Wochenspruch: Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jes 60,2)
Psalm: 97 EG 754
Reihe I: 2. Mose 3,1-8a.10(11-12)13-14(15)
Reihe II: Offenbarung 1,9-18
Reihe III: 2. Petrus 1,16-19(20-21)
Reihe IV: 2. Mose 34,29-35
Reihe V: Matthäus 17,1-9
Reihe VI: 2. Korinther 4,6-10
Eingangslied: EG 73, 1.5.8 Auf, Seele, auf und säume nicht
Wochenlied: EG 67, 1-3 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Predigtlied: EG 70, 1.3.7 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Schlusslied: EG 72, 1.3 O Jesu Christe, wahres Licht
16 Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen.
17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.
19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.
(20 Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift aus eigener Auslegung geschieht.
21 Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen in Gottes Auftrag geredet.)
Liebe Gemeinde,
"Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit er-scheint über dir." Dieses Wort Gottes wurde ursprünglich vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden dem Volk Israel gesagt. Heute darf ich es Ihnen persönlich sagen: Gott will in seinem Wort Ihnen persönlich begegnen und Ihre Lebenssituation hell machen. „Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“
Vor ca. 2000 Jahren erlebte dies ein Mann aus dem Volk Israel namens Simon Petrus. Unser heutiger Predigttext aus 2. Petrus 1 bezieht sich darauf:
[Predigttext 2. Petrus 1,16-21]
Da hatte Petrus, nach den Berichten der drei ersten Evangelien, mit zwei weiteren Jüngern Jesu, Johannes und Jakobus, dieses Bergerlebnis, absoluter Höhepunkt in seinem Leben: Dieser Jesus - zunächst ein Mensch wie Du und ich – erstrahlt in einem überirdischen Glanz - voller Kraft und Herrlichkeit! Er soll Gottes Sohn sein.
Klingt das nicht nach überzogener Phantasie? Größenwahnsinnige Frömmelei?
Aber da wird uns hier gesagt: Das sind keine erfundenen Märchen. Sie haben es mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört, was die Stimme vom Himmel sagte: Dies ist mein lieber Sohn! Dieses Erlebnis von dem heiligen Berg in Galiläa kann er nicht vergessen.
Aber was bedeutet das für ihn in seinem weiteren Leben?
Er weiß nun, was der Sinn seines Lebens ist „die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus“.
Zehn Tage vor dem jüdischen Wochenfest (Schawuot) – bei uns Pfingstfest genannt, hatte Jesus diese Welt verlassen. Er war zu seinem Vater in den Himmel gegangen ist. Petrus aber und die anderen zurückbleibenden Jünger von Jesus erfuhren immer wieder die Kraft, die von diesem Namen Jesus ausging – besonders in Krankheitsfällen. Und auch darin, dass viele Menschen zum Glauben an Jesus fanden. So wird es uns in der Apostelgeschichte immer wieder berichtet.
„Die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus“, das heißt, sein Wiederkommen auf die Erde erwarteten sie jeden Tag. Sein Kommen wird sein wie der Anbruch eines neuen Tages, der ein ganz neues Zeitalter einleitet: Das sichtbare Reich Gottes, beginnend in Jerusalem, wie es ihnen bei der Himmelfahrt Jesu – wo sie ihn das letzte mal gesehen haben – gesagt wurde.
Das ist es, was die alttestamentlichen Propheten in unterschiedlichsten Formen und Inhalten schon lange vor Jesus vorausgesagt haben. Und auf dieses „prophetische Wort“ sollen wir “achten wie auf ein Licht, das da scheint an scheint an einem dunklen Ort“.
So ist es doch: Was die Zukunft betrifft, tappen wir im Dunkeln. Aber dieses Licht möchte aufleuchten in unseren Herzen: „Die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus.“
Ist das wirklich war oder doch mehr oder weniger nur menschliche Phantasie? „Wir haben uns keineswegs auf geschickt erfundene Märchen gestützt, als wir euch ankündigten, dass Jesus Christus, unser Herr, wiederkommen wird, ausgestattet mit Macht. Vielmehr haben wir ihn mit eigenen Augen in der hohen Würde gesehen, in der er künftig offenbar werden soll.“ So steht es hier im 2. Petrusbrief (nach der Übersetzung „Die Gute Nachricht“, Bibel in heutigem Deutsch).
Wenn wir es als Gottes Wort annehmen, dann wird es wie der Morgenstern aufgehen in unseren Herzen. Solch ein Sonnenaufgang ist schon ein sehr schönes Erlebnis:
[… Raum für eigenes Erlebnis …]
Das letzte Mal habe ich es erfahren an Südafrikas Ostküste; unser Hotelzimmer lag genau an der Küste. Und wir mussten schon früh aufstehen, um zu unserer Arbeitsstelle zu kommen: Dort halfen wir, für eine arme, afrikanische Familie ein Häuschen zu bauen: So kamen sie aus der Dreckhütte von Wellblech-Behausung in eine menschenwürdige Wohnung. Und dort sahen wir beim Aufbruch von unserem Hotelzimmer das Licht der aufgehenden Sonne über dem Indischen Ozean. Welch ein wunderbares Naturerlebnis!
Aber wieviel schöner war es dann noch, als wir der armen, afrikanischen Familie ein eigenes Häuschen übergeben konnten, indem wir ihnen eine Bibel überreichten, in der wir unsere Namen auf die erste Innenseite geschrieben hatten. „Habitat for Humanity“ heißt die Organisation, die weltweit solche Hilfsprojekte durchführt. Das Geld dafür bringen die Teilnehmer an solchen Einsätzen selbst auf.
Solche Erlebnisse – in der Natur und bei hilfsbedürftigen Menschen - wollen sich in unserem Herzen für immer festmachen. Sie weisen uns durch die Stimme Gottes in seinem Wort hin auf die große Herrlichkeit Jesu Christi. Er ist der helle Morgenstern, der immer heller leuchten soll in unseren Herzen, bis der Tag seiner Wiederkunft voll angebrochen ist: „Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“
Hören wir noch einmal auf das, was uns in unserem heutigen Predigttext zum Abschluss gesagt wird: „Niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet.“ (Einheitsübersetzung).
Unser Wochenspruch ist solch eine Weissagung: Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Die Israeliten hatten damals vor rund 2600 Jahren ihr eigenes Land verloren. Sie lebten im Exil - Tausende von Kilometer entfernt im babylonischen Zweistromland.
Dann kam nach 70 Jahren die Befreiung, sie durften wieder in ihre Heimat zurückkehren: Die Herrlichkeit ihres Gottes Jahwe ging über ihnen auf. Inwiefern? Sie konnten ihr Land und ihren Tempel in ihrer Hauptstadt Jerusalem wieder aufbauen.
Doch kann kam bald nach den Entstehung des Christentums im jüdischen Volk in Israel die zweite Zerstörung und die Vertreibung aus ihrem Land. Bis vor 72 Jahren hatten sie kein eigenes Land und dann geschah das, wovon einer der Gründerväter des modernen Israel, David Ben Gurion, sagte: Wer nicht an Wunder glaubt, ist keine Realist.
Und erstaunlicherweise steigt die Anzahl der Juden immer stärker, die von dem Juden Jesus glauben, dass er der wiederkommende Messias ist. Viele von ihnen bezeichnen nennen sich „messianische Juden“, weil sie aus ihrem Verständnis heraus als Juden nicht Christen sein können.
Dennoch begrüßte bei einem Besuch in der Saarbrücker Synagoge der Vorstandsvorsitzende der Synagoge die Christen als „Geschwister“. Ist das nicht, wie wenn der Morgenstern zu leuchten anfängt?! „Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“
Beides fällt da zusammen: Über Judentum und Christenheit wie auch in unserem persönlichen Leben, geht der HERR auch und seine Herrlichkeit erscheint über uns!
Egal, was uns zur Zeit niederdrückt und das Leben verdunkelt, sodass es nur noch ein ganz kleines Lichtlein ist, das vielleicht sogar zu verlöschen droht: Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir!
Amen.
Verfasser: Pfarrer i. R. Gottfried Steffens, Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)
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