Gottes Offenbarung in Jesus Christus gilt allen Völkern
von Stefan Schröder (Allendorf)
Predigtdatum
:
06.01.2015
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Epiphanias
Textstelle
:
Matthäus 2,1-12
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Wochenspruch:
"Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht schein jetzt." (1. Joh 2, 8)
Psalm: 72, 1 - 3.10-13.19
Lesungen
Altes Testament: Jesaja 60, 1 - 6
Epistel: Epheser 3, 2 - 3 a. 5 - 6
Evangelium: Matthäus 2, 1 - 12
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 39 Kommt und lasst uns Christus ehren
Wochenlied: EG 70 Wie schön leuchtet der Morgen-stern
Predigtlied: EG 542, 1 - 3 Stern über Bethlehem
Schlusslied: EG 542, 4 Stern über Bethlehem
Vorbemerkung
Dieser Bibeltext ist eine typisch orientalische Geschichte und reich an Motiven. Ich habe mich entschieden, nicht auf jedes Detail einzugehen, sondern die Geschichte zu fokus-sieren. Die Suche der Weisen und unsere heutige Suche sind die beiden Hauptstränge, die miteinander verwoben sind.
Liebe Gemeinde,
haben Sie sich schon einmal mit Astronomie und Astrologie beschäftigt?
Die Welt der Sterne ist eine eigene Welt. Wir glauben, dass wir unser Leben hier auf der Erde nach unseren Vorstellun-gen selber gestalten. Aber greifen nicht auch Ereignisse und Umstände in unser Leben ein? Es wäre eine interessante Frage, warum bin ich Christ oder Christin? Warum ist es mein Nachbar, mein Arbeitskollege nicht? Wie die Antwort heißen mag auch, irgendetwas hat zu dieser Entscheidung geführt. Aber immer liegt ein Weg des Suchens und Findens oder des Nichtfindens zugrunde. Eine solche Weggeschichte ist heute unser Predigttext.
Textlesung
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgen-land nach Jerusalem und sprachen:
2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben sei-nen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.
3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,
4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5, 1):
6 »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkunde-te genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,
8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kind-lein war.
10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut
11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Ma-ria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Hero-des zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
Liebe Gemeinde,
wir haben einen wundersamen Text gehört. Er ist den meis-ten von uns wohl vertraut und doch klingt er in unseren Ohren ein wenig wie die „Märchen aus 1001 Nacht“.
Ich lade Sie, mit mir in drei Schritten diesen Text uns er-schließen. Übrigens: wir finden ihn nur im ersten Evangelium. Was der Evangelist Matthäus seinen Hörern wahrscheinlich als Botschaft sagen will, ließe sich kurz zusammenfassen: Das Kommen des Retters hat eine kosmische Dimension. Er kommt nicht nur zu seinem Volk, sondern auch zu den Heiden. Auch das ganze Universum ist damit gemeint. Und die ihn suchen, werden ihn nicht im Zentrum der Macht und der Religion finden, sondern an einem unscheinbaren Ort. Wer ihn also sehen will, der muss sich auf den Weg machen.
Und dennoch wirkt diese legendenhafte Geschichte heute auf eine eigne Weise weiter: in diesen Tagen sind wieder die Sternsingerkinder in ihren typischen Gewändern unterwegs. Sie besuchen die Menschen in ihren Häusern und tragen ihre Botschaft vor. Und aus ursprünglich Weisen, eigentlich Sterndeutern, wurden Könige. Sie tragen heute sogar einen Namen: Caspar, Melchior und Balthasar. Aus den drei Ge-schenken schloss man, dass sie zu dritt sich auf den Weg gemacht hatten.
Neben den Sternsingern und dem, was die Theologen als Botschaft bei Matthäus heraushören, kann diese Geschichte auch zu unserer Geschichte werden. Ich möchte es aber mit dem Bibeltext verbinden, auch wenn ich nicht jede Aussage aufgreife werde.
Sich auf die Suche machen
Damit sind wir beim ersten Punkt.
Matthäus berichtet: Eine außergewöhnliche Himmelskonstel-lation veranlasste Sternkundige sich vom Morgenland in Richtung Westen aufzumachen. Sie hatten das Vertrauen, dass Himmel und Erde sich berühren. Was ihnen der Himmel zeigte, das erwarteten sie auf dieser Erde zu finden. Sie deuten die Verbindung von Saturn und Jupiter, dass ein neuer König in Israel und Juda geboren ist. Das Sternzeichen wurde ihnen modern gesprochen zum „Navi“.
Doch bei Matthäus wird schon am Anfang angedeutet, es ging nicht nur um einen einfachen Antrittsbesuch bei einem neuen König im Nachbarland Palästina. Sie wollen ihn anbe-ten. Ihr Besuch hat auch eine religiöse Seite.
In dem deutschen Wort „Besuch“ steckt auch das Wort „Su-che“ mit drin. „Suche“ ist nicht für sich genommen schon etwas, was mit Religion zu tun hat. Aber dieser Besuch war mit der Erwartung verbunden, einem ganz besonderen Men-schen zu begegnen, den auch der Kosmos kennt.
Viele Menschen sind heute auch auf der Suche. Wem möch-ten sie begegnen? Vielleicht doch auch jemanden, der ihnen ihr Herz weit macht, ihnen neue Hoffnung gibt, Frieden ihrer Seele schenkt. Die jetzige Alltagswelt mit ihren routinemä-ßigen Abläufen gibt dafür nicht genug her. Deshalb brechen wir auf und fahren weg, auch in andere Ländern und Kultu-ren. Viele erhoffen sich: dort kann ich mir etwas holen, was meine Seele braucht, was mein Leben im Alltag mir nicht gibt. „Er-holung“, das Wort sagt es schon, ist eine Möglich-keit, neue Kraft und neue Gedanken aus der Tiefe zu holen. Ein Aufenthalt in einem Kloster ist eine andere. Oder eine Auszeit am Tag, vielleicht verbunden mit einer Bibellese kann das auch geben. All das geschieht, wenn ich bereit bin zum Aufbruch. Welche Wege und Möglichkeiten kennen Sie, liebe Gemeinde?
Mir geht es manchmal so, dass ein Gespräch mit einem Menschen, eine Begebenheit in einem Gottesdienst, oder auch ein wundersames Erlebnis in mir etwas anrührt. Ich spüre, es gibt noch etwas, das meinen Horizont übersteigt. Danach spüre ich manchmal auch die Kraft zum Aufbruch. Vielleicht müssen wir bereit sein aufzubrechen, den eigenen Horizont zu verlassen, um eine solche Sternstunde zu erle-ben.
Unsere Suche bekommt eine neue Richtung. So kann ein Mensch oder ein Erlebnis so zum „Navi“ werden, wie der Stern für die Weisen.
So sehr die Reisenden aus dem Morgenland von uns zeitlich entfernt sind, so sind uns doch im Grund ganz nahe. Sie werden für uns zum Symbol für unsere Sehnsucht. Wir dür-fen sogar annehmen, dass die Sterndeuter auch die Heiligen Schriften der Juden kannten. Denn in ihrem Land lebten seit dem 6. Jahrhundert vor Christus Juden, die dorthin vertrie-ben wurden. Und nicht alle sind heimgekehrt. So wussten sie wahrscheinlich, dass ganz Israel auf den Erlöser, den Retter wartete, den Messias, wie sie ihn nannten. War ihre eigene Suche als Heiden auch davon angesteckt? Später, als Jesus sein Werk vollendet hatte, kamen viele Heiden dazu, weil sie sich von dem neuen Glauben angezogen fühlten. Auch ihre Sehnsucht ließ sie aufbrechen.
Sich einfinden
Dieser Schritt folgt der Suche.
Es war ein langer Weg, bis jene Weisen an ihr Ziel gelangten. Sie mussten dabei einen Umweg machen. In ihrer Vor-stellung war Jerusalem der Zielort. Ein König muss dort zur Welt kommen, wo das Zentrum ist. Klar! Aber ihre Suche wird zunächst herb enttäuscht. Da, wo der Herrscher resi-diert, erschrickt man über das Neugeborene, und wo die ge-sammelte Priesterschaft und die Gelehrten die Deutungsho-heit besitzen, muss man erst einmal in den alten Quellen suchen. Das sagt etwas über den Zustand, in dem sich die Einflussreichen damals befanden. Es scheint, sie haben nicht viel erhofft und ändern sollte sich auch nichts. Ihnen ging es ja gut und sie saßen fest in ihren Sätteln.
Der Ruf „Ecclesia semper reformanda“ – die Kirche ist im-mer reformbedürftig – kam erst viel, viel später. In ihm klingt an, dass frischer Wind in den Kirchen nötig ist, nicht abgestandene Luft.
Den neugeborenen König, den die Weisen in Jerusalem suchten und nicht fanden, hatte 30 Jahre später im Jerusa-lemer Tempel ein Zeichen der Erneuerung gesetzt.
Damit Menschen sich heute einfinden in der Kirche, im christlichen Glauben braucht es einige Zeit und einige gute Leute, die ihnen die Augen für Botschaft öffnen. Die Bibel, - damals bei den Weisen waren es nur die Schriften des ers-ten Bundes -, enthält so viel, dass damit die existentiellen Fragen des Lebens beantwortet werden können. Die Weisen bekommen die Antwort: „Nach Bethlehem müsst ihr gehen“: „Denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll“.
Obwohl heute viele Menschen religiös auf der Suche sind, werden sie nicht alle in den christlichen Kirchen fündig. Aber gut ist, wer nicht gleich aufgibt. Enttäuschungen und Um-wege gehören zur menschlichen Suche. Ich glaube, dass viele religiös Suchende heute zu bequem sind. Aber Glaube ist Geschenk und Kärnerarbeit zugleich.
Eine zweite „Sternstunde“ wurde den Weisen geschenkt. Nach ihrer langen Reise sind sie nicht einfach umgekehrt, sondern haben Beharrlichkeit bewiesen. Und so fanden sie schließlich den Ort ihrer Erfüllung. Der Stern führte sie in das nahegelegene Bethlehem. Ja, oft ist eine zweite Chance, ein zweiter Versuch erst zielführend.
„Und sie beteten es an“
Nachdem die Weisen sich in Bethlehem eingefunden haben, sind wir beim dritten und letzten Punkt angelangt.
Welche Freude am Ziel zu sein! Ein unbeschreiblicher Mo-ment. Das erste Mal das eigene Kind oder das erste Enkel-kind zu sehen, haben wir sicher nicht vergessen. Dieser Moment ist einmalig. Einmalig und heilig war der Anblick des Kindes für diese Weitgereisten. Es heißt „sie fielen nieder und beteten es an“. Dass die Tradition aus den heidnischen Weisen später Könige machte, steigert die ganze Szenerie. Selbst weltliche Könige knien in Ehrfurcht vor diesem göttlichen Kind nieder. Man kann das förmlich nach-empfinden. Jesus in der Futterkrippe ist in ihren Augen der König aller Könige. Einen Größeren gibt es nicht. Welche Demut?!
Liebe Gemeinde,
die Größe Jesu heute zu erfassen, ist nicht selbstverständ-lich. Ich glaube, dass dazu auch ein Weg gehört. Ein Weg des Suchens, des sich einfinden im Glauben und letztlich auch der Anbetung.
Unsere Zeit ist multireligiös geprägt. Da gehört es dazu, dass ich mich auch entscheide, auf welche Wege ich mich einlasse und ob ich die christliche Wahrheit wahrnehmen möchte. Ich sagte am Anfang, dass Umstände und Ereignisse in unser Leben eingreifen. Dazu gehören sicher auch Sternstunden. Diese wünsche ich Ihnen, dass, wie den Weisen aus dem Morgenland Ihnen ein „Licht“ den Weg weist.
Aber auch das hat der Evangelist Matthäus verkündigt: Jesus ging auch zu den Menschen. Er besuchte, die nach Erlösung suchten. Auch damit würde ich rechnen, dass Jesus Christus zu unserem „Navi“ werden kann.
Amen.
Verfasser: Pfarrer Stefan Schröder
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