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Hiobs Bewährung

von Annika Marte (Evangelische Gedächtniskirchengemeinde Bad Homburg v. d. Höhe)

Predigtdatum : 26.02.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : Invokavit
Textstelle : Hiob 2,1-13
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Wochenspruch: "Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre." (1. Johannes 3,8b)

Psalm: 91,1-6.9–12 (EG 736)

Predigtreihen

Reihe I: Hebräer 4,14-16
Reihe II: 1. Mose 3,1-19(20-24)
Reihe III: Johannes 13,21-30
Reihe IV: 2. Korinther 6,1-10
Reihe V: Hiob 2,1-13
Reihe VI: Matthäus 4,1-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 445 Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied: EG 382 Ich steh vor Dir
Predigtlied: EG 369 Wer nur den lieben Gott
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott

Predigttext: Hiob 2,1-13

1 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den HERRN trat. 2 Da sprach der HERR zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. 3 Der HERR sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben. 4 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. 5 Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt's, er wird dir ins Angesicht fluchen! 6 Der HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben! 7 Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des HERRN und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. 8 Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. 9 Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! 10 Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

11 Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie wurden eins, dass sie kämen, ihn zu beklagen und zu trösten. 12 Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid, und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt 13 und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Predigt

Im Predigttext heute werden wir mit hineingenommen in den Anfang des Buches Hiob. Im ersten Kapitel wird erzählt, was für ein Mensch Hiob war.

Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob.
Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten. Und seine Söhne gingen hin und machten ein Gastmahl, ein jeder in seinem Hause an seinem Tag, und sie sandten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Und wenn die Tage des Mahles um waren, sandte Hiob hin und heiligte sie und machte sich früh am Morgen auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl; denn Hiob dachte: Meine Söhne könnten gesündigt und Gott abgesagt haben in ihrem Herzen. So tat Hiob allezeit.

(Hiob 1,1-5)

Dieser fromme und rechtschaffene Mann wird im Buch Hiob auf die Probe gestellt. Wir hören wie es dazu kam, im Predigttext aus dem 2. Kapitel.

Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den Herrn trat.

Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben.

Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt’s, er wird dir ins Angesicht fluchen! Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben!

Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?

In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen. 
(Hiob 2,1-10)

Das ist harter Toback, den wir da heute morgen zu hören bekommen. Gott, unser Gott, in Verhandlungen mit dem Satan, ob sie gemeinsam Hiob ohne Grund auf die Probe stellen sollten. Warum macht Gott das? Warum lässt er sich darauf ein? Warum spielt er mit? Warum lässt er das zu?
Will Gott eine Bestätigung dafür, dass Hiob trotz allem an ihm festhält? Und kann er sich überhaupt sicher sein, dass Hiob das durchhält?
Oder sind es eher zwei Stimmen in Gott, eine helle und eine dunkle Seite, die miteinander im Streit liegen?

Hiob jedenfalls, der gottesfürchtige und gerechte Mann erfährt in den folgenden Kapiteln unvorstellbares Leid. Geschwüre befallen seinen Körper. Seine Kinder und Tiere sterben, sein Haus fällt zusammen. All sein Hab und Gut ist dahin. Das Unglück trifft ihn wie aus heiterem Himmel. Dass er auf die Probe gestellt wird weiß er selbst nicht. Das wissen nur wir.
Vielleicht denken wir jetzt, das ist ja Leiden im biblischen Ausmaß, das gibt es doch so heute nicht. Aber wahrscheinlich stimmt das nicht. Manche Menschen verlieren auch heute alles, viele aus heiterem Himmel. Menschen in der Ukraine, die seit über einem Jahr Leiden durch einen sinnlosen Krieg erleben, die Familienmitglieder und Häuser verlieren. Menschen, die ganz plötzlich von einer schweren Krankheit befallen werden. Menschen, die ein Kind verlieren, wie aus heiterem Himmel. Ganz aktuell die Menschen in der Türkei und in Syrien.

Wie kann Gott das zulassen? ist eine Frage, die in solchen Situationen häufig gestellt wird. Wenn wir mit dem Hiobbuch versuchen dieser Frage nachzugehen, erhalten wir die erstmal erschreckende Antwort. Ja, Gott lässt das nicht nur zu. Er gibt Hiob sogar noch in die Hand des Satans.

Vielleicht gibt es noch eine andere Frage, die im Hintergrund, im Kern des Hiobbuches steht. Diese stellt sich erst in folgenden Kapiteln, als die Frau und die Freunde von Hiob zu Wort kommen. Es ist die Frage, geschehen eigentlich nur bösen Menschen schlimme Dinge. Oder kann es wie bei Hiob auch gute und gottesfürchtige, gerechte Menschen treffen.

Sie ahnen es schon, wir wissen es eigentlich. Schlimmes Leid trifft nicht nur böse Menschen. Das war im alten Israel eine Zeit lang eine verbreitete philosophische Vorstellung. Sie heißt Tun-Ergehens-Zusammenhang. Die Menschen hatten die beruhigende Vorstellung, dass es zwischen dem Handeln und Tun eines Menschen und seinem Ergehen einen sinnvollen von Gott gewirkten Zusammenhang geben soll. Sehr einfach ausgedrückt, dass nur schlechten Menschen schlimme Dinge wieder fahren sollen.

An diesem Thema arbeiten sich die Freunde Hiobs ab. Wenn du so schlimmes Leid erlebst, dann musst du doch irgendwas falsch gemacht haben. In mehreren Redegängen setzen sich die Freunde Hiobs mit diesem Thema auseinander. Aber Hiob bleibt bei seiner Einschätzung, dass er nichts falsch gemacht, keine Schuld seinerseits die Erklärung für sein Erleben sein kann.
Und das sehen und verstehen wir heute gut. Es gibt beileibe nicht für jedes Leid eine verstehbare Erklärung. Da sind wir ganz bei Hiob.

Das zweite aber, was Hiob nicht loslässt, ist schwerer zu verstehen und nachzuvollziehen. Hiob hält an Gott fest. Als seine Freunde verstanden haben, dass er keine Schuld auf sich geladen hat, fangen sie an ihm zu sagen, dass er sich von Gott abwenden soll. Seine Frau sagt das gleich in unserem Predigttext. Angesichtes des Leidens ihres Mannes ruft sie: Fluche Gott und Stirb!

Aber Hiob antwortet „Haben wir nicht Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“

Diese Haltung hält Hiob durch. Er wendet sich nicht gegen Gott, wie der Satan am Anfang prognostiziert und Gott sich nicht sicher sein kann.

Hiob hat die einmalige Stärke und den festen Glauben, dass beides das Gute und das Böse, das Helle und das Dunkle von Gott kommen. Deshalb fällt Hiob aus dieser Beziehung nicht raus. Er hält sie durch. Er streitet und klagt, er ruft Gott an und lässt ihn nicht los. Er duldet nicht fromm, sondern konfrontiert seinen Gott mit dem Leiden, das er erfährt. In dieser Haltung Hiobs ist gar kein Platz für den Satan. In Gott selbst verortet Hiob das gute und schlimme, das ihm widerfährt.

Hiob ruft:

So merkt doch endlich, dass Gott mir unrecht getan hat und mich mit seinem Jagdnetz umgeben hat. Siehe, ich schreie »Gewalt!« und werde doch nicht gehört; ich rufe, aber kein Recht ist da. Er hat meinen Weg vermauert, dass ich nicht hinüberkann, und hat Finsternis auf meine Steige gelegt. Er hat mir mein Ehrenkleid ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat mich zerbrochen um und um, dass ich dahinfuhr, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum. Sein Zorn ist über mich entbrannt.
(Hiob 19,6-11a)

Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffel und mit Blei für immer in einen Felsen gehauen! Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Nachdem meine Haut so zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.
(Hiob 19,23 – 27)

In Klage und Bitte hält Hiob an Gott fest.

Der Alttestamentler Jürgen Ebach beschreibt in seinem Kommentar „Streiten mit Gott“, dass es Hiob selbst ist, der durch seine starke Haltung gegen die dunkle Seite Gottes gewinnt. Am Ende des Hiob Buches beschreibt Gott in großen Reden die Mächte und Gewalten, die er alle geschaffen hat, auch die dunklen, die zur Schöpfung gehören. Hiob hat das verstanden und ertragen und trotzdem an Gott festgehalten. Deshalb segnet Gott Hiob am Ende des Buches und schenkt ihm Gesundheit und eine neue Familie. Hiob stirbt lebenssatt.

Jürgen Ebach sagt, nur zusammen können Gott und die Menschen gegen das Böse angehen. Hiob erträgt all das Dunkle, das ihm widerfährt, weil er das Helle und das Dunkle in Gott verortet. Gesegnet ist der Mensch, der das durchhalten kann.

Amen

Verfasserin: Pfarrerin Annika Marte


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