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Jesu Kreuzigung

von Heinz-Günther Beutler-Lotz (55276 Dienheim)

Predigtdatum : 21.03.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Gründonnerstag
Textstelle : Jesaja (52,13-15);53,1-12
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Wochenspruch:

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit all, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3, 16

Psalm: 22 (EG 709)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja (52, 13 – 15) 53, 1 - 12
Epistel:
2. Korinther 5, (14b – 18) 19 – 21
Evangelium:
Johannes 19, 16 – 30

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 84
O Welt, sieh hier dein Leben
Wochenlied:
EG 83
Ein Lämmlein geht und trägt die schuld
Predigtlied:
EG 85
O Haupt voll Blut und Wunden
Schlusslied:
EG 93
Nun gehören unsre Herzen
[52 13 Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. 14 Wie sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder, 15 so wird er viele Heiden besprengen, dass auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.]
53 1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart? 2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. 7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war. 9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. 10 So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit.
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen. 11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. 12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Amen.

Liebe Karfreitagsgemeinde!

Jeden Morgen durchforstet ein Freund von uns das Internet
und jeden Samstag früh geht er extra Zeitungen kaufen.
Er sucht wie viele in unserem Land einen neuen Job.
Er ist seine Arbeit los, und nicht mehr der jüngste,
und sucht also eine neue Stelle.
Im Schreiben von Bewerbungen ist er schon Profi.
Mit seinen guten Zeugnissen geht die Post ab.
Dann folgt für einige Zeit banges Warten.
Und dann meist die ernüchternde Antwort
„ ... müssen wir Ihnen leider mitteilen,
dass wir uns für einen anderen Bewerber entschieden haben.
Ihre Bewerbungsunterlagen senden wir Ihnen
zu unserer Entlastung zurück.
Wir wünschen Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute.“
Und er steht wieder da: ohne etwas, ohne Perspektive.

„Zu unserer Entlastung“ – das klingt für ihn wie Spott und Hohn.
Und auch ich höre es inzwischen ganz neu.
Entlastend für ihn wäre eine Einladung zu einem Gespräch,
die Möglichkeit sich vorzustellen und dann eine neue Arbeit,
eine neue Aufgabe, geregelte Zeiten und ein sicheres Einkommen.

So manches gibt es in unserem Leben, was uns belastet,
was uns das Leben schwer macht, den freien Atem nimmt
und alle gute Gedanken raubt.

Um Belastung und Entlastung geht es am Karfreitag.
Das ist das Thema dieses Tages.

So manches in unserem Leben läuft eben ganz anders,
als wir es uns wünschen und träumen;
das gerät uns fast aus den Fugen und scheint kaum mehr zu kitten.

Und dann stehen wir da am Ende mit unserem Latein,
mit unseren Weisheiten und unseren flotten Sprüchen,
und wissen nicht mehr ein noch aus,
und trauen uns nicht zu weinen, und wissen erst recht nicht,
wo wir diese Last des Lebens ablegen können,
und wie wir frei kommen zu einem neuen, guten Leben.

Belastung und Entlastung ist das Thema dieses Tages.

Ein Wort des Alten Testaments unserer Bibel bringt das zum Ausdruck.
Es steht beim Propheten Jesaja.

(Lesung: Jesaja 53, 1-11a)

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich
unsere Schmerzen. Jesaja 53, 4a

Es ist doch ausgesprochen dumm, wenn jemand zu seinen eigenen Sorgen
sich noch die Lasten der anderen auflädt,
wenn einer – obwohl er schon genug um die Ohren hat –
sich der Leiden von anderen annehmen will,
ja stellvertretend für sie eintritt, mit allem, was er hat.
Soll das ein Vorbild für christliches Leben sein?

Lebensberater sagen doch, wir sollen bei allem Einsatz für die anderen,
uns selbst nicht aus den Augen verlieren, uns unser eigenes Handeln prüfen,
auch auf ein mögliches Helfersyndrom hin.
Also, ob ich nicht mein Leben zu stark nach anderen ausrichte
und meine Belastbarkeit dadurch an eine Grenze kommt,
die ich nicht überschreiten darf
um meine Gesundheit und die meiner Familie nicht zu gefährden.
Kein Wort davon findet sich davon bei Jesaja.

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Jesaja 53, 4a

Bei Jesaja geht es um jemanden, dem ich meine Last zumuten kann.
und der imstande ist, mich von allem Ballast zu erlösen.
Für uns ist das Jesus von Nazareth, der Sohn der Maria
und des Zimmermanns Josefs, der als Wanderrabbi umherzog,
Geschichten vom gütigen Gott erzählte und Menschen heilte,
und am Ende aus Liebe sogar bis zum Kreuz ging,
sich hinrichten ließ wie ein Verbrecher.

Er hat aufgenommen, was er nicht hätte nehmen müssen:
das Menschsein bis zum Ende.
Und er hat ausgetragen, was wir nicht ertragen können:
das Sein Gottes in der Welt.
Zum großen Hinweis auf Gott und das Leben ist er geworden.
Ohne ihn wüssten wir nicht viel von Gott und noch weniger über Gott und uns selbst.
„Nicht nur Gott, sondern auch uns selbst lernen wir allein durch Jesus Christus kennen.“
hat der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) gesagt.
Ohne ihn bleiben wir wie blind und elend, mit ihm gewinnen wir Glück und Heil.

Dieser Jesus hat die Dinge stets beim Namen genannt.
Mit dem Blick auf ihn kann es mir gelingen,
die Augen nicht vor meinen Belastungen zu verschließen,
aber auch nicht vor meinen Aufgaben.
Mit dem Blick an ihn können wir wunde Punkte
unseres Lebens und in der der Welt anschauen
und manches davon auch aufarbeiten und angehen,
ohne hilflos dabei unterzugehen.

Unser arbeitssuchender Freund ist uns nicht weniger lieb,
nur weil er keine Arbeit hat,
und er kann mit seiner Zeit und seinen vielen guten Ideen,
hier und da es sich einfach leisten, zu helfen,
ohne auf die Uhr zu schauen und ohne nach den Kosten zu fragen.
seine Zeit einsetzen für andere.
Nur weil Arbeit ehrenamtlich geschieht
und ohne Bezahlung, ist sie doch nicht ohne Wert.
Und wie viele Baustellen gibt es, symbolisch gesprochen,
wo ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig wären?

Eine Veränderung unseres Blickwinkels kann uns entlasten
und wir können mit unseren Gaben andere entlasten
und selbst entlastet werden.

Und da, wo wir nicht weiterkommen,
die Wunden, die Schmerzen, die wir nicht heilen können,
dürfen wir zu unserer Entlastung dem anvertrauen und anbefehlen,
der sie tragen will.

Vom Knecht Gottes heißt es bei Jesaja:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den,
der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsre Missetat willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt. Jesaja 53, 4-5

Wir erkennen in dem Knecht Gottes Jesus von Nazareth.
Juden sehen das natürlich nicht so.
Aber schon früh haben die Freunde Jesu diese Worte auf ihn bezogen.
Denn es ist das seltsame an seinem Kreuz, dass es unser Kreuz ist,
und dass es unser Kreuz verwandeln will zu unserer Entlastung.

Das Kreuz Jesu erzählt von seinem Leben,
wie er sich auf die Seite der Leidenden stellt.
Er glaubt von ganzem Herzen und weiß mit ganzer Seele,
das Gott uns liebt und wir alle seine Kinder sind.
Ihm vertraut er im Leben und im Sterben.

Viele unserer Vorfahren und Mitchristen haben es am eigenen Leib erlebt,
was vielleicht auch wir erleben: dass sich unser Kreuz verwandelt.
Das selbst die dunklen Stunden, die wir fürchten und hassen, die wir erdulden
und vor denen wir davonlaufen möchten,
dass jene dunklen Seiten des Lebens einen Sinn haben,
sich irgendwann, im Nachhinein im Sinn füllen,
unsere Arbeitslosigkeit, unsere Krankheit und unser Unglück,
und all das keinen leeren Nachgeschmack hinterlässt,
sondern es Spuren eines Wegen sind, auf denen uns Gott zum Ziel führt.

Der Gekreuzigte wehrt sich nicht. So erzählen es uns die Evangelien.
Er weist den ihn verratenden Kuss nicht zurück
und lässt seine Freunde ihre Waffen wegstecken.
Selbst als Gefangengenommener heilt er noch einen Soldaten,
schlägt seine Schläger nicht wider zurück
und verspottet seine Spötter nicht mit scharfen Worten.

Der Gekreuzigte wehrt sich nicht.
Er ist, wie Dietrich Bonhoeffer sagt, ein Gott des Tragens.
Er trägt unsere Schuld und schafft durch sein Tragen Versöhnung
und eine ganze neue Beziehung zu Gott.
So schwer das für uns heute zu begreifen scheint,
dass einer aus Liebe für andere sein Leben lässt.
Er tut es. Er baut uns eine neue Brücke zu Gott,
er überwindet den tiefen Graben und das Dunkel des Todes.

Und wir als seine Nachfolger sind deshalb auch zum Tragen berufen:
„Wie Christus unsere Last trägt, so sollen wir die Last unserer Brüder tragen.
Das Gesetz Christi, das erfüllt werden muss, ist das Kreuztragen.
Die Last des Bruders, die ich zu tragen habe,
ist nicht nur dessen äußeres Geschick, dessen Art und Veranlagung,
sondern sie ist im eigentlichen Sinne seine Sünde.
Ich kann sie nicht anders tragen, als indem ich sie ihm vergebe,
in der Kraft des Kreuzes Christi, dessen ich teilhaftig geworden bin.
So stellt der Ruf Jesu zum Kreuztragen
jeden Nachfolgenden in die Gemeinschaft der Sündenvergebung.“
(D. Bonhoeffer, Nachfolge, Chr. Kaiser Verlag München 1971, S. 66)

Und der Frieden Gottes erfülle uns alle,
damit wir tragen, was wir tragen können,
und alles weitere Gott überlassen. Amen.

Verfasser: Pfr. Heinz-Günter Beutler-Lotz, Tulpenstr. 19, 55776 Dienheim

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