Jesu Kreuzigung
von Norbert Hott (35510 Butzbach)
Predigtdatum
:
02.04.2010
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Gründonnerstag
Textstelle
:
2. Korinther 5,(14b-18).19-21
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Wochenspruch:
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben" (Johannes 3, 16)
Psalm: 22, 2 – 6, 12, 23 – 28
Lesungen
Altes Testament:
Jesaja (52, 13 – 15), 53, 1 – 12
Epistel:
2. Korinther 5, (14 b – 18), 19 – 21
Evangelium:
Johannes 19, 16 – 30
Liedvorschläge
Eingangslied:
EG 85
O Haupt voll Blut und Wunden
Wochenlied:
EG 91
Herr, stärke mich
Predigtlied:
EG 97
Holz auf Jesu Schulter
Schlusslied:
EG 96
Du schöner Lebensbaum
Vorbemerkung
Der Karfreitag ist ein besonderer Tag im Ablauf des Kirchenjahres. Darauf soll in der Predigt auf jeden Fall Bezug genommen werden, um Menschen in ihrer besonderen Erwartung an diesen Tag abzuholen.
An der Figur des Gekreuzigten entzünden sich von je her Diskussionen. Kann ein solch grausames Symbol wie das des Kruzifixus zentrales Symbol unseres Glaubens sein? Oder schreckt dieses Symbol nicht geradezu ab, an diesen Jesus zu glauben?
Der Predigttext aus 2. Kor. 5 spricht dagegen von der Versöhnung Gottes mit der Welt. Die Predigt versucht, ausgehend von dem grausamen Geschehen des Karfreitags dieses Geschehen mit dem Wort von der Versöhnung zu kontrastieren.
Als Lied nach der Predigt empfehle ich daher das Lied EG 97 „Holz auf Jesu Schulter“, in dem Tod und Leben miteinander verschränkt werden und aus dem grausamen Kreuz am Ende der Lebensbaum wird.
Liebe Gemeinde!
0.1 Karfreitag der schwärzeste Tag im Kirchenjahr
Karfreitag ist der höchste evangelische Feiertag so habe ich als Kind gelernt. Dass dieser Feiertag auch katholischen Christen höchst bedeutsam ist, wusste ich damals nicht.
Karfreitag ist der schwärzeste Tag im Kirchenjahr so sagen wir auch. Wir machen das in unseren Kirchen deutlich durch die Farbe der Paramente und Antependien an Kanzel und Altar: Sie sind schwarz und zwar nur an diesem Tag im Kirchenjahr und nicht auch am Totensonntag, wie man vermuten könnte.
Karfreitag das ist der Tiefpunkt im irdischen Leben Jesu. Er wird durch die Gassen Jerusalems getrieben als Verbrecher mit dem Querbalken des Kreuzes auf den Schultern. "Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht ...", so singen wir in einem Passionslied, das Jürgen Henkys nach einem holländischen Lied gedichtet hat.
Dieses Bild von Jesus mit dem Kreuz steht uns am Karfreitag vor Augen, wenn wir unsere Gottesdienste feiern. Am Ende des Weges durch Jerusalem bricht Jesus zusammen. Ein anderer, der Bauer Simon von Kyrene, muss sein Kreuz, den Querbalken seines Kreuzes, tragen. Dieser Weg endet auf der Hinrichtungsstätte Golgatha. Dort stirbt Jesus den Verbrechertod inmitten zweier Verbrecher. Der Gerechte, der Sohn Gottes, wird hingerichtet wie ein Schwerverbrecher.
Daran erinnern sich Christinnen und Christen auf der ganzen Welt in den Gottesdiensten am Karfreitag, ob sie nun vormittags oder zur Sterbestunde Jesu am Nachmittag gefeiert werden.
Wie anders, wie viel positiver klingen die Worte des Predigttextes für den heutigen Karfreitag aus 2 Kor 5, 19 – 21
Predigttext verlesen
2.0 Jesus der für uns Gekreuzigte
Der Predigttext für den diesjährigen Karfreitag setzt sehr positiv ein, indem er von der Versöhnung Gottes mit der Welt spricht. "Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber..." 2 Kor 5, 19 a
Das klingt gar nicht nach Tod und Sterben, wie wir es am Todestag Jesu eigentlich erwarten. Und doch setzen diese Worte aus 2. Kor. 5 das schreckliche Geschehen des Karfreitags voraus. Am Ende dieses kurzen Abschnitts heißt es von Jesus: "Er (Gott) hat den, der von keiner Sünde wusste für uns zur Sünde gemacht." 2 Kor 5, 21 a
Jesus, dem eigentlich nichts vorzuwerfen war, der ganz auf die Seite Gottes gehörte, er wird zum Verbrecher abgestempelt und wie ein Verbrecher behandelt. Das Ende seines irdischen Lebens ist eine Katastrophe. Eine Katastrophe jedoch für uns pro nobis uns zugute.
Indem Jesus den Verbrechertod am Kreuz stirbt, bewirkt er für uns Gerechtigkeit. Nach dieser Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nach dieser Gerechtigkeit Gottes hat sich Martin Luther einst gesehnt und darum gekämpft, bis er begriff, dass diese Gerechtigkeit Gottes geschenkt wird durch Christus, durch seinen Tod am Kreuz.
Dies zu begreifen und zu verstehen fällt schwer. Manche würden darum am liebsten die Kreuze aus unseren Kirchen verbannen. Wie kann das Symbol des Gekreuzigten Menschen zum Glauben einladen, so fragen sie.
Dass das Kreuz und der Gekreuzigte als anstößig empfunden werden, ist keine Erfindung unserer Zeit. Bereits zur Zeit des Paulus, also wenige Jahre nach Jesu Tod, haben Menschen das Wort vom Kreuz als "Torheit" bezeichnet. Paulus aber empfand es als Kraft Gottes
(1 Kor 1, 18).
So scheiden sich am Kreuz Christi die Geister. Befürworter und Gegner einer Kreuzestheologie werden sich an dieser Stelle am Stärksten auseinander setzen.
Es fällt uns natürlich leichter an einen Jesus zu glauben, der sich für andere Menschen einsetzte und ihnen half, der sich nicht scheute auch zu denen zu gehen, die in seiner Zeit Außenseiter waren. Der Jesus der Bergpredigt, der Jesus, der die Liebe Gottes verkörperte, steht uns näher als der Jesus, der am Kreuz den Verbrechertod sterben musste.
In den Sätzen des Paulus an die Gemeinde in Korinth, die als Predigttext für den diesjährigen Karfreitag ausgewählt wurden, werden drei wichtige Punkte seines Glaubens genannt, die die abendländische Theologie über Jahrhunderte geprägt haben:
2.1 Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst
Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst. Dieser Satz ist die Grundlage des christlichen Glaubens. In ihm kommt die gute Nachricht sehr deutlich zum Ausdruck In Jesus Christus ist die Welt mit Gott versöhnt. Das steht fest. Gottes Versöhnungswerk kann von niemandem mehr in Frage gestellt werden. Ein für allemal ist Jesus Christus für uns Mensch geworden und am Kreuz, gestorben, um uns mit Gott zu versöhnen.
D. h. mit anderen Worten: Alles, was die Menschheit von Gott zu trennen schien, ist ein für allemal zur Seite geräumt. Wir haben freien Zugang zu Gott, weil er in Christus die Welt mit sich versöhnte.
In anderen Religionen ist es der Mensch, der die Versöhnung mit der Gottheit bewirken muss. Es müssen Opfer gebracht werden oder genau definierte ethische Normen eingehalten werden, um der Gottheit zu gefallen.
Geradezu befreiend wirkt die Botschaft des Paulus: Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst. Die Versöhnung ist geschehen. Gott rechnet uns Sünden, Verfehlungen nicht mehr an. Er selbst hat das Wort von der Versöhnung in der Welt aufgerichtet. Gott selbst hat in Christus die Basis für die Versöhnung der Welt geschaffen.
2.2 Darum gilt zweitens: Wir sind Botschafter an Christi Statt
Weil die Versöhnung der Welt mit Gott ein für allemal gilt, ist es unser Auftrag als Christinnen und Christen, Botschafter Christi zu sein, die seinen Auftrag der Versöhnung an andere weitergeben.
Ein Botschafter in unserem heutigen Sprachgebrauch vertritt die Interessen seines Landes in einem anderen Land. Der Botschafter ist Repräsentant seines Landes. Paulus versteht sich als einer, der die Botschaft Jesu Christi vertritt und weitergibt, der in seinem Namen auftritt. D. h. In unserem Wort als Botschafter Christi kommt Christus selbst zu Wort. Damit wollte Paulus deutlich machen, dass durch ihn Christus selbst spricht. Man hatte Paulus in Korinth die Fähigkeit abgesprochen, für dieses Amt tauglich zu sein. Paulus tat nichts, um diesem für ihn negativen Urteil entgegenzutreten. Ja, er rühmte sich sogar seiner Schwachheit.
Paulus machte aber deutlich, worauf es im Dienst für Gott eigentlich ankommt, nämlich auf die Unterscheidung zwischen dem, was Gott tut und dem, was wir tun können. Gott allein ist es, der in Christus die Welt mit sich versöhnte. Von dieser versöhnenden Kraft sollen wir erzählen.
So kommen wir nicht umhin, auch Gottes Leidensgeschichte zu verkündigen. Es geht jedoch nicht um unsere Leidensgeschichten, von denen wir nur zu gern erzählen. Wir reden gerne von unseren Schwierigkeiten und Problemen im Leben. Das mag manchmal auch hilfreich und entlastend sein, wenn man über seine Probleme reden kann.
Als Botschafter Gottes werden wir aber die Passionsgeschichte Jesu erzählen. Botschafter Christi sein sollen alle Christinnen und Christen: am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Gespräch über den Gartenzaun, vielleicht auch dort, wo wir unserem Hobby nachgehen. Botschafter Christi zu sein, heißt Auskunft zu geben über unseren Glauben. In einer Zeit, in der die Zahl der Christinnen und Christen in unserem Land rückläufig ist, wird es mehr und mehr auf solche missionarische Kompetenz ankommen, Botschafter Christi zu sein.
2.3 Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott»
Paulus macht deutlich: Gott selbst hat das Wort von der Versöhnung aufgerichtet. Wir können dieses Wort von der Versöhnung nur weitergeben und bitten: Lasst euch versöhnen mit Gott. Als Bittende, nicht als Besserwisser wenden sich Christinnen und Christen an ihre Zeitgenossen. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt für unser Reden und Tun als Kirche und Gemeinde. Wir kommen nicht als die, die etwas fordern oder befehlen, sondern als die Bittenden. Versöhnung kann man nicht befehlen!
In der Antike galt der Bittende als schwach und kränklich. Darum machte Paulus in den Augen vieler seiner Zeitgenossen keine gute Figur bei seinen Missionsreisen. Er wurde von manchen als schwach belächelt. Aber: Wer bittet, der ängstigt nicht. Wer um Versöhnung bittet, der wird erst recht nicht drohen. Dieses Verhalten können wir von Paulus lernen.
Wichtig ist beides in diesen Sätzen des Paulus aus 2 Kor 5:
1. Der Versöhnung in Jesus Christus haben wir Menschen nichts hinzuzufügen.
2. Die Verkündigung der christlichen Botschaft ist unsere Aufgabe nach dem Motto: Lasst euch versöhnen mit Gott.
Schon durch die Art der Sprache in Form einer Bitte wollen wir etwas von der Versöhnung mitteilen, die durch Jesus Christus bewirkt wurde. Nur so können unversöhnte und unversöhnliche Menschen sich angesprochen fühlen.
Mit unversöhnlichen Menschen sind keineswegs nur Menschen gemeint, die anderen feindlich gesonnen sind. Unversöhnliche Menschen sind sich selber nicht gut. Sie gönnen sich selbst nicht das Gute, das Außergewöhnliche, das Gott ihnen zugedacht hat.
Wenn Jesus solche Menschen sah, dann jammerten sie ihn. In der Nachfolge Jesu Christi wagen wir es, auf Menschen zuzugehen mit der Bitte: Gönnt euch die neue Lebensgemeinschaft mit Gott, die in Jesus Christus zu haben ist.
Das ist die Botschaft des Karfreitages auch für uns: Gott versöhnte die Welt mit sich selbst. Aus dieser Versöhnung können wir leben und Botschafter dieser Versöhnung sein.
Amen.
Verfasser: Norbert Hott, Pohlgönser Straße 17, 35510 Butzbach
© Copyright:
Herausgegeben vom

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de
in Kooperation mit dem
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland
Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de
Die „Predigtvorschläge“ sind auch auf CD-ROM (Text- und MS WORD-Datei) erhältlich
(Bestellformular).