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In Christus verbunden

von Eva Fitschen (Zschepplin)

Predigtdatum : 06.11.2016
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres
Textstelle : Römer 14,7-9
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Wochenspruch:
"Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils." (2. Korinther 6, 2)
Psalm: 90, 1 - 14.(15 - 17) (EG 735)

Lesungen
Altes Testament: Hiob 14, 1 - 6
Epistel: Römer 14, 7 - 9
Evangelium: Lukas 17, 20 - 24.(25 - 30)

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 444 Die güldne Sonne
Wochenlied: EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn
Predigtlied: EG 398 In dir ist Freude
Schlusslied: EG 170 Komm, Herr, segne uns

Predigttext Römer 14, 7 - 9
„Denn keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende der Herr sei.“

Predigt

Liebe Gemeinde!

Einen großen Bogen schlägt Paulus hier von den Lebenden zu den Verstorbenen. Die Verbindung zwischen ihnen reißt nicht ab. Jesus Christus, der gestorben ist und wieder lebendig wurde, ist diese Verbindung. Mit ihm sind wir verbunden – im Leben und im Tod. Durch ihn bleiben wir Lebende verbunden mit den Verstorbenen. Uns alle hält Jesus Christus als die Seinen fest.

[hier die Verse noch einmal lesen!]

Vielleicht haben Sie diese Worte schon auf dem Friedhof gehört. Tröstliche Worte am offenen Grab. Sie rufen in Erinnerung, dass die Verbindung zu dem Menschen, der gerade begraben wurde, nicht abreißt. Christus, dem wir im Leben ebenso gehören wie im Tod, ist die Brücke. Er ist das Band, das uns alle hält.

[hier die Verse noch einmal lesen!]

Paulus hat diese Verse nicht aufgeschrieben, um der Gemeinde in Rom im Angesicht des Todes Trost zu spenden. Paulus hat mit diesen Versen einen langen Abschnitt seines Briefes abgeschlossen. Darin geht es um das Leben. Es geht darum, wie Christen ihr Leben gestalten sollen. Er stellt der Gemeinde in Rom vor Augen, welche Konsequenzen der christliche Glaube hat. Er zeigt auf, dass der Glaube an Jesus Christus für die eigene Lebensführung und das gemeinsame Leben in der Gemeinde eine entscheidende Rolle spielt. Aus dem Glauben heraus muss das Leben gestaltet werden.
Das macht Paulus an einigen Beispielen deutlich. So schreibt er der Gemeinde in Rom zunächst von persönlichen Gaben und Begabungen.

Wie geht man mit den unterschiedlichen Gaben und Begabungen um, die in einer Gemeinde aufeinander treffen? Wie macht man sie in der Gemeinschaft füreinander fruchtbar? Wie pflegt man sie?

Viele Gaben und Begabungen sind da. Sie zu pflegen und einander mit den unterschiedlichen Gaben wahrzunehmen, ist eine wichtige Aufgabe in der Gemeinde. Das bedeutet auch, nicht die eine Gabe über die andere zu stellen. Oder dem Wahn zu verfallen, einer, eine allein müsste oder könnte alles machen. Dann gehen Gaben und Begabungen für die Gemeinde verloren. Dann werden Menschen gekränkt oder überfordert.

Paulus wird nicht müde, in immer neuen Worten zu mahnen: Jeder ist für die Gaben, die er hat, verantwortlich. Jeder soll und darf sich seiner Gaben bewusst sein. Und jeder möge sie sorgfältig für die Gemeinschaft nutzen.

Ermahnungen, die für die Gemeinde in Rom so aktuell waren wie sie für unsere heutigen Gemeinden sind. Nur wo verschiedene Menschen miteinander an einer Gemeinde bauen, nur wenn sich jung und alt, Neuzugezogene und Alteingesessene für ein buntes Gemeindeleben einsetzen, wächst und gedeiht Gemeinde. Dann ist zu spüren: Da sind Menschen, die sich auf Gott verlassen. Die darauf trauen, dass Gott sie alle in seiner Hand hält und sie mit ihm und untereinander verbunden sind.

Ebenso wichtig wie die Pflege der Gaben und Begabungen ist dem Paulus der Umgang in der Gemeinde miteinander. Paulus wirbt für ein friedliches, aufrichtiges Miteinander. Er ruft auf zu Ehrlichkeit, zu Aufmerksamkeit, zu Seelsorge. Zum Beispiel schreibt er: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ Er erinnert daran, dass Gott derjenige ist, der Recht schafft, weshalb der Christ nicht auf Rache sinnen und lieber Böses mit Gutem vergelten soll.

Wer in einer Gemeinde lebt und arbeitet, hat selbst immer wieder erlebt, dass da längst nicht alles problemlos läuft. Wo verschiedene Menschen zusammen sind, treffen verschiedene Mentalitäten und Vorstellungen aufeinander. Da braucht es viel Geduld und Umsicht im Umgang miteinander. Ein offenes Wort zur rechten Zeit, ein freundliches Lob, Zeit für ein Gespräch und die Bereitschaft, auch einmal auf das eigene Recht zu verzichten ... Das hilft im Umgang miteinander. Das ist sozusagen die Schmiere im Getriebe einer Gemeinde. Einer solchen Gemeinde spürt man ab: Hier herrscht ein guter Geist. Hier ist ein gesunder Zusammenhalt. Hier gibt es ein Band, das alle zusammenhält. Hier glauben Menschen an den, der alle miteinander verbindet – an Jesus Christus.

Paulus schaut auch über den „Tellerrand“ der Gemeinde hinaus und spricht das Verhältnis der christlichen Gemeinde zu den staatlichen Behörden an:
Ist ein Christ der Obrigkeit gegenüber zu Gehorsam verpflichtet? Muss er zum Beispiel Steuern zahlen?

Paulus sagt dazu ein klares Ja. Er ist überzeugt, die Obrigkeit, also die, die regieren, tun dies im Dienst, im Auftrag Gottes. Das ist ihre (Auf-)Gabe. Wir würden heute vielleicht eher sagen, dass Menschen, die in der Politik aktiv sind, dies in Verantwortung vor Gott tun, zumindest in Verantwortung vor ihrem Gewissen.

Die Frage, wie sich ein Christ zu dem, was Politiker sagen und tun, verhalten soll, bleibt so brisant wie sie zu Zeiten des Paulus war. Bezieht man Stellung zu aktuellen Fragen? Mischt man sich ein und geht vielleicht für ein Anliegen auf die Straße und demonstriert?
Darauf wird es keine eindeutige Antwort geben. Da wird auch keine Gemeinde mit nur einer Stimme sprechen. Das darf und das muss jeder Christ für sich entscheiden.

Verbunden aber sind alle im Glauben an Jesus Christus. Zu ihm gehören – die, die für das eine demonstrieren, und die, die für das andere demonstrieren, und die, die gar nicht auf die Straße gehen, sondern beten oder das persönliche Gespräch mit anderen suchen.

Das ist nicht leicht auszuhalten. So wenig leicht, wie die unterschiedliche Art und Weise zu glauben. Paulus redet von den Starken und den Schwachen. Es gibt welche, die genaue Regeln und Vorschriften brauchen, die genau wissen wollen, was erlaubt und was verboten ist. Und es gibt die, die der Meinung sind, so kleinlich könne Gott gar nicht sein, dass er auf die Einhaltung diverser Vorschriften Wert lege. Paulus warnt davor, einander deshalb zu verurteilen. Weder soll abfällig geredet werden noch soll angeklagt werden. Paulus weiß ganz genau – das ist heute noch genauso wie es damals war – Christen werden sich in Fragen der Moral oder auch der Politik nie alle einig sein und gleich verhalten. Entscheidend aber ist, sich nicht gegenseitig den Glauben bzw. das Christ-Sein abzusprechen. Denn es steht keinem Menschen zu, das letzte Wort über einen anderen Menschen zu sprechen. Dieses Recht steht allein Gott zu.

All seine Ermahnungen und Ratschläge für die Gemeinde in Rom, alles, was er zum Zusammenleben in der Gemeinde und zur Lebensführung des einzelnen Christen sagt, all das beschließt Paulus mit den Worten:
„Denn unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende der Herr sei.“

Es ist ein Bekenntnis, das hier am Ende der Ermahnungen steht. Es sind Worte, die Paulus sich nicht selbst ausgedacht hat, sondern die er übernommen hat von anderen, die an Jesus Christus glauben. Damit fasst er alles, was er vorher den Christen in der Gemeinde in Rom gesagt hat, zusammen. Alles, was im Leben eines Christen wichtig ist, führt auf dieses Bekenntnis zu: Das christliche Leben ist in Christus gegründet, nicht in der eigenen Glaubensstärke. Auch dem, der sich seines Glaubens nicht sicher ist, geht dieser Grund nicht verloren. Christus ist es, der allen voran geht, den Starken im Glauben und den Schwachen im Glauben, den Lebenden und den Toten. Christus verdanken die, die an ihn glauben, ihren Lebensmut, ihre Lebenshoffnung im täglichen Leben, das die hellen ebenso wie die dunklen Seiten kennt. Auch der Tod gehört dazu, auch Mächte, die alle Kraft und Zuversicht im Leben abtöten können, gehören dazu – schwere Krankheit, Trauer um einen geliebten Menschen, Zerbrechen einer Beziehung, Zukunfts- oder Versagensängste.

Aber wer glaubt, wer sich zu Christus bekennt, setzt auf eine Lebensenergie, die diese Mächte in den Schatten stellt, nicht abschafft, aber sie auf ihre Plätze verweist.

Diese Energie zieht der Mensch nicht aus sich selbst, sondern allein aus Christus. Darin liegt eine große Entlastung, denn wenn er diese Energie, die Hoffnung, diesen Lebensmut nicht aus sich selbst schaffen kann, dann muss er das auch nicht. Dann muss er nicht unter dem ständigen Druck leben, diese Kraft aufzubringen. Sie ist Geschenk.

Das macht christliches Leben aus, dass ich darauf vertraue, dass Gott in Christus mein Leben trägt und hält. Er trägt und hält es auf den Höhen des Glücks ebenso wie in den tiefsten Tiefen. Selbst wenn ich allen Glauben und alle Hoffnung verloren habe und ins Bodenlose zu fallen drohe, ist Gott da. Von Gott kann mich nichts trennen, nicht selbstsicherer Hochmut, nicht Verzweiflung, nicht Stärke, nicht Schwäche, nicht Unglaube, nicht Tod.
Es ist wohl kein Zufall, dass diese Sätze, die so oft an offenen Gräbern zu hören sind, in den letzten Wochen des Kirchenjahres ihren Platz haben. Das ist ja die Zeit, in der Tod, Sterben und Ewigkeit besonders bedacht werden. Dennoch soll nicht in Vergessenheit geraten: Es ist zu allererst ein Bekenntnis zu Gott und Jesus Christus, dem wir alle gehören. Paulus erinnert die Gemeinde in Rom daran. Paulus erinnert uns daran, dass es keine Macht gibt, die dieses Band zwischen Gott und uns lösen könnte. Mächte gibt es genug, Trauer, Tod, Zweifel, Streit, Gleichgültigkeit ... Aber diese Mächte werden auf die Plätze verwiesen. Sie gewinnen niemals endgültig über uns die Macht. Die hat Christus. Ihm können wir unser Leben anvertrauen, denn:
„Unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende der Herr sei.“
Amen.

Fürbitten
In dir, Gott, sind wir verbunden.
Wir Jungen und wir Alten und wir irgendwo in der Mitte.
In dir, Gott, sind wir verbunden.
Wir Glaubensstarken und wir Glaubensschwachen und wir irgendwo in der Mitte.
In dir, Gott, sind wir verbunden.
Wir bitten dich:
Öffne unsere Augen füreinander.
Mache uns mutig, unsere Begabungen und Gaben füreinander einzusetzen.
Bremse uns, andere mit unseren Ideen und guten Taten zu überrollen.
Öffne unsere Ohren für die fröhlichen und für die traurigen und für die leisen Töne.
Mache uns mutig, unsere Stimme zu erheben für die, die keine haben.

Bremse uns, immer und überall mitreden zu wollen.
Öffne unser Herz für deine Liebe zu uns.
Mache uns mutig, sie andere spüren zu lassen.
Bremse uns, andere mit unseren Wohltaten zu überschütten.
Bleibe du uns verbunden, Gott.


Verfasserin: Pfarrerin Eva Fitschen,
Am Dorfplatz 9, 04838 Zschepplin

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