Menü

Gute Wünsche

von Kurt Rainer Klein (55288 Schornsheim)

Predigtdatum : 01.01.1998
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Neujahrstag
Textstelle : Jakobus 4,13-15
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kol. 3,17)

Wochenlied:

EG 64 oder 65

Weitere Liedvorschläge:

EG 61; 352

Liebe Neujahrsgemeinde,

1. Gute Wünsche - oder: Was ist uns wichtig?

aus der Bergischen Volkszeitung von 1864 entnehme ich ‘Wünsche an das neue Jahr’, die uns heute morgen schmunzeln lassen:

Du neues Jahr, sei ein Jahr des Lichtes,

der Liebe und des Schaffens!

Bringe den Menschen die Krone des Lebens,

und lasse die Kronen dieses Lebens menschlich sein.

Setze dem Überfluß Grenzen,

und lasse die Grenzen überflüssig werden.

Gib allem Glauben seine Freiheit,

und mach die Freiheit zum Glauben aller.

Nimm den Ehefrauen das letzte Wort,

und erinnere die Ehemänner dagegen an ihr erstes.

Lasse die Leute kein falsches Geld machen,

aber auch das Geld keine falschen Leute.

Gib den Regierungen ein besseres Deutsch und den Deutschen bessere Regierungen.

Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde.

Gib den Gutgesinnten eine gute Gesinnung,

lasse die Wissenschaft Wissen schaffen.

Bessere solche Beamten, die wohl feil, aber nicht wohlfeil,

und wohl tätig, aber nicht wohltätig sind,

und lasse die, die rechtschaffen sind,

auch recht schaffen.

Lasse uns nicht vergessen, daß wir alle von Gottes Gnaden sind

und daß alle allerhöchsten Menschen Demokraten waren.

Gib unserem Verstand Herz und unserem Herzen Verstand,

auf daß unsere Seele schon hier selig wird.

Sorge dafür, daß wir alle in den Himmel kommen -

aber noch lange nicht!

(Nur in ausgewählten Auszügen vortragen!)

Gute Wünsche für das neue Jahr. Was wünschen wir uns einander? Gesundheit: Das sei das Wichtigste sagen viele, alles andere komme von selbst. Arbeit: Den einen einen Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen, den anderen, daß sie nicht ins Grübeln und in Depressionen geraten. Frieden: Die innere Ruhe, die gelassen macht, aber auch den Schritt zur Versöhnung, wo er nötig ist. Zufriedenheit: Mit sich und dem Leben in Einklang kommen und das ‘Schicksal’ annehmen. Gottvertrauen: sich Gott in allen Lagen des Lebens anvertrauen, ‘denn du bist bei mir’.

Was wünschen wir uns einander, wenn wir nur einen Wunsch frei hätten: Gesundheit? Arbeit? Frieden? Zufriedenheit? oder Gottvertrauen? Schwere Frage. Es fällt gar nicht so leicht, den einen Wunsch auszuwählen. Sind nicht alle auf ihre Art lebensnotwendig und unverzichtbar? Erlangt nicht jeder Wunsch irgend wann einmal seine Priorität. Ohne Gesundheit ist kein Leben möglich. Ohne Arbeit fehlt das Gefühl, gebraucht zu werden. Ohne Frieden gleichen Beziehungen dem Chaos. Ohne Zufriedenheit macht das Leben keine Freude. Ohne Gottvertrauen - naja, fehlt einem da wirklich etwas, wenn man keinen Glauben hat?! Schon im Alten Testament begegnen wir den Staunenden, die fragen: Warum geht’s denen so gut, die an keinen Gott glauben?!

Am Anfang eines neuen Jahres darf man anderen und sich etwas wünschen. Ob die Wünsche in Erfüllung gehen, das steht freilich dahin. 365 Tage liegen vor uns. (Hole ein dickes Heft hervor, halte es hoch und zeige es den Hörer/innen.) Die Seiten dieses Jahres sind noch leer und unbeschrieben. Und was am Ende dieses Jahres alles an schönen Ereignissen und schweren Stunden darin aufgezeichnet sein wird, wir wissen es heute noch nicht. Neugierig sind wir schon. Zu gerne wüßten wir, was alles auf uns zukommt. Zu gerne würden wir einen Blick in die Zukunft wagen. Manche gehen zur Wahrsagerin und lassen sich aus den Handlinien oder den Karten lesen. Andere schwören auf ihr Horoskop, das schon immer stimmte. Und abergläubige Menschen gibt es, die ihr Leben nach schwarzen Katzen und Freitag, dem 13., ausrichten. Vielleicht kennen wir auch jemanden, der in der Silvesternacht Blei gegossen hat? Aus Angst vor dem Morgen, aus Ratlosigkeit vor dem Ungewissen, aus Mangel an Vertrauen zu Gott.

2. Tolle Pläne - oder: Welche Ziele haben wir?

Das Morgen beschäftigt uns manchmal mehr als das Heute. „13 Und nun ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen -, 14 und wißt nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.“

‘Wir wollen - heute oder morgen.’ Pläne gehören zu unserem Leben: Die Ausbildung zuende bringen. Ein Haus bauen. Ein neues Auto kaufen. Einen Traumurlaub verbringen. Uns noch ein Kind ‘anschaffen’. Unser Hüftleiden operieren lassen. In fünf Jahren kürzer treten. Noch die Konfirmation des Enkelkindes erleben. Den 85. Geburtstag in drei Jahren groß feiern. (Ersetzbare bzw. erweiterbare Beispiele!) Pläne, die wir machen. Pläne, die unserem Leben kurz- oder längerfristige Ziele geben. Sie sind nötig und wichtig. Man kann nicht planlos in den Tag hinein leben ohne Ziel. Pläne motivieren und mobilisieren uns.

Doch auch das wissen wir nur zu gut aus eigener und fremder Erfahrung: ‘Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.’ (Noch pessimistischer Bert Brecht: ‘Mach nur einen Plan - sei nur ein großes Licht - mach noch einen zweiten Plan - gehn tun beide nicht.’) Es gibt keine Risikoversicherung für das Leben. Auch wenn wir am liebsten eine Versicherung für eine gelingende Zukunft abschließen würden gegen jedes Risiko. Doch das ‘Restrisiko’ bleibt.

‘Unverhofft kommt oft!’ Noch so gut Geplantes kann schiefgehen. Noch so schön Gedachtes kann wie eine Seifenblase zerplatzen. Nichts ist gewiß. Nichts unumstößlich. Ein Garantie, daß wir morgen das erreichen, was wir uns heute erhofft haben, gibt es nicht. Auch wenn wir uns noch so sicher fühlen. Auch wenn wir noch so fest davon überzeugt sind, daß es so kommt, wie wir es ersehnen. Unsere Pläne - so nötig sie sind - können jederzeit durchkreuzt werden. Das gilt es zu bedenken.

Wir wollen - heute oder morgen ... „Und wißt nicht, was morgen sein wird.“ Nein, es sind nicht die Wünsche, die verwerflich sind, es sind auch nicht die Pläne, gegen die Jakobus redet. Es ist die Illusion der Selbstbestimmung, die Jakobus ins Auge faßt. Wer meint, sein Leben ganz und gar selbst bestimmen zu können, der ist in Jakobus Augen kurzsichtig. Wer meint, sein Leben in der Hand zu haben, wird ganz schnell mit leeren Händen dastehen. ‘Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet.’ Das ist die Illusion, die Jakobus aufdecken möchte, daß einer seines Lebens selbst mächtig ist. Die Illusion, daß unser Leben unbegrenzt und zeitlos wäre.

3. Starker Glauben - oder: Wer gibt uns Gewißheit?

Da ist eine andere Macht. Einer, der unser Leben in der Hand hat. Einer, in dessen Plan wir eine große Rolle spielen. Einer, dem wir unser Leben und Sein ganz und gar verdanken. Das hat Jakobus vor Augen, wenn er sagt: Gegen eure Illusion der totalen Selbstbestimmung solltet ihr lieber sagen: ‘Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.’ Das ist der rechte Lebensentwurf. Das ist der Lebensentwurf, der uns hineinstellt in den Plan Gottes. Das ist der Lebensentwurf, der unserem Leben Sinn gibt - nicht nur im Erfolg und Highlife, sondern auch am Abgrund unseres Lebens. Das ist der Lebensentwurf, der uns in Gott geborgen sein läßt, es komme, was wolle.

Das ist der Lebensentwurf, der unser Versagen und unsere Enttäuschung in Barmherzigkeit umwandelt - für uns selbst und gegenüber anderen. ‘Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.’ ist die Haltung des Vertrauens auf Gott. Für Jakobus ist dieses Vertrauen das richtige Vorzeichen zu all unserem Denken und Tun. Ohne dieses Vorzeichen verlieren wir uns und entfremden wir uns. Aber unter dem Vorzeichen des Gottvertrauens können wir gestärkt und getröstet in das neue Jahr hinein gehen. Wir können dann die Möglichkeiten und Chancen nutzen, die das neue Jahr uns bietet und wir können unerwartetes Glück in Dankbarkeit genießen. Und wir können froh sein, wenn wir unsere guten Wünsche erleben und unsere Pläne verwirklichen:

„Ich hatte mir ein Haus gebaut. Ich hatte Jahre dazu gebraucht zu sparen, zu planen, zu bauen. Als es jetzt fertig war, feierte ich mit den Meinen ein Fest.

‘Wie bin ich froh, es für euch gebaut zu haben!’, sagte ich und betrachtete es und sah, daß es gut war. Dann ging ich zur Kirche, um Gott zu danken.

Auf dem Weg in die Kirche traf ich einen, der mich um mein Haus beneidete. ‘Hör zu, Rösler’, sagte er zu mir, ‘wie kann man so unklug sein, sich in den heutigen unsicheren Zeiten ein Haus zu bauen? Liest du nicht von den Unwettern, die über das Land ziehen; von Überschwemmungen, von Blitz und von Donnerschlag, die ein Haus von oben bis unten aufreißen; von Hagelgeschossen, die Fenster und Dachziegel zertrümmern; von Wirbelstürmen, die das Dach davontragen; von Sturmfluten, die ganze Häuser wegschwemmen?’

‘Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut’, sagte ich.

‘Nun gut, selbst wenn dich das Unwetter verschont, so denke an Feuersbrünste, die ganze Straßenzeilen einäschern. Wie leicht springt so ein Funke auch auf dein Dach über, und dein Haus brennt bis zum Boden nieder, und alle deine Ersparnisse, die du in dein Haus gesteckt hast, sind vernichtet. Auch liest man viel von Explosionen, die in der heutigen Zeit Ausmaße erreichen, daß ein Stadtviertel zu Staub und Asche wird. Wie willst du dein Haus dann wiederfinden, wenn es nicht mehr steht?’

‘Ich habe es auf gutem Grund gebaut’, wiederholte ich.

‘Wenn du alles nicht fürchtest, Rösler’, fuhr der Mann fort, ‘so denke daran, in welchen politischen Zeiten wir leben, und daß morgen schon ein neuer Krieg ausbrechen kann, der dich aus deinem Haus vertreibt und es zum Zeltlager der Soldaten macht. Und es wird ein Krieg sein, der ganze Städte vom Erdboden wegfegt, das Land verseucht, bei dem es Atomraketen und Bomben vom Himmel regnet, und du dort, wo einmal dein Haus stand, nur einen tiefen Trichter mit unreinem Wasser vorfindest.’

‘Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut’, sagte ich zum dritten Male. Der Neider sah mich verständnislos an, fast ein bißchen ärgerlich. ‘Du antwortest mir dreimal das gleiche’, sagte er, ‘worauf stützt sich deine Zuversicht, daß dein Haus stehen bleibt und ihm nichts geschehen wird? Worauf hast du gebaut, daß du ohne Angst und Sorge lebst?’ Ich sagte: ‘Auf...’ Ich sprach es nicht aus. Er drängte: ‘Sag es, Rösler!’

‘Es ist ein wenig altmodisch, was ich sagen werde, und für manche Ohren mag es einen komischen Klang haben. Aber ich baute mein Haus auf etwas, auf das man früher jedes Haus baute und es auch heute meist noch tut, auch wenn man es nicht ausspricht und aus Angst verlacht zu werden, nicht zugibt.’

‘Worauf also?’

Ich sagte: ‘Auf etwas, was ich von meinem Vater mitbekommen habe - auf Gottvertrauen.’

Amen.

Schuldbekenntnis:

Wir öffnen vor Gott unser Herz:

Herr, wir haben wieder gute Vorsätze für das neue Jahr gefaßt. Manches soll anders werden und vieles besser. Vielleicht wollen wir uns wieder mehr um gute Freunde kümmern oder nicht so schnell aus der Haut fahren. Vielleicht wollen wir unser Christsein ernster nehmen oder öfter die Hände in den Schoß legen, um dir zu danken. Vielleicht beabsichtigen wir, etwas für unsere Mitmenschen zu tun oder ein Projekt zu unterstützen.

Aber wir wissen auch, wie schnell gute Vorsätze verblassen und in Vergessenheit geraten. Wie oft sind unsere guten Vorsätze schon unerfüllt geblieben?! Darum bitten wir dich, daß du uns die Kraft schenkst und Segen zu unserem Tun gibst. Herr, erbarme dich.

Gnadenzuspruch:

Wenn Gott zu uns einkehrt und wir ihm Raum in unserem Leben geben, ‘dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden, dann werden die Lahmen springen und die Zunge der Stummen wird frohlocken’, unser Leben wird ein neues werden. (Jesaja 35,5)

Kollektengebet:

Herr, das neue Jahr ist wenige Stunden alt. Vor uns liegen 365 Tage. Was immer sie uns bringen werden, wir wissen es nicht. Doch gehe du, Herr, mit auf unserem Weg durch dieses Jahr. Begleite uns in guten und schweren Stunden. Ermutige uns zum Glauben allezeit. Und laß uns getrost wissen, daß alles in deiner Hand liegt. Amen.

Fürbitten:

Himmlischer Vater, am ersten Tag eines neuen Jahres kommen wir zu dir mit unseren Bitten, die uns am Herzen liegen und danken dir, daß du uns bis hierher begleitet und bewahrt hast.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für die Verantwortlichen in der Politik, daß sie das Gute für die Menschen und den Frieden wollen.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für unsere Gemeinde, daß der Glaube in ihr wachse und wir dir Ehre machen.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für unsere Kranken, daß sie Trost in deinem Wort und durch unsere Nähe erfahren.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für die Ehepartner, Nachbarn, Freunde, die sich zerstritten haben und sich nach Versöhnung sehnen.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für unsere guten Vorsätze und Wünsche, daß du ihnen auf die Sprünge hilfst und ihnen Taten folgen läßt.

Himmlischer Vater, wir bitten dich, daß wir uns einzig und allein auf dich verlassen und erfahren, nicht verlassen zu sein.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für unsere Kinder und Jugendlichen, daß sie in unserer Gemeinde eine Heimat finden und nicht gott-los werden.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für die Menschen, die sich für dich engagieren, daß sie aufrichtig und ehrlich wirken.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für alle Suchenden, daß du ihnen den Weg und die Richtung zeigst, die zum Leben führt.

Himmlischer Vater, wir bitten dich für dieses Jahr. Es soll ein gutes werden, daß uns näher zu dir bringt.

Alles legen wir in deine Hände und sagen: Dein Wille geschehe.

Amen.

Pfr. Kurt Rainer Klein, Pfaffenwaldstraße 21, 55288 Schornsheim


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).