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Gottes Weg ist nicht unbelastet

von Berthold Salow (Magdeburg)

Predigtdatum : 15.03.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Reminiszere
Textstelle : Lukas 9,57-62
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Wochenspruch:

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes. (Lukas 9, 62)

Psalm: 34 (EG 718)

Lesungen

Altes Testament:
1. Könige 19, 1 – 8 ( 9 – 13a)
Epistel:
Epheser 5, 1 – 8
Evangelium:
Lukas 9, 57 – 62

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 445
Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied:
EG 82
Wenn meine Sünd’ mich kränken
Predigtlied:
EG 357 oder EG 346
Ich weiß, woran ich glaube oder: Such wer da will, ein ander Ziel
Schlusslied:
EG 347
Ach, bleib mit deiner Gnade

57 Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu Jesus: Ich will dir folgen, wohin du gehst. 58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. 59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 60 Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! 61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. 62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Liebe Gemeinde,
Jesus braucht starke Menschen.
Das kann die Überschrift über die heutige Predigt sein. Es geht um die Nachfolge, und da lesen wir: Nachfolge ist nichts für Übereifrige, denen geht schnell die Luft aus, und sie ist nichts für Unentschlossene, denen immer ein „ja, wenn und aber“ auf den Lippen liegt, und Nachfolge ist auch nichts für Furchtsame. Es gibt immer etwas Wichtigeres zu tun.
Jesus ist unterwegs nach Jerusalem. Er ahnt, was auf ihn zu kommt. Er hat zu den Jüngern von dem bevorstehenden Leiden gesprochen. Aber diese hatten kein Ohr dafür.
Petrus hat kurz vor unserem Text ausgesprochen: „Du bist der Sohn Gottes“. Diese Gewissheit gibt Kraft, sie kann aber auch blind machen für das, was um einen herum stattfindet. Manche von uns wissen, wie das ist, wenn man von irgendetwas oder von irgendwem so richtig Fan ist. Wenn man sich für eine Sache so richtig brennend begeistern kann. Mit aller Kraft. Das kann schon auch ein wenig unbekümmert machen.

Jesus schafft Klarheit. Er weiß wohl, was auf ihn und seine Jünger zukommen wird. Jeder der nachfolgen will, muss sich entscheiden, aber er soll wenigstens die Risiken kennen. Nachfolge heißt in diesem Zusammenhang nämlich auch, das Kreuz mitzutragen.
Jesus spricht von und mit den Menschen der damaligen Zeit. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, mit denen Jesus zusammen ist. Diese Unterschiede gibt es bis auf den heutigen Tag. Auch wir unterscheiden uns. Jeder von uns hat eine andere Biographie, andere Voraussetzungen, andere Fähigkeiten und Gaben. Deshalb wird unser Weg in der Nachfolge auch sehr unterschiedlich sein.
Nachfolge heißt nicht: Im Gleichschritt – Marsch! Nachfolge heißt: Wir haben einen Herrn, dem wir folgen, und wir haben ein Ziel, auf das wir zugehen. Dieses Ziel ist Gottes Welt, die nach unserer Welt kommt. Auf sie hin geht unser Lebensweg, und am Ende werden wir bei Gott sein. Die Einigkeit in diesem Weg und das Ziel macht uns zur Gemeinde Jesu Christi.
Trotzdem sind wir unterschiedliche Menschen. Und Jesus geht auf diese Unterschiedlichkeit ein. Er weiß, was auf die Menschen in der Nachfolge zukommt. Er lässt sie nicht im Dunkeln, sondern führt ihnen die Konsequenzen vor Augen, was es bedeutet, mit ihm auf dem Weg zu sein. Jesus spricht sie gezielt an.
Zuerst den Begeisterten. – „Ich komme mit, egal, wohin du gehst.“ Er ist motiviert und voller Tatendrang. So wie wir uns Menschen in unserer Gemeinde immer wünschen. Begeisterte gibt es heute auch noch. Nach einem christlichen Festival, einem Kirchentag, einer Evangelisation, einer Bibelwoche, einer tollen Predigt. Ja – jetzt mache ich es ganz ernst. Jetzt bringt mich niemand mehr vom Glauben ab. Jetzt wird alles anders. So klingen Begeisterte. Sie sehen ein herrliches Leben als Kinder Gottes vor sich – Glück – Freude – Sonnenschein.

Aber Jesus scheint nicht begeistert. Er warnt, er bremst den Mann:
„Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ Du willst mir folgen, wohin ich gehe? – Weißt du überhaupt, was du da sagst? Mit mir zu gehen, ist oft unbequem, es kann hart sein. Wer mit mir geht, lässt sich auf einen unbekannten Weg ein.
Will Jesus den Begeisterten abschrecken? Wohl eher nicht. Aber ernüchtern. Er soll klar sehen. Nachfolge ist oft sehr schwer. Nachfolge Jesu bedeutet nicht immer, geborgen zu sein und in Sicherheit zu leben. Nachfolge kann auch bedeuten: Du bist einsam, schutzlos, ohne äußere Sicherheit. Manchmal fehlt die Nestwärme.
Jesus ernüchtert die „Begeisterten“. Macht euch keine falschen Vorstellungen! In meiner Nachfolge gibt es Schwierigkeiten und Entbehrungen und manchen Verzicht. Der Weg Jesu ist eben auch ein Kreuzweg. Das soll jeder wissen, der ihn geht. Wer einen solchen Weg mit falschen Vorstellungen beschreitet, wird schnell aufgeben.
Das kommt uns hart an. Uns, die wir es gewohnt sind, in einer gewissen Sicherheit zu leben, die wir es gewohnt sind, möglichst zu wissen, was morgen sein wird.
Und ein wenig Bequemlichkeit... Man gönnt sich ja sonst nichts.
Dafür brauchen wir uns nicht zu schämen. Aber wie hart käme es uns an, wenn wir auf diese Errungenschaften der Zivilisation auch nur kurze Zeit verzichten müssten? Wie schwer würde es uns fallen, das Vertraute und Gewohnte hinter uns zu lassen?!
Können wir das? – Wie viele von uns sind bereit, die gewohnten Bahnen zu verlassen und einen neuen, ungewissen, unsicheren Weg zu gehen?
Sich zu Jesus zu bekennen, kostet in unserer Gesellschaft nichts. Wer getauft ist und zum Gottesdienst geht, hat keine Nachteile zu befürchten. Das ist nicht selbstverständlich. Manche Menschen im Osten Deutschlands können sich auch noch an andere Zeiten erinnern. Das ist heute glücklicherweise vorbei. Heute ist es zwar nicht immer bequem, aber trotzdem relativ ungefährlich, Nein zu sagen und nicht mit der Masse zu handeln. Aber dafür liegt die Frage bei uns selbst, in den sogenannten „kleinen Dingen“ des Lebens, zum Beispiel: Gottesdienst statt Bett; Bibelabend statt Fernsehabend; Besuchsdienst statt Feierabend; Ehrenamt statt Schwarzarbeit.
Jesus weiß, dass sein neuer Freund nicht weit kommen wird, wenn ihn nur die Begeisterung antreibt. Deshalb weist er ihn darauf hin, was auf ihn zukommt. Er will ihn schon gerne mitnehmen auf seinem Weg. Aber er soll sich keine falschen Vorstellungen machen von dem, was auf ihn zukommen kann.
Der Zweite, den Jesus anspricht, reagiert ganz anders. Er sagt nicht von sich aus, dass er mitkommen will. Jesus spricht ihn an, lädt ihn persönlich ein. Folge mir nach! Aber er zögert.
„Ja, ich würde schon, aber gerade ist mein Vater gestorben. Den muss ich erst noch begraben.“ – Dafür haben wir doch Verständnis. Das ist schließlich eine wichtige Sache, dem eigenen Vater die letzte Ehre zu geben. Gehört das nicht zu den Dingen des vierten Gebotes?
Aber hier geht es um anderes: Es geht nicht um das große Ziel, vor dem alles andere zurückstehen muss, für das manche Achtlosigkeit, Lieblosigkeit oder Ungerechtigkeit in Kauf zu nehmen wäre. Es geht in einer extrem zugespitzten Situation um die Frage: Wie entscheidest du dich?
Das ist eine ganz persönliche Frage. In unserem Beispiel gibt es vielleicht noch andere, Geschwister etwa, die den Vater begraben können – aber der Angesprochene ist vor die Entscheidung gestellt: Folge mir nach oder nicht.
Wir wissen, dass es diese Entscheidungen gibt: Jetzt oder nie, entweder – oder, Glaube und Nachfolge oder eine ganz andere Lebensgestaltung. Vor solche Alternativen wird man nicht jeden Tag gestellt – Gott sei Dank!
Aber wenn es passiert, dann muss die Entscheidung klar sein, dafür will uns Jesus mit seiner Rede sensibel machen – und fit, wenn es soweit ist.
Und dann noch der Dritte. Der ist unentschlossen. Der weiß nicht so recht, was das für Folgen hat. Ja, aber. Auch ihn ruft Jesus in die Nachfolge.
Ja – aber: Ja, Herr, ich folge dir nach, aber zuerst muss ich von meinen Lieben Abschied nehmen. Das muss Jesus doch verstehen. Das gehört sich doch so. Und schließlich ist es doch egal, ob ich heute nachfolge oder erst morgen. Aber nichts da. Jesus will Nachfolge jetzt und hier.
Wer kennt sie nicht, die verpassten Situationen. Den unangenehmen Anruf, wenn ich spüre, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe. Der immer wieder hinausgeschobene Besuch bei einem unheilbar Kranken. Gründe finden sich immer.
Je nach Alter der Menschen sind die Gründe verschieden.
Junge Leute haben immer anderes, was wichtiger ist. Da schiebt man gerne das Eine hinaus. Bei Erwachsenen heißt das: Ja, ich hätte schon Interesse. Aber ich bin müde, habe so viel Stress, die Familie sehe ich sowieso zu wenig, ich brauche mein Wochenende. Viele alte Menschen sagen oft: Ich möchte schon, aber ich schaffe das nicht mehr.

So kann Aufbruch in neue Zeiten mit Jesus, der Aufbruch zu einem anderen Leben nie gelingen. So verschieben wir den Aufbruch Jahr um Jahr. Ein ganzes Leben lang.
„Wer seine Hand an den Pflug legt, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“, sagt Jesus Wenn wir uns dieses Bild vor Augen halten, können wir dem nur zustimmen. Stellen wir uns doch mal vor, was passiert, wenn wir nach vorn gehen, aber nach hinten sehen. Das geht nicht lange gut.
Oder:
Wer mit Jesus ans Ziel kommen will, der muss ihm nachfolgen, im wahrsten Sinne des Wortes: Hinterhergehen. Wer sich andauernd umdreht und an Altem festhält und sich immer aufhalten lässt, wer seine Hand an den Pflug legt und zurücksieht, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Wenn wir uns auf den Weg machen, sind wir nicht allein. Jesus geht vor uns, er zeigt uns den Weg, wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren. Und wir sind auch in der Nachfolge nicht allein. Mitmenschen, Freundinnen und Freunde, Mitchristen sind mit dabei. Auch sie stärken uns und lassen den Weg leichter werden.
Manchmal sehen wir das Ziel noch nicht, Hilfe ist noch nicht in Sicht. Aber Nachfolge hat auch mit Vertrauen zu tun. Mit dem Vertrauen: Herr, der Weg, den du mich führst, auf den du mich leitest, der ist gut und führt zum Ziel.
Gott nimmt uns ganz an ohne Wenn und Aber. Genauso dürfen auch wir ihn in der Nachfolge ganz ohne Wenn und Aber annehmen. Wir müssen nicht überschwänglich begeistert sein, dürfen aber auch nicht zögern oder unentschlossen bleiben. Wer seinen Weg mit Jesus geht, wer in seinem Sinn nach dem Maßstab der Liebe und der Wahrheit handelt, wird gesegnet. Amen.

Verfasser: Gemeindepädagoge Berthold Salow, Schillerstraße 19, 39108 Magdeburg

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