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Jesus auf dem Weg Gottes

von Eberhard Dieterich (89518 Heidenheim)

Predigtdatum : 02.03.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Estomihi
Textstelle : Jesaja 58,1-9a
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Wochenspruch:
"Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn." (Lukas 18, 31)

Psalm: 31, 2 - 6

Lesungen
Altes Testament: Amos 5, 21 - 24

Epistel: 1. Korinther 13, 1 - 13

Evangelium: Markus 8, 31 - 38

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 168, 1 - 3 Du hast uns, Herr, gerufen
Wochenlied: EG 384, 1 – 4 Lasset uns mit Jesus ziehen
Predigtlied: EG 420, 1 – 5 Brich mit den Hungrigen dein Brot
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben

Hinführung
Die Hoffnung, dass alles gut wird, wenn Israel erst aus der Verbannung heimgekehrt, wieder in Jerusalem ist, schlägt um in Ernüchterung. Vieles ist nicht gut.
Man macht Gott dafür verantwortlich. Der aber lädt ein zu sehen, dass Leben nur im Miteinander gelingt.
Fasten, das Gott gefällt, heißt mit dem anderen zusammen leben.
Wie Israel reagiert, wird nicht berichtet.
(Immerhin steht der Bericht von Gottes Streit mit seinem Volk im Jesajabuch.)
So sind wir selbst unmittelbar angesprochen und werden gefragt, wie wir unser Leben sehen wollen. Das bedeutet Zustimmung und Erschrecken.
Am Ende aber steht Gottes Versprechen:“Siehe, hier bin ich.“

Gliederung
1. Ernüchterung.
2. Das Wort des Propheten
3. Nicht nur Mahnung. Gott lädt ein zum Miteinander Leben
4. Zustimmung und…
5. …Erschrecken
6. „Hier bin ich.“

Predigt

Liebe Gemeinde,
1. Ernüchterung
Jetzt wird alles gut.
Das ist das Lied, das sie singen.
Alles wird gut.

Die Eltern und die Großeltern haben darauf gehofft. Jetzt wird es wahr: Sie sind aufgebrochen und nach zwei Genera-tionen aus der Fremde heimgekehrt.
Jetzt wird alles gut. Jetzt ist alles gut.

Jetzt halten sie mit Freuden die Buß- und Fasttage, die sie eingerichtet haben, weil sie die Fremde als Strafe Gottes deuteten.
Aber dann in Jerusalem: niemand hat auf sie gewartet. Vie-les ist noch zerstört, wie vor 70 Jahren. Das Leben ist schwierig. Oft noch schwieriger als in der Fremde, an die man sich gewöhnt hatte.
Vielen geht es schlecht. Da ist man froh, wenn es einem selbst etwas besser geht. Aber sie fangen an, zu murren. Sie wenden sich an den Propheten und schimpfen.
„Warum fasten wir – und Gott sieht es nicht an?
Warum kasteien wir unseren Leib – und es sieht doch so aus, als ob das Gott egal wäre.
Wir geben uns Mühe! Da soll doch Gott auch das Seine tun.“

2. Das Wort des Propheten
Der Prophet sieht, was sich bei den Heimgekehrten in Jeru-salem zuträgt. Er sieht viel – und er ist darüber auch mit Gott im Gespräch. Und da bekommt er einen Auftrag, der in den Ohren von allen laut gellen soll.

Ich lese den heutigen Predigttext aus Jesaja 58 in mehreren Abschnitten.

1 Rufe getrost, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Ab-trünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!
2 Sie suchen mich täglich und begehren, meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, dass Gott sich nahe.

Sie klagen:
3 »Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst's nicht wissen?«

Es gibt Gründe.
Gründe dafür, dass nicht alles gut ist.
Gründe, dass es so aussieht, als ob Gott sich nicht interes-sieren würde.
Und die soll der Prophet jetzt mit lauter Stimme ansagen.

Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Ge-schäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.
4 Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein.
Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll.
5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe,
ein Tag, an dem man sich kasteit, wenn ein Mensch seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet?
Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat?

Wie reagieren die Menschen auf Gottes Vorwürfe? Sie mer-ken auf. Sie sind gespannt – aber auch gereizt. Man gibt sich schließlich ja Mühe. Man hat doch so viel zu tun, dass man es wieder zu etwas bringt. Und da kommen einem die Fasttage ja rechtschaffen ungelegen. Aber man hält sie. Die Ordnung soll trotzdem eingehalten werden. Und so lassen sie sich doch etwas sagen.

Wir hören sie weiter:

6 Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!
7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.
9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.

Soweit unser Predigttext. Das alte Wort aus dem Jesaja-buch.


3. Nicht nur Mahnung. Gott lädt ein zum Miteinander Leben
Es erzählt von einem Streit Gottes mit seinem Volk. Nicht erzählt wird, wie die Menschen darauf geantwortet haben. So sind auf einmal wir angesprochen. Wir selbst hören, wo-ran Gott Gefallen hat. Wir selbst sollen uns etwas sagen las-sen.

Wir hören das Prophetenwort vielleicht wie eine Mahnung, die wir längst kennen. Vielleicht reagieren wir auch ärgerlich.

Die Worte von dem Fasten, an dem Gott Gefallen hat, sind aber sehr viel einladender, als Martin Luther sie übersetzt hat.

Ich lese noch einmal – aus einer neuen Übersetzung. (1)
6 Ist nicht dies ein Fasten, wie es mir gefällt? Unrechtsfes-seln öffnen, Jochstricke lösen, Misshandelte als Freie entlas-sen, jedes Joch zerbrecht ihr!
7 Geht es nicht darum? Mit Hungrigen dein Brot teilen, um-herirrende Arme führst du ins Haus! Wenn du Leute nackt siehst, bekleidest du sie, vor deinen Angehörigen versteckst du dich nicht.

Es wird nicht nur gesagt: Lass los! Gib frei!
Es wird nicht nur befohlen, es wird gefragt.

6 Ist nicht dies ein Fasten, wie es mir gefällt?
Geht es nicht darum?

Der Prophet fragt im Namen Gottes – und hofft auf unsere Zustimmung. Seht ihr es nicht auch so? Meint ihr nicht, dass es darauf ankomme?

Unrechtsfesseln öffnen, Jochstricke lösen, Misshandelte als Freie entlassen, jedes Joch zerbrecht ihr! Geht es nicht da-rum? Mit Hungrigen dein Brot teilen, umherirrende Arme führst du ins Haus! Wenn du Leute nackt siehst, bekleidest du sie, und deinen Mitmenschen entziehst du dich nicht.

4. Zustimmung und …
Spontan möchte ich zustimmen: dieser freundlichen Aufzäh-lung von dem, was nötig ist, dass Menschen gut und ge-deihlich miteinander leben können. Aber zugleich erschrecke ich. Erst die Zustimmung: Aus solchen Beschreibungen von dem, worauf es in unserer Welt ankommt, ist nach dem 2. Weltkrieg in der UNO die ERKLÄRUNG DER MENSCHEN-RECHTE geworden. Am 10. Dezember 1948 hat sie die Ge-neralversammlung der UNO feierlich beschlossen. Und 1966 wird in einer Bestärkung der Menschenrechte auch aus-drücklich das Recht auf Nahrung genannt. Keiner kann ohne den anderen leben. Alle sind wir aufeinander angewiesen. Es ist schön, dass diese Erkenntnisse, die in der Bibel eine ihrer Wurzeln haben, zum Menschen-RECHT geworden sind.

5. … Erschrecken
Aber wenn ich so fröhlich lese oder höre: Ja, wir Menschen sind füreinander da, und wir müssen nicht selbst auf Kosten der anderen unser Leben gestalten – Wenn ich das sehe, dann kommt mein Schrecken. Es ist ja anders. Die ganze Welt weiß, dass jedes Jahr viele Millionen Menschen ver-hungern. Die meisten wissen auch, dass es genügend Nah-rungsmittel auf der Erde gibt für ALLE. Seit 1957 opfern wir für Brot für die Welt. Viel ist damit geholfen worden - aber am Grundsatz hat sich nichts geändert. Der Hunger herrscht und die Regierungen und Wirtschaftskonzerne - das heißt also die Völker - lassen ihn herrschen und vermehren ihn, mit Absicht und mit Unverstand.
Meiner Wahrnehmung nach spricht sich das nur sehr lang-sam herum: Hunger ist kein unabwendbares Schicksal. (2)

Aber es geht ja nicht nur um die anderen und um die Opfer. Die Güte unseres eigenen Lebens steht auf dem Spiel. Wie das? Es ist eine alte Erfahrung: Unser Leben wird reich, wenn wir merken, wo wir helfen können. Unser Leben ge-deiht, wenn wir merken, wie jeder Einzelne wichtig ist. Und wir merken, wie jede kleine Hilfe auch dem Helfenden gut tut. Natürlich: Die großen Fragen in der Welt wollen politisch gelöst werden. Aber damit Politiker auch das Nötige tun, braucht es die Unterstützung jedes einzelnen – auch von uns.

6. „Hier bin ich.“
Hören wir noch einmal auf den Propheten. Nach seiner Be-schreibung, worauf es ankommt und was alles zu tun ist, malt er in einem zweiten Schritt ein fröhliches Bild der Hoff-nung. Er sagt:

Ihr klagt, weil es euch nicht gut geht. Recht habt ihr. Es kann euch ja nicht allein gut gehen, sondern nur mit den anderen zusammen. Aber wenn du das siehst, und wenn du versuchst, hier und da Nötiges zu tun, dann wird es dir schnell besser gehen.

In den Worten des Propheten:

DANN.
7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.
9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten.
Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.
Die Israeliten wussten: wenn Gott da ist, dann kann es gut gehen. Dann kann sich das Blatt und das Schicksal wenden. Darum ist in Israel die Sehnsucht nach guten Erfahrungen mit Gott immer neu da. Der Prophet malt ein hoffnungsvol-les Sehnsuchtsbild. Er beschreibt einen Festzug - bei dem das Licht der Menschen anfängt zu leuchten, Die Gerechtig-keit geht voraus, und Gottes Herrlichkeit beschließt den Zug. Und dann?

9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.

„Hier bin ich.“ Mit diesen Worten antworten Menschen in der Bibel, die von Gott angesprochen werden: Abraham, Jakob und Esau, Mose, Samuel.
„Hier bin ich“, sagen sie und stellen sich damit Gott ganz und gar zur Verfügung.
„Hier bin ich!“ – das heißt: Du, Gott, hast jetzt das Sagen. Ich bin ganz für dich da, mit Leib und Seele. Ich bin ganz Ohr.

In dem Wort des Propheten ist es jetzt umgekehrt.
„Hier bin ich!“ Das sagt hier nun Gott zu seinen (uns) Men-schen. Zu uns.
„Hier bin ich!“ sagt Gott – zu dem, der nach ihm schreit – weil er aus eigener Kraft mit dem großen und kleinen Elend nicht fertig wird.

Wenn wir die großen Aufgaben in unserer Welt sehen, wollen wir verzweifeln und gleich aufgeben. Aber da sagt Gott: Hier bin ich. Du bist nicht allein. Ich bin da.

Gott lädt ein zu kleinen Schritten, die dem Leben dienen:
– Ein Wort, das Unrecht verhindert.
– Ein Mensch, an dem wir nicht vorbeigehen.
Schritte zum Leben: Das sind Dinge, die sich von selbst ver-stehen, wenn sie gelingen.

Gott sagt: „Hier bin ich!“ Ich bin da, wenn du um Hilfe rufst.
Ich helfe dir, wenn du versuchst, zum Leben zu helfen.
„Hier bin ich“.
Amen.

Verfasser: Dekan i. R. Eberhard Dieterich
Eugen-Gaus-Straße 30, 89518 Heidenheim

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