Menü

Jesu Hingabe

von Sebastian Pötzschke (98716 Geschwenda)

Predigtdatum : 21.03.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Judika
Textstelle : Hiob 19,19-27
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Matthäus 20,28)

Psalm: 43

Lesungen

Reihe I: Johannes 18,28-19,5
Reihe II: Hebräer 13,12-14
Reihe III: Hiob 19,19-27
Reihe IV: Markus 10,35-45
Reihe V: Hebräer 5,(1-6)7-9(10)
Reihe VI: 1. Mose 22,1-14(15-19)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 382 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
Wochenlied: EG 97 Holz auf Jesu Schulter
Predigtlied: EG 379 Gott wohnt in einem Lichte
Schlusslied: EG 372, 1.4.6 Was Gott tut, das ist wohlgetan

Predigttext Hiob 19,19-27

19 Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt.
20 Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch, und nur das nackte Leben brachte ich davon.
21 Erbarmt euch über mich, erbarmt euch, ihr meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getroffen!
22 Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch?
23 Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift,
24 mit einem eisernen Griffel und mit Blei für immer in einen Felsen gehauen!
25 Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.
26 Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist, werde ich doch ohne mein Fleisch Gott sehen.
27 Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

Predigt

Liebe Gemeinde, Liebe Brüder und Schwestern,

es geht einfach nicht mehr. Es geht einfach nicht mehr weiter. Ich bin an diesem Punkt, wo es einfach nicht mehr weiter geht. Egal, wie sehr ich mich selbst anstrenge: Ich kann es nicht erreichen. Meine Kraft reicht nicht. Meine Schmerzen sind zu groß, um Zuversicht zu empfinden. Ich bin am Boden.

Nicht geraucht. Nicht getrunken. Sport getrieben. Ich selbst habe alles getan, was getan werden kann und doch geht es einfach nicht mehr weiter.

Jederzeit geht scheinbar alles und für jedes Problem finden wir in unserer Gesellschaft scheinbar eine Lösung. Strengen wir uns doch einfach an. Mit Disziplin, Fleiß und Erfindergeist werden wir schon aus Krisen Chancen machen.

Hiob ist der Mensch an der Grenze. Hiob, der Mann aus dem Lande Uz, er ist am Ende der Kräfte, hat alles verloren.
Familie, Vermögen, Gesundheit - und er weiß nicht wieso. Er hat nichts getan, was einen Grund für sein Elend liefert.

(Predigttext)

Hiob spricht diese Worte zu seinem Freund Bildad. Sieben Tage und Nächte haben die Freunde mit ihm ausgehalten und geschwiegen. Haben den unsäglichen Schmerz mit ausgehalten. Nichts ist Hiob geblieben. Kein Ausweg aus der ausweglosen Lage.

Dann aber haben die Freunde doch nacheinander begonnen, nach Gründen zu suchen, warum es Hiob so geht, wie es im geht. Irgendjemand muss doch Schuld sein an dem Elend, wenn nicht gar Hiob selbst.

Aber Hiob hält dagegen. Er lässt sich nichts einreden.

„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Hier spricht Hiob für uns alle und mit uns allen das große Aber des Rebellen. Hiob spricht das große Aber des Glaubenden. „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.

Es ist nicht das „Aber trotzdem“ des zornigen Kindes. Es ist kein Glaube aus Trotz. Hiob glaubt trotzdem. Hiob stellt sich selbst in die Gegenwart Gottes. Er fordert Gott. Er fordert mit seinem ganzen Wesen Gott heraus. Nicht nur das. Er stellt sich selbst vor Gott.

Hiob wird, so erzählt uns das Hiobbuch, zuletzt selbst mit Gott sprechen. Er gibt sich mit den Erklärungen der Welt nicht zufrieden. Glauben im hebräischen Denken meint treu sein, feststehen. Hiob steht bei Gott, er stellt sich im Leid nicht aus dem Wirkungskreis Gottes heraus.

Waren Sie schon mal mit jemandem in einem viel zu engen Raum zusammen, in dem es einfach nicht möglich war, die Abstandsregeln einzuhalten? - Hiob und Gott sind zusammen wie in einem kleinen Zimmer, in dem man einander nicht ausweichen kann. Gleichzeitig entlässt er dadurch auch Gott nicht aus dem Glauben. Keine Möglichkeit auszuweichen. Für beide nicht: für Hiob nicht - und für Gott auch nicht. Keine Chance, in unserem Leben Gott auszuweichen? Nein! Aber auch keine Möglichkeit für Gott, sich uns zu entziehen. Wenn einer sich so an Gott klammert, dann kann Gott gar nicht anders als sich seiner, unserer, meiner Sache anzunehmen.

Glauben Sie das?

„Ich glaub an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt. Aufschrift an der Wand eines. Kellers in Köln am Rhein, wo sich einige Juden während des Krieges versteckt gehalten haben.“
So schreibt es Zvi Kolitz in in der Erzählung „Jossel Rakovers Wendung zu Gott.“

Der Glaube trägt. Der Glaube trägt den Menschen zu Gott und bindet Gott an den Menschen.
Gott wird Hiob nahe sein. Gott wird dem, der leidet, unbedingt nahe sein. So nahe, dass Hiob alle Grenzen überwindet und Gott von Angesicht zu Angesicht schauen wird.

Die letzten Zeilen des Predigttextes werden fast zärtlich.
„Ich selbst werde ihn sehen,
meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.
Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.“
Hiob, der Mensch an der Grenze, geht den Schritt weiter.

Stehen wir als Menschen an den Grenzen unseres Lebens, stehen wir als Menschen an den Grenzen unseres Glaubens, so geht Gott mit uns den Schritt weiter.

Gott geht mit seinem Volk durch das Wasser. Gott geht mit seinen Jüngern über das Wasser. Gott ist der Gott, der sich sehen und hören lässt. Im Feuer, auf dem Berg, im stillen Säuseln, im Menschen Jesus, in der guten Botschaft, die wir sonntags hören und feiern.
Hiob ist das Urbild des glaubenden Menschen, der Gott nicht loslässt, der sich an ihn klammert mit all seinem Ärger, mit der Wut, dem Zorn, dem Schmerz und der großen Trauer.

Hiob versteckt sich nicht. Er nimmt Gott ernst. Er nimmt ihn beim Wort.
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

Ob wir Hiob das nachsprechen könnten, wenn es uns geht wie ihm? Wenn uns alles wegbricht, wenn uns alles entrissen wird, was uns lieb und wert ist? Uns so an Gott klammern?
Ich weiß, auch wenn ich gar nichts mehr weiß, dass mein Erlöser lebt.
Und auch wenn meine Augen noch tränenblind sind: Ich werde ihn sehen.

Und wenn das Herz ganz leer ist: Mein Herz sehnt sich nach ihm.
Trotzdem.
Amen.

Und der Friede Gottes welcher höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre Eure Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Amen.

Psalm

Ich brauche dich (nach Psalm 42 und 43)

Gott, ich brauche dich.
Hörst du mir zu?  

Es gibt Tage, da könnte ich den ganzen Tag weinen.
So traurig bin ich.
Ich möchte mein Herz ausschütten,
aber ich bin allein.

Es gibt Tage, da weiß ich nicht ein noch aus.
Alles geht schief.
Ich fühle mich wie ein Ertrinkender.
Die Wellen schlagen mir über dem Kopf zusammen.

Gott, ich brauche dich.
Hörst du mir zu?

Es gibt Tage, da meine ich, alle sind gegen mich.
Meine Freunde haben mich wohl vergessen.
Jeder nörgelt an mir herum.
Ich kann es niemandem recht machen.

Es gibt Tage, da könnte ich an allem zweifeln.
Gibt es keine Gerechtigkeit auf der Welt?
Was ist Wahrheit?
Jeder sagt etwas anderes und redet auf mich ein.
Manchmal denke ich: Alle lügen.

Gott, ich brauche dich.
Hörst du mir zu?

Aus: Sagt Gott, wie wunderbar er ist. Neue Psalmen für Gottesdienst und Andacht, Leinfelden-Echterdingen ²2006, S. 48

Verfasser: Pfarrer Sebastian Pötzschke, Kirchgasse 2, 98716 Geschwenda


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich (Bestellformular).