Wochenspruch: All eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5,7)
Psalm: 127,1-2
Reihe I: 1. Petrus 5,5b-11
Reihe II: 1. Mose 2,4b-9(10-14)15(18-25)
Reihe III: Lukas 17,5-6
Reihe IV: Galater 5,25-6,10
Reihe V: 1. Mose 15,1-6
Reihe VI: Matthäus 6,25-34
Eingangslied: EG 334 Danke für diesen guten Morgen
Wochenlied: EG 427 Solang es Menschen gibt auf Erden
Predigtlied: EG+ 111 Meine Zeit steht in deinen Händen
Schlusslied: EG+ 127 Schenk uns Weisheit schenk uns Mut
5 Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.
7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen.
10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
11 Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit! Amen.
Liebe Gemeinde,
ich sorge mich nicht um die Zukunft, die kommt früh genug! - der Spruch von Albert Einstein, ist mir die Woche als „Zitat des Tages“ begegnet. Und ich habe das mal ausprobiert! Ich habe mich entspannt in die warme Badewanne gelegt, tief eingeatmet und alle Sorgen sein lassen. 15 Minuten später bin ich hoch, hab mich abgetrocknet und wirklich! Die Sorgen waren einfach - immer noch da!
Kalendersprüche hin oder her, so einfach gehen Sorgen nicht weg, oder? - Es wäre schlimm, wenn es so wäre. Lebensbedrohlich sogar, sagt die Wissenschaft!
Wir Menschen erwarten von Natur aus das Schlimmste, sind dauernd unzufrieden und sorgen uns um alles. Das steckt ganz tief in uns drin, erklärt der Arzt und Kabarettist Dr. Ekkard von Hirschhausen:
Vor Urzeiten lebten zwei Sorten Menschen: Die Sorgenfreien waren glücklich, zufrieden und immer fröhlich. Die Sorgenmacher, misstrauisch gegen alles und chronisch unzufrieden. So war das, im Neandertal.
Wenn ein Sorgloser lächelnd über die Wiese hüpfte, dachte er: „Schön, die Sonne, die Butterblümchen! Und der Felsen! Was hat die Katze da drauf, für tolle, große Zähne!“ Schwupp war es passiert, der Säbelzahntiger hatte den sorglosen Neandertaler, naja, „entsorgt“.
Der Sorgenmacher witterte auf der Wiese Gefahr: Sonne – blendet meine Augen! Blumen - alle giftig! Ein Fels! Da lauert bestimmt ein Untier! Also hielt er Abstand und schlich leise vorbei, wenn der Säbelzahntiger zufrieden an einem Sorglosen geknabbert hat ...
So, naja, so ähnlich – sagt Hirschhausen - starben die Sorglosen aus. Und wir Sorgenmacher leben bis heute. Evolution nennt sich das. Survival of the fittest, wer sich am Besten anpasst, also, wer sich Sorgen macht, überlebt!
Hört sich lustig an, ist aber ganz ernst. Auch wenn wir nicht mehr im Neandertal leben – die Sorgen um die Zukunft und unser Leben steckt ganz tief in uns.
Und wenn ich ehrlich bin, macht mir einiges Sorgen!
Parkplatz für aktuelle Beispiele:
Wir hier, in Deutschland, in Westeuropa, leben in einem der reichsten Länder der Welt. Unser Gemeinwesen ist gut organisiert. Plötzlich schüren da einige übertriebene Ängste, vor allem möglichen. Dabei ist es oft klagen auf hohem Niveau. Da haben viele nur Angst den ehrlichen Preis für all den Überfluss bezahlen zu müssen.
Aber es gibt auch bei uns echte Wohlstandsverlierer.
Die Zahl von „prekären Arbeitsverhältnissen“ nimmt zu. Leute arbeiten 40, 50 Stunden die Woche hart, aber trotzdem reicht das Geld nicht, weil die Mieten schon in Kandel mit einem Verdienst nicht zu zahlen sind.
Oder Kinderarmut und Altersarmut, beides wäre bei uns ein Thema, und ich denke, nicht mal finanziell. Da gehen Kinder ohne Frühstück in die Schule, einfach weil sich zu Hause niemand kümmert! Für die interessiert sich niemand! Was ist mit Alterseinsamkeit? Wer wird sich um mich kümmern, wenn mal was ist? Fragen sich viele. Da hilft auch eine Rentenerhöhung alleine nichts und auch kein „Sorge dich nicht!“ Kalenderspruch.
Wir machen uns Sorgen. Vielleicht sind Sorgen wirklich etwas Gutes, denke ich. Sie zeigen, wo Probleme liegen. Gefährlicher wäre, Probleme totzuschweigen! Oder?
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Sagt der Petrusbrief in der Bibel über Gott. Was heißt das jetzt? Doch sorglos Kopf in den Sand stecken und die Sorgen Gott überlassen?: „Der Papa wird’s schon richten?“
Die Haltung wird uns Christen gern vorgeworfen: Religion als Opium fürs Volk, als demütigendes Betäubungsmittel, damit alle schön ängstlich und brav still halten? Aber genau das will die Bibel nicht, im Gegenteil.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Der Satz wurde in sehr dunklen Zeiten geschrieben, viel ärmer und finsterer als heute. Christen litten damals unter dem römischen Kaiser, der wollte das Christentum vernichten. Hunderte Frauen, Männer, Kinder fielen wegen ihres Glaubens dem „brüllenden Löwen“, dem römischen Kaiser zum Opfer. Im Kolosseum wurden viele sogar wirklich wilden Tieren vorgeworfen und grausam hingerichtet, während das restliche Volk belustigt zuschauen konnte.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Nein, die Christen damals konnten nicht einfach die Augen schließen, im Gegenteil. „Seid nüchtern und wachsam!“, ruft der Bibeltext: Schließt nicht die Augen, schaut genau hin! Stellt euch der Welt, mutig und entschlossen. Bleibt der Wahrheit treu und lasst euch keine Angst einjagen! Das galt damals, und heute genauso!
Seid nüchtern und wachsam! – Ich denke, es ist wichtig, Probleme und Sorgen der Leute wahrzunehmen. Es ist im wahrsten Sinn not-wendig, um Parolen nicht auf den Leim zu gehen, sondern gute Wege zu finden, die Not zu wenden oder wenigstens zu lindern. Da sind wir alle - ganz nüchtern und aufmerksam - gefragt.
Parkplatz für aktuelle Beispiele:
Wenn ich an ältere Menschen denke: Stichwort Nachbarschaft pflegen, Gemeinschaft, Gemeinde leben!
Oder für Kinder und Jugendliche: da sind wir uns als Kirchengemeinde sehr aufmerksam: Krabbelgottesdienst und Krabbelgruppen für Kinder und Eltern zum Austausch bieten wir an. Kindergottesdienst, Konfirmandenarbeit, Jugendtreff oder die Kinderfreizeit am Lindelbrunn, als Angebot wo Kinder und Jugendliche eigene Erfahrungen machen und ermutigt „aufrichtig, gestärkt, kräftig, gegründet“ wie die Bibel sagt, das Leben meistern lernen.
Und wenn ich an prekäre Arbeit denke: Da sind wir auch gefragt: Beim Einkaufen vielleicht. Muss es immer nur billig sein? Mal ehrlich ein T-Shirt für 1,99 EUR beim Kleiderdiscount, das kann doch nicht gehen! Vielleicht ist manchmal auch weniger mehr, wenn es dafür gut ist und fair? Ich frage mich beim Einkaufen immer: Brauche ich das überhaupt? Zieh ich das an? Benutze ich das auch?
Sich so nüchtern und wachsam der Wahrheit zu stellen - ohne zu dramatisieren - das hat für mich mit Demut zu tun, zu der uns der Petrusbrief so nachdrücklich aufruft.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Wenn ich den Verfasser des Briefs richtig verstehe, meint er aber noch etwas anderes. Demütigt euch unter Gottes Hand – das heißt für mich, bei allen Sorgen – hab Vertrauen! Lass dir keine Angst einreden! Mach dir keine falschen Sorgen, verzweifle nicht!
Wir dürfen vertrauen, dass wir mit den großen und kleinen Problemen unseres Lebens nicht allein dastehen. Weil da eine größere Macht ist, die uns hält und trägt. Die uns weiter blicken lässt als nur starr auf die Sorgen und Ängste.
Martin Luther hat gesagt: Mit unsrer Macht ist nichts getan. Wer nur auf die eigene Kraft und Schlauheit baut, der ist übel dran, der verausgabt sich und wird enttäuscht, ist überfordert und schon bald am Ende. Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, der findet eine Quelle der Kraft, die niemals versiegt. Der kann „aufrichtig, gestärkt, kräftig und gegründet“ im Glauben, sein Leben bestehen. Ich darf gelassen leben, weil Gott uns nicht lässt!
Jede Sorge kann sich verwandeln. Nichts muss bleiben wie es ist! So wie das Leiden Jesu am Kreuz nicht stehen bleibt, sondern zum Sieg des Lebens führt, zu Ostern.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Das ist kein Ruf zur Untätigkeit, im Gegenteil, es ist die wunderbare Einladung zum vertrauensvollen Leben! Es nimmt den Sorgen ihre erdrückende Macht, wenn sie an uns nagen, uns zweifeln lassen oder jede Lebensfreude nehmen.
Sorgen gehören zum Leben – Und, ich bin mit meinen Sorgen nicht allein. Ich kann sie im Gebet vor Gott bringen, - das befreit. Es befreit mich, meine Probleme nicht ohnmächtig hinnehmen zu müssen. Und es befreit mich davon, alles alleine lösen zu müssen.
So wie es im Alltag einfach gut tut, wenn ich meine Sorgen mit jemandem bereden kann, der es gut mit mir meint. Wenn man aussprechen kann, was einen ärgert. Das entlastet, es „ent-sorgt“ die Probleme. Und manchmal öffnet allein das schon neue Perspektiven, die vorher nicht da waren.
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. – Ich habe eine Adresse, an die ich mich wenden kann, immer und überall. Mit täglichen, alltäglichen Problemchen genauso wie mit den großen Fragen und Sorgen.
Das löst nicht sofort alle Probleme, aber ich bin ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Ich weiß, da ist jemand, der mir zur Seite steht und der mir Wege zeigt, wie das Leben gelingen kann, der mich immer wieder „aufrichten, stärken, kräftigen, gründen will.“ Und mich mutig in seinem Geist, in der Kraft der Liebe, leben und mithelfen lässt, damit Not gelindert wird.
Und dass Gott dafür sorgt, dass uns das gelingt, darüber mache ich mir, (Säbelzahntiger hin oder her,) keine Sorgen! Amen
Verfasser: Pfarrer Henning Lang, Kirchgasse 4, 76872 Minfeld
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Pfarrer Dr. Matthias Rost
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