Wochenspruch: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3,16)
Psalm: 22,2-9.12.16.19-20 (EG 709)
Reihe I: Johannes 19,16-30
Reihe II: 2. Korinther 5,(14b-18)19-21
Reihe III: Jesaja 52,13-15;53,1-12
Reihe IV: Lukas 23,32-49
Reihe V: Kolosser 1,13-20
Reihe VI: Matthäus 27,33-54
Eingangslied: EG 91,1-5 Herr, stärke mich, dein Leiden
Wochenlied: EG 85,1.5.6 O Haupt voll Blut und Wunden
Predigtlied: EG 90 Ich grüße dich am Kreuzesstamm
Schlusslied: EG 93 Nun gehören unsre Herzen
13 Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
14 Wie sich viele über ihn entsetzten – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch und seine Gestalt nicht wie die der Menschenkinder –,
15 so wird er viele Völker in Staunen versetzen, dass auch Könige ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn was ihnen nie erzählt wurde, das werden sie nun sehen, und was sie nie gehört haben, nun erfahren.
1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und an wem ist der Arm des HERRN offenbart?
2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wen aber kümmert sein Geschick? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war.
9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
10 Aber der HERR wollte ihn also zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und lange leben, und des HERRN Plan wird durch ihn gelingen.
11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben dafür, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.
Da der gesamte Predigttext abschnittsweise während der Predigt gelesen wird, muss er nicht zu Beginn gelesen werden. Die Unterscheidung der verschiedenen Stimmen im Text und ihre Interpretation verdanke ich Dietrich Koller. Die verschiedenen Stimmen könnten auch von zwei oder mehreren Personen vorgetragen werden. Oder eine Person liest die Abschnitte des Bibeltextes und eine zweite die anschließenden Betrachtungen.
Wort Gottes durch den Propheten – ER spricht selbst:
Siehe, meinem Knecht wird's gelingen,
er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
Wie sich viele über ihn entsetzten,
weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute
und sein Aussehen als das der Menschenkinder,
so werden viele Völker staunen über ihn,
und auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten.
Denn denen nichts davon verkündet ist,
die werden es nun sehen,
und die nichts davon gehört haben,
die werden es merken.
Ein Staunen geht um die Welt.
Die Völker werden sich wundern.
Menschen aller Nationen werden ergriffen sein.
Es wundern sich selbst die Großen der Erde.
Sie nehmen wahr, was sie nie für möglich gehalten hätten.
Etwas Unbegreifliches ist geschehen.
Unerhörte Kunde geht von Mund zu Mund.
Hört und seht, was sich tut auf dem Schauplatz der Welt, sagt Gott: Ich bin anders, ihr werdet sehen!
Anders, als Ihr meint.
Ich habe andere Mittel, als ihr dachtet.
Ich habe einen, meinen Gewährsmann, meinen Zeugen.
Meinen Knecht, sagt Gott zu ihm,
meinen Freund, mir am nächsten, meinen Geliebten!
Meinem Knecht wird’s gelingen.
„Gelingen …!? Was gelingt? Was wird ihm gelingen?“,
fragt ihr.
Mein engster Vertrauter, der Sohn meines Willens
erfüllt seinen Auftrag.
Er wächst über sich hinaus. Er kommt durch.
Viele von Euch
waren von seinem elenden Zustand abgeschreckt,
dermaßen unmenschlich anzusehen war seine Gestalt.
Viele wandten sich ab von ihm. Aber:
Der Ausgestoßene ist in meinem Schoß.
Der Verworfene wird erhöht, er ist neben mir.
Der Knecht ist der König. – Es ist vollbracht.
Ihm gelingts: etwas grundstürzend Neues,
eine Wende zwischen mir und Euch.
Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde,
und wem ist der Arm des HERRN offenbart?
fragt der Prophet.
Ja, es ist neu. Es ist gegen alle bisherige Erfahrung mit Gott. Es ist gegen alle menschliche Erwartung:
ein „Liebling der Götter“ sieht anders aus.
Es ist gegen alles, was menschliche Vernunft von Gott zu sagen vermag. Ja, es ist auch gegen die Gesetze der Welt.
Wer glaubt dem, wie Gott sich durch diesen seinen Knecht, seinen Vertrauten erwiesen hat?
Jetzt schauen viele zurück. Und rückblickend bedenken sie, was sie von diesem Knecht Gottes hielten.
Der Prophet hat verschiedene Stimmen aufgenommen. „Was meint ihr, was haltet ihr von dem Knecht Gottes. Und was erfahrt ihr, wenn ihr ihn anschaut, über euch?“
Einer sagt:
Er schoss auf vor ihm wie ein Reis
und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich.
Er hatte keine Gestalt und Hoheit.
Wir sahen ihn,
aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
Er war der Allerverachtetste und Unwerteste,
voller Schmerzen und Krankheit.
Er war so verachtet,
dass man das Angesicht vor ihm verbarg;
darum haben wir ihn für nichts geachtet.
Wir sahen ihn, aber was vor Augen war,
war ein Geschundener, ein Gemarterter,
vom Leiden so entstellt,
dass er kaum noch als Mensch zu erkennen war.
Zum Ding geworden. Eine Nummer. Ein Verworfener.
Viele haben um dieses namenlose Leiden gewusst.
Wir können nicht sagen,
von alledem nichts gewusst zu haben.
Wir hatten doch die Bilder vor Augen. Es war ja öffentlich.
Aber wir zogen es vor wegzusehen.
Wir fanden das unerträglich.
Ich kann das ganze Elend nicht mehr sehen, sagten wir.
Ich kann da nicht mehr hinschauen.
Viele wandten sich ab. Den kenne ich nicht. Mit dem habe ich nichts zu tun. Er bedeutet uns nichts.
Und wer ist verantwortlich für dieses unsägliche Leid?
Auf wessen Konto geht das?
Wer ist dafür schadlos aus allem herausgekommen?
Eine zweite Stimme fällt ein
Fürwahr, er trug unsre Krankheit
und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt
und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und
um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Begreifen wir das?
Es hätte uns alle doch treffen können, ja treffen müssen.
Wir dachten, es sei
das ewige gnadenlose Spiel des Schicksals.
Das hat nun ihn getroffen,
den wir für einen armen Teufel hielten.
Stattdessen stand er für uns alle da,
vor Gott, in seinem Auftrag.
Hat ihn das getroffen, wovon wir verschont blieben?
Hat er sich drangegeben, wo wir hätten drangenommen werden müssen?
Ist das richtig? Ist das gerecht?
Nein, es ist unbegreiflich!
Wir sind die Kranken. Wir sind zerrissen. Wir sind gespalten.
Und ihn trafen die Folgen: Verlassenheit. Ausgestoßen-Sein.
Hingestoßen ist er, wie in den Riss
zwischen Gott und der Welt.
Wir sind die Geheilten. Wir sind die Verschonten.
Wir haben Frieden.
Und er trägt die Wunden.
Ist das gerecht? Nein, es ist Gnade.
Haben wir das verdient? Nein, wir hätten anderes verdient.
Müssen wir nachträglich bezahlen dafür. Nein, es ist genuggetan.
Ein dritter erinnert sich und erkennt rückblickend:
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe,
ein jeder sah auf seinen Weg.
Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Als er gemartert ward, litt er doch willig
und tat seinen Mund nicht auf
wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird;
und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer,
tat er seinen Mund nicht auf.
Ja, jeder sieht auf seinen Weg.
Es gibt zu viele Gründe wegzusehen: Man kann ja doch nichts machen. Die Welt ist nun mal so.
Der Einzelne ist sowieso zu schwach, etwas zu ändern.
Man kann schließlich nicht überall helfen.
Ich kann doch den Lauf der Dinge nicht aufhalten.
Jeder hat genug mit sich zu tun.
So irrten wir herum in der Welt. Verloren. Getrennt.
Aber da hat er, der eine, der Namenlose, der Knecht,
uns etwas anderes gezeigt.
Er hat sich hingegeben.
Er stand für uns alle ein.
Schwach wie ein Lamm, fremder Willkür unterworfen.
Stumm wie ein Schaf: über ihn wurde verfügt.
Gequält, entwürdigt, hingeschlachtet, zerstört wurde er,
so schien es uns.
Doch da fällt noch eine Stimme ein:
Er ist aus Angst und Gericht hinweg genommen.
Wer aber kann sein Geschick ermessen?
Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,
da er für die Missetat meines Volks geplagt war.
Und man gab ihm sein Grab
bei Gottlosen und bei Übeltätern,
als er gestorben war,
wiewohl er niemand Unrecht getan hat
und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit.
Was für ein Wunder!
Er wird verwundet, ohne gekränkt zu sein.
Er leidet, ohne beleidigt zu sein.
Er gibt sich dran, ohne sich aufzugeben.
Er verliert sich, ohne verloren zu sein.
Er wurde erniedrigt, gebeugt,
aber nichts konnte ihm seine Würde rauben.
Sein Name wird ausgelöscht auf Erden,
und doch ist er nicht vergessen.
Er wurde aus Angst und Gericht entrückt.
Durch seinen Tod geschah eine Wende unter uns.
Wir sahen: Gott der Einzigartige und Ewige
hatte nie aufgehört, seinen Vertrauten zu lieben,
auch als der ganz verachtet und verworfen war.
All diese Stimmen hat der Prophet vernommen
und in sich vereint.
Hier aber kommt Gott selbst noch einmal
durch Prophetenmund zu Wort:
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat,
wird er Nachkommen haben und in die Länge leben,
und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
Weil seine Seele sich abgemüht hat,
wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Und durch seine Erkenntnis wird er,
mein Knecht, der Gerechte,
den Vielen Gerechtigkeit schaffen;
denn er trägt ihre Sünden.
Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben,
und er soll die Starken zum Raube haben,
dafür, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat
und den Übeltätern gleichgerechnet ist
und er die Sünde der Vielen getragen hat
und für die Übeltäter gebeten.
Noch einmal spricht Gott vom „Gelingen“.
Ja, mein Plan ist gelungen, sagt Gott.
Durch ihn, den Knecht, den Geliebten, seid ihr alle frei.
Ihr seid in seiner Hand.
Ihr seid der Lohn für seinen Kampf.
Er, der sich ganz losließ,
der sich ganz aus der eigenen Hand gab,
wird das Licht schauen und die Fülle haben.
Durch den einen, der sich hingibt,
werden die vielen gewonnen.
Durch den einen, der sich hineinstellt in den Riss,
werden die Wunden geheilt.
Daran sollt ihr mich fortan erkennen.
So bin ich. Das ist meine Art.
Das ist mein Weg zum Frieden mit Euch.
Wir schauen das Kreuz an.
Wir sehen ihn, den Knecht, den Geliebten.
Siehe, das Lamm.
Wir erkennen ihn wieder.
Sein Kampf ist unser Sieg, sein Tod ist unser Leben.
In seinen Banden ist die Freiheit uns gegeben. (EG 87,3)
Wir wollen ihm glauben.
Es ist vollbracht.
Wir haben Frieden.
Amen.
Verfasser: Pfarrer Dr. Matthias Rost, Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
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