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Jesu Kommen weckt die Freude im Schatten des Kreuzes

von Ursula Meckel (Thale)

Predigtdatum : 14.01.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : Markus 2,18-20.(21-22)
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Wochenspruch:
Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.
(Johannes 1, 17 )
Psalm: 105, 1 – 8 oder100 (EG 740)

Lesungen
Altes Testament: 2. Mose 33, 17b – 33
Epistel: Römer 12, ( 4 – 8 ) 9 – 16
Evangelium: Johannes 2, 1 – 11


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 67 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Wochenlied: EG 398 In dir ist Freude
Predigtlied: EG 555 Unser Leben sei ein Fest
Schlusslied: EG 347 Ach bleib mit deiner Gnade



Markus 2, 18 – 20 ( 21 – 22 )

18 Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten viel; und es kamen einige, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht? 19 Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.20 Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage.
[21 Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt der neue Lappen vom alten ab, und der Riss wird ärger.
22 Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein ist verloren und die Schläuche auch; sondern man soll neuen Wein in neue Schläuche füllen.]


Kanzelgruß:
Neue Möglichkeiten zu leben und Frieden kommen von Gott, unserem Vater und Jesus Christus, der für uns maßgeblich ist. Amen.

Liebe Gemeinde,
unser Predigttext erzählt, dass die Jünger Jesu auffallen – und zwar unangenehm auffallen. Es geht um das Fasten, das damals eine wichtige Stelle einnahm. Ein frommer Jude fastete zweimal in der Woche. Das sollte die Wirksamkeit des Gebetes erhöhen. Es war eine für Gott erbrachte Leistung. Alle machten es.
Auch die Jünger des Johannes, der ihnen selbst ein besonderes Vorbild darin war. Das machte Eindruck auf die Leute, betonte den Ernst ihres Anliegens. Sie taten etwas für Gott, nahmen Entbehrungen auf sich.
Dagegen musste das Verhalten Jesu und seiner Jüngern anstö-ßig wirken und tat es auch. Deshalb wurde Jesus gefragt: Wa-rum ist das so? Warum fastet ihr nicht auch? Warum haltet ihr euch nicht an geltende Regeln, warum sondert ihr euch ab und fallt aus dem Rahmen?
Jesus antwortet in drei Bildern:
1. Es wäre töricht bei einem Hochzeitsfest zu fasten, wo alle versammelt sind, um zu feiern und fröhlich zu sein. Das ist nicht die Zeit des Fastens.
2. Ein altes Gewand lässt sich nicht mit neuem Stoff flicken. Das hält nicht, es wird nur noch schlimmer.
3. Junger, noch gärender Wein gehört nicht in alte Schläuche, sonst zerreißen sie und beides ist verloren, der neue Wein und die alten Gefäße.

Ob die Hörenden damals verstanden haben, was Jesus ihnen sagen wollte? Verstehen wir die alten Bilder – wir, die wir in der Regel keine Kleider flicken und schon gar nicht Wein in Schläuche füllen?
Diskussionen über das Fasten gehören nicht zu unseren Hauptproblemen. Gefastet wird eigentlich nur um der Gesundheit und Fitness wegen, nicht aus religiösen Gründen. Von anderen Kirchen ist bekannt, dass sie feste Fastentage und Fastenzeiten haben – wie ernst das gehandhabt wird, weiß ich nicht so recht.

Wenn der Sinn des Fastens damals darin bestand, die Wirk-samkeit der Gebete zu erhöhen und den fernen Gott näher zu holen – wenn es um eine religiöse Sonderleistung ging, dann wissen wir längst: Das haben wir nicht nötig. Gott schenkt uns alles was wir brauchen, seine Zuwendung brauchen wir uns nicht zu verdienen und können das auch gar nicht.

Als Stachel und Anfrage bleibt der Satz Jesu: „Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie immer an diesem Tag fasten.“ Also doch? Der Karfreitag auch in unserer evangelischen Kirche wieder ein Fastentag?
Eine weitere Anfrage aus den Jesusworten an: Wenn ein Fli-cken aus neuem Stoff das alte Kleid noch mehr zerreißt, dann warnt Jesus doch davor, das Alte zu zerstören.
Deutlicher noch wird es beim Bild vom jungen Wein. Kenner wissen, dass alter Wein wertvoller ist als junger. Soll also das Alte vor dem gefährlichen Neuen bewahrt werden?
Oder soll das nicht mehr bewahrenswerte Alte durch Neues abgelöst werden?

Vor allem soll es wohl nicht vermischt werden. Jesus zieht eine klare Trennungslinie. Er nimmt keine Reparaturen an der alten Welt vor, er bringt eine neue Welt. Er verdeutlicht: Glau-bende können keine halben Sachen machen – ein bisschen alt und ein bisschen neu.

Jesus sagt nicht: Ich bin die Gewohnheit, er sagt: Ich bin die Wahrheit und das Leben. Und Leben bedeutet immer Veränderung. Ein neuer Inhalt fordert eine neue Form. Eine neue Bot-schaft erfordert eine neue Haltung. Jesus bringt nicht nur eine neue Lehre, sondern eine neue Lage.
Inzwischen ist er gestorben und auferstanden. Eine Kirche hat sich etabliert und Hoch- und Tiefzeiten erlebt und durchlitten.

Wie ist die Lage heute? Können wir leben wie feiernde Men-schen auf einem Hochzeitsfest, denn Jesus hat uns zugesagt: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.
Oder müssen wir die Köpfe hängen lassen, weil die Zeit der Volkskirche endgültig vorbei ist und Kirche und Christen nicht mehr gefragt sind?

Vom Kirchenjahr her leben wir in einer Zeit zwischen Feiern und Fasten. Das Weihnachtsfest ist noch nahe, die Passionszeit nicht mehr weit. Beides gehört zum Leben dazu und eng zusammen, beides ist wichtig: Feiern und Fasten. Wir brauchen das eine wie das andere. Alles zu seiner Zeit und alles hat seine Zeit. Leben wir heute anders als vor Weihnachten? Unterscheidet sich ein Mensch, der aus dem Gottesdienst kommt von einem Sonntagsspaziergänger? Fallen wir Christen auf, vielleicht sogar unangenehm?

Manchmal fürchte ich, wir bemühen uns eher so zu sein wie alle; nicht aus der Reihe zu tanzen. Wer auffällt, wird gesehen, beobachtet, vielleicht verdächtigt, auf jeden Fall muss er mit Aufmerksamkeit rechnen. Das kann sehr unangenehm sein.
Nach Meinungsumfragen herrscht in unserem Bundesland eine eher düstere Stimmung. Viele Menschen klagen – über die un-gerechte Welt, die unsichere Lage, die schlechten Prognosen, die zunehmende Überalterung usw. usf. Unterscheiden wir uns von der dauernden Karfreitagsstimmung?

Erstrebenswert ist nicht ein Zweckoptimismus, der alles schön redet und durch die berühmte rosa Brille sieht. Das Gegenteil ist allerdings nicht besser. Wer nicht auffallen und sich nicht unterscheiden möchte, dessen Profil bleibt unklar und damit unsicher. Die Menschen vor 2. 000 Jahren haben Jesus zugehört, weil er es wagte, anders zu sein als die anderen und deutliche Worte fand. Sein Verhalten und das seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger waren oft anstößig.

Anstoß erregen macht einen guten Sinn – ein Anstoß bringt in Bewegung. Anstößig zu sein ist hilfreicher als in das allgemeine Klagen einzustimmen. Es ist wichtig, dass Christen sich einmischen und sich zu aktuellen Fragen äußern und dabei riskieren, sich unbeliebt zu machen. Das können wir von Jesus lernen, der klare Aussagen nicht scheute und sich dabei angreifbar machte. Genug zu sagen und zu tun gibt es in unserer Gesellschaft mit ihren Ungerechtigkeiten und in der Kirche mit ihren Strukturdebatten.
Wer sich klar äußert, dem wird zugehört, wenn auch nicht im-mer zugestimmt. Ein schönes Ziel: Gefragte Leute im Sinne Jesu zu sein, die Konturen und Profil zeigen, die Anstöße geben. Die Kraft für notwendige Auseinandersetzungen können wir uns in den guten Tagen des Feierns holen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, als alle Skepsis und Vorsicht, bewahre unsere Herzen und Gedanken, unseren Mut und unsere Phantasie in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 452 Er weckt mich alle Morgen
Predigtlied: EG 70; 1 + 4 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Schlusslied: EG 258 Zieht in Frieden eure Pfade


Pastorin Ursula Meckel Schänkeplatz 6, 06502 Thale

Herausgegeben vom

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