. Nicht ein undefinierbares höheres Wesen, sondern ein ganz persönliches Gegenüber. Schon einmal hatte er dem Mose seinen Namen genannt: „Ich bin, der ich bin.“ Diesmal füllt er diesen Namen gleich noch etwas kon-kreter: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.“

Sehen Sie, in der Bibel sind Namen alles andere als Schall und Rauch. In der Bibel verrät der Name immer etwas über das Wesen der Person. In diesem Namen Gottes wird sein ganzes Wesen sichtbar. Und das ist: Gnade und Erbarmen!
Was Gott da sagt, heißt ja, dass Mose ganz sicher mit Gnade und Erbarmen rechnen darf. Wenn Sie das ganze Gespräch lesen, merken Sie, dass Mose mehrmals sagt: „Wenn ich Gnade vor deinen Augen gefunden habe ...“ Jetzt bekommt er zu hören: „Mose, du weißt doch, mit wem du es zu tun hast. Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig.“ Gottes Zusagen stehen fest. Was er verspricht, das gilt. Was er sagt, geschieht. Wir dürfen uns daran festhalten und danach ausrichten. Gottes ganzes Wesen ist Gnade und Erbarmen. Das sagt das Alte Testament! Und dieser gnädige und barm-herzige Gott will mit jedem einzelnen von Ihnen ein persön-liches Verhältnis haben, möchte mit jedem sozusagen auf Du und Du stehen. Was für eine liebevolle Antwort auf diese aufdringliche Bitte des Mose!

(2) Eine herrliche Aussicht
Gott belässt es nicht dabei, dass er dem Mose diese Antwort gibt. Er begnügt sich nicht damit, ihm seinen Namen zu sa-gen. Es genügt ihm nicht, dass er Mose an sein Wesen erin-nert. Nein, sondern er zieht mit seiner ganzen Herrlichkeit, mit seiner ganzen Pracht und Macht an ihm vorbei. Weil er allerdings weiß, dass das für Mose tödlich wäre, stellt er ihn in einen schützenden Felsspalt, hält seine Hand über ihn, hält ihm gewissermaßen die Augen zu. Das ist ja schon wieder Gnade. Und Erbarmen. Gottes Herrlichkeit ist zu viel für einen sündigen Menschen. Das ist, wie wenn jemand mit einem starken Fernrohr in die grelle Sonne schaut. Der wird geblendet werden und bleibenden Schaden davontragen. So ist es, wenn ein Sünder die unverhüllte Herrlichkeit Gottes sieht. Das ist mehr, als ein Mensch ertragen kann. Und da-vor bewahrt Gott den Mose. Er lässt ihn so viel als möglich sehen. Mose darf hinterher sehen, darf ihm nachsehen. Ein schöner Rücken kann auch entzücken!

Ihr Lieben, das gilt doch oft in unserem Leben, dass wir hin-ter Gott her sehen können. Dass wir im Nachhinein feststel-len: Da hat Gott gehandelt. Da war Gott am Werk.
Eine schlimme Krankheit, die überraschend schnell ver-schwand. Eine schwere Krise in der Ehe, in der Familie – die ganz gegen alle Erwartungen behoben werden konnte. Eine gefährliche Situation im Straßenverkehr, in der jemand ech-te Bewahrung erlebt hat.
Überall da kann ich das Handeln Gottes sehen. Überall da lassen sich Spuren Gottes in unserem Leben erblicken. Wer mit dem lebendigen Gott lebt, der hat nie das Nachsehen. Aber er darf Gott hinterher sehen!

„Papa, wie sieht der liebe Gott aus?“ „Gott, lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ Schauen Sie in Ihr Leben. In aller Ein-tönigkeit wird sie immer wieder sichtbar, die Herrlichkeit Gottes. In allem Elend geht er in seiner Herrlichkeit immer wieder mit uns. In alle Schuld hinein bringt er seine Herr-lichkeit.

(3) Ein herrlicher Heiland
„Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ Lange, nachdem Mose diese Bitte an Gott gerichtet hatte, schrieb ein anderer:

„Und wir sahen seine Herrlichkeit!“ (Joh 1, 14)
Der Evangelist Johannes schreibt das. Er spricht davon, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist. „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater.“

In Jesus wird sie sichtbar, die Herrlichkeit Gottes. In Jesus macht Gott sich uns noch einmal mit Namen bekannt: „Je-sus“, das heißt: Der Retter, der Helfer. Im Namen Jesus dürfen wir Gott alle Bitten vortragen, auch die aufdringlichen und unverschämten. In diesem Namen ist Heil (Apg 4, 12). Vor diesem Namen werden sich eines Tages alle Knie beugen (Phil 2, 10). Jesus – das ist der herrlichste aller Namen.

Und in Jesus können wir die Herrlichkeit Gottes erkennen. „Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des ein-geborenen Sohnes vom Vater.“
„Wie sieht der liebe Gott aus?“ Schauen Sie hin auf das Kind in der Krippe, über dessen Geburtsort die Engel jubelten: „Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
„Wo wohnt der liebe Gott?“ Schauen Sie hin auf den Wan-derprediger, der überall da zu den Menschen ging, wo er Not lindern konnte, wo Schuld zu vergeben war, wo Lebens-fragen beantwortet werden mussten.
„Was macht der liebe Gott, wenn nicht Sonntag ist?“ Schau-en Sie hin auf den Auferstandenen auf jenem Berg, der sei-nen Jüngern als Abschiedsgruß zuruft: „Ich bin bei euch alle Tage“, sonntags wie werktags.
„Lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ Schauen Sie hin auf den Mann am Kreuz, der dort Ihre und meine Schuld bezahlt und wegnimmt, der Ihnen und mir den Heimweg zu Gott öffnet.

Die Herrlichkeit Gottes wird sichtbar in Jesus Christus. Frei-lich – wieder ist sie verborgen. Wie damals bei Mose. Die Herrlichkeit Gottes ist verborgen in der Armut eines Men-schenlebens.

Aber in diesem Menschen Jesus Christus ist die ganze Herr-lichkeit Gottes zu sehen. Die Gnade. Die Barmherzigkeit. Die Hilfe. Die Vergebung. Bei Jesus ist all das zu finden.

Schauen Sie auf Jesus. Sie finden ihn in der Bibel. Das alte Buch ist ein herrliches Buch. Sie finden Jesus auch in seiner Gemeinde. Die Versammlung von lauter unvollkommenen Menschen ist voll von Gottes Herrlichkeit.

Wenn Sie Gott sehen wollen, wenn Sie ihn kennen wollen, wenn Sie mit ihm leben wollen – dann schauen Sie auf Jesus. Den Verherrlichten. Den Herrlichen. Den Herrn.


Verfasser: Pfarrer Martin Hecker
Martin-Luther-Straße 9 a, 64732 Bad König

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