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Jesus auf dem Weg Gottes

von Karsten Müller (39104 Magdeburg)

Predigtdatum : 03.03.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Estomihi
Textstelle : Lukas 10,38-42
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Wochenspruch: "Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn." (Lukas 18,31)

Psalm: 31,2-6.8-9.16-17

Predigtreihen

Reihe I: Lukas 10,38-42
Reihe II: Lukas 18,31-43
Reihe III: Jesaja 58,1-9a
Reihe IV: Markus 8,31-38
Reihe V: 1. Korinther 13,1-13
Reihe VI: Amos 5,21-24

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 390 Erneure mich, o ewigs Licht
Wochenlied: EG 401 Liebe, die du mich zum Bilde
Predigtlied: EG 198 Herr, dein Wort, die edle Gabe
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben

Predigttext Lukas 10, 38 – 42

Maria und Marta

38 Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf.
39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu.

40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!
41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe.
42 Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.

Liebe Gemeinde,

was sollen wir aus dieser Geschichte heraushören? Die Aussage scheint klar sonnenklar zu sein: Wichtig ist es, auf Gottes Wort zu hören, alles andere kann zurückstehen. Maria hat das gute Teil erwählt und eben nicht die um die Alltagsdinge besorgte Martha – so einfach ist das. Und wir ahnen schon: Das ist nicht nur eine Kernstelle für die Bedeutung des Hörens auf Gottes Wort. Nein, mit dieser Geschichte lassen sich auch manche Bequemlichkeiten, wenn nicht sogar Faulheit fromm kaschieren.

Die Geschichte von Maria und Martha zeigt deutlich, dass wir biblische Geschichten oft nur recht verstehen können, wenn wir sie nicht losgelöst aus ihrem Zusammenhang betrachten.

Das ist wie im Leben: Wir können Episoden unseres Lebens auch nicht isoliert sehen: Schnell ergibt sich ein schiefes Bild, wenn wir unsere nur unsere Stärken betonen oder nur ängstlich auf unsere Schwächen starren. Auf den Zusammenhang, auf das Verhältnis kommt es an.

So ist es auch mit Maria uns Martha. Sie begegnen uns heute am Sonntag vor der Passionszeit. Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. Dieses Wort aus dem Lukasevangelium steht es über der neuen Woche, in der die Passionszeit beginnt. Wir sind mit Jesus auf dem Weg. Wir kommen von Weihnachten her und gehen mit Jesus hinauf nach Jerusalem. Wir gehen durch die Passionszeit, wir erinnern uns an sein Leiden, bedenken das Sterben des Gottessohnes.

Heute hören wir aus seinem Mund, dass Nachfolge nicht nur bedeutet, Hoffnung auf ewiges Leben zu haben. Es geht auch nicht nur darum, dass unser ganzes Leben eine Orientierung hat, dass wir in der Gemeinde auf Gleichgesinnte treffen, sondern es gehört auch dazu: Wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten.

Christsein kann auch bedeuten, dass wir zu leiden haben - nicht nur allgemein an den gesellschaftlichen Zuständen oder am Zustand der Welt. Nachfolge kann auch bedeuten, dass wir Nachteile in Kauf nehmen müssen für den Glauben, dass wir ausgeschlossen werden, keinen Zugang haben zu bestimmten Berufen. So war es bis vor 30 Jahren in der DDR. Wer weiß, was die Zukunft bringt?! Es kann ja durchaus sein, dass es wieder gefährlich wird, wenn man öffentlich die Selbstverständlichkeit feststellt, dass ein Mensch eben ein Mensch ist und als solcher behandelt werden muss, unabhängig von seiner Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Das Bekenntnis zu Christus kann bedeuten, dass man eine Gefahr für den eigenen Leib und das eigene Leben heraufbeschwört. Die Geschichte und anderswo auch die Gegenwart sind voller Beispiele.

Aber es gehört eben zusammen: Das Freuen und Weinen, das Gestärkt sein und das Leiden, das Glauben und das Zweifeln. Und eben auch: Maria und Martha. Natürlich verkörpern sie Gegensätze – aber sie gehören doch zusammen, zwei Schwestern die aufeinander angewiesen sind.

Jesus kommt in ihr Haus in einem Dorf. Johannes erzählt in seinem Evangelium, dass es sich um das Dorf Bethanien bei Jerusalem handelte. Nicht unwichtig für das Verständnis der Geschichte ist es vielleicht auch, dass Jesus gerade ein Gespräch über das wichtigste Gebot hinter sich hat: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.

Wer ist denn mein Nächster? wird Jesus von seinem Gesprächspartner gefragt. Jesus beantwortet diese Frage mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Da fällt einer unter die Räuber. Priester und Levit gehen vorüber. Ein Samaritaner, für einen frommen Juden ein fragwürdiger Halbausländer mit falschem Glauben, hilft. Da wird es ganz klar: Derjenige, der zupackt, hilft, der tätig das Nächstenliebe-Gebot verwirklicht – der handelt recht. Der Priester und der Levit, die an dem Überfallenen in der Geschichte vorbeigehen, stehen in einem merkwürdigen Licht da: Was nützt denn der ganze schöne Glaube, wenn er keine Konsequenzen für den Notleidenden hat? Ganz klar und vielleicht zugespitzt in einem Wort von Dietrich Bonhoeffer: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.

So weit so gut. Und nun kommt Jesus in das Haus der Schwestern Maria und Martha. Das heißt: Zunächst ist nur von Martha die Rede: Als Jesus und seine Jünger aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Martha nimmt Jesus auf, sie lädt ihn offenbar ein. Vielleicht hat sie auch das Sagen im Haus. Von der letzten Geschichte her gesehen ist es auch ganz klar: Martha nimmt Jesus, den wandernden Rabbi, auf und verwirklich so das Gebot der Nächstenliebe. Die Jünger sind vielleicht auch mit von der Partie, denn es heißt ja: Als sie weiterzogen, kamen sie in ein Dorf …

Und Jesus tut das, was er immer tut. Er selbst hat einmal gesagt: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen. Genau das tut Jesus: Er redet, er predigt, er lehrt. Und er hat auch (wenigstens) eine Zuhörerin. Nein, das ist nicht Martha, sondern es ist Maria, ihre Schwester.

Martha macht sich viel zu schaffen, um Jesus zu dienen – wir alle wissen, wie es ist, wenn unverhofft Besuch kommt: Man will ihm etwas vorsetzen, er soll sich ja wohlfühlen. Man will ja auch die Freude, die man über den Besuch hat, zeigen, in dem man dem Gast etwas Gutes tut. Warte, ich koche erst mal schnell Kaffee! Ganz klar: Nächstenliebe. Und es schadet ja eigentlich auch nichts, dass Martha darauf hinweist, dass Maria es mit der Nächstenliebe ein bisschen hapern lässt: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! Zwischen den Zeilen ist auch zu lesen, dass es offenbar bei Jesus selbst ja mit der Nächstenliebe hapert, denn er selbst scheint von Marthas Müh und Lasten ja nichts zu merken, sonst hätte er doch sicher Maria einen Wink geben können: Hilf doch erst deiner Schwester, wir können dann weiterreden.

Welche Schwester schneidet hier besser ab? Wenn wir die Pointe der Geschichte einmal außer Acht lassen und uns an den barmherzigen Samariter erinnern: Dann wäre es Martha und wir erwarten von Jesus die Antwort: Martha hat das bessere Teil erwählt.

Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.

Das verstehe nun, wer will. Kann sich Jesus nicht entscheiden? Eben sagt er noch, dass der, der zupackt, hilft, sich kümmert, das Richtige tut und nun das Gegenteil: Maria hat zugehört und so das gute Teil erwählt. Ja, das hat sie. Sie hat es erwählt, genauso, wie der barmherzige Samariter, obwohl sie aber nichts getan, sondern zugehört hat.

Aber sie hat das gute Teil erwählt, weil sie getan hat, was dran war. Denn Jesus litt ja keine Not. Er wollte einfach bei diesen beiden Frauen sein und ihnen das Reich Gottes verkündigen. Aber Martha in all ihrer Nächstenliebe, hatte ja gar nicht gefragt, was er wollte: Das ist einer von der Straße, aber dem Manne kann geholfen werden und ich weiß ja auch schon wie und dann geht es los – ohne Nachfrage und Rücksicht auf Verluste; dafür dann aber gespickt mit einem Vorwurf.

Mir scheint, als ob diese beiden so gegensätzlichen Schwestern wie ein Konzentrat der Realität sind: Immer wieder treffen wir sie an, in der Familie, in der Gesellschaft, in der Kirche.

Haben wir nicht auch Schwierigkeiten, zu tun was not ist, das zu machen, was jeweils dran ist? Wir verbrauchen viel (zu viel) Energie mit den Rückfragen nach dem Tun und Lassen der andern und verlieren die eigenen Aufgaben aus dem Blick.

In der Kirche haben wir da den oft beklagten Gegensatz von Verkündigung und Verwaltung. Um an den Kern der Wahrheit zu kommen, blenden wir die Extreme einmal aus: frommes Gerede einerseits und die schwerfällige Bürokratie andererseits. Aber wer wollte denn in unserer Kirche ernsthaft bestreiten, dass wir eine gut funktionierende Verwaltung unserer Gebäude, Ländereien, Kassen usw. brauchen, genauso, wie wir gute Predigten, die Gemeinschaft in Brot und Wein, begeisternde Arbeit mit Kindern und Jugendlichen usw. brauchen. Beides gehört zusammen - und es schadet nicht und ist sicher Ausdruck christlicher Liebe, wenn wir dem jeweils anderen ernsthaften Dienst in der Kirche und Gemeinde zutrauen.

Die Dinge tun, wenn sie dran sind: Feste ausgelassen feiern und sich freuen, aber eben auch Enthaltsamkeit üben, natürlich in aller evangelischen Freiheit. Den Glauben als festen Halt im Leben erfahren, aber auch bedenken, dass er uns wohl durch das Schwere hindurch, aber nicht um das Schwere herumträgt.

Ich wünsche uns immer wieder neu diese Erfahrungen, und dass wir sehen können, hören können und tun können, was not ist, damit wir das gute Teil erwählen und es nicht von uns genommen wird.

Amen

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller, An der Johanneskirche 1, 06110 Halle


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