Jesu Kreuzigung
von Friedhelm Jakob (Ludwigshafen)
Predigtdatum
:
14.04.2017
Lesereihe
:
ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr
:
Gründonnerstag
Textstelle
:
Lukas 23,33-49
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Wochenspruch: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Johannes 3, 16)
Psalm: 22 (EG 709)
Lesungen
Reihe I: Johannes 19, 16 - 30
Reihe II: 2. Korinther 5, (14 b - 18) 19 - 21
Reihe III: Lukas 23, 33 – 49
Reihe IV: Hebräuer 9, 15. 26 b - 28
Reihe V: Matthäus 27, 33 - 50 (51 - 54)
Reihe VI Jesaja (52, 13 - 15) 53, 1 - 12
Liedvorschläge
Eingangslied: EG 92 Christe, du Schöpfer aller Welt
Wochenlied: EG 97 Holz auf Jesu Schulter
Predigtlied: EG 644 Nun ist vorbei die finstre Nacht
Schlusslied: EG 93, 3 + 4 Nun gehören unsre Herzen
Predigttext Lukas 23, 33 - 49
Jesu Kreuzigung
„Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstät-te, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und war-fen das Los darum. Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!
Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Ju-den König.
Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!
Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürch-test dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Ver-dammnis bist?
Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!
Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tem-pels riss mitten entzwei. Und Jesus rief laut: Vater, ich be-fehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.
Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.“
Predigt
Liebe Gemeinde,
das Kreuz und die Kreuze! Merkwürdig! Sie begegnen uns überall und inmitten dieser Welt und doch wollen wir es ir-gendwie ausschalten: d a s Kreuz des Karfreitags; das Kreuz auf Golgatha ... Immer wieder gibt es Versuche, die strenge gesetzliche Regelung des Karfreitags mit Tanzverbot und anderen Vergnügungs-Gelüsten auszuhebeln. Pfiffige laden schon zu stillen Tanzvergnügen, sogenannten Flashmobs ein: grotesk, aber mehr als nur ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass viele das Zeichen des Todes einfach nicht wahrnehmen wollen.
Die Welt spürt: das Kreuz von Golgatha, das Kreuz, an dem Christus sein Dasein verlor – man würde es gerne wegradieren, verdrängen, zudecken.
Und doch ist es da … ganz unterschiedlich: Manche haben uns zum Schmuckzeichen gemacht an Hals oder auf der Haut … Manchmal wirkt es wie eine Befreiung, wenn wir ei-nen Berggipfel erstiegen haben und geschafft, aber stolz kräftig auspusten. Aber dann eben auch ganz anders: an den Straßenrändern. Hier wirkt es am stärksten mahnend und veranlasst mich stets zu einem, wenn auch ganz kurzem Innehalten: das Kreuz – es gehört zu unserem Leben – selbst wenn ich den, dem hier gedacht wird, nicht persönlich kenne.
Und in all den Kreuzen der Welt erkenne ich immer wieder das Kreuz Christi, sein Leiden auf Golgatha. Es ist für mich Mahnung und Herausforderung zugleich. Es ist Zeichen tiefer Solidarität mit all denen, die nah oder fern ihr ganz persönli-ches Kreuz zu tragen haben.
Dort stehen sie – oft ins Bild gebracht – die drei Kreuze himmelwärts aufragend. (erinnernd an den Greifswalder Caspar David Friedrich als Beispiel) Ja, es sind drei; denn Christus wird mitten in der Welt der Kreuze zu Tode ge-bracht. Mein Blick geht zunächst auf die Kreuze rechts und links: Da sind Menschen irgendwie abgestürzt. So sagt der eine still in sich gekehrt: „Wir empfangen, was unsere Taten wert waren.“ Irgendwie haben sie den Kurs falsch bestimmt. Wir wissen nicht, ob sie selbst den falschen Weg gewählt haben oder abgedrängt wurden. Die beiden Kreuze stehen einfach für Schuldverstrickung in dieser Welt.
In der Mitte Jesu Kreuz. Ist er auch zu Fall gekommen, Irr-wege gegangen? Einer der mit ihm Gerichteten sagt es ent-larvend: „Dieser hat nichts Unrechtes getan.“. Nicht wegen, sondern trotz seiner Taten hat man ihn verhaftet, verspottet und schließlich gekreuzigt. Unschuldig wie so viele, deren Kreuz ich kenne.
Ja, da hängt er: der Sohn Gottes, der sich so leicht selbst helfen könnte inmitten der Kreuze dieser Welt. Der Sohn Gottes inmitten der Leiden dieser Welt. Hier ist er uns ganz nahe: Nicht beim Tanzen, sondern dann, wenn es uns tat-sächlich ans Leben geht.
Aber sein Kreuz entpuppt sich bei genauem Hinschauen oder besser Hinhören als viel mehr. Der Vorhang des Tempels reißt mitten entzwei. Durch den Tod scheint das Leben. Der Macht der Finsternis setzt er die Kraft zu Glaube, Hoffnung und Liebe entgegen. Ich finde diesen Dreiklang in den Wor-ten, die Jesus bei Lukas spricht.
Da heißt es: Jesus aber spricht: „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Normal wäre ein Fluch oder das Beschimpfen der Täter. Jesus bittet aber für die Täter um Vergebung. An den Kreuzen der Welt waschen viele ihre Hände in Unschuld. Jesus bittet für sie um Vergebung. Er bittet für alle, die vorgeben, das Gute zu tun und dafür so-gar über Leichen gehen. Er bittet für die, die die Liebe mit Füßen treten. Wer Leben anderer verspielt, lädt hohe Schuld auf sich. Jesus aber ist in seiner Todesstunde fürbittend für die schuldig Gewordenen eingetreten: „Vater vergib ihnen …“ Ein stärkeres Zeichen der Liebe kann es kaum geben.
Und dann sein Zeichen der Hoffnung: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Der eine an seiner Seite, bittet darum, dass Jesus Fürsprecher für ihn wird. Jesus nimmt den schuldig Gewordenen mit hinein in seine Verheißung. „Du mit mir“, das gilt im Leben und im Sterben und – so deute ich das Bild des Paradieses –auch im Leben nach dem Sterben. Dies ist die stille Vergewisserung bei je-dem Abendmahl. „Du mit mir“ in diesem Zuspruch hat Jesus nicht nur einem einzelnen, sondern jedem von uns die Hoff-nung auf ein Leben eröffnet, in dem Schuld und Tod aufge-hoben sind.
Und am Ende der Glaube, der unerschütterliche Glaube über alle Kreuze dieser Welt: „Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Nachdem er stets für andere da war, wendet er sich nun selbst dem Vater zu. Er tut es ganz schlicht mit einem Wort aus dem 31. Psalm. In Gottes Hände befiehlt er seinen Geist. Und davor die Anrede des Vertrauens: „Vater, in deine Hände …“.
Auf den ersten Blick ist Jesus auf Golgatha gescheitert, schlicht dem jämmerlichen Sterben ausgeliefert. Aber er weiß und Lukas macht es deutlich: Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand, die er zum Heil für alle barmherzig ausgespannt.
Wie gefährlich unser Drahtseilakt Leben auch manches Mal sein mag. Golgatha ist für mich auch die Gewissheit, dass meine Zeit in seinen, in Gottes Händen steht. Ich bin keinem unerbittlichen Schicksal oder blindwütigem Zufall ausgelie-fert, sondern bin im Letzten geborgen in Gottes Hand:
„Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Welch eine Kraft zum Glauben, Hoffen und Lieben in dieser Welt.
Amen.
Verfasser: Pfarrer Friedhelm Jakob
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