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Jesus auf dem Weg Gottes

von Julia Held (Dekanat Gladenbach)

Predigtdatum : 16.03.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Judika
Textstelle : Hebräer 12,1-3
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Wochenspruch:

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. (Johannes 3, 14b.15)

Psalm: 69 (EG 731)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 50, 4 – 9
Epistel:
Philipper 2, 5 – 11
Evangelium:
Johannes 12, 11 – 19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 91
Herr, stärke mich, dein Leiden
Wochenlied:
EG 87
Du großer Schmerzensmann
Predigtlied:
EG 385
Mir nach, spricht Christus
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns Gott

1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

Kurze Hinführung zum Hintergrund des Textes und der Predigt:
Wir stehen am Beginn der Karwoche, die Passionszeit läuft auf ihr großes Ziel, auf Karfreitag und Ostern zu. Das Thema des Sonntags lautet „Wir sind mit Jesus auf dem Weg zum Kreuz“. Dieser Weg ist lang und kostet Kraft.
Der Schwerpunkt meiner Predigt liegt bei der Erfahrung der Adressaten des Hebräerbriefes, dass sie auf dem Weg des Glaubens müde geworden sind, dass ihr Glaube angefochten wird.
Diese Erfahrungen sind uns heute nicht fremd. Ich nehme das Bild des Hebräerbriefes von einem sportlichen Wettkampf auf und übertrage es auf alltägliche Situationen des „Lebenskampfs“.

Liebe Gemeinde,
vielleicht kennen Sie das auch.
Sie sind unterwegs in den Urlaub und sitzen schon Stunde um Stunde im Auto. Und bei jedem Schild, das die Entfernung zum Ziel angibt, haben Sie das Gefühl, dass es einfach nicht vorwärts geht. Und Sie verlieren immer mehr die Lust am Weiterfahren.
Manchmal geht es uns auch in unserem Leben so, dass wir das Gefühl bekommen, immer unterwegs zu sein und doch dem Ziel nicht näher zu kommen.
Diese Erfahrung kann man in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen machen.
Man entscheidet sich in der Fastenzeit, auf Schokolade zu verzichten, und im Laufe der Zeit ist man immer wieder versucht, den selbst auferlegten Verzicht zu brechen. Gedanken kreisen im Kopf: „Eine Ausnahme kann ich ja mal machen. Nur heute.“
Oder bei körperlichen Anstrengungen: Da passiert es, dass man im Laufe des Weges müder wird. Ich kenne das vom Bergwandern. Auf dem Weg zum Gipfelkreuz. Zunächst, kurz nach dem Loslaufen ist die Motivation hoch. Man kommt gut voran, ist noch ausgeruht und die Füße tun noch nicht weh.
Aber nach einiger Zeit wird der Schritt kaum spürbar langsamer, der Rucksack scheint schwerer zu werden, und die Puste geht nach und nach aus. „Muss ich heute wirklich bis zum Gipfel?“ In solchen Momenten braucht es einiges an Willen und Geduld, um den Weg bis zum Ziel weiter zu gehen.
Diese Erfahrung kennen wohl alle Sportler und Sportlerinnen beim Training oder auch in harten Wettkämpfen, die Kraft kosten und bei denen Durchhaltevermögen verlangt wird.
Die sportlichen Wettkämpfe seiner Zeit muss der Autor des Hebräerbriefs im Kopf gehabt haben, als er die Worte unseres Predigttexts geschrieben hat. Er fordert seine Mitchristen auf, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Sie sollen alles abzulegen, was beschwert, was Ballast ist und uns gefangen hält. Er muntert sie auf und feuert sie an: „Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.“
Der Sport wird hier zum Beispiel für etwas, das auch unser ganzes Leben betreffen kann. Im Leben kommt man immer wieder an Punkte, wo man müde wird, wo man dazu neigt, aufzugeben, sich dem Druck und der Anfechtung zu beugen und nicht mehr weiter zu kämpfen – den eingeschlagenen Weg nicht weiter zu gehen.
Es gibt Momente im Leben, da hat man das Gefühl, dass Nachgeben oder sogar Aufgeben die einzige Möglichkeit ist, die noch bleibt. Dass die Kräfte nicht mehr weiterreichen.
Da ist die Frau, die an der Arbeit pausenlos Gegenwind bekommt und die am liebsten schon morgens, wenn sie die Klinke der Bürotür in der Hand hat, wieder nach Hause gehen würde.
Da sind die Eltern, die sich bemühen, ihre Kinder liebevoll und konsequent zu erziehen, und die immer wieder an ihre eigenen Grenzen geraten.
Ich denke, die meisten Menschen kennen das Gefühl, an eigenen oder fremden Zielen und Ansprüchen zu verzweifeln oder sich die Zähne auszubeißen.
Müde werden – aufgeben wollen, bei all dem, was einen belastet oder gefangen nimmt – wer kennt das nicht?
Manchmal hilft uns unser Glaube durch solche Durststrecken hindurch.
Aber wir wissen alle: Manchmal kann man auch im Glauben „matt werden und den Mut sinken lassen.“
Da sind die vielen Ansprüche, die wir an uns als Christinnen und Christen stellen: Mitmenschlichkeit, Liebe, Freundlichkeit, ein bewusster Umgang mit der Schöpfung…
Und dann schauen wir uns die Welt an und sehen so viele Katastrophen, Unglücke und so viel Leid. Da können einem schon so manches Mal die Knie weich werden.
Oder wir schauen auf uns selbst: Niemand kann sich sein Leben lang ethisch und moralisch 100% korrekt verhalten. Niemand kann ehrlicherweise von sich sagen, dass er oder sie sich nie einen Fehltritt geleistet hat.
Im Blick auf die Welt und auf uns selbst können die Gedanken dann trostlos werden: „Ich allein kann doch so und so nichts ausrichten, dann kann ich es auch einfach sein lassen.“
Ich denke, dass der Autor des Hebräerbriefes solche Mutlosigkeit kannte, vielleicht an sich selbst. Vielleicht aber auch im Beobachten seiner Mitchristinnen und Christen.
Und: Er wusste, dass es jemandem, dem bang ums Herz ist, nichts nutzt, wenn man sagt: „Jetzt reiß dich halt zusammen!“ oder „Stell dich nicht so an!“.
Er ermuntert stattdessen seine Brüder und Schwestern indem er ihnen sagt: “Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt…“
„Lasst uns“ – ich empfinde das als eine Aufmunterung. „Lasst uns“ – da steckt Gemeinschaft drinnen. Ich bin dabei nicht alleine- kein Einzelkämpfer. Das tut gut.
Als Christinnen und Christen sind wir nicht alleine. Wir müssen unseren täglichen Kampf nicht alleine kämpfen.
Der Autor des Hebräerbriefes spricht von einer „Wolke der Zeugen“, die uns umgibt. Eine „Wolke von Zeugen“: Das sind die vielen Menschen, die zu vielen verschiedenen Zeiten festgehalten haben an Gott und seiner Verheißung von einer besseren Zukunft, trotz des Leides und der Beschwernisse, die sie erdulden mussten.
Da ist z.B. Mose, der schon als Kind von seiner Mutter getrennt wurde, als junger Mann aus seinem vertrauten Umfeld fliehen musste und dennoch auf Gottes Plan mit ihm und dem Volk Israel vertraut hat. Obwohl er immer wieder an seine Grenzen gestoßen ist, hat er sich der aufkommenden Mutlosigkeit nicht hingegeben. Er hat gekämpft und ist seinen Weg gegangen.
Und auch später, in der nachbiblischen Zeit, gab es Menschen, aus deren Beispiel wir Kraft und Mut schöpfen können. Letztes Jahr war das Elisabethjahr. Die heilige Elisabeth von Thüringen war in aller Munde. Sie ist ihren Weg gegangen und hat sich in den Dienst Gottes gestellt – gegen alle Widerstände.
Neben diesen Menschen, von denen uns die Bibel berichtet, oder von denen wir aus der Kirchengeschichte wissen, sind es für mich aber besonders Christinnen und Christen, die ich persönlich kenne, die mir Mut machen, meinen Weg auch dann weiter zu gehen, wenn ich am liebsten aufgeben würde. Vielleicht haben sie nicht den gleichen Vorbildcharakter wie Mose oder auch die heilige Elisabeth. Aber es tut einfach gut zu wissen, dass da jemand ist, der mit mir fühlt, der Anteil nimmt an den Lasten, die ich zu tragen habe.
„Eine Wolke von Zeugen“ – Menschen, tot oder lebendig, die mir Mut machen, weil sie mir zeigen, dass es möglich ist, meinen Weg zu gehen. Weil ich nicht die erste und auch nicht die Einzige bin, die diesen Weg geht.
Wenn ich an diese Menschen denke, dann bekomme ich das Gefühl, dass mir jemand auf meiner Bergwanderung meinen schweren Rücksack für einige Zeit abnimmt. Dann kann ich neue Kraft sammeln für den weiteren Weg.
Wenn ich an diese Menschen denke, dann stellen sich all diese Fragen, „Lohnt sich der Weg? Macht es überhaupt Sinn, weiter zu gehen?“ nicht mehr. Wir Christinnen und Christen können uns gegenseitig Mut machen und uns auf unserem Weg immer wieder aufhelfen.
„Lasst uns laufen in dem Kampf, der uns bestimmt ist!“ Jeder von uns braucht hin und wieder einen Menschen, der das zu ihm sagt. Jeder von uns hat Durststrecken auf seinem Lebensweg, in denen er diesen Zuspruch nötig hat.
Und, liebe Gemeinde, jede und jeder von uns kann diese Worte einem anderen sagen. Wir können unseren Schwestern und Brüdern auf dem Weg helfen, indem wir ihnen Mut zusprechen. Indem wir ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Indem wir uns immer wieder gegenseitig vergewissern, dass wir gemeinsam unterwegs sind zu einem großen Ziel.
Amen.

Verfasserin: Pfarrvikarin Julia Held, Dekanat Gladenbach

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