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Jesu Hingabe

von Christina Jammers (Gimbsheim)

Predigtdatum : 29.03.2020
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : Judika
Textstelle : Hebräer 13,12-14
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Wochenspruch: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Matthäus 20,28)

Psalm: 43 (EG 724)

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 18,28-19,5
Reihe II: Hebräer 13,12-14
Reihe III: Hiob 19,19-27
Reihe IV: Markus 10,35-45
Reihe V: Hebräer 5,(1-6)7-9(10)
Reihe VI: 1. Mose 22,1-14(15-19)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 398, 1-2 In dir ist Freude in allem Leide
Wochenlied: EG 97, 1-3.6 Holz auf Jesu Schulter
Predigtlied: EG 614, 1-4 Lass uns in deinem Namen
Schlusslied: EG 590, 1-3 Herr, wir bitten

Predigttext Hebräer 13, 12 – 14

Abschließende Ermahnungen

12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager und seine Schmach tragen.

14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Die Gnade von Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

AMEN

Liebe Gemeinde,

es ist Frühlingszeit – und es ist Passionszeit. Einerseits freut man sich, dass die Tage länger werden, dass man hoffentlich bald ohne Winterjacke das Haus verlassen kann; freut sich auf die hellere, sonnige Jahreszeit. Buchstäblich – und im übertragenen Sinn. Die Sehnsucht nach, die Freude auf Frühling, die spiegelt ja auch die Sehnsucht nach einem hoffentlich unbeschwerten, hellen Leben.

Und andererseits hat eben nicht nur - vor nunmehr neun Tagen - ganz offiziell der Frühling begonnen. Gleichzeitig ist auch Passionszeit. Also die Zeit im Jahr, die uns mit den Schattenseiten des Daseins konfrontiert. Mit Fehlern und Schwierigkeiten – mit Schuld und Leid – mit Kreuz und Tod. Dem Kreuz Jesu Christi, und auch den Kreuzen, die uns im Leben begegnen.

Ihnen auszuweichen, ist nicht immer möglich. Und gerade der heutige Sontag, Judika, will uns dazu ermutigen, die Kraft geben, sich ihnen bewusst zu stellen. Hören wir dazu auf den aktuellen Predigttext aus dem Hebräerbrief, Kapitel 13, die Verse 12 – 14:

„Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Denn wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Draußen sein. Raus aus einem wenigstens halbwegs unbeschwerten, frühlingshaften Leben. Gedrängt in äußere Not und innere Angst. Vielleicht seelisch tief verletzt, vielleicht sogar an Leib und Leben bedroht.

Draußen sein – eine Vielzahl leidvoller Situationen, eine Vielzahl von Menschen sehe ich da vor mir. Manche davon erlebe ich nicht direkt, lese bloß in der Tageszeitung von ihnen, oder habe abends beim Fernsehen die Bilder vor mir: Von denen, die „draußen sind“. Die – mit den Worten aus dem Hebräerbrief gesagt – die Schmach von Hunger, von Terror, von Diskriminierung und Gewalt erleiden müssen. All die Unzähligen in den Armuts- und Kriegs- und  Krisenregionen dieser Welt.

Draußen sein – das kann aber ebenso Menschen betreffen, die uns im ganz persönlichen Leben begegnen; auch in Ihrem, Deinem, meinem Umfeld gibt´s doch immer wieder diejenigen, die schlicht und einfach „draußen“ sind.

Draußen - vielleicht gehört der Schüler aus der Nachbarschaft dazu. Der, den schon in der KiTa fast keiner leiden konnte. Und jetzt wird er von praktisch allen gemobbt. Der, der kaum noch weiß, wie er nachts schlafen, den nächsten Tag überstehen soll.

Draußen – vielleicht betrifft´s auch den Flüchtling ein paar Straßen weiter; von Familie und Heimat weit, weit entfernt. Im neuen Land alles andere als angekommen. Der die Sprache – noch – nicht versteht, die Sitten nicht kennt; der kaum einen oder sogar niemand an seiner Seite weiß.

Draußen – vielleicht ist da auch der, der sich vermeintlich selbst ins Aus katapultiert hat, an sich selbst, dem eigenen Zutun schier verzweifelt. Die Ehe kaputt, zu den Kindern kein Kontakt; der beste Freund die Flasche - und kein Ausweg in Sicht.

Und auch der Krebskranke aus dem Sportverein kann zu denen „da draußen“ gehören. Oder die Witwe, die trotz Trauerbegleitung den Tod ihres Partners einfach nicht verkraften kann, die in Depression gefangen ist. Oder der Obdachlose vorm Supermarkt, oder, oder, oder … die „da draußen“ haben viele Gesichter. Und manchmal ist´s schwer, in diese Gesichter zu sehen und sich ihrer Not bewusst zu stellen.

Was das schwer macht, das kann ganz verschiedene Ursachen haben. Vielleicht ist mir schlicht und einfach nicht klar, welches Kreuz auf einem anderen lastet, wie verfahren, unheilvoll seine bzw. ihre Lage tatsächlich ist. Vielleicht erfüllt mich der Blick auf das Leiden anderer – seien´s die Hungernden in der Welt, sei´s die Not vor Ort – auch mit dem Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit – was kann ich mit meinen begrenzten Möglichkeiten denn da überhaupt tun? Vielleicht werde ich auch durch den unheilbar Kranken, die Trauernde, den Gescheiterten, den Flüchtling mit eigenen Ängsten konfrontiert. Oder mit Vorurteilen und Vorbehalten, denen ich mich lieber nicht stellen will.

Ja, aus mancherlei Gründen ist´s einfacher, nicht bewusst nach denen „da draußen“ zu schauen, nicht zu ihnen zu gehen. Umso mehr gilt´s zu hören auf das, was uns der Schreiber des Hebräerbriefs ans Herz legt: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.“

Diese Worte machen deutlich, um was es nicht nur, aber gerade auch in der Passionszeit geht: „Da draußen“, da ist der leidende Jesus Christus, da ist in ihm Gott selbst. Gott stellt sich in ihm und mit ihm auf die Seite der Leidenden. Und an Gott glauben und Jesus, dem Gottessohn, folgen, das heißt demnach auch: Ich stelle mich auch auf diese Seite; stelle mich zu denen „da draußen“. Zu ihnen allen, die vom Leben tief gebeutelt, ausgegrenzt, abgeurteilt, wie verloren sind. Und ich tue das, was mir möglich ist, um ihre Not zu lindern, Trost, Halt, neuen Grund zu geben - sozusagen „eine neue Statt.“

So, wie es ja, nicht zuletzt, im Hebräerbrief heißt: „Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.“

Das soll unser Leben mit seinem manchmal so angenehmen „Drinnen“, den wohltuenden, gelingenden Momenten nicht abwerten. Aber, so schön und gut und dankenswert dies ist – wir sollen uns trotzdem nicht einfach einrichten in diesem „kuscheligen Drinnen“.  Sondern vielmehr immer wieder den Blick richten auf das, was „da draußen“ leidvoll und schwer ist. Sollen streben und suchen nach einer Statt, in der es keine Ausgegrenzten, keine Verzweifelnden, keine scheinbar für immer und ewig Gescheiterten, keine Verlorenen gibt.

Bestärkt und getragen von der christlichen Hoffnung, dass Gott selbst bei uns ist, für andere und für uns eine Zukunft bereithält.
Und ich behaupte: Je mehr wir, je mehr Menschen das tun – umso mehr bricht auch in der Passionszeit wahrer Frühling an.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Verfasserin: Pfarrerin Christina Jammers, Kirchstraße 38, 67578 Gimbsheim


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