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Jesus, das Brot des Lebens

von Güntzel Schmidt (Nesse-Apfelstädt)

Predigtdatum : 31.03.2019
Lesereihe : I
Predigttag im Kirchenjahr : Lätare
Textstelle : Johannes 6,47-51
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Wochenspruch: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber er-stirbt, bringt es viel Frucht." (Johannes 12,24)

Psalm: 84,2-13

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 6,47-51
Reihe II: Jesaja 66,10-14
Reihe III: Johannes 12,20-24
Reihe IV: 2. Korinther 1,3-7
Reihe V: Jesaja 54,7–10
Reihe VI: Lukas 22,54-62

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 67 Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Wochenlied: EG 98 Korn, das in die Erde
Predigtlied: EG 396 Jesu, meine Freude
Schlusslied: EG 222 Im Frieden dein

Predigttext Johannes 6, 47 – 51

Das Brot des Lebens

47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
48 Ich bin das Brot des Lebens.

49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe.
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

Jesus, das Himmelsbrot, zu essen bedeutet, ihn als das Wort in Menschengestalt anzunehmen

Eigene Übersetzung

Ich sage euch, und das stimmt ganz sicher: Wer glaubt, hat ewiges Leben.
Ich bin das Brot des Lebens.

Eure Väter aßen in der Wüste das Himmelsbrot und starben.
Dieses ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist,
damit, wer von ihm isst, nicht stirbt.
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich ihm geben werde, ist mein Fleisch
für das Leben der Welt.

Liebe Schwestern und Brüder,

Geschichten aus der Vorzeit. Glaubensgeschichten.
Hoffnungsgeschichten.
Geschichten von Knechtschaft in Ägypten und Befreiung.
Von Todesgefahr durch das Heer des Pharao und wunderbare Rettung.
Von Hunger und Unzufriedenheit in der Wüste und dem Brot vom Himmel.
Gott ließ Manna und Wachteln regnen.
Über-fluss in dürrem Land.
Über-leben in der Wüste.
Über-natürlich, ein Wunder, das Generationen weitergaben,
aufgeschrieben in ein Buch,
das zum „portablen Heimatland“ all derer wurde,
die auf der Suche sind nach Gott.

Ein Märchen aus uralten Zeiten

I. Jesus knüpft an diese alten Überlieferungen an, wenn er sich selbst als Himmelbrot bezeichnet. Er ist wie das Manna vom Himmel gekommen, von Gott. Das Manna, das die Israeliten in der Wüste vor dem Hungertod bewahrte, sie aber nicht vor dem Tod retten konnte. Trotz des wunderbaren himmlischen Brotes sind die Menschen damals in der Wüste gestorben. Niemand von denen aus dem Volk Israel, die mit Mose aus Ägypten ausgezogen waren, hat das gelobte Land betreten. Das war erst ihren Nachkommen vergönnt.

Jesus will ein anderes Brot sein. Eines, das ewiges Leben schenkt. Aber was ist das, „ewiges Leben“? Ewig ist allein Gott. Die ewigen Berge, so unveränderlich sie uns erscheinen, sind einmal entstanden und werden einmal vergehen - auch wenn unser Leben im Vergleich dazu nur ein Wimpernschlag ist. Auch das ewige Eis ist nicht ewig, es schmilzt - und wir haben keinen geringen Anteil daran.

Gott allein ist ewig. Ewiges Leben zu haben bedeutet also, Anteil zu haben an Gott. Eins mit Gott zu sein, wie Jesus es ist. Das verspricht Jesus, wenn man ihn, das Himmelsbrot, isst.

Ein Missverständnis

II. Jesus essen - das ist ein Rätsel, und ein anstößiges noch dazu. Wie soll man Jesus essen? Und warum sollte man das tun? Wir sind doch keine Kannibalen! Und selbst wenn wir Kannibalen wären, was hätten wir davon? Jesus ist ja nicht mehr da. Wen - oder was - sollte man da essen?

Jesus verrät die Lösung dieses Rätsels. Es ist der Glaube: „Wer glaubt, hat ewiges Leben“. Das Essen ist also - Gott sei Dank! - nicht wörtlich zu verstehen. Man braucht kein Kannibale zu werden, um Jesus zu „essen“. Trotzdem bleibt die Frage, wie man sich das vorstellen soll, dass man Jesus „isst“?

Das Abendmahl kommt einem in den Sinn: „Christi Leib, für dich gegeben“. Da isst man den Leib Christi, wenn auch nur symbolisch: Man beißt in eine Oblate, so klein wie das Manna, das vom Himmel fiel.

Aber Jesus geht es nicht um eine Mahlzeit, es geht nicht ums Sattwerden. Er vergleicht nicht zwei Mahlzeiten miteinander, sondern zwei verschiedene Weisen des Essens:

Das Manna, das vom Himmel fiel, sammelten die Israeliten, zermahlten es und buken daraus Brot. Sie aßen es mit dem Mund. Es ging den Weg allen Fleisches, wie auch die Israeliten den Weg allen Fleisches gingen: Sie starben.

Jesus, eine harte Nuss

III. Jesus wird nicht mit dem Mund gegessen. An dieser Stelle geht es, so nahe es liegt, nicht ums Abendmahl. Hier geht es um den Vorgang des Essens: Wenn man etwas isst, nimmt man es in sich auf. Es wird, wenn auch nur für kurze Zeit, ein Teil von mir. Deshalb isst man keine ekligen Sachen, scheut vor unbekanntem Essen zurück.

Der Vorgang des Essens, den Jesus zum Vergleich heranzieht, bedeutet, dass man Jesus in sich aufnimmt. Wer Jesus in sich aufnimmt, wird eins mit ihm. So, wie Jesus und Gott eins sind. Auf dem Umweg des Einsseins mit Jesus wird man eins mit Gott. Aber das geschieht nicht, indem man etwas isst. Das Essen, das Jesus meint, ist ein geistiges Kauen: Es gilt, eine Nuss zu knacken, wie das Rätsel am Anfang eine war.

Diese harte Nuss ist Jesus selbst. Er macht es einem nicht leicht, ihn anzunehmen. Er ist so --- menschlich. Zwar wirkt er Wunder, wie sie nur ein Gottessohn wirken kann. Aber die meiste Zeit ist er einfach nur Mensch, der behauptet, vom Himmel gekommen zu sein. Doch wie soll man das überprüfen? Da sind kein Glitzern, kein Sternenstaub, keine Aura und kein Heiligenschein - den haben ihm fromme Künstler erst nachträglich angedichtet. Stattdessen kennt man den Ort, aus dem er stammt - Nazareth -, kennt seine Eltern und Geschwister. Wie kann ein so irdischer Mensch vom Himmel sein? Viele können es nicht glauben. Sie wenden sich von Jesus ab.

Zu allen Zeiten haben Menschen ihre Träume und Hoffnungen auf Jesus projiziert. Und immer stand der Mensch Jesus diesen Projektionen entgegen.

Manche wollten in ihm einen friedfertigen, tierlieben Vegetarier sehen. Doch dann treibt er die Händler mit der Peitsche aus dem Tempel. Er sagt, der Mensch sei viel mehr wert als die süßen Vögel. Er isst - mehr als einmal - das Passalamm mit seinen Jüngern.

Andere wollten in ihm einen arischen, blonden, blauäugigen Helden sehen. Doch Jesus ist Orientale. Er ist Jude. Und er stirbt einen ehrlosen, schmachvollen Tod am Kreuz.

Jesus passt in kein Schema und entzieht sich allen Versuchen, ihn für eine Sache, eine Ideologie, einen Traum oder eine Überzeugung zu vereinnahmen. Damit macht er es einem schwer, ihn anzunehmen. Wer will etwas zu tun haben mit einem, der in kein Schema passt und alle ständig vor den Kopf stößt?

Glaube konkret

IV. „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14, 6). An Jesus kommt man nicht vorbei. So klein und unscheinbar, so --- menschlich er ist: Auf dem Weg zu Gott ist er ein riesengroßer Berg, um den man nicht herumkommt. Man muss hindurch, muss sich durchbeißen. Wie die Schlaraffen sich durch die Mauer aus Milchreis beißen müssen, ehe sie ins Schlaraffenland gelangen.

„Jesus essen“ ist also ein sehr konkretes Knacken und Kauen an der harten Nuss, die der Mensch Jesus für uns darstellt. Wer sich da nicht durchbeißt, findet nicht zu Gott.

Gott, der Himmel, das Ewige - alles das ist gebündelt in diesem einen Menschen, diesem einen orientalischen Juden aus Nazareth. Zu Lebzeiten legte er sich mit der Obrigkeit an, diskutierte mit denen, die im Glauben Bescheid wussten, und widersprach ihnen. Damit machte er sich viele Feinde - und manche Freunde. Aber auch die Freunde vergrätzte er durch seine übertriebenen Forderungen, seine Schroffheit, bis am Ende nur noch Wenige zu ihm hielten. Er provozierte so lange, bis man ihn verhaftete und ihm den Prozess machte. Sein Todesurteil wurde von den meisten als gerechte Strafe für sein anmaßendes Verhalten empfunden.

Wie kann ein Mensch eins sein mit Gott, der so war und so lebte? Wie kann Gott einen so ungehorsamen, unbotmäßigen, unangepassten, kompromisslosen Menschen auch nur dulden, geschweige denn unterstützen?

«Bleiben se Mensch!»

V. Pilatus präsentiert den Gegeißelten und mit Dornen Gekrönten dem Volk mit den Worten: „Seht den Menschen!“ (Johannes 19, 5).

Die Passionszeit lässt uns den Menschen Jesus sehen. Fragt uns, ob es wirklich Jesus ist, dem wir nachfolgen, oder ein Gebilde unserer Phantasie, eine Projektion unserer Wünsche und Träume.

Die Passionszeit lässt uns den Menschen Jesus sehen. Durch ihn sehen wir andere Menschen. Sehen seine Ohnmacht in denen, die benachteiligt, unterdrückt, als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Sehen seine Dornenkrone an denen, über die man lästert, die man mobbt, die man lächerlich oder klein macht. Wir sehen ihn um Luft ringen am Kreuz in denen, die im Sterben liegen oder die im Mittelmeer ertrinken. Wir sehen ihn bluten in den Geschlagenen und Gefolterten.

Die Passionszeit lässt uns den Menschen Jesus sehen. Dabei erkennen wir uns selbst --- als Menschen. Wir sind nicht so super, wie wir denken. Wir sind keine Helden, keine Stars - und wir müssen es auch nicht sein. Gott macht uns ihm recht. Wir werden ihm recht so, wie wir sind, wenn wir uns nicht an seine Stelle setzen, sondern Mensch sein und menschlich bleiben können. Dann kommen wir ihm nahe, dem Menschen Jesus. Wir werden eins mit ihm, wie er eins mit dem Vater ist.

Amen

Fürbittengebet

Gott, du Quelle unseres Lebens,
du hast uns ein Leben verheißen, das mehr ist als bloßes
Dasein.
Du hast uns Trost verheißen, der mehr ist als menschlicher Trost.
So kommen wir zu dir und bringen vor dich unser Gebet.
Wir rufen: Erhöre uns, Gott.

Wir bitten dich für alle,
die traurig, ängstlich und in Bedrängnis sind,
dass sie frei werden von allem Kreisen um sich selbst.
Für alle, die keine Freude in ihrem Leben mehr sehen,
dass sie ein Lichtstrahl der Hoffnung trifft.
Für alle, die durch Krankheit oder eine Behinderung
eingeschränkt sind,
dass ihnen ihr Leben nicht sinnlos erscheint.
Wir rufen: Erhöre uns, Gott.

Wir bitten dich für die Leidenden in aller Welt.
Für die Gefangenen und Verfolgten, dass sie sich wieder frei bewegen können.
Für die Hungernden und Obdachlosen, dass sie Nahrung und Wärme bekommen.
Für die Opfer der Kriege und Naturkatastrophen,
dass sie ihre Heimat zurückgewinnen oder ein neues Zuhause finden.
Wir rufen: Erhöre uns, Gott.

Wir bitten dich für uns selbst,
dass wir unsere Angst überwinden,
dass wir mutig und vertrauensvoll werden
und dir nachfolgen, damit alle Welt sich freuen kann.

Verfasser: Pfarrer Güntzel Schmidt, Linde 2, 98530 Rohr


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