Wochenspruch: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht. (Hebräer 3,15)
Psalm: 119,89-92.103-105.116
Reihe I: Apostelgeschichte 16,9-15
Reihe II: Hesekiel 2,1-5(6-7)8-10;3,1-3
Reihe III: Lukas 8,4-8(9-15)
Reihe IV: Hebräer 4,12-13
Reihe V: Jesaja 55,(6-7)8-12a
Reihe VI: Markus 4,26-29
Eingangslied: EG 452 Er weckt mich alle Morgen
Wochenlied: EG 196 Herr, für dein Wort sei hoch gepreist
Predigtlied: EG 194 O Gott, du höchster Gnadenhort
Schlusslied: EG 195 Allein auf Gottes Wort
1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden.
2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt.
4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!«
5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.
(6 Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –,
7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs.)
8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde.
9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle.
10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh.
1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen
3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.
Liebe Gemeinde,
Sie kennen sicher die Redensart „das schmeckt mir nicht“. Wenn etwas auf Sie zukommt und Sie spüren, dass die Sache Ihnen nicht ganz geheuer ist, dann mögen Sie denken: „Das schmeckt mir nicht“. „Diese Sache passt nicht zu mir, zu meiner Person und meinem Lebensstil“, nehmen Sie innerlich wahr. Es ist etwas, das Ihnen völlig quer kommt, also ganz und gar nicht zu Ihrem Leben gehört. Die Redewendung „das schmeckt mir nicht“ ist eine leibliche Beschreibung für den Ausdruck „das gefällt mir nicht“.
Und genau um diese körperliche Dimension geht es in unserem Predigttext. Nur, dass dieses geflügelte Wort positiv gewendet wird. Da sagt der Prophet Hesekiel, dass ihm die Buchrolle schmecke. Aber fangen wir von vorne an:
(Lesung des Predigttextes)
2. 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden.
2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt.
4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der Herr!«
5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.
(6 Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –,
7 sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs.)
8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde.
9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle.
10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh.
3. 1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen
3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.
Liebe Gemeinde,
es kommt uns ganz fremd vor, dass ein Mensch eine Buchrolle aufessen soll. Und dazu hat diese komische Sache auch noch Gott befohlen. Ein Buch zu essen läuft unserem Denken zuwider.
Da so manche schwierige und schockierende Bilder im Hesekielbuch erzählt werden, haben jüdische Ausleger empfohlen, dass das Buch erst ab dem 30. Lebensjahr gelesen werden soll.
Aber für Hesekiel war das Verzehren einer Buchrolle nicht schockierend, denn sie war für ihn süß wie Honig. Und ein Psalmenbeter steigert nochmals diese Erfahrung, indem er äußert, dass die Worte Gottes süßer als Honig sind (Ps 119, 103).
Doch wer war der Mann, der eine Buchrolle aufzuessen hatte?
Den Namen Hesekiel kennen wir als Titel eines Prophetenbuches. Hesekiel zählt zu den großen Propheten wie Jesaja und Jeremia. Aber er war auch Priester. Das heißt, dass er am Tempel in Jerusalem tätig war. Damit gehörte er zu der gebildeten Schicht und führte einen Lebenswandel, der den Israeliten zeigen sollte, dass Gott - als der Schöpfer dieser Erde und der Menschen - zu fürchten ist.
Sein Name ist bereits Programm. Er bedeutet „Gott möge kräftigen“.
Doch sein Alltag am Tempel in Jerusalem wird abrupt unterbrochen. Denn der König von Babylonien, Nebukadnezar II., führt Krieg gegen Juda, erobert Jerusalem und zerstört den Tempel. Hesekiels ganze Existenzgrundlage wurde damit vernichtet und die Israeliten waren zutiefst erschüttert, dass der Ort, an dem Sie zu Gott beten konnten, dem Erdboden gleich gemacht wurde. Der babylonische König nahm viele Gefangene mit in seine Heimat und so zog auch der Prophet in das Land, das heute als Irak bekannt ist. Dort lebte er mit den anderen Israeliten als freier Kolonist, saß und weinte an den Wassern Babels und sang das Lied von Zion.
Einige Jahre nach seiner Deportation wurde Hesekiel von Gott dazu berufen, im Exil der „Mund Gottes“ zu sein. Es wird auch näher in der Bibel beschrieben, wo er diese Berufung erlebte, nämlich im Lande der Chaldäer am Fluss Kebar in Tel-Abib. Die hebräische Sprache erlaubt Tel-Abib oder Tel-Aviv zu lesen. Diese Stadt, ist aber nicht mit dem „Tel-Aviv“ zu verwechseln, das wir heute als Küstenstadt in Israel kennen. Als „die Chaldäer“ wird ein Volk beschrieben, das in Südmesopotamien im 1. Jahrtausend lebte. Hier wurden die jüdischen Siedler angewiesen zu leben. Und hier - fernab der Heimat - wird Hesekiel zum Propheten. Seine Aufgabe besteht darin, allen Deportierten die Botschaft von Gott mitzuteilen. Er wird zum Wächter seines Volkes. Wächter standen und stehen auch heute noch an strategisch wichtigen Orten einer Stadt und beobachten jede Bewegung außerhalb der Einfriedung. Sie beobachten, ob eine Gefahr in Verzug ist, um sodann Alarm zu schlagen.
Diese Beauftragung ist eine große Aufgabe und zugleich eine große Last für den Priester und Propheten Hesekiel. Um dieser Herausforderung nachkommen zu können, wird sein Charakter von Gott gefestigt. So kann er dem Unglauben und der Unsicherheit seiner Landsleute Paroli bieten.
Hesekiel selbst ringt noch mit dieser Aufgabe. Sein Ringen wird uns in dem berühmten Bildnis von Hesekiel in der Sixtinischen Kapelle in Rom vor Augen geführt. Nach Art der typischen Malerei Michelangelos ist der gewichtige Wächter der Deportierten mit einem starken Körper dargestellt, der sich dem Engel zuwendet, der mit seinem rechten Zeigefinger zum Himmel zeigt. Damit will der Engel anzeigen, dass das Wort, das an Hesekiel ergangen ist, von Gott stammt und dass darin nichts zu ändern ist. Wie nun der frisch Berufene darüber gedacht hat, erfahren wir leider nicht. Gern würden wir in sein Herz schauen, um die Spannung mitzuerleben, die ihn unter Strom setzte. Von den menschlichen Gefühlen erfahren wir hier auch nichts, außer der Notiz, dass ihm das Wort Gottes, die Buchrolle, geschmeckt hat und zwar war sie ihm so süß wie Honig.
Auf dem Gemälde der Sixtinischen Kapelle hält Hesekiel die Buchrolle in seiner linken Hand, wobei er das Wort Gottes teilweise aufgerollt hat. Dies deutet darauf hin, dass er das Schriftstück gelesen hat. Er hat es sich angeeignet. Es ist ihm wortwörtlich in Fleisch und Blut übergegangen, Teil seines Lebens und seiner Überlegungen für die Zukunft seines Volkes.
Er selbst empfindet sich gegenüber dem göttlichen Auftraggeber ganz klein. Dies drückt sich darin aus, dass er als Menschensohn bzw. als Menschenkind bezeichnet wird, so wie wir es im heutigen Bibeltext gehört haben. Der Sterbliche in seiner irdischen Hülle wird mit dem Begriff Menschensohn umschrieben. Diese, dem Propheten Hesekiel zugeschriebene Anrede, hat nichts zu tun mit dem Hoheitstitel „Menschensohn“, der Jesus beigelegt wird. Jesus als Menschensohn ist verständlich aus der Vorstellung wie sie im Danielbuch in Kapitel 7 nachzulesen ist, dass der Menschensohn am Ende der Weltzeit herrschen werde.
Menschenkinder sind klein gegenüber Gott, aber er will sie groß machen, groß durch sein Wort.
Wie bereichernd für unser Leben mag das Wort Gottes sein, das wir als Bibel in der Hand halten, wenn wir darin lesen oder es hören. Sich einzulassen auf die Geschichten in der Bibel soll für uns so sein wie Honig, der unser Leben zu versüßen vermag. Entlang der Erzählungen und Psalmen können wir schlendern und wir werden dann verspüren, was zu unserem Leben passt und uns schmeckt.
(Hier ein Beispiele einfügen und beschreiben: Brautpaar auf der Suche nach einem Trauspruch; Eltern auf der Suche nach einem Taufspruch; Konfirmand*innen auf der Suche nach ihrem Konfirmationsspruch)
AMEN
Verfasserin: Pfarrerin Dr. Carola Krieg, Kapellenstraße 10, 55124 Mainz
Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97