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Irdische Güter

von Marc Reusch (Mexiko-Stadt)

Predigtdatum : 24.09.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 13. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 18,28-30
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Predigttext Lukas 18, 28 – 30
Lohn der Nachfolge
„Da sprach Petrus: Siehe, wir haben, was wir hatten, ver-lassen und sind dir nachgefolgt.
Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben.“


Liebe Gemeinde,

ein Umzug – Abschied nehmen. Da sind zunächst die leeren Räume. Dort, wo sie ausziehen Ganz gleich, ob sie den Um-zug selbst erstrebt haben oder zwangsläufig hinnehmen mussten. Die Leere ist immer mit dabei. Die eine, die noch einmal viele Erinnerungen aufkommen lässt, die Bilder pro-duziert im Kopf, die Stimmen noch mal laut werden lässt. All das, was mit den Räumen verbunden ist, die man nun zurück lässt. Erinnerungen, Gefühle, Gerüche. Das wird in den leeren Räumen noch mal ganz intensiv und dicht. Und das ist gut, wenn man sich diese Zeit nimmt, Abschied in den leeren Räumen.

Umzug – Aufräumen. Manches auch hinter sich lassen. Ab-schied nehmen von Dingen, die mit dem alten Ort verbunden sind. Oder solchen, die ich am neuen nicht mehr brauche. Oder anderen, die sich als überflüssig erwiesen haben oder einfach nicht mehr passen, dort, wo ich neu anfangen werde.

Umzug - Abschied nehmen.

Das sind schon besonders Momente, solche Umzüge. Und ganz gleich ob Sie erst einen oder schon viele hinter sich ge-bracht haben, ein Umzug ist immer mit Aufwand verbunden, mit Aufwand an Gefühlen und inneren Anstrengungen. Inten-siv und manchmal auch einfach hart. Umzug, Aufbruch. Ab-schied nehmen.
Wie muss das erst für die gewesen sein, in deren Namen Petrus im Lukasevangelium spricht: und Jesus erklärt: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nach-gefolgt. Alles hinter sich lassen, einfach so. Ohne zu sor-tieren. Ohne Wahl. Ohne zu sehen, welche Gefühle das verur-sacht, welche Erinnerungen aufkommen. Ohne zu sehen, was noch wichtig ist. Einfach aufbrechen. Und nicht nur alles hin-ter sich lassen, sondern auch alle. Keine leeren Räume. Keine Zeit für Abschied. Denn es heißt weiter: Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder em-pfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

Vater, Mutter, Bruder, Kinder. Welche Leere. Nicht in den Räumen, in denen ich ruhig Abschied nehmen kann. Sondern Leere, bei denen, die zurück bleiben und vielleicht auch in mir. Und wie sehr muss ich getrieben sein, angezogen, über-zeugt, von dem, was kommt und ich vorhabe. Von dem, was mich erwartet. Von dem, der mich erwartet. Um so zu gehen!

Mit Jesus ziehen, übers Land. Damals als Wanderprediger. In Galiläa. Einfach so. Einfach los. Damals.
Ist es also noch mehr als ein Umzug, was uns abverlangt wird? Wenn wir Petrus ernst nehmen? Wenn wir Jesus ernst nehmen und ihm nachfolgen? Wenn wir ernst machen wollen mit unserem Glauben und mit unserem Christsein? Noch größere Anstrengung, noch heftigerer Einsatz, noch tiefer ge-hende Gefühle?

Vielleicht wäre es so gedacht, vielleicht auch recht so und vielleicht auch nötig. Aber, das können wir doch nicht. Und das schaffen wir nicht. Ich jedenfalls nicht. Weil ich ja auch nicht mit Jesus ziehe. Jedenfalls nicht leibhaftig, ganz, so wie diejenigen damals. Die von ihm direkt mitgenommen wurden und wie er alles gelassen haben. Die er sozusagen an der Hand genommen hat.

So ist es nicht mehr. So direkt nicht. So handgreiflich. Aber, wie ein Umzug wird es schon werden. Nicht nach Galiläa. Aber doch einen inneren. Immer mal wieder. Abschied nehmen. Von manchem, was uns lieb, was uns wert ist. Was uns bisher gehalten und getrieben hat. Was uns wichtig gewesen ist. Was uns beschäftigt hat. Was wir immer so gemacht haben. All das auf den Prüfstand legen und überlegen. Selbst, allein mit mir oder mit anderen. Ob es passt. Noch, mit meinem Dasein, als Christ, mit meinem Glauben. Und zu dem, auf den ich mich berufe.
Und dann auch Abschied nehmen. Aufräumen, sortieren. Los-lassen, aufgeben. Was noch passt, was noch gebraucht wird. Und was eben nicht mehr.
(Hier können konkrete Beispiele eingefügt werden)

So hart das ist, und so schwer. Und so viel Kraft das kostet. Gar keine Frage.
Das ist es dann schon, was damit verbunden ist. Mit unserem Glauben und was uns aufgegeben ist. Und von uns verlangt wird. Heute, in diesem Leben. Wie es eben ist und wo es auch stattfindet.

Manche Menschen nehmen sich ohnehin vor, immer mal wie-der einen Umzug einzuziehen, in ihr Leben. Oder eine sons-tige Veränderung. Oder auch nur das Nachdenken darüber.
Passt das noch so. Ist das noch gut. Hier, so wie es ist? Will ich bleiben. Noch. Eine Weile wenigstens?
Oder steht es an, etwas zu verändern? Vielleicht kein ganzer Umzug. Aber doch neu anzugehen. Nach zu justieren. Neu einzustellen.

Das, aber, was Petrus anspricht ist wohl doch mehr. Da ist die Richtschnur nicht, ob es mir noch gefällt. Auch nicht, ob es für mich noch passt. Ob das gerade noch okay ist oder doch mal was anders sein muss, damit ich mich noch wohl fühle.

Da geht es um leere Räume, um richtigen Abschied, befürch-te ich. Um richtiges Ausmisten und Aufbrechen. Und glauben sie mir, das macht auch mir Angst und ich ahne, was das bedeutet, an Aufwand und Energie und Ehrlichkeit und Härte. Und ich würde es gerne vermeiden und bei so einem kleinen Reinemachen belassen. So einem Wellness-Aufräumen, ein bisschen Nachjustieren, im Rahmen dessen, was mir eben selbst gut tut und gelegen kommt.

Aber, das ist es nicht. Vermute ich. Auch wenn ich nicht nach Galiläa aufbrechen und Wanderprediger werden muss und alle meine Lieben verlassen und alles ganz radikal und ohne Rücksicht auf andere durchziehen muss. Das wohl nicht. Es sind andere Zeiten und es sind andere Umstände als damals. Als für die, die mit Jesus aufgebrochen und umhergezogen sind.

Aber ganz ohne Konsequenz bleibt es auch nicht. Nachfolge. Christsein. Jesus-Jünger. In unserer Zeit. Ich soll es ver-suchen, ich soll aufbrechen, Abschied nehmen. Ernst machen. Sehen, wie mein Reden und mein Handeln zuein-ander passen. Wie ich es tun kann, immer wieder, in seinem Sinn zu handeln. Im Vertrauen darauf, dass ich es versuchen kann und bekomme, was ich brauche. An Kraft und Mut und Phantasie und Klarheit. Um des wirklich zu wollen. Aber, dass ich das andere bekomme: Liebe und ein gnädiges Mitfühlen und Mitgehen Gottes. Auch im Falle, dass es nicht gelingt. Aber versuchen, dran machen, aufbrechen. Neu anfangen. Das soll ich, das kann ich. Mit Gott ist es möglich.

„Mit Gott kann ich den Aufbruch wagen“.


Verfasser: Pfarrer Marc Reusch
Watteau 53, Colonia Mixcoac,
03910 Mexiko-Stadt

Herausgegeben vom

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