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Gottes Praxis auf Erden: Mit Jesus geht sein Wohlgefallen auf den Weg

von Ingrid Sobottka-Wermke (Naumburg)

Predigtdatum : 11.01.2015
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Matthäus 3,13-17
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Wochenspruch:

"Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." (Römer 8, 14)

Psalm:

89 i. A. (alternativ: Psalm 63)

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 42, 1 - 4 (5 - 9)

Epistel: Römer 12, 1 - 3 (4 - 8)

Evangelium: Matthäus 3, 13 - 17

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 168, 1 – 3 Du hast uns, Herr gerufen

Wochenlied: EG 441, 1 - 5 Du höchstes Licht, du ew’ger Schein

Predigtlied: EG 200 Ich bin getauft auf deinen Namen

Schlusslied: EG 168, 4 - 6 Wenn wir jetzt weitergehen

Einleitende Gedanken

Gottes Wohlgefallen wird Jesus in der Taufe zugesprochen. Sie steht am Beginn seines messianischen Weges, seines Handelns und seiner Verkündigung, in dem Jesus von Nazareth als Gottes Sohn erkennbar wird.

Sein Taufbegehren betont gleichzeitig, dass der Gottessohn als Mensch unter Menschen gelebt hat, genauso wie jeder Mensch der Buße, der Umkehr und des Zuspruchs bedurfte.

Der Schwerpunkt der Predigt soll darauf liegen, dass Gott in der Taufe an Jesus und durch ihn an uns handelt. Mit dem Begriff „Praxis“ soll anschaulich gemacht werden, dass es um wohltuendes, heilendes Handeln geht. Wir bekommen mit Jesus Christus Anteil am Wohlgefallen und an der Liebe Gottes geschenkt. Als Getaufte sind wir eingeladen, seine Freundlichkeit weiter zu geben.

Predigt

Kennen Sie diese kleine Geschichte? Auf dem Heimweg nach der Schule - in der letzten Stunde war Religionsunter-richt - geraten ein paar Kinder in einen kleinen, aber tief-sinnigen Streit: „Das ist doch klar: Gott wohnt im Himmel!“ behauptet Franziska steif und fest. Julia weiß es besser: „Nein, Gott wohnt auf der Erde!“ Sie hat sicher im Weih-nachtsgottesdienst aufmerksam zugehört. „Gott ist doch im Jesuskind zur Welt gekommen.“ Robert hat das Hin und Her mitgehört. Er schaltet sich ein. Sein Vater ist Arzt und er macht einen weisen Vorschlag zur Güte: „Gott wohnt im Himmel, aber seine Praxis hat er in der Kirche!“

Mit Jesus hat Gott seine Praxis auf Erden eröffnet.

Ob Robert an die Heilungsgeschichten von Jesus gedacht hat? Die haben ihn als Arztsohn sicher besonders interes-siert. Dass Jesus leidende Menschen beachtete, bei ihnen Halt machte, ihnen ganz nahe kam, sie ohne Scheu berühr-te, ihnen Mut machte, hat sie gesund gemacht. Das hat Ro-bert gut gefallen.

Mit Jesus hat Gott seine Praxis auf Erden eröffnet.

Die Taufe Jesu, von der uns heute das Matthäus-Evangelium berichtet, eröffnet tatsächlich die Praxis Jesu. Es ist sein erster öffentlicher Auftritt als Erwachsener. Erst danach be-ginnt sein Weg als Messias, angefangen mit den Versu-chungen in der Wüste, die er im Vertrauen auf Gott besteht. Erst danach gewinnt er die ersten Jünger und beginnt sein heilsames Handeln. Erst danach predigt er das Reich Gottes mit wunderbaren Gleichnissen.

Die Praxis des Gottes- und Menschensohnes beginnt damit, dass Jesus an sich handeln lässt. Bevor Jesus zum Men-schenheiler und Gottesprediger wird, will er sich in der Taufe mit dem Geist Gottes beschenken lassen.

Hören wir hinein, wie der Evangelist Matthäus von der Taufe am Jordan berichtet:

Zunächst steht Johannes, der Täufer, im Mittelpunkt des Geschehens. Seinem Ruf zur Buße, zur Umkehr und zu einem Lebensstil, der Gott gefällt, folgen viele. Johannes ist in seinem äußerst bescheidenen Auftreten sehr glaub-würdig. Er überzeugt Scharen von Menschen davon, dass Gottes verheißenes Reich sehr nahe ist. Sie lassen sich von Johannes taufen, denn mit der Taufe sollen die Sünden weggewaschen werden und ein neuer Anfang unter Gottes Wort und Willen besiegelt sein. Um Roberts Stichwort wie-der aufzunehmen: Auch Johannes der Täufer praktiziert am Jordan im Namen Gottes. In diese Praxis am Jordan hinein kommt Jesus, um sich taufen, sich behandeln zu lassen.

Johannes will diesen Wunsch zunächst abweisen. Er ver-steht überhaupt nicht, was das soll! Ausgerechnet er soll den verheißenen Gottessohn taufen? Ausgerechnet er soll ihn zur Umkehr rufen und von den Sünden frei waschen? Umgekehrt herum wäre es doch viel richtiger, denkt er: „Ich bin nicht wert, ihm die Riemen an seinen Schuhen los-zubinden, ich kann nur mit Wasser taufen, er kann und wird mit dem heiligen Geist taufen.“ Und er spricht zu Jesus: „Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde. Und du kommst zu mir?“

Johannes Zögern kann ich gut verstehen: Auch mir kommt es vor wie eine Umkehrung der Verhältnisse, wie wenn ein Schüler dem Lehrer das Einmaleins erklärt!

Jesus stellt die Verhältnisse auf den Kopf, wie wir es Weih-nachten gesungen haben: „Er äußert sich all seiner Gewalt, wird niedrig und gering, und nimmt an sich ein’s Knecht’s Gestalt, der Schöpfer aller Ding!“ Und: „Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein!“

Natürlich irritiert Johannes dieser Wechsel. Doch er ge-horcht auf Jesu Antwort hin: „Lass es jetzt geschehen. Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“

Alle Gerechtigkeit? Ich verstehe es so: Jesus ordnet sich ein in die Tradition des jüdischen Volkes. Er stellt sich auf die gleiche Stufe mit allen Menschen, die der Ruf zur Buße ins Herz trifft, und die daraufhin umkehren wollen. Er reiht sich ein in die Reihe derer, die getauft werden und ein Leben beginnen wollen, das auf Gottes Willen ausgerichtet ist. Er ist solidarisch mit den Menschen, die sich Gottes vergeben-de Gnade und Liebe zusprechen lassen wollen. Er wird zum Freund und Bruder. Wie jeder Mensch ist er auf Worte und Zeichen der Liebe angewiesen. Nur wer mit Liebe beschenkt wird, der kann sie weiter geben. Am Anfang seiner Praxis will er sich die Liebe Gottes in der Taufe gefallen lassen.

Das hat Johannes überzeugt und er tut, wie verlangt. Und als Jesus getauft aus dem Jordan steigt, „da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herab fahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stim-me vom Himmel herab sprach: ,Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!‘“

Als Jesus, ganz und gar Menschenkind, sich von Johannes taufen lässt, wird er als Gottes Sohn und seiner Liebe wert erklärt. Wo Gottes Wohlgefallen zugesagt wird, da berühren sich Himmel und Erde. So eröffnet Gott seine Praxis auf Erden. Er zeigt den Menschen sein Wohlgefallen.

Natürlich hat Gott vor allem durch Jesus gehandelt. Wie an keinem anderen können wir ablesen und verstehen, wie Gott verstanden und geglaubt sein will. „Ein Arzt ist uns ge-geben, der selber ist das Leben. Christus, für uns gestor-ben, der hat das Heil erworben.“ – heißt es in einem an-deren Lied. Gott ist in Jesus für uns zum Heiland geworden.

Aber auch Johannes, auch Jesu Jünger, und letztlich wir al-le, die an ihn glauben, die auf seinen Namen getauft sind: wir gehören zur Praxis Gottes auf Erden, mit unseren ver-schiedenen Gaben und Möglichkeiten.

Das beginnt immer noch – Gott sei Dank – für viele mit der Taufe. Wir freuen uns, wenn Eltern die Taufe ihrer Kinder wichtig ist und sie damit in der Praxis Gottes auf Erden aktiv werden. Wir gehen auf die Eltern ungetaufter Kinder zu. Wir laden zu Taufgottesdiensten an besonderen Orten ein. Wir werben dafür, sich Gottes Wohlgefallen spürbar zusagen zu lassen. Wir senken bewusst die Schwelle, um Eltern und Kinder für ein Leben unter dem Segen Gottes zu gewinnen. Wir wollen gern als Verantwortliche in den Gemeinden für das Geschenk der Taufe aktiv sein.

Und wenn ungetaufte Kinder in einem guten Religionsun-terricht oder Kindergottesdienst, in der Christenlehre oder beim Konfirmandenunterricht von Gott hören und von Jesus, diesem menschenverbundenen Gottessohn, dann sind Leh-rerinnen und Pfarrer, Gemeindepädagogen und viele ehrenamt-lich Tätige in Gottes Praxis aktiv. Wenn Menschen in guten Begegnungen etwas von Gottes Wohlgefallen spüren, dann wächst oft auch der Wunsch, sich taufen zu lassen und diesem Herrn zu vertrauen.

Das ist das wichtigste Mittel in Gottes Praxis: sein Wohlge-fallen zu verabreichen. Sie hat sehr unterschiedliche Ange-bote, Methoden und Rezepte auf Lager. Unsere Phantasie, unser Mut und genaues Hinsehen sind mehr denn je ge-fragt, diese Praxis zu gestalten und ihre Türen weit offen zu halten.

Am wichtigsten ist die Aufmerksamkeit für Menschen, die Gottes Wohlgefallen in Zeichen und Worten besonders nötig haben: Acht geben, stehen bleiben, hören und sehen, nahe kommen, sich vor Kontakt nicht scheuen, Mut machen, in Gottes Praxis einsteigen, ist unser Auftrag.

Es gibt wirklich viel zu tun in dieser Praxis! Manchmal kann einem die Puste ausgehen. Dann ist es gut, sich darauf zu besinnen: Ich bin ja selber schon behandelt worden. An mir hat Gott ja schon gehandelt. Sein Wohlgefallen hat er mir versprochen, wenn ich in seiner Nähe bleibe.

Ich bin getauft und mir ist sein Geleit zugesagt worden. Und an so manchem Punkt im Leben habe ich diesen Segen er-fahren. Gottes Praxis auf Erden hat auch mir gut getan. Jesus ist bei seiner Taufe als Gottes lieber Sohn genannt worden. Auch mir wurde zugesagt: Du bist Gottes geliebtes Kind, die Taufe hat mir ein Stück Anteil am Himmel gege-ben. Das schenkt mir wieder Kraft und den Wunsch, selbst die Menschen mit Wohlgefallen zu sehen, die mir querlie-gen.

Das ist Gottes Plan für uns Menschen. Mit seinem Sohn hat er ihn auf die Welt gebracht.

Wie sagte doch Robert? Gott wohnt im Himmel, aber seine Praxis hat er auf der Erde.

Gebet zum Eingang

Barmherziger, gütiger Gott,

in der Taufe hast du Jesus als deinen lieben Sohn offenbart. Dein Wohlgefallen an ihm hast du erklärt. Das hat ihn stark gemacht für seinen Auftrag und Weg, bis hin zu uns heute Morgen. Dein Wohlgefallen brauchen auch wir, braucht unsere Welt. Gib, dass wir daran glauben und wachsen als deine Kinder durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland, der mit dir und dem heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Fürbittengebet

Lass uns beten zu unserem Herrn Jesus Christus, an dem der himmlische Vater sein Wohlgefallen hat:

Herr Jesus Christus, wir dürfen uns als getaufte Kinder Gottes verstehen als deine Schwestern und Brüder. Deshalb rührt uns an, was unseren Geschwistern fehlt.

Wir bitten für die Menschen, denen das wichtigste zum Leben, Brot und Wasser, fehlt: Gib Bereitschaft zum Teilen, so wie du es gezeigt hast. Dann können alle satt werden.

Wir bitten für die Menschen, denen das Wasser bis zum Hals steht: lass ihnen Hilfe und Beratung widerfahren, Achtung und Liebe, wie du es gezeigt hast.

Wir bitten für die, die um ihre Lieben Tränen vergießen, weil sie Abschiede hinnehmen mussten: schenke ihnen Trost und Kraft und führe sie wieder zur Lebensfreude zurück. Dein Licht erhellt das tiefste Dunkel.

Wir bitten für die Nationen, die ihre Streitkräfte in der Luft, am Boden und zu Wasser in Position bringen: Schenke ihnen einen besonnenen Verstand, der sieht, welches Elend ein Krieg bringen kann. Den Feind zu lieben, hast du gemahnt.

Wir bitten für alle, die im Streit leben: Lass sie von deinem Geist der Versöhnung berührt werden. Gottes Wohlgefallen ist doch stärker als alles Trennende.

Alles, was wir noch erbitten wollen, das legen wir in deine Worte und beten gemeinsam unseren himmlischen Vater an: Vater unser …

Verfasserin: Superintendentin Ingrid Sobottka-Wermke

Charlottenstraße 1, 06618 Naumburg


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