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Jesu Hingabe befreit uns zur Hingabe

von Tobias Rösler (Blankenberg)

Predigtdatum : 13.04.2017
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Markus 14,17-26
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Wochenspruch:
"Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr." (Psalm 111, 4)

Psalm: 111 (EG 744)


Lesungen
Reihe I: Johannes 13, 1 - 15 (34 - 35)

Reihe II: 1. Korinther 11, 23 - 26

Reihe III: Markus 14, 17 – 26

Reihe IV: 1. Korinther 10, 16 - 17

Reihe V: 2. Mose 12, 1.3 - 4. 6 - 7. 11 - 14

Reihe VI Hebräer 2, 10 - 18


Liedvorschläge
Eingangslied: EG
Wochenlied: EG 356, 1 + 2 Es ist in keinem andern Heil
Predigtlied: EG 223 Das Wort geht von dem Vater aus
Schlusslied: EG 222, 1 – 3 oder EG 491 Im Frieden dein, o Herre mein oder Bevor die Sonne sinkt


Predigttext Markus 14, 17 - 26
Die Einsetzung des Abendmahles

„Und am ersten Tage der ungesäuerten Brote, als man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst?
Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm und wo er hingeht, das sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zei-gen, der mit Polstern versehen und vorbereitet ist; dort richtet für uns zu. Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und be-reiteten das Passalamm.
Und am Abend kam er mir den Zwölfen. Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich’s? Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht.
Der Menschensohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrie-ben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Men-schensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen bes-ser, wenn er nie geboren wäre.
Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.“




Predigt

Der Geschmack geteilten Brotes kennt nicht seinesgleichen, liebe Gemeinde! So lautet ein Satz von Antoine de Saint-Exupéry. Zusammensein, gemeinsam schweigen, miteinan-der reden. Dazu etwas Brot, vielleicht einen Wein, mehr braucht es nicht. Dann ist es gut. Auf das Leben!

Es geht auch anders: Da biegen sich die Tische unter der Last der Speisen. Und den Gastgeber treibt die Sorge um: Wird’s wohl reichen? Und ist für jeden etwas dabei?

Das ist die Not des Überflusses, sagen manche. Wieviel Brot wird weggeworfen und wieviel Milch billig vergossen!
Ein reich gedeckter Tisch, das ist Ausdruck der Freude am Leben, sagen andere. Sie erinnern an die Vergänglichkeit, und wie schön es ist, das Leben zu feiern.

Viele Feste, bei denen sich die Tische biegen, haben eine begrenzte Gästeliste. Denken wir an das Mädchen mit den Schwefelhölzern in Andersens ergreifendem Märchen. Ohne Schuhe geht sie durch die frostige Nacht und sieht in den Fenstern das Licht. Sie riecht den Gänsebratenduft all der Neujahrsfeste - und ist nicht eingeladen.

Wenn sich die Tische biegen, ist die Gästeliste oft begrenzt. Das ist ein offensichtlicher Widerspruch, mit dem wir ständig leben. Es gibt die erlesenen Gäste. Und es gibt ein Draußen, wo die anderen sind.

Es so zu beschreiben, wirkt sehr einfach, ist aber leider allzu wahr und wirklich. Auch in unseren Tagen, in denen viele ernstzunehmende Fragen schnell verkürzt werden auf die eine Sorge: Hoffentlich kommen nicht zu viele Gäste! Hof-fentlich kommen nicht so viele zu uns nach Europa, wo sich zwar nicht alle, aber vergleichsweise viele Tische vergleichs-weise sehr stark biegen.

Wollen wir es so: Volle Tische, wenige ausgewählte Gäste, und Besseres als einfach nur Brot?

Wechseln wir die Szenerie. Wir sind am Tisch des Herrn. Da wird nicht gespart, sondern gut gegessen an jenem Abend.

Das Passalamm hat Jesus bereiten lassen. Es ist Festzeit. Und sie haben einen Raum gefunden, nur für sich. Es sieht nach geschlossener Gesellschaft aus: Jesus und die Seinen. Geladene, oder besser ausgedrückt: gefundene Gäste. Fi-scher, Zöllner und andere mehr. Lauter Männer, die wir heute vielleicht als Aussteiger bezeichnen würden. Denn sie sind mit Jesus einfach mitgegangen. Sie haben etwas ganz Neues begonnen. Da ging es nicht um übervolle Tische, sondern um übervolle Herzen und Sinne.

Das ist wieder so sehr einfach gesagt, und aber doch wahr! Immer wieder ging es um Heilsfülle für Menschen, die verlo-ren schienen. Und was haben sie nicht alles erlebt in den Tagen mit Jesus: Blinde sehen, Lahme gehen usw. Das ist ihre Fülle geworden: Volle Herzen statt volle Tische. Und mittendrin Jesus, der ihnen dies eröffnet und geschenkt hat. Es ist wie der Geschmack geteilten Brotes. Der kennt nicht seinesgleichen.

Nun sitzen sie mit ihm am Tisch. Und auf einmal ist wieder alles ganz anders als sonst. Jäh wird die Feierlaune unter-brochen: „Einer von euch wird mich verraten!“

Unvermittelt kommt Jesus damit heraus, an diesem Fest-abend. Ganz schockiert werden die Jünger an sich selbst irre und fragen: „Ich etwa?“ Sollte es möglich sein, dass ich all das auf’s Spiel setze? Undenkbar! Aber wenn er doch sagt: „Einer von euch!“ Einer von euch wird der sein, den es am besten gar nicht gäbe: Der, der mich verrät!

„Bin ich’s?“ So fragen die Jünger. Und sie fragen gleich Je-sus. Er muss es wissen. Die Antwort muss heraus: Bin ich hier falsch? Bin ich kein Teil des geteilten Brotes? Muss ich gehen?

Jesus hat die Wahrheit auf den Tisch gelegt: So sieht es mit uns aus! Er hat nicht eingeladen, dass sie für wenige Stun-den mal alles vergessen. Ganz im Gegenteil. Jesus schenkt zweimal reinen Wein ein: Zuerst die Wahrheit des Verrats. Und was dann?

Dann legt Jesus zu dieser Wahrheit das Brot, mitten in diese angefragte Runde. Er bricht es und teilt es aus. Und dazu sagt er: Nehmt jeder von diesem Brot. Es ist mein Leib.
Und dann nimmt er den einen Kelch, nicht ohne zu danken dafür, und reicht ihn herum. Und er spricht: So werde ich vergossen für viele. Das ist wahr.

Jesus teilt sich aus. Die Jünger spüren es. Keiner musste vorher gehen. Jener nicht, den Jesus gemeint hatte, als er sagte: „Einer von euch wird mich verraten.“ Auch keiner von denen, die für einen Moment sich selbst nicht geheuer waren: „Bin ich’s etwa?“

Sie alle bleiben am Tisch. Auf dem Tisch findet sich das Gute und Notwendende: Brot und Wein. Am Tisch aber sind alle, die zu Jesus gehören. Es ist wieder diese Fülle, die sie bei ihm schon erfahren haben. Es ist die Fülle des Lebens im urigen Brot und dem Esprit des Weins. Und es ist die Fülle der Gnade, mit ihm das Leben zu schmecken. Und keiner muss zuvor gehen. Keiner muss draußen sein. Es sei denn, er will nichts haben vom geteilten Brot. Und nichts aus dem gemeinsamen Kelch, und von Jesus, der sich ihnen schenkt.
Jesus schließt niemanden aus. Nicht einmal den, der Verrat plant, ob er es schon weiß oder noch nicht. Vielleicht könnte es wirklich jeder von ihnen sein! Ist das nicht Grund für eine begrenzte Gästeliste? Das hieße aber, Jesus wäre am Tisch allein, ohne diese, und ohne uns.

Der Geschmack geteilten Brotes kennt nicht seinesgleichen. Und geteiltes Brot verträgt eine ganze Menge Wahrheit. Es kommt nicht darauf an, dass sich die Tische biegen. Und dass die Stimmung mal ganz anders ist als das ach so wahre Leben. Die Runde um Jesus war überschaubar, aber offen.

Jesus riskiert damit viel, eigentlich alles. War da nicht etwas mit Verrat?!

Jesus teilt das Brot und sein Leben, mit allen. Das ist so an jenem Abend. Und das ist so an diesem Abend, wenn wir es sind, die kommen. Der Tisch ist gedeckt für alle. Lasst die Sorge fahren, es könnte nicht reichen, oder es könnten zu viele kommen. Es wird reichen. Der Geschmack geteilten Brotes kennt nicht seinesgleichen. Und wenn Jesus teilt, hat er alle gern dabei, sogar uns!

Amen.

Fürbittengebet
Wir danken dir, Herr Jesus Christus,
dass du Gemeinschaft gestiftet hast mit dir und unter uns.
Wir bitten dich:
Lass unsere Tage weiterhin erfüllt sein
von deiner Gegenwart.
Stärke und erhalte uns im Glauben an dich,
in der Liebe untereinander und in der Hoffnung auf den Tag, da wir dich schauen in Herrlichkeit.
Lass uns das hier und jetzt Erfahrene auch weitertragen.
Lass uns aufbrechen auf neue Wege,
Wege des Bekennens in Wort und Tat.
Lass uns an deiner Gemeinde bauen in …,
in unserem Kirchspiel (unserer Region, ...),
in deiner Kirche.
Lass uns auch hinaussehen über unsere Grenzen.
Lass uns Hoffnung schöpfen und geben,
Liebe erfahren und üben,
Glauben lernen und wagen.
So wende dich uns zu, und durch uns der Welt,
damit Leben nicht behindert und zerstört,
sondern bejaht und ermöglicht wird.
Wende dich den Traurigen zu,
den Geschlagenen,
den Aussichtslosen und den Verirrten.
Hilf den Kranken und Kraftlosen.
Bleibe bei uns und dieser Welt.
Dann werden wir leben.
Dir sei Lob und Dank in Ewigkeit. Amen.

Liturgisches Element Beichte
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich unser!
Angesichts aller Missachtung deiner Schöpfung,
angesichts aller Maßlosigkeit unserer Ansprüche,
angesichts aller Hartherzigkeit untereinander,
angesichts aller Selbstsucht im Alltag,
angesichts aller zugefügten Verletzungen,
angesichts aller Widersprüche zwischen Reden und Tun
bekennen wir dir unsere Fehler
und erbitten deine Hilfe,
deine Vergebung,
deine Befreiung.
Herr, erbarme dich unser und weise uns den guten Weg.
Darum bitten wir im Vertrauen
auf unseren Fürsprecher Jesus Christus.
Amen.

Gott vergibt, er befreit, er löst Fesseln.
So weckt er Zutrauen und Hoffnung,
damit wir nicht zuschanden werden,
und einander wieder begegnen können.
Auch denen, denen gegenüber wir uns
gar keiner Schuld bewusst sind.
Das mache er wahr - bei uns allen.
Amen.


Verfasser: Pfarrer Tobias Rösler
Schlossberg 8, 7366 Blankenberg

Herausgegeben vom

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