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Jesu Hingabe befreit uns zur Hingabe

von Hans Ulrich Jox (61273 Wehrheim)

Predigtdatum : 01.04.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : 1. Korinther 11,23-26
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Wochenspruch:

„Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr.“ (Ps 111, 4)

Psalm: 111 (EG 744)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 12, 1. 3 – 4. 6 – 7. 11 – 14
Epistel:
1. Korinther 11, 23 – 26
Evangelium:
Johannes 13, 1 – 15 (34 – 35)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 83, 1 – 3
oder: EG 213, 1 – 3
Ein Lämmlein geht und trägt
Kommt her, ihr seid geladen
Wochenlied:
EG 223
Das Wort geht von dem Vater aus
Predigtlied:
EG 221,1 – 3
Das sollt ihr Jesu Jünger nie vergessen
Schlusslied:
EG 222,1 – 3
Im Frieden dein, o Herre mein

Liebe Gemeinde,

es war in einem Gottesdienst, genauer gesagt: in einem ungewöhnlich langen Familiengottesdienst.

Jugendliche hatten ein Anspiel vorbereitet. Vorne im Altarraum standen zwei Gartenstühle und ein Sonnenschirm. Zwei Jugendliche rekelten sich gemütlich in den Gartenstühlen, öffneten sich jeder eine Cola und begannen in aller Gemütlichkeit aus einer Tüte mit Kartoffelchips zu futtern. Übers Mikrophon konnte man noch dazu deutlich hören, wie es ihnen schmeckte. Sicher nicht nur manches der anwesenden Kinder blickte sehnsüchtig nach vorne.

So ähnlich muss es damals in Korinth zugegangen sein – nur noch viel krasser und nicht nur einmal in einem besonderen Gottesdienst, sondern jedes Mal, wenn das Herrenmahl gefeiert wurde. Denn ursprünglich wurde das Abendmahl im Rahmen einer Mahlzeit gefeiert:

Das wird aus den Worten deutlich, die wir immer zum Abendmahl hören, obwohl wir das sicher kaum noch wahrnehmen: „Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl“. Das Brotbrechen bildete den Anfang – und „nach dem Mahl“ also nach dem Essen folgte das Kelchwort.

Bei den Korinthern damals war dieses Essen beim Abendmahl noch üblich. Es wurde sogar so richtig geschlemmt und der Wein floss in Strömen – jedenfalls, wenn einer wohlhabend genug war. Wer aber nichts hatte, konnte nur den anderen zusehen und sich das Wasser im Munde zusammenlaufen und den Magen knurren lassen.

Wie gedankenlos, wie lieblos, von denen, die es sich so gut gehen ließen. Als Paulus dies hört, kann er nicht anders, als den Korinthern wieder vor Augen zu halten, worauf es beim Abendmahl ankommt. Und auch uns will dies unser heutiger Predigttext wieder neu in Erinnerung rufen.

Was ist denn nun das Entscheidende, das Unverzichtbare beim Abendmahl?

Gewiss nicht einfach das bei uns Gewohnte und uns lieb Gewordene,
auch nicht ob der Kelch mit Wein oder Saft gefüllt ist, ebenso wenig, ob Oblaten oder Weißbrot genommen werden, und auch nicht in welcher äußeren Form das Abendmahl nun gefeiert wird.

Auf Jesus kommt es an: auf seine Worte, auf seine Taten, auf ihn selber! Abendmahl ist Gedächtnis, ist Erinnerung an Jesus, an sein Leiden, an seinen Tod, der beim Abendmahl verkündigt wird, wie Paulus deutlich heraushebt.

Dass der Tod eines Menschen bekannt gegeben, abgekündigt wird – das kennen wir. Und es ist ein ganz wichtiger Dienst der Nächstenliebe, Angehörige in die Fürbitte aufzunehmen.

Aber der Tod Jesu wird nicht abgekündigt, sonder verkündigt. Er ist entscheidender Teil des Evangeliums – der frohen Botschaft für uns.
Und das Abendmahl ist auch nicht wie ein ständig wiederholtes Kaffeetrinken nach einer Beerdigung, sondern es ist Begegnung mit Jesus, dem lebendigen Herrn, der von den Toten auferstanden ist.

Paulus lässt keinen Zweifel daran, dass Jesus seinen Tod nicht nur passiv erlitten hat, sondern dass er bewusst das Kreuz auf sich genommen hat.

Auf den ersten Blick erscheint es ja seltsam: Paulus redet von der Nacht in der Jesus verraten ward. Aber den Namen des Verräters nennt er nicht. Stattdessen bezeichnet er Jesus ausdrücklich als den Herrn. Auch in der Nacht seiner Auslieferung blieb Jesus dies: der Herr. Ihm sind die Dinge nicht aus der Hand geglitten.

Er wusste, was geschehen würde, und hat es bewusst auf sich genommen als er sagte:
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
und Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.
Er war also bereit, sein Leben hinzugeben und sein Blut zu vergießen. Doch wofür hat er es getan?

Darüber wird heute in der Theologie wieder heftig gestritten. Und vielleicht ist das auch gut so, denn was uns selbstverständlich geworden ist, bewegt uns oft kaum noch, setzt nichts mehr in Bewegung.

Deshalb gilt es das alte Evangelium wieder neu zu hören. Und dieses Evangelium steckt in der Hingabe Jesu für uns.

In der Nacht als … leitet Paulus die Einsetzungsworte Jesu ein. Bei der traditionellen jüdischen Passahfeier fragt der Sohn: „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten…“
Da darf man sich doch erinnern, dass Paulus ein paar Kapitel zuvor von Jesus als unserem Passahlamm (5,7) gesprochen hat. Vor dem Auszug des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei, vor der unvergesslichen Rettung aus dem Elend sollte das Passahlamm geschlachtete werden und sein Blut an die Türpfosten gestrichen werden. Während bei den Ägyptern alle Erstgeburt starb, rettete das Blut des Passahlammes alle, die es an ihre Türpfosten gestrichen hatten. Das Passahlamm starb, damit die, die darauf vertrauten, gerettet waren.

Sein stellvertretender Tod und sein Blut retteten also die Israeliten vor dem Tod. So rettet Jesu Blut uns vor dem ewigen Tod. Im Abendmahl vergegenwärtigen wir uns, dass die Hingabe Jesu unsere Rettung ist!

Jesus lässt uns an dem neuen Bund teilhaben, an dem Bund, den Gott durch den Propheten Jeremia (31,31-34), angekündigt hat.
Das Abendmahl macht es durch Brot und Kelch deutlich: wir haben Anteil an Jesus und können deshalb unmittelbar zu Gott kommen.
Für den neuen Bund gilt: Jesus ist unser Vermittler zu Gott. Einen anderen haben wir nicht und haben wir auch nicht nötig. Wir brauchen keine Menschen, die durch ihre besondere Heiligkeit uns ein wenig göttlichen Glanz abgeben. Sicher, wir brauchen Verkündiger, wir benötigen glaubwürdige Zeugen des Evangeliums – aber nicht als Leute, die vermittelnd zwischen uns und Gott stehen, sondern als Menschen, die mit uns auf dem Weg sind oder uns auch als Wegweiser zur Seite stehen.

Denn durch Jesus bekommen wir Vergebung und damit die Heilung des Verhältnisses zwischen Gott und uns. Etwas ganz Neues entstanden. Gott hat sich uns verbunden, mit uns verbündet.

Wer an Jesus Anteil hat, der darf sich nun als Kind Gottes vertrauensvoll an seinen himmlischen Vater wenden. Gibt es eine bessere Grundlage für unser Leben mit all seinen Hoffnungen und Enttäuschungen, mit seinen Herausforderungen und Spannungen, seinen frohen und traurigen Erfahrungen und Begegnungen? In allem darf ich mich von Gott angenommen und bei ihm geborgen wissen, darf mit Jesus, dem Herrn hoffnungsvoll nach vorne blicken.

Denn wir verkündigen den Tod Jesu in der Erwartung: Er wird kommen. Unser Hoffen, unser Tun, unser ganzes Leben ist nicht umsonst.

Das letzte Wort wird nicht Krankheit, Leid oder Tod haben, auch nicht die Reichen, die Starken und die Mächtigen dieser Welt. Das letzte Wort wird Jesus als der wiederkommende Herr haben.

Liebe Gemeinde,

wie gut tut es, wenn ich weiß: Gott liebt mich so sehr, dass er seinen Sohn sich für mich hingegeben hat. Wie gut tut es, in dieser Liebe geborgen zu sein.

Nun darf und soll ich auch den Blick heben und sehen: nicht nur für mich – für uns ist Jesu Leib in den Tod gegeben.

Wie kann mir dann mein Nächster gleichgültig sein? Wie kann ich dabei bleiben, die Liebe Gottes mit Füßen zu treten, indem ich lieblos nur an mich denke, an mein Wohlergehen, an mein Recht, an meine liebgewordenen Gewohnheiten?
Jesus hat auf sein Wohlergehen und sein Recht verzichtet, um seinem himmlischen Vater zu gehorchen – denn das hat er gebetet in der Nacht, in der er verraten ward: „Vater, nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ (Luk 22, 42).
Für uns hat er verzichtet: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Wie kann ich da nur mich im Blick haben?

Nikolaus Graf von Zinzendorf, der spätere Gründer der Brüdergemeine, die bis heute das bekannte Losungsbüchlein herausgibt, wurde als junger Mann von seiner Familie auf eine so genannte Kavaliersreise durch Deutschland geschickt. Das war eine Art Bildungsreise für junge Adlige. Zinzendorf kam so auch nach Düsseldorf, wo er eine Gemäldegalerie mit vielen Hunderten von herrlichen Portraits besuchte. Ein einziges Bild des leidenden Christus befand sich darunter. Und gerade dieses beeindruckt Zinzendorf besonders. Er tritt näher und liest, was der Künstler unter das Bild geschrieben hatte: „Ich habe dies für dich gelitten; du aber, was hast du für mich getan?“

Das hat Zinzendorf zutiefst getroffen und motiviert. Das hat Jesus für mich getan. Ich will nun auch für ihn leben und handeln.

Im Abendmahl wird uns versichert: Gott ist für Euch! Habt Mut und habt Vertrauen auf Jesus, den Herrn! Im Abendmahl werden wir erinnert: Wir gehören als Christen zusammen! Im Abendmahl werden wir gerufen: Wie Jesus euch geliebt hat und hat sich für euch hingegeben, so liebt auch ihr!

Amen.

Verfasser: Pfarrer Hans Ulrich Jox,
Oranienstraße 8, 61273 Wehrheim

Herausgegeben vom

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