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Gottes Herrlichkeit wird offenbar in dem Menschen Jesus von Nazareth

von Eva-Maria Bachteler

Predigtdatum : 04.01.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Lukas 2,41-52
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Wochenspruch:
"Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1, 14 b)

Psalm: 138, 2 - 5


Lesungen
Altes Testament: Jesaja 61, 1 - 3 (4.9) 11.10

Epistel: 1. Johannes 5, 11 - 13

Evangelium: Lukas 2, 41 - 52



Liedvorschläge
Eingangslied: EG 49 Der Heiland ist geboren
Wochenlied: EG 72 O Jesu Christe, wahres Licht
Predigtlied: EG 409 oder EG 67 Gott liebt diese Welt oder Herr Christ der einig Gottes Sohn
Schlusslied: EG 66, 1 + 8 Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude

Hinführung
Als einziger unter den Evangelisten bietet Lukas eine Er-zählung aus Jesu Kindheit und Jugend. Diese eventuell ur-sprünglich selbständige Geschichte vom 12-jährigen Jesus im Tempel fügt Lukas als Abschluss der ihm wichtigen Kind-heitsgeschichten von Johannes und Jesus ein und gestaltet dadurch den Übergang zum Auftreten der beiden als Er-wachsene (Lukas 3,1 ff.). Gerahmt wird die Perikope von zwei Sammelberichten, die von der Entwicklung Jesu und seinen besonderen Gaben sprechen (Lukas 2, 40 und 2, 52). Dazwischen erzählt Lukas diese Geschichte, die daran anknüpfend Jesu Weisheit, aber vor allem seine Sohnschaft betont. Jesu Antwort auf den Vorwurf seiner Mutter ist das erste Wort, das uns die Evangelien von ihm überliefern. Da-bei steht im Mittelpunkt, dass er Gott seinen Vater nennt und so seine Gottessohnschaft offenbart.


Gliederung
1. Einleitung: Übergangszeiten
2. Verlesen des Predigttextes
3. Glaubensweitergabe ist wichtig im Übergang zum Er-wachsensein – damals wie heute
4. Die Gottessohnschaft Jesu ist selbst für seine Eltern schwer zu verstehen
5. Jesus nimmt alle Menschen als Kinder Gottes in seine besondere Gottesbeziehung mit hinein
6. Macht sich unsere Sehnsucht nach Gott auch an seinem Wort fest – wie bei Jesus?
7. (Nicht-)Verstehen und im Herzen behalten - Maria und wir


Ziel
Was bedeutet es, dass wir als Söhne und Töchter Gottes in Jesu besondere Gottesbeziehung mit hineingenommen sind?

Predigt

Liebe Gemeinde,

das große Fest ist vorüber, so langsam sind wir auf dem Weg zurück in den Alltag. Spätestens nächste Woche steht die Rückkehr zum normalen Alltag wieder an, Urlaubstage und Schulferien gehen zu Ende.

Solche Zwischen- oder Übergangszeiten, zwischen nicht mehr und noch nicht, die gibt es nicht nur im Blick auf das Kirchenjahr oder im Jahreskreislauf, sondern auch in un-serer Lebensgeschichte. Zum Beispiel, wenn wir eine neue Lebensphase beginnen, z. B. eine Ausbildung anfangen, eine neue Arbeitsstelle antreten oder eine Familie gründen.

Besonders deutlich erleben wir diese Übergänge bei Kin-dern. Hier zeigt sich, dass solche Veränderungen nicht im-mer konfliktfrei vor sich gehen. Die Trotzphasen bei den Kleinen, die Pubertät bei den Heranwachsenden, die Such-bewegungen bei den Älteren. Wer Kinder begleitet, weiß das ziemlich sicher aus eigener Erfahrung. Sich gegenseitig ver-ständlich zu machen, das ist in solchen Zeiten oft eine Her-ausforderung, die beide Seiten Kraft kostet. Liebe Konfir-mandinnen und Konfirmanden, Ihr kennt das bestimmt und Ihnen, liebe Ältere ist das auch vertraut.

Der heutige Predigttext nimmt uns mit hinein in eine solche Zeit des Übergangs, in der es auch zu einer Auseinander-setzung kommt. Auch hier: der Versuch des Jugendlichen, seine neuen und eigenen Wege zu erklären. Ein Versuch, den seine Eltern trotzdem nicht so richtig verstehen können.

Hören Sie aus dem Lukas-Evangelium, aus dem 2. Kapitel, die Verse 41 - 52:

Verlesen des Predigttextes:


(Glaubensweitergabe ist wichtig im Übergang zum Erwach-sensein – damals wie heute)

Liebe Gemeinde,

das große Fest ist vorüber. Alle sind wieder auf dem Heimweg. Weg von dem Trubel der großen Stadt und des Passahfestes, zu dem immer besonders viele Menschen nach Jerusalem kamen. Auch Maria und Josef gehen zurück, nach Nazareth, in ihren Alltag.

Eine ganze Woche lang waren sie dort gewesen. Zusammen mit Jesus, ihrem 12-jährigen Sohn, um ihn in die Riten und Feste, in die Tradition ihres Glaubens mit hineinzunehmen. Das war seinen Eltern gerade jetzt auf der Schwelle zum Erwachsenwerden wichtig.

Auch heute ist das noch vielen Eltern wichtig: dass ihre Kinder etwas über den Glauben erfahren, in den sie hinein-geboren wurden. Stärker als früher werden hier heute auch Großeltern, Religionslehrerinnen und Religionslehrer oder sogar die Kirchengemeinden mit ihren Angeboten in die Pflicht genommen. Es ist damals wie heute gut, wenn schon Kinder und Jugendliche mit dem Glauben in Berührung kom-men, ihn als wichtige und tragende Dimension des eigenen Lebens und der Welt kennenlernen. Es ist gut, wenn sie von den Gotteserfahrungen hören, die Menschen zu biblischen Zeiten gemacht haben und dass es solche Erfahrungen auch heute noch gibt.


(Die Gottessohnschaft Jesu ist selbst für seine Eltern schwer zu verstehen)
Maria und Josef wollten ihren Sohn mit ihrem Glauben vertraut machen. Und dann geht er ihnen verloren. Können Sie sich das Gefühl vorstellen, drei Tage nach Ihrem 12-Jährigen suchen zu müssen? Die Angst. Er war nicht per Handy erreichbar, wahrscheinlich hätte er es sogar abge-schaltet. Anderes war wichtig. Die Eltern suchen ihn ver-zweifelt, voller Sorge, was ihm zugestoßen sein könnte.

Und dann finden sie ihn. Sie können es überhaupt nicht schätzen, ihn dann im Tempel zu sehen, vertieft in ein Gespräch mit den jüdischen Lehrern. Jesus beteiligt sich am Hören, Fragen und Antworten, beteiligt sich an der Diskus-sion über die Heiligen Schriften. Maria findet dafür über-haupt keine anerkennenden Worte. Sondern es bricht aus ihr heraus:

„Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Va-ter und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ „Und er sprach zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“

Coole Antwort, denken jetzt vielleicht die Jüngeren. Wie kommt Jesus dazu, so eine Antwort zu geben, überlegen vielleicht andere.

In dieser Antwort Jesu steckt für mich der Kern dieser Er-zählung. Jesus zeigt mit dieser Antwort, dass er weiß, wohin er gehört: zu Gott, seinem Vater und zu dem, was zu Gott gehört. Diese Wahrheit, diese Zugehörigkeit sind wichtiger als seine Zugehörigkeit zu seinem „sozialen“ Vater Josef und zu seiner Mutter Maria. Später, als erwachsener Mann wird er das noch einmal ganz deutlich ausdrücken: „Meine Mutter und meine Geschwister sind diese, die Gottes Wort hören und tun“ (1).

Jesus ist kein gewöhnlicher Sohn. Maria und Josef hätten das wissen müssen. Jesus ist menschlich und göttlich zu-gleich, Kind der Maria und trotzdem Gottes Sohn. Wahrer Mensch und wahrer Gott, so hat die kirchliche Lehre das in wenigen Worten zu fassen versucht, was so schwer zu fas-sen ist. Selbst für die, die Jesus ganz nahe stehen. Und er mutet ihnen mit der Wahrheit über sich auch einiges zu. Auch das wird in dieser Erzählung des Evangelisten Lukas deutlich.
(Jesus nimmt alle Menschen als Kinder Gottes in seine be-sondere Gottesbeziehung mit hinein)
Und doch kann Jesus gerade so eine Brücke zwischen Gott und uns Menschen sein. Indem er uns mit hineinnimmt in seine Beziehung zu Gott:

„Wisst ihr nicht, dass ich unter denen sein muss, die zu meinem Vater gehören“, so übersetzt die „Bibel in gerechter Sprache“. Damit steckt in der Antwort Jesu zugleich sein Lebensauftrag: bei den Menschen zu sein, ihnen zu zeigen, dass sie zu Gott gehören und mit seiner Gnade beschenkt werden. Menschen einzuladen, sich als Gottes Töchter und Söhne zu verstehen.

Für uns heute klingt das gewöhnlicher als für damalige Ohren. Denn Kinder waren damals, innerhalb der antiken Gesellschaft, äußerst gering angesehen. Das wird z. B. daran deutlich, dass der griechische Begriff für Kind zugleich auch Sklave bzw. Sklavin bedeutete. Vor diesem Hinter-grund war es außergewöhnlich, dass sich Christinnen und Christen als Kinder Gottes bezeichneten und damit eine be-sondere Wertschätzung durch Gott zum Ausdruck bringen wollten. Auf der anderen Seite passt das aber zu dem, was Jesus später immer wieder durch sein Verhalten, z. B. den von der Gesellschaft Verachteten gegenüber deutlich gemacht hat:

Gottes Vorstellung von einem gerechten und wertschätzenden Umgang miteinander kehrt oft die Werte, die sonst üblich sind, um.

(Macht sich unsere Sehnsucht nach Gott auch an seinem Wort fest – wie bei Jesus?)
Jesus redet davon, dass er in dem sein muss, was seines Vaters ist. Und erklärt damit, dass er zurückgeblieben ist, um im Tempel mit den jüdischen Gelehrten über die Hei-ligen Schriften zu diskutieren. Seine Sehnsucht, Gott nahe zu sein, die hat sich für ihn an Gottes Wort und der Ge-meinschaft mit den Lehrern festgemacht. Wie Gott ist und wirkt, was er möchte und wie er zu verstehen ist, das hat den 12-jährigen neugierig gemacht, ihn gereizt und magisch angezogen. Darüber hat er alles andere vergessen.

Macht Sie das auch nachdenklich, vielleicht sogar ein wenig neidisch? Weil Sie sich diesen engen inneren Bezug, den Drang, biblische Texte zu lesen, vielleicht auch viel öfters wünschen? Und wir viel zu selten Gelegenheit haben, da-rüber miteinander ins Gespräch zu kommen? Um dadurch wie Jesus und seine Gesprächspartner, noch mehr von Gott zu begreifen und zu verstehen?


((Nicht-) Verstehen und im Herzen behalten - Maria und wir)
Doch zurück zum Ende unserer Erzählung: Die Eltern Jesu „verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte“ Doch „seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen“.

Später, im Rückblick auf Jesu ganzes Leben, seinen Tod und seine Auferstehung war es sicher leichter zu verstehen. Aus dieser Perspektive hat ja auch Lukas sein Evangelium ge-schrieben. Aus dieser Perspektive lesen wir bis heute die neutestamentlichen Texte.

Das zeigt: die Perspektiven auf Aussagen, sogar auf Wahr-heiten können sich verändern. Manches bekommt erst im Rückblick eine Tiefe, die man vorher noch nicht sehen konn-te. Verstehen und Nichtverstehen ist eine Auseinander-setzung, ein dynamischer Prozess. Ein Prozess, der uns durch unser ganzes Leben begleitet.

Im Rückblick nehmen wir unsere eigene Jugend, das Ver-hältnis zu unseren Eltern anders wahr. Und vielleicht wer-den die heutigen Konfirmandinnen und Konfirmanden später das Verhältnis zu ihren Eltern auch anders einschätzen.

Trotzdem ist es wichtig, uns das zu Herzen zu nehmen, was uns wichtig ist. Es vielleicht aufzuschreiben und bei Gele-genheit, vielleicht Jahre später einmal drauf zu schauen. Auch wenn wir es noch gar nicht ganz durchdrungen haben, uns manches fremd und unverständlich erscheint.

So verstehe ich Maria hier, die das in ihrem Herzen behält, was sie mit ihrem außergewöhnlichen Kind Jesus erlebt. Nicht nur hier, sondern schon nach der Geburt Jesu wird uns das von Maria berichtet: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“. (2)

Wir können uns in diese Erzählung hineinnehmen lassen, indem wir in unseren Herzen bewahren, dass wir zu Gott gehören, als seine Kinder. Wir können weiterdenken und immer wieder neu zu verstehen versuchen. Wir können fra-gen, welche Rolle das in unserem Leben spielt.

Ob uns das vielleicht gerade angesichts von Übergangs-zeiten, Umbrüchen, Neuanfängen weiter helfen kann? Ob es eine Antwort geben kann auf die Frage, wohin wir gehören und was wir mit unserem Leben anfangen sollen?

Ob uns das zu dem nötigen Selbstbewusstsein verhelfen kann: das für uns Richtige und Wichtige zu tun, auch wenn uns die anderen um uns herum nicht verstehen? Ermutigen möchte uns diese Erzählung dazu.
Amen


Gebet zum Eingang
Gott, mit allem was wir sind und haben,
mit allem was wir gerne wären und hätten,
kommen wir zu dir.
Geduldig und ungeduldig,
ängstlich und tapfer
verzagt und zuversichtlich.
Schenk uns dein Wort,
das uns deine Gegenwart erfahren lässt
und ein wenig von deiner Kraft,
die stärkt, was kraftlos ist,
die verwandelt, was erstarrt ist,
die beflügelt, was gelähmt erscheint,
und uns nach vorne blicken lässt.
Amen.


Fürbittengebet
Guter Gott,
nach den vielen Festtagen geht es wieder auf den Alltag zu.
Hilf uns, Deine Nähe zu uns im Herzen zu bewahren.
Lass uns mit neuem Schwung alle Aufgaben wieder an-
packen.
Und öffne uns die Augen, wann es Zeit ist,
nicht wie gewohnt weiter zu machen,
sondern unseren eigenen, vielleicht auch ungewöhnlichen
Weg zu suchen,
umso unserer Sehnsucht nach Leben zu folgen.
Zeige uns, was uns möglich ist,
als Deine Töchter und Söhne.
Bestärke unsere Liebe zu dir, zu den Menschen, mit denen
wir leben und zu uns selbst.
Bestärke unseren Mut, Herausforderungen anzunehmen,
Auseinandersetzungen zu riskieren für das, was uns wichtig ist.
Gib uns offene Augen für die Menschen um uns
und das, was wir tun und leisten können,
dass auch andere gut leben können.
Belebe unsere Kirchengemeinden und Kirchen
dass wir den frischen Wind zulassen können,
den die Jungen durch ihre Fragen mitbringen.
Belebe deine Kirche weltweit,
dass sie sich klar und entschieden für das Leben einsetzt,
auch wenn sie damit anecken könnte.
Belebe und ermutige die Verantwortlichen in politischen Ämtern weltweit,
dass sie auch unbequeme Entscheidungen wagen,
die die Schwachen stützen und Leben bewahren helfen!


Im Vertrauen auf dich beten wir als deine Söhne und
Töchter:
(nach einer Vorlage von Dorothee Tröger, in:
Feministisch Predigen 2008/2009)


Verfasserin: Pfarrerin Eva-Maria Bachteler
Landesfrauenpfarrerin

Anmerkungen:
1) Lukas 8,21
(2) Lukas 2, 19

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