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Gottes Ja

von Christa Schubert-Jung (Büdingen)

Predigtdatum : 18.12.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Advent
Textstelle : 2. Korinther 1,18-22
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Wochenspruch: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe.“

(Philipper 4, 4.5b)

Psalm: 102, 17 – 23 (EG 741)

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 52, 7 – 10

Epistel: Philipper 4, 4 – 7

Evangelium: Lukas 1, (39-45) 46-55 (56)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 1, 1.4 - 5 Macht hoch die Tür

Wochenlied: EG 9,1.3-6

Nun jauchzet, all ihr Frommen

Predigtlied: EG 5 oder

EG 8

Gottes Sohn ist kommen

Es kommt ein Schiff geladen

Schlusslied: EG 13 oder

EG 189.3

Tochter Zion, freue dich

Liebe Gemeinde,

in fünf Tagen ist schon Heiligabend. Und ich hatte mir doch eigentlich vorgenommen einiges unbedingt noch vor Weihnachten zu erledigen. Vielleicht kennen Sie das?

Dies und jenes zu besorgen und vorzubereiten, klar das auch. Aber, was schwerer wiegt, sind Vorhaben wie dieses: Der Besuch bei einer alten Tante, deren Mann im Frühjahr verstorben ist. „Ich komme demnächst noch mal zu dir, wenn wir etwas ausführlicher reden können“, hatte ich mich beim Trösterkaffee von ihr verabschiedet.

Aber wie manches andere, was ich mir vorgenommen hatte: zeitmäßig, kräftemäßig oder aus anderen Gründen nicht geschafft. Das belastet mich, wenn ich etwas zugesagt habe, es dann aber doch nicht realisieren konnte.

Wie wird die Tante meine Weihnachtskarte lesen? Hoffentlich kommt dennoch bei ihr an, dass ich in Gedanken oft bei ihr war, für sie gebetet habe und ihr nun von Herzen gesegnete Weihnachten wünsche! Vielleicht sollte ich versuchen ihr zu erklären, dass es mehr als nur so dahingesagt war.

Ob das ein wenig vergleichbar ist mit dem Gefühl, das den Apostel Paulus bewegt als er im 1. Jahrhundert den so genannten 2. Brief an die Korinther schreibt?

Ich lese die Verse des heutigen Predigttextes noch mal in einer moderneren Übersetzung vor:

2. Korinther 1, 18 - 22 (Hoffnung für alle)

Gott ist mein Zeuge, dass wir niemals etwas anderes sagen, als wir wirklich meinen. Auch Jesus Christus, der Sohn Gottes, den Silvanus, Timotheus und ich euch verkündet haben, war nicht gleichzeitig „Ja“ und „Nein“. Er selbst ist in seiner Person das Ja Gottes zu uns, denn alle Zusagen Gottes haben sich in ihm erfüllt. Und auf das, was Christus für uns getan hat, antworten wir zur Ehre Gottes mit Amen.

Gott selbst hat unser und euer Leben auf ein festes Fundament gestellt, auf Christus, und uns mit seinem Geist erfüllt. So drückte er uns sein Siegel auf, wir sind sein Eigentum geworden. Das Geschenk des Geistes in unseren Herzen ist Gottes sicheres Pfand dafür, dass er uns noch vielmehr schenken wird.

Paulus hatte in der von ihm gegründeten Gemeinde in Korinth einen nächsten Besuch angekündigt. Aber es war nicht dazu gekommen. Warum genau ist schwer zu sagen. Aber es war wohl weniger ein Zeitproblem als aufgrund anderer Probleme. Paulus schreibt in Vers 23, er sei nicht wiedergekommen „um sie zu schonen“.

Ja, es hatte Probleme geben, nicht nur innerhalb der Gemeinde in Korinth, sondern auch zwischen Paulus und einigen Mitgliedern der Gemeinde: Missverständnisse, enttäuschte Erwartungen auf beiden Seiten, Vorwürfe, Auseinandersetzungen. Alles nicht so einfach – auch für Paulus nicht, damit klar zu kommen.

Manchmal, wenn man „Stress“ miteinander hat, ist es vielleicht besser sich erst mal eine Zeit aus dem Weg zu gehen, bis sich die Gemüter etwas beruhigt haben. So schickt Paulus Titus nach Korinth, um die Krise beizulegen, was ihm dann wohl auch einigermaßen gelingt.

Paulus selbst versucht mit einem Brief zu reagieren.

Was eigentlich genau zwischen Paulus und der Gemeinde vorging, kann man aus heutiger Sicht schwer sagen oder erkennen, nicht alle Briefteile scheinen noch erhalten zu sein.

Der 2. Korintherbrief wirkt jedenfalls ziemlich verwirrend. Paulus versucht zu erklären und sein Apostelamt zu verteidigen. In Korinth gab es verschiedene Parteiungen und vermutlich wurde seine Vollmacht, seine Autorität in Frage gestellt. Er stelle äußerlich zu wenig dar, habe keine sichtbaren geistlichen Leistungen vorzuweisen. Paulus rechtfertigt sich und verweist auf seine Berufung. Aber er hebt dabei nicht seine persönlichen Fähigkeiten und Leistungen hervor, sondern verweist allein auf Jesus Christus. Von ihm wurde er berufen und er hat zu ihm gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. (2. Kor 12, 9)

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig:

Auch die Geschichte des Heiligenabends, die Geschichte von Jesu Geburt im Stall von Bethlehem wird uns das ja wieder ganz bildlich vor Augen führen.

Paulus formuliert das abstrakter:

Jesus selbst ist in seiner Person das Ja Gottes zu uns, denn alle Zusagen Gottes haben sich in ihm erfüllt.

Was Paulus den Korinthern und uns heute hier im Gottesdienst am 4. Advent nahe bringen will ist, dass Gottes Zusage gilt. Menschen halten ihre Zusagen nicht immer ein, weil manches anders kommt als geplant oder weil wir unsere Fehler und Schwächen haben. Aber Gott hält Wort. Was er zusagt, das gilt: heute, morgen und alle Zeit.

Und wenn Paulus schreibt: “Gott selbst hat unser und euer Leben auf ein festes Fundament gestellt, auf Christus, und uns mit seinem Geist erfüllt.“ So drückte er uns sein Siegel auf, wir sind sein Eigentum ge-worden. Das Geschenk des Geistes in unseren Herzen ist Gottes sicheres Pfand dafür, dass er uns noch vielmehr schenken wird. Erinnert mich das an unserer Taufe, wo jedem und jeder von uns Gottes Ja ganz persönlich und ein für alle Mal zugesagt wurde/wird.

Diese Ja zu mir gilt, auch wenn ich oftmals, so wie jetzt vor Weihnachten, wo doch alles gut und schön und liebevoll sein soll, unzufrieden mit mir bin, weil ich manches nicht so ge-schafft habe oder manchem nicht gerecht geworden bin. Dieses Ja zu mir gilt, auch wo ich an den Widersprüchen in meinen Leben leide.

Nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen merke ich eigentlich immer wieder vor Weihnachten:

Die Sehnsucht ist bei vielen Menschen im Advent ganz besonders groß, dass es nicht nur in unseren Wohnungen und Häusern sauber und aufgeräumt und schön sein soll, sondern auch in uns selbst. Und wenn uns das nicht so gelingt, es dennoch Probleme, Konflikte, Sorgen und Enttäuschungen gibt so wie damals bei Paulus und den Korinthern? Kann es dann für mich nicht Weihnachten werden? Heißt das dann, dass Gottes Ja zu uns nicht mehr gilt? Nein, natürlich nicht!

Wahrscheinlich kennen viele von Ihnen diese Geschichte, über-schrieben mit: Jetzt kann Gott kommen (von Lene Mayer-Skumanz):

Ein Mann erfuhr, dass Gott zu ihm kommen wollte. „Zu mir?", schrie er, „in mein Haus?" Er rannte durch alle Zimmer, er lief die Stiegen auf und ab, er kletterte zum Dachboden hinauf, er stieg in den Keller hinunter. Er sah sein Haus mit anderen Augen. „Unmöglich!", schrie er, „in diesem Dreckstall kann man keinen Besuch em-pfangen. Alles schmutzig. Alles voller Gerümpel. Kein Platz zum Ausruhen. Keine Luft zum Atmen." Er riss Fenster und Türen auf. „Brüder! Freunde!", rief er, „helft mir aufräumen - irgendeiner! Aber schnell!!"

Er begann, sein Haus zu kehren. Durch dicke Staubwolken sah er, dass ihm einer zu Hilfe gekommen war. Sie schleppten das Gerümpel vors Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten Stiegen und Böden. Sie brauchten viele Kübel Wasser, um die Fenster zu putzen. Und immer noch klebte der Dreck an allen Ecken und Enden. „Das schaffen wir nie!", schnaufte der Mann. „Das schaffen wir!", sagte der andere. Sie plagten sich den ganzen Tag.

Als es Abend geworden war, gingen sie in die Küche und deckten den Tisch. „So", sagte der Mann, „jetzt kann er kommen, mein Besuch! Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?" „Aber ich bin ja da!", sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm und iss mit mir!"

Aber ich bin ja da.

Ja, so ist es doch, Gott sei Dank: Seit Jesu Geburt ist doch schon ein für allemal da, was zählt. „Alle Liebe, die ich habe“, sagt Gott, „habe ich dir gegeben in Jesus ein für allemal“.

Egal, ob es bei mir innerlich und äußerlich aufgeräumt ist. Egal, ob ich den Ansprüchen - anderer oder meinen eigenen - gerecht werde, davon hängt Gottes Ja zu uns, Gottes Nähe nicht ab. Und auch nicht davon, ob wir uns auf Weihnachten freuen oder Angst vor den Feiertagen haben.

Für meine Tante werden es in diesem Jahr gewiss traurige Weih-nachten sein, an denen sie ihren Mann schmerzlich vermissen wird. Ob sie etwas damit anfangen kann, wenn ich auf die Karte schreibe: „Gott, der Herr, möge dir bei allem, was dich beschwert und traurig macht, an Weihnachten, so nahe sein, dass du es spürst, dass du bei ihm geborgen bist.“

Ich hoffe, dass sie der Trost aus Gottes Zusagen erreichen kann.

Auch wenn schlimme Dinge passieren und wir es nicht immer fühlen, wir dürfen dennoch getrost sein, um Gottes Willen, weil Christus gekommen und geblieben ist, darum zünden wir ja auch in den dunkelsten Wochen die Adventslichter an.

Auf einer Karte, die mir eine Freundin schon vor vielen Jahren zu Weihnachten schrieb und die ich mir verwahrt habe, ein Zitat von Karl Rahner:

„Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hinein gesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gott selbst in der Welt ist. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.“


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