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Jesus, das Brot des Lebens

von Karsten Müller (Halle /Saale)

Predigtdatum : 10.03.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Okuli
Textstelle : Johannes 6,47-51
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Wochenspruch:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12, 24)

Psalm: 84, 6 – 13

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 54, 7 – 10

Epistel: 2. Korinther 1, 3 – 7

Evangelium: Johannes 12, 20 – 26

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 91 Herr, stärke mich

Wochenlied: EG 98 oder

EG 396 Korn, das in die Erde

Jesu, meine Freude

Predigtlied: EG 223 EG 228 Das Wort geht von dem Vater aus oder Er ist das Brot, er ist der Wein

Schlusslied: EG 93 Nun gehören unsre Herzen

Kurze Hinführung:

In der Mitte der Passionszeit weist das Evangelium auf das „Weizenkorn, das erstirbt...“ hin. Das in der Erde sich aufgebende, keimende Weizenkorn bringt viel Frucht. Aus dem geernteten Korn wird Mehl, die Grundlage für das Brot.

Christus, der für das Weizenkorn steht, ist auch das Brot des Lebens, um das es im Predigttext geht. Durch die Feier des Abendmahls mit Brot und Wein ist uns dieser Christus bis heute in diesen Zeichen gegenwärtig. Aber auch und vor allem durch sein Wort spricht er uns immer wieder neu an.

Liebe Gemeinde,

was brauchen wir zum Leben? Nach dem ersten Satz unseres Predigttextes müsste die Antwort lauten: Wir brauchen den Glauben zum Leben. Das klingt gut, in der Kirche am Sonntag sowieso. Wer von uns wollte widersprechen? Was brauchen wir zum Leben? Den Glauben!

Schon draußen auf der Straße würde diese Antwort Stirnrunzeln und Kopfschütteln erzeugen. Bei den lebensnotwendigen Dingen gehört der Glaube wahrscheinlich bei vielen Zeitgenossen nicht zu den zehn wichtigsten Dingen. „Vor allen Dingen Gesundheit!“, wünschen wir uns häufig.

Natürlich, die Gesundheit ist ein hohes Gut, zweifelsohne. Aber ob sie das Wichtigste ist, darüber lässt sich streiten. Streiten lässt sich auch darüber, ob aus dem ersten Satz unseres Predigttextes abzuleiten ist: Der Glaube sei das Wichtigste im Leben.

Vielleicht ist die Frage auch falsch gestellt: Was ist das wichtigste im Leben? Die Frage: Was brauchen wir zum Leben? lässt das ja offen. Was ich heute im Leben brauche, kann morgen unwichtig sein und umgekehrt. Wenn ich gesund bin, brauche ich keine Medikamente, wenn ich im Arbeitsleben stehe, ist der Terminkalender wichtig. Bei

Kindern sollte er noch keine Rolle spielen. Bei Senioren sollte er keine mehr spielen. Da gibt es größere Freiräume, die Zeit zu gestalten.

Dass wir verschiedene Dinge zum Leben brachen, wird auch in dem ganzen 6. Kapitel des Johannesevangeliums sichtbar. Natürlich: Für Menschen wie uns, die wir am Sonntag in der Kirche zum Gottesdienst zusammen kommen, ist der Glaube im Leben etwas Wichtiges. Wir wollen auf Gottes Wort hören, aus ihm Kraft schöpfen für die Herausforderungen des Alltags.

Aber was würde das alles nützen, wenn der Magen knurrt. Glücklicherweise können sich bei uns nur noch die Älteren daran erinnern, wie das war mit dem Hungern nach dem Krieg. Für viele Menschen ist die Sorge um das Brot, das eine Stück Brot zum Überleben eine Hauptsorge.

In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts schrieb Bertolt Brecht den Text für das so genannte „Einheitsfrontlied“, in dem die Sorge um das Essen in den Mittelpunkt rückt:

„Und weil der Mensch ein Mensch ist,

Drum braucht er was zum Essen, bitte sehr!

Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,

Das schafft kein Essen her.“

Heute ist es schwer vorstellbar, dass in der großen Krise damals Arbeitslosigkeit auch mit Hunger einhergehen konnte. Liegt es vor dem nach wie vor existierenden Hunger in der Welt nicht nahe, zu sagen: Zum Leben brauchen wir vor allem Brot?

Man kann das „Brot“ hier umfassend verstehen, so wie es Luther schon im Kleinen Katechismus zur vierten Bitte des Vaterunsers verstanden hat: „Alles, was Not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trin-ken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung,

gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.“

Die umfassende Sorge um das Brot ist keine Nebensache, die man gering reden könnte. Natürlich lebt der Mensch nicht nur vom Brot allein, aber ohne Brot lebt er eben auch nicht.

Jesus wusste das. Die Menschen, die ihm nachfolgen, brauchen auch Brot zum Essen. Damit beginnt das Kapitel, aus dem unser Predigtabschnitt entnommen ist. Das Brotwunder ist ganz materiell: Fünftausend Menschen werden satt von Brot und Fisch.

Wir wissen aber auch: So sehr das Brot aus Mehl und Hefe ein wichtiges Lebensmittel ist, es rettet uns nicht von Tod. Selbst das lebenserhaltende Brot, das Gott seinem Volk nach der Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei schickt, rettet nicht vom Tod. „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben“, sagt Jesus den Menschen, die sich um ihn versammeln.

Was brauchen wir zum Leben? Was ist wirklich wichtig? Was trägt? Diese Fragen stehen wieder im Raum, wenn wir merken, dass die Versorgung mit Brot, mit Medizin, mit Betreuung letztlich nicht das Leben retten kann.

In unser Fragen hinein fällt eine Aussage von Jesus, die merkwürdig ist. Sie lässt aufhorchen: „Ich bin das Brot des Lebens“, sagt er.

Er meint das ganz ernst: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“

Wir bitten Gott: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Hier spricht einer davon, dass er sich selbst als Brot gibt. Dieses Brot soll dann auch noch ein Leben in Ewigkeit schaffen. Wie soll man das verstehen? „Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh. 6,52) fragen einige der Zuhörer von Jesus.

Leben kann nicht entstehen, wenn Menschen nur auf sich bezogen sind. Die Liebe zweier Menschen bringt neues Leben hervor. In unserer Gesellschaft ist das mittlerweile zum Problem geworden: Weil viele Menschen sich Sorgen um den Beruf, die Finanzen, ihre Freiräume machen, gibt es zu wenige Kinder.

Wenn schon irdisches Leben nicht möglich ist ohne den Einsatz von Menschen, den Einsatz von Kraft, Liebe, Geld, Mut – wie soll dann ewiges Leben möglich werden? Vielleicht glauben ja auch deshalb so wenige Menschen an das ewige Leben, weil ihnen schon das irdische zu belastet erscheint.

Wir sehen die Möglichkeit des Lebens oft unter den Voraussetzungen, die wir zum Leben brauchen. Das tägliche Brot ob nun im engeren Sinn oder in der Art, wie es Luther im Katechismus versteht, gehört dazu. Ohne diese Voraussetzungen ist Leben nicht möglich. Das ist unsere geläufige Vorstellung.

Aber hier wird etwas ganz anderes gesagt: Leben wird möglich nicht unter Voraussetzungen, in denen wir etwas bekommen, sondern: Leben wird möglich, wenn etwas gegeben wird.

Wenn Jesus hier vom Brot spricht, dann geht es nicht um ein Stückchen Brot, das ich von meinem Reichtum abgebe. Der andere soll auch noch was auf seinem Weg haben. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“. Er sagt damit: Ich gebe mich selbst. Ich gebe mich ganz.

Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“ Und die Umstehenden fragen: „Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?“

Das ist in der Tat schwer zu verstehen. Wie kann der Tod eines Menschen vor 2000 Jahren etwas mit mir zu tun haben?

Noch schwerer, als diese Frage zu beantworten, ist es vielleicht, das auszuhalten: Jemand schenkt uns etwas, das wir, anders als zu Weihnachten oder zum Geburtstag nicht mit einem eigenen Geschenk ausgleichen können.

Vielleicht ist ein Stück der Wahrheit und Tiefe des Brotwortes von Jesus beim Abendmahl spürbar. Vor außen betrachtet stehen Menschen um den Altar und essen und trinken. Was sie da essen und trinken ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Satt wird man nicht. Abendmahl ist kein Abendbrot.

Aber die Teilnehmenden spüren: Hier geht es um mehr als um essen und trinken. Es geht um Gemeinschaft – untereinander und auch über die versammelte Gruppe hinaus. Es geht um eine Kraft, die nicht in den Elementen stecken kann.

Manchem wird der Satz vom Leib, der für dich gegeben wurde, dann ganz lebendig. Christus ist da, so gewiss Brot und Wein da sind.

Das geht einem nicht immer beim Abendmahl auf – aber manchmal, da wird es ganz lebendig. Das Brot, das ich esse, das ist das Brot des Lebens. Das ist Christus, der mit mir auf dem Weg ist.

Diese Momente sollen wir uns einprägen in unseren Kopf und in unser Herz, damit wir sie haben als Wegzehrung, wenn das Brot knapp zu werden droht. Christus ist mit uns auf dem Weg, er ist der Weg, er ist das Brot des Lebens.

Amen

Verfasser: Pfarrer Karsten Müller

Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf


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