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Gottes Herrlichkeit wird offenbar in dem Menschen Jesus von Nazareth

von Hans-Dieter Wille (72076 Tübingen)

Predigtdatum : 03.01.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Lukas 2,41-52
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Wochenspruch: Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1,14b)

Psalm: 100

Lesungen

Reihe I: 1. Johannes 5,11-13
Reihe II: Jesaja 61,1-3(4.9)10-11
Reihe III: Lukas 2,41-52
Reihe IV: 1. Johannes 5,11-13
Reihe V: Jesaja 61,1-3(4.9)10-11
Reihe VI: Lukas 2,41-52

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 36, 1.3.5.6.10 Fröhlich soll mein Herze springen
Wochenlied: EG 72 O Jesu Christe, wahres Licht
Predigtlied: EG 67 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Schlusslied: EG 34 Freuet euch, ihr Christen alle

Predigttext Lukas 2,41-52

41 Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest.
42 Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes.
43 Und als die Tage vorüber waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, und seine Eltern wussten's nicht.
44 Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten.
45 Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn.
46 Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte.
47 Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten.
48 Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.
49 Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?
50 Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte.
51 Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen gehorsam. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen.
52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Hinführung

Es war jüdischer Brauch, dass Eltern mit ihren heranwachsenden Söhnen an den großen Festen in Jerusalem teilnahmen, um sie frühzeitig mit den religiösen Pflichten vertraut zu machen. Denn mit dreizehn Jahren wird ein jüdischer Junge „religionsmündig“. Deswegen pilgerten sie „alle Jahre nach Jerusalem zum Passafest“.

Die nicht ungefährliche Reise nach Jerusalem geschah meist in der Gemeinschaft einer Pilgergruppe, vor allem zum Schutz vor Überfällen (vgl. Lk 10,30ff). Und einer solchen könnte sich ihr verlorener Sohn auf dem Rückweg angeschlossen haben, dachten sie. So dauerte es einen ganzen Tag, bis man sich durch die verschiedenen Gruppen und Dorfgemeinschaften durchgefragt hatte. Zudem war Jerusalem an solchen Festtagen mit Pilgern überfüllt, was die Suche zusätzlich erschwerte. Erst nach drei Tagen war sie erfolgreich.

Dass Maria und Joseph ihren Sohn im Gespräch mit Schriftgelehrten entdecken, macht deutlich, dass zum Auftrag Jesu der öffentliche Auftritt gehört. Dass dieser Auftrag und sein künftiger Lebensweg die Grenzen seiner familiären Welt eines Tages gänzlich hinter sich lassen wird, deutet sich hier schon an. Genauso schroff wie in unserem Text wird er später seiner Mutter und seinen Brüdern, die in der Menge zu ihm vordringen wollen, entgegnen: „Meine Mutter und meine Brüder sind diejenigen, die Gottes Wort hören und tun.“ (Lukas 8, 21)

Familie ist in Jesu Augen nicht „heilig“, darf es nicht sein – und verdient trotzdem Respekt. So zitiert Jesus selbst immer wieder das Elterngebot (z. B. Lukas 18, 20). Auch der 12jährige Jesus lässt seine Familie nicht einfach hinter sich, sondern kehrt in den „Schoß der Familie“ zurück (2, 51). Das theologische Gespräch im Jerusalemer Tempel und der Alltag einer Zimmermannsfamilie in Nazareth, in der Provinz, werden also in dieser Geschichte nicht gegeneinander ausgespielt.

Gleichwohl: Auch wenn Maria „in ihrem Herzen“ weiter über die Worte ihres Sohnes meditiert (2, 51; vgl. 2, 19) – die uns lieblos erscheinende Reaktion Jesu auf die sorgenvolle Frage seiner Mutter ist erst einmal irritierend.

„Das Wunderkind in den Flegeljahren“ – konnte ein Ausleger deswegen die Geschichte überschreiben. (Predigtstudien 1996/97, I, S. 108). Und in der Tat fällt beim ersten Hören das außergewöhnliche Betragen des 12jährigen Jesusknaben auf. Dass 12Jährige sich der Obhut ihrer Eltern immer mal wieder entziehen und eigene Wege gehen, ist nichts Ungewöhnliches. Auch ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Eskapaden meist versöhnlich enden (2, 51). Schließlich bleibt ein Jugendlicher dieses Alters weiterhin auf Familie angewiesen.

Das ist uns allen vertraut. Lukas liegt also sehr daran, dass die Menschlichkeit dieses Gottessohnes, der „in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend“ (2, 12) auf die Welt gekommen ist, weiterhin im Blick bleibt. Die Antwort Jesu:  „Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ lässt seine Eltern freilich ratlos zurück. Doch sie hebt das familiäre Umfeld seiner irdischen Existenz nicht auf. Es wäre ein krasser theologischer Irrweg, sich Jesus nach dieser Geschichte als eine Art Halbgott vorzustellen. 

Schon der harmlos klingende Satz „In dieser Geschichte zeigt sich: Jesus ist eben nicht nur ein Mensch“ würde – ungewollt – Gott und Mensch auf fatale Weise voneinander trennen: Der Gottessohn bliebe sozusagen im Jerusalemer Tempel und der pubertierende Jüngling in Nazareth. Das Aufregende an dieser Geschichte ist aber, dass Gott nicht nur in einem kleinen Kind, sondern auch in einem nicht immer leicht zu habenden 12-Jährigen zur Welt gekommen ist. Das wirft ein etwas anderes, nicht unbedingt weihnachtlich glänzendes Licht auf die „heilige Familie“.

Jesus bleibt – auch in der besonderen Verbindung zu Gott, seinem „himmlischen“ Vater – Sohn seiner Eltern – und ist doch in seiner Gottessohnschaft „gleichzeitig“ ihnen entzogen. Ohne dabei sein irdisches Dasein, seine Menschlichkeit aufzugeben.

Auch wir, Kinder unserer Eltern, die wir ein Leben lang bleiben, sind doch zugleich Gottes geliebte Töchter und Söhne, Gottes Kinder eben – und das über unseren Tod hinaus. Deswegen beten wir ja „Vater unser im Himmel“.

Auch von dieser Spannung lebt diese Geschichte vom 12jährigen Jesus. Auch von dieser Spannung sollte die Predigt zumindest etwas ahnen lassen.

Gliederung

I. Wem gehörst du?
II. Jesus – der verlorene Sohn
III. Du sollst Vater und Mutter ehren!
IV. Ich gehöre euch nicht ganz
V. Maria – die Mutter von Gottes Sohn
VI. Wohin gehören wir?

Ziel

Die Predigt weckt Verständnis für die Menschwerdung Gottes: Nicht nur „im Kind in der Krippe“ zeigt sich seine Menschlichkeit, sondern auch in Gestalt eines heranwachsenden eigenwilligen Jugendlichen.

Predigt

I. Wem gehörst du?

Liebe Gemeinde!

„Wem gehörst du eigentlich? “

Manche erinnern sich noch an diese Frage. In unseren Dörfern wurde sie oft gestellt, wenn ein fremdes Gesicht auftauchte, ein Kind, das man nicht zuordnen konnte.

Es war klar: Mit dieser Frage war mehr gemeint als nur der Name, mehr gemeint als nur Straße und Hausnummer, jene lebenswichtigen Daten, die uns die Eltern schon in früher Jugend einprägten und die wir aufsagen sollten, falls wir uns mal verlaufen würden.

„Wem gehörst du eigentlich?“

Wenn wir als Kinder so oder so ähnlich gefragt wurden, dann war ja unsere ganze Herkunft angesprochen, all das, was uns vor allem durch unser Elternhaus mitgegeben wurde: an Überzeugungen und Verhaltensweisen, an Arten, auch an Unarten – bis hin zu unserem Aussehen – all das, was uns – ob wir das wollen oder nicht – zeitlebens mitbestimmt und prägt.

„Sag mir, wohin du gehörst, und ich sage dir, wer du bist!“

Kein Wunder, dass manch einen diese Frage nach seiner Herkunft und der lauernde Ton dahinter immer auch etwas verlegen gemacht hat. Mit zunehmendem Alter auch etwas ärgerlich. Schließlich sollte doch meine Herkunft, also meine Eltern und mein Elternhaus, nicht allein darüber Auskunft geben, wer ich war und vor allem wer ich selbst sein wollte: nämlich eine eigenständige und unverwechselbare Person – sicher nicht ohne die Eltern, aber dann auch wieder im gehörigen Abstand zu ihnen. Manchmal auch Abstand zu dem, wie sich Eltern das Leben ihres Sohnes oder ihrer Tochter so vorstellen, Abstand zu dem, von dem Eltern meinen, dass es gut und notwendig, ja lebensnotwendig für ihre Kinder sei.

II. Jesus – der verlorene Sohn

„Hast du vergessen, zu wem du gehörst?!“

So mögen die Eltern des 12jährigen Jesusknaben, so mögen Maria und Joseph gefragt haben, als sie ihren Sohn nach langem Suchen endlich gefunden hatten – in einer Stadt, die jedes Mal zum Passahfest einen Massenansturm von Pilgern erlebte.

Aber das war nun keine neugierige Frage, sondern ein strenger und harter Vorwurf, der uns vertraut vorkommt. „Hast du ganz vergessen, wo Du eigentlich hingehörst!“.

In der Nähe des Tempels – unter den vielen Pilgern – hatten sie ihn plötzlich aus den Augen verloren.

Vielleicht ist er mit Bekannten vorausgegangen, dachten sie, oder er kommt mit ihnen nach. Aber Jesus blieb verschollen, blieb ein verlorener Sohn. Und so haben sie ihn – inzwischen, wie man sich vorstellen kann – mit großer Sorge, auch mit der Angst, es könnte ihm vielleicht etwas zugestoßen sein, überall gesucht.

Drei Tage lang, so wird uns erzählt, haben sie sich durchgefragt. Ohne Ergebnis.

Und dann finden sie ihn endlich – im Tempel, mitten unter den Schriftgelehrten. Im theologischen Gespräch. Dort entdecken sie ihren frühreifen, für manche wohl etwas altklug wirkenden Sohn, der – das zeigt seine Antwort – gänzlich unbeeindruckt zu sein scheint von der elterlichen Suchaktion, von ihrer Sorge und Angst.

III. Du sollst Vater und Mutter ehren!

Warum mutet er das seinen Eltern zu? Wo bleibt da der Respekt vor den Eltern und vor dem Gebot „Ehre Vater und Mutter!“?

So mögen sich Maria und Joseph gefragt haben – und ihnen imponiert dabei ganz und gar nicht, dass Jesus im Kreise der Schriftgelehrten Eindruck macht, weil er offenbar kluge Fragen stellt und kluge Antworten gibt.

Wie hält es Jesus mit dem 4. Gebot? – so fragt jeder, der diese Geschichte hört und die Reaktionen seiner Eltern nur zu gut verstehen kann.

Oder – so könnten wir ja auch fragen: Hat Jesus das Elterngebot durchaus verstanden, nur auf eine andere Art und Weise?

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ – kann dieses „ehren“ nicht auch darin bestehen, dass wir uns nicht dauernd von elterlichen Erwartungen und Wünschen unter Druck setzen lassen?

Zum Erwachsenwerden eines Menschen gehört es ja, sich immer wieder aus der meist ja ganz liebevoll gemeinten Fürsorge und Umarmung seiner Eltern zu lösen, ja sich manchmal sogar regelrecht daraus herauszureißen, damit wir ein freier, verantwortungsbewusster und lebenstüchtiger Mensch werden können –  was sich doch jeder Vater und jede Mutter letztlich nur wünschen kann?!

Ja – es ist gut, wenn Eltern ihren Kindern eigene Wege gönnen.

Die Geschichte vom 12jährigen Jesus im Tempel könnte uns allen, den jungen und den älteren oder schon ziemlich altgewordenen Kindern, neu die Augen dafür öffnen, was es heißt, im Sinne Jesu „Vater und Mutter zu ehren“. Diese Geschichte kann uns die Augen dafür öffnen, wie wir in unseren Familien, im Umgang der Generationen untereinander offen und vor allem frei dafür werden, zu fragen, worin denn dieses „ehren“ wirklich und tatsächlich bestehen kann und worin nicht!

„Und er sprach: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich an dem Ort sein muss, der zu meinem Vater gehört? Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte ... “

Dass Kinder sich plötzlich oder mit der Zeit von ihren Eltern lösen, den Ort, wo sie erzogen wurden und aufgewachsen sind, verlassen und ganz woanders, bei Freunden und Freundinnen und schließlich in einer eigenen Familie ein neues Zuhause finden, wo sie hingehören wollen – diesen Prozess, diesen oft schmerzlichen Prozess müssen wohl alle Eltern einmal durchmachen. Weil wir doch so gern unsere Kinder auch festhalten und gern bei dem behalten wollten, was uns, den Älteren, mit den Jahren lieb und wichtig geworden ist.

IV. Ich gehöre euch nicht ganz

In solchen Situationen hängt viel davon ab, ob wir nur auf das Eigene bedacht sind oder ob wir auf­merksam füreinander bleiben und darauf achten, dass das Miteinander der Generationen nicht zerbricht.

Das Erstaunliche an diesem ungewöhnlichen Familienkonflikt, wie ihn der Evangelist Lukas berichtet, ist ja nicht, dass Eltern und Sohn sich von nun an trennen und er – der theologische Wunderknabe – seine eigenen Wege geht, weil er sich etwa zu Höherem berufen sieht und sich im kleinbürgerlichen Milieu einer Handwerkerfamilie nicht mehr wohlfühlt.

Das Gegenteil davon wird erzählt: „Er ging mit ihnen hinab nach Nazareth …“ – also aus der erhebenden Jerusalemer Atmosphäre religiöser Gelehrsamkeit hinunter in die Kleinstadt Nazareth, in die Provinz – hinunter zu den einfachen Leuten, deren Sohn er auch war und deren Sohn er auch weiter sein und bleiben wollte:

„… und war ihnen gehorsam“ – so formuliert es Lukas.

„Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?!“

„Ich bin euer Sohn!“ – heißt das. „Ich gehöre zu euch. Aber ich gehöre euch nicht ganz. Ich gehöre auch einem Anderen. Ich gehöre zu Gott.“

Das ist auf´s Erste nicht leicht zu verstehen.

V. Maria – die Mutter von Gottes Sohn

Auch Maria, die Mutter, hat nicht verstanden. Noch nicht. Aber sie denkt nach. Und ihr Herz wird bewegt und berührt.

Maria bewegt in ihrem Herzen das Unbegreifliche. Erst allmählich wird sie – unter Schmerzen - wahrnehmen, was das für ein besonderes Kind ist. Sie hat es geboren. Sie hat es in Windeln gewickelt. Sie hat es in eine Krippe gelegt. Und dann hat sie von dem alten Simeon gehört: Es ist der Retter der Welt. Er wird den Völkern, die sehnsüchtig auf Frieden und Hilfe in ihrem Elend warten, ein Licht sein. Und jetzt hört sie von dem herangewachsenen Kind selbst, dass es ihr nicht ganz gehört. Sie kann nicht über ihren Sohn verfügen. Er gehört Gott, ihrem Gott. Er wird ihr mit diesem Kind viel zumuten, viele Leidenswege.

„Wisst ihr nicht, dass ich sein muss an dem Ort, der zu meinem Vater gehört ...?“ Das sagt Jesus von sich selbst. Er ist Gott ganz nahe. Und er ist ihm in unvergleichlicher Weise verbunden.

„Er ist Gottes Sohn“, sagen wir dazu in der Sprache unseres Glaubens ‑ „und doch ganzer Mensch“: „Gottes und Marien Sohn.“

Wir spüren, liebe Gemeinde, worin eigentlich das Wunder der Weihnacht besteht. Es ist diese in der Tat unbegreifliche Nähe des großen Gottes bei uns Menschen, bei jedem Einzelnen von uns.

„Wisst ihr nicht, dass ich an dem Ort sein muss, der meinem Vater gehört ...!“

VI. Wohin gehören wir?

Was in unserem Text auf Jesus bezogen ist – gilt das nicht auch für uns? Sind nicht auch wir auf solche Orte unseres Glaubens angewiesen, auf Orte und Gelegenheiten, wo wir – wie Jesus im Tempel – mit Menschen in Ruhe über Gott und die Welt reden können, mit Menschen unseres Vertrauens, denen ich sagen kann, was mein Herz bewegt und belastet? Ist nicht jede christliche Gemeinde ein solcher Ort?

Brauchen wir nicht alle solche Zeiten, wo wir mit unserem Gott gewissermaßen auf du und du sein können, wo wir vor ihm all das aussprechen, was uns auf der Seele liegt? Zeiten und Orte, wo wir seine Gegenwart, die sonst von uns so wenig wahrgenommen wird, besonders spüren?!

Haben wir nicht schon gemerkt, dass wir dann ruhiger, gelassener werden, dass uns der Terminkalender und alles, was es Tag für Tag zu erledigen gilt, nicht mehr so in Beschlag nehmen können, als ob sie die Herren unseres Lebens wären, als ob wir ihnen – mit Haut und Haaren – gehörten!

„Zu wem gehörst du?“ – so hatten wir am Anfang gefragt. Bei unserer Taufe ist darauf eine klare Antwort gegeben worden. Es ist gut, liebe Gemeinde, wenn wir uns immer wieder daran erinnern, was uns bei und mit unserer Taufe gesagt wurde: „Fürchte dich nicht. Denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir. “ (1)

Amen

Anmerkung:
(1) Jesaja 43,1

Eingangsgebet

Barmherziger Gott!
Wir danken Dir,
dass wir heute Gottesdienst miteinander feiern können
und dein Geist unter uns wohnt:
dein Geist der Wahrheit, der Liebe und des Trostes.
Zu dir kommen wir, wie wir sind:
Mit der Freude und dem Glück unseres Lebens,
mit allem, was uns gelungen ist die letzte Woche,
worüber wir uns gefreut
und womit wir anderen eine Freude gemacht haben.

Wir kommen zu dir und bringen auch mit,
was uns belastet, was uns Sorge und Angst macht,
All das bringen wir vor Dich und vertrauen es dir in der Stille an.

Fürbittengebet

Barmherziger Gott –
Du bist jedem von uns nahe.
Im Alltag unseres Lebens bist du da, mitten unter uns.
Auch dort, wo wir dich vermissen und nach dir rufen.
Schenke uns immer wieder einen Glauben, der dir vertraut.
Wir rufen zu dir:
Herr erbarme dich!

Wir danken dir für die Familie, in der wir aufwachsen konnten,
für alle Liebe und Fürsorge,
die wir als Kinder und Jugendliche erfahren haben.
Schenke unseren Familien einen weiten Horizont.
Du weißt, was unsere Beziehungen auch belastet,
wodurch wir Anderen zur Last werden.
Hilf, dass wir nicht zu viel voneinander verlangen.
Lass uns barmherzig sein - mit uns selbst und mit unseren Nächsten!
Wir rufen zu dir:
Herr, erbarme dich!

Wir danken dir für das gute Miteinander,
für die Aufmerksamkeit und Unterstützung,
die Menschen gerade in diesen Zeiten erfahren.
In den Familien. Unter Freunden und Freundinnen. In der Nachbarschaft.
Lass uns nicht vergessen,
wie sehr wir alle aufeinander angewiesen sind,
wie sehr wir davon leben, dass andere an uns denken und für uns beten.
Lass diesen Geist der Liebe weiterhin unter uns wachsen und Früchte bringen.
Wir rufen zu dir:
Herr, erbarme dich!

Wir denken an die Menschen und befehlen sie dir an,
die in dieser Krise alles verloren haben,
deren berufliche Existenz bedroht ist und die jetzt dringend Hilfe brauchen.
Wir bringen vor dich die Menschen in der Nähe und in der Ferne,
denen es buchstäblich an allem fehlt,
an Sicherheit, an Frieden, an Lebensmöglichkeiten.
Die Menschen in Kriegs- und Krisenländern und auf der Flucht.
Wir rufen zu dir:
Herr, erbarme dich!

Wir bitten dich 
für unsere Kranken und für die, die sie pflegen,
für die Sterbenden.
Für die Menschen, die um ihren Nächsten trauern.
Wir bitten dich für die Menschen,
die ihnen beistehen und sie begleiten.
Schenke ihnen die nötige Kraft und Geduld
Lass sie und uns deine Nähe erfahren, die uns verbindet
als deine Schwestern und Brüder und als Kinder des einen Vaters im Himmel.
Sei bei deiner Welt.
Sei bei denen, die nach Dir rufen! 
Erbarme dich unser!

Verfasser: Pfarrer Hans-Dieter Wille, Prälat i. R., Paul-Lechler-Str. 5, 72076 Tübingen


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