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Hollywood – die Traumfabrik!

von Björn Schäfer (Neukirch)

Predigtdatum : 13.07.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 7. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Römer 6,19-23
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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

-Predigttext-

I.

Hollywood – die Traumfabrik! In Hollywood werden Träume produziert. Brad Pitt lässt Frauenherzen dahin schmelzen und Angelina Jolie versetzt den Ruhepuls eines noch so harten Mannes in Schwingungen. Tom Cruise und Will Smith retten die Welt vor dem ultimativen Atomchaos. Natürlich in letzter Sekunde. Natürlich im Auftrag des amerikanischen Präsidenten.

Aus dem Obertrottel Forrest Gump aus Greenbow, Alabama wird der nationale Sportstar, ein Kriegsheld, der seine Kameraden im Akkord aus dem todbringenden Dschungel Vietnams rettet und den Kommunismus an der Front der Tischtennisplatte bekämpft. Aus dem Obertrottel Forrest Gump wird ein Held, der mit Orden überhäuft wird. Der von jetzt auf gleich im Mittelpunkt des Interesses der Öffentlichkeit steht und der es wegen des Blitzlichtgewitters der Fotografen vielleicht gerade noch schafft, aus den Augen zu blinzeln.

Der Obertrottel verwandelt sich in einen Superhelden. Im Film ist alles möglich.

Liebe Gemeinde,

ich weiß nicht, wie es ihnen geht, wenn sie ins Kino gehen und sich Filme anschauen. Wenn sie in die weichen Sessel des Kinosaals gleiten, das Licht langsam ausgeht und ihre Gedanken mit ihnen in eine ferne Welt reisen. In eine Welt, die vieles zu bieten hat. Die ihnen den schlimmsten Schrecken einjagen kann, die sie aber auch zutiefst berührt und ihnen Tränen aus den Augen treibt.

Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, wenn sie dann zu Hause sind. Wenn vielleicht nach ein paar Tagen in einem stillen Augenblick die rettende Schlüsselszene des Films vor ihrem geistigen Auge erneut abläuft.

Ich weiß nur, wie es mir dann manchmal geht: Dann wäre ich gerne der Superheld, der es den Bösen mal wieder so richtig gezeigt hat und der jetzt im Mittelpunkt des allgemeinen Jubels steht.

Der Film ist schon etwas Besonderes. Wir lieben ihn, weil er unsere Gedanken verwandelt und mit uns in eine Welt flüchtet, die anders, die einfacher, die einfach besser als unsere ist. Eine Welt, in der es zwar auch Schattenseiten gibt, die aber stets den Superhelden präsentieren kann, der den Schatten mit seinem gleißenden Licht verdrängt. Den Menschen, der alles zum Guten wendet und der unser Unwohlsein in ein Gefühl breiter Erleichterung taucht.

Wir lieben den Film, weil alles gut wird. Weil das von Anfang an ersehnte Happy End am Ende kommt. Garantiert.

II.

Liebe Gemeinde,

vielleicht fragen sie sich schon die ganze Zeit: Bin ich hier im falschen Film gelandet?

Ich kann sie beruhigen, sie sind es nicht. Sie haben die Kirchenbank noch nicht gegen einen Kinosessel eingetauscht.

Aber ich würde ihnen dies alles nicht erzählen, wenn das Kino und unser heutiger Predigttext nicht so vieles gemeinsam hätten.

Hollywood – die Traumfabrik. Hier werden unsere Träume in Bilder verwandelt. Der Film verwandelt unsere Gedanken, indem wir uns in den Rollen der Hauptdarsteller wieder erkennen. Indem wir uns in deren Rolle hineinsehnen. Und mit der Verwandlung unserer Gedanken wollen auch wir uns verwandeln und uns für zwei Stunden von einer Flucht ergreifen lassen, die uns aus unserem lästigen Alltag herausnimmt, die all den Stress für einige Zeit erledigt sein lässt. Eine Flucht in eine Welt, die einfach leichter zu leben ist. Und eine Flucht in eine Welt, in der das Happy End im Drehbuch steht.

1.)

Verwandlung. Eine andere Welt. Ein gutes Ende. Das sind die beherrschenden Themen des Films und das sind auch die beherrschenden Themen unseres Predigttextes.

„Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet.“

An dieser Stelle findet sich die Verwandlung in den Worten des Apostel Paulus. Wir sind frei geworden, wir können frei atmen, weil wir verwandelt wurden.

Ich verwandelt?! Heute morgen sahen meine faltigen Augen im Spiegel doch wieder mal genauso schlecht aus, wie sie das immer tun, wenn es abends mal wieder etwas zu lange geworden ist. Und mein Mann? Aus dem ist über Nacht auch nicht Brad Pitt geworden.

Liebe Gemeinde, Spaß bei Seite. Wir müssen uns die Frage stellen, von welcher Verwandlung Paulus hier spricht. Ein Blick auf den Anfang des Kapitels des Briefes hilft uns da weiter.

„Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuem Leben wandeln.“

In einem neuen Leben wandeln, also verwandelt sein.

Eine andere Stelle aus dem 2. Korintherbrief: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Neu geschaffen sein. Verwandelt sein.

Am vorletzten Sonntag war das Hauptthema in den Gottesdiensten: Unsere Verbindung mit Christi Tod und Auferweckung durch unsere Taufe. Mit dem Wasser der Taufe hat Gott uns umhüllt. Er hat uns sich einverleibt. Mit unserer Taufe sind wir ein Teil Gottes geworden. Ohne das wir etwas dafür getan haben oder hätten tun können. Gott hat von sich aus gehandelt. Aus bedingungsloser Liebe. Durch die Taufe hat Gott seinen Heiligen Geist in uns hinein gegeben. Durch die Taufe hat Gott uns verwandelt. Alles wie im Film.

2.)

Liebe Gemeinde! Mit der verwandelnden Kraft der Taufe können wir dann die Flucht antreten. Die Flucht in eine bessere Welt. Und diese Flucht, so sagt es Paulus, heißt ewiges Leben.

Eine Flucht, die uns in unserem Glauben durch die Taufe in Gottes Reich führt. Ein Reich, in dem alles anders sein wird. Eine Welt, die von Gottes gleißendem Licht erhellt ist, in der Lahme gehen und Taube hören. Eine Welt, in der wir leicht und nicht belastet sind. Eine göttliche Welt. Eine Welt, in der das Happy End garantiert ist. Alles wie im Film.

Gott macht aus mir einfachem Menschen einen neuen Menschen. Der verwandelt ist, der Gott in sich trägt.

III.

Verwandlung. Bessere Welt. Happy End. Im Film ist aus dem zurückhaltenden Kollegen über Nacht Superman geworden, der mit übernatürlichen Kräften ausgestattet mal wieder die Welt vor ihrem Untergang gerettet hat. Ende gut, alles gut.

Das Licht im Kino geht an, der Abspann rennt die Leinwand herunter, die Titelmusik beginnt noch einmal zu dröhnen.

Meine Augen gucken noch etwas erschrocken, beginnen sich dann aber wieder schnell an das helle Licht zu gewöhnen. Am Parkplatz im Auto sind die meisten Gefühle dann schon wieder verflogen. Ich bin wieder in meiner Welt angekommen. Meine Verwandlung hat ein jähes Ende genommen. Soweit die meisten Filme.

Und in diesem jähen Ende des Films liegt der bedeutende Unterschied zwischen Film und Predigttext.

Die Verwandlung durch Christus in unserer Taufe endet nicht mit dem Anknipsen der Lichter im Kinosaal, sondern sie wirkt fort. Sie soll in uns selbst ein Licht anknipsen.

Ein Licht, das uns – wie Paulus es sagt – den Weg zum ewigen Leben mit Gott leuchtet.

Es ist aber auch ein Licht gemeint, dass nicht bloß in die Weite des Himmels ausstrahlt, sondern die Welt um uns herum hell werden lassen sollen. „Lebt als Kinder des Lichts“, diesen Auftrag gibt uns Paulus für die kommende Woche mit auf den Weg. Lasst das Licht, das Christus in euch angezündet hat in der Welt leuchten. Erhellt damit die dunklen Nischen dieser Erde. Macht eure Münder auf, wenn ihr Dunkelheit und Niedertracht erlebt. Seid keine Seifenblasenchristen, die über den Problemen von Gottes Schöpfung schweben, die nur darauf warten, dass die Blase platzt und sie in Gottes Reich springen können.

Die Flucht in das Reich Gottes führt nicht geradewegs in den Himmel, sondern sie nimmt den Umweg durch unsere Welt. Hier hat Gott uns hingestellt und hier sollen wir unser Licht leuchten lassen.

IV.

Zum Schluss noch einen Blick auf den ersten Satz des Predigttextes: „Ich muss menschlich davon reden, um der Schwachheit eures Fleisches willen: Wie ihr eure Glieder hingegeben hattet an den Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Ungerechtigkeit, so gebt nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden.“

Paulus weiß und Gott weiß, dass wir – auch wenn wir uns das allzu oft wünschen – kein Supermann und auch keine Superfrau sind, sondern mit allen Schwächen aus Fleisch und Blut bestehen. Auch das gehört zum neuen, verwandelten Leben mit Christus. Dass Menschen ihre überhöhten Vorstellungen von sich und anderen aufgeben und erkennen: Wir sind schwache und begrenzte Leute, die auch darum nicht gegeneinander und ohne Gott sondern miteinander und mit Gott leben sollen.

Liebe Gemeinde, leben wir aus der Kraft der Verwandlung, die Gott uns in unserer Taufe geschenkt hat. Lassen wir die Strahlen, die Gott auf uns scheinen lässt, in unsere Umgebung reflektieren, damit sie von Gottes Licht erhellt wird.

Lassen sie uns das in der Gewissheit tun, dass uns Christen die Erlösung zum ewigen Leben mit Gott zugesichert ist.

Uns Christen blüht das Happy End – ganz ohne Film.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.