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Jesus, das Brot des Lebens

von Volkhard Guth (Rüsselsheim)

Predigtdatum : 14.03.2010
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Okuli
Textstelle : 2. Korinther 1,3-7
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Wochenspruch:

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12, 24)

Psalm: 84, 6 – 13

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 54, 7 – 10
Epistel:
2. Korinther 1, 3 – 7
Evangelium:
Johannes 12, 20 – 26

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 546
Wer leben will wie Gott
Wochenlied:
EG 396
Jesu, meine Freude
Predigtlied:
EG 398
In dir ist Freude
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil.

Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben. ( 2. Korinther 1, 3-7)

Liebe Gemeinde,

Trost – kommt in unserem Alltag nicht wirklich häufig vor. Und wo das Wort vorkommt, hat es eher einen negativen Beigeschmack: Trostpreis – Trostpflaster - trostlos- Vertröstung - nicht ganz bei Trost sein - sich über etwas hinwegtrösten.

Wer ist schon gerne trostbedürftig? Erinnern Sie sich, ob Sie jemand getröstet hat? Fällt Ihnen eine Situation ein, in der Sie jemand getröstet haben? Leisten wir es uns, nach Trost zu suchen? Können wir zu-geben, nicht "bei Trost zu sein" sondern Trost zu brauchen?

Kinder können das.

Aber wir Erwachsenen? Wir haben es sehr viel schwerer, uns und anderen einzugestehen, dass wir des Trostes bedürfen. Wir tun uns schwer, anderen zu sagen, wenn es uns schlecht geht. Es ist fast peinlich, andere Menschen zu brauchen. Und so bleiben wir nicht selten ungetröstet. Bleiben allein mit unserem Wunsch, jemand möge uns doch in den Arm nehmen, uns zuhören und unsere Tränen abwischen.

Im Gegenteil: Es gibt unter uns Erwachsenen Wendungen, die eher trostlos sind; Wendungen, die eher die Verlegenheit des Trösters widerspiegeln als einen Trostsuchenden zu trösten. Hilflose Beispiele der Trostlosigkeit sind das: „Das wird schon wieder!“, „Die Zeit heilt alle Wunden!“, „Es ist doch das Beste so gewesen!“, „Ich kann mir gut vorstellen, wie Dir zumute ist.“

Falscher Trost, weil er die Trübsal nicht gelten lässt. Falscher Trost auch, weil er von oben herab gespendet wird. Trost muss freilich von außen kommen, aber wenn von oben herab kommt, dann ist jeder Trost trostlos:

Für Paulus ist es keine Frage, dass er und seine Glaubensgeschwister trostbedürftig sind. Wir sind eine Trostgemeinschaft, schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth, die davon lebt, von Gott Trost zu empfangen und andere zu trösten.

Wie ein roter Faden zieht sich die Rede vom Trost durch diesen Abschnitt aus dem Anfang des 2. Briefes an die Gemeinde in Korinth.
Er schreibt: "Gelobt sei der Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir trösten können, die da sind in allerlei Trübsal mit dem Trost, mit dem wir selbst getröstet werden von Gott."

Gott tröstet uns, damit wir andere trösten können.
Die Christen in Korinth - das weiß er - mögen solche Töne nicht. Trübsal und Trost sind für sie nicht das, was sie mit und in ihrem Glauben suchen. Sie wollen eine strahlende, starke Religion, die in der Konkurrenz mit anderen Religionen in der Hafenstadt gut dasteht.

Sie wollen einen starken Apostel. Sie hätten ihren Paulus gern strahlender gehabt, nicht als jemand, der so offen von seinen Schwächen und seiner Trostbedürftigkeit spricht. Trübsal blasen, wollen sie nicht.

Sie wollten lieber vom auferstandenen Christus hören als von seinen Leiden und seinem Kreuz. Sie möchten auch nicht an ihre eigenen Schwächen und Bedürftigkeiten, an ihre Trübsal erinnert werden. Das bringt der Alltag ja ohnehin schon mit sich.

An diesem Punkt setzt sich Paulus mit den Korinthern leidenschaftlich auseinander. Der 2. Korintherbrief ist ganz davon geprägt. Der Trost, den wir nötig haben, Trost, der wirklich tröstet, schreibt er, kommt nur von dem, der selbst durch Leiden und Tod hindurchgegangen ist. Trost ist billiger nicht zu haben:
"Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus".

Paulus weiß um die Brüchigkeiten des Lebens. Er hat selbst immer wieder bitter erfahren müssen, wie bedroht von außen und von innen sein Leben war:

Eine Gerichtsverhandlung, in der er dachte, das Todesurteil würde vollstreckt [1,8-11]; Vorwürfe gegen ihn, er handle unwahrhaftig [1,12-24]; jemand, der ihm offen widersprochen und ihn beleidigt hat [2,5-11]; der Vorwurf, seine Predigten seien schwach und kläglich - ganz im Gegensatz zu seinen Briefen) [10,10]; eine Krankheit, die wie ein Pfahl im Fleisch steckt, Schmerzen wie Schläge von einer üblen Macht, weder durch Heilkunst noch durch das Flehen zu Gott waren sie zu mildern [12,7-8] .

Paulus kennt also die dunklen Abgründe, die Zweifel und Hoffnungslosigkeit. Und jeder, der solche Situationen kennt, weiß, dass dann billige Kopf-Hoch-Parolen nicht helfen.

Trösten kann dann nur, wer selbst um seine Trostbedürftigkeit weiß und sich trösten lässt.

Einer oder eine, die weitergibt, was er und sie selbst empfangen hat. Wer geben will ohne zu empfangen, kann nicht wirklich trösten.
Tröstlicher Trost geschieht, wo jemand etwas weitergibt, von dem er selbst lebt, was er selbst erlebt hat.

Das setzt voraus, dass ich das eigene Leiden nicht verdränge. Dass ich vor den dunklen Seiten des Lebens nicht davonlaufe. Im eigenen Lebensumfeld der Abschied von einem Menschen, eine Beerdigung; zerbrechende Beziehungen, Krankheit, Ärger im Beruf, Streit in der Familie, Sorgen um den und jenen; Trübsal, weil ich mich selbst nicht leiden kann ...

Trösten und getröstet werden. Verstehen und verstanden werden. Leid mitteilen und teilen. Wo das gelingt, werden Zeichen gesetzt, die Kraft haben und ausstrahlen. Wir brauchen solche Zeichen.

Die ursprüngliche Wortbedeutung des Wortes "Trost" meint etwas ganz Handfestes und Brauchbares: Festigkeit, Sicherheit, Vertrag, Bündnis, Treue. Trösten heißt soviel wie eine Bürgschaft leisten. Wer tröstet, stellt sich persönlich zur Verfügung. Er will ein zuverlässiger Partner sein in schweren Situationen. Und wer sagt, dass er Trost braucht, ruft nach jemandem, der ihm zuverlässig zur Seite steht.

„Ich will dich trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ - so verspricht es Gott, den Paulus den Gott allen Trostes nennt.
Das Bild ruft in mir alte Erfahrungen an die Kindheit wach und es weckt die Sehnsucht, auch in schweren Zeiten einen Arm zu haben, der mich auf- und annimmt.

Der Gott alles Trostes verspricht, mit seinem Trost für uns da zu sein. Das ist ein Urbild aus dem Anfang unseres Lebens, das uns gezeichnet wird.

Und dieser Gott ist der Vater Jesu Christ. Der hat mit seinem Leiden und Sterben alle Tiefen der Trostlosigkeit durchlebt und durchlitten hat.

„Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.“

Gemeint ist: Unsere Trübsal und all unsere Bedrängnis können wir verstehen in der Gemeinschaft mit Christus. Christus und in ihm Gott weiß, was Trübsal und Leiden bedeuten! Christus hat es selbst erlebt! Reichlich!

Gott ist unser Leiden nicht fremd, er kennt und hört unsere Klage, hat selbst menschlich Leid erlitten, ist nahe den geschundenen Herzen. Die Gemeinschaft im Leiden ist deshalb auch die Gemeinschaft im Trost: „so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus“.

Wer recht getröstet ist, der kann auch singen. Das Wochenlied haben wir gesungen. Tröstlich ist es, weil es geradezu programmatisch von der Gemeinschaft mit Christus spricht: „Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier ...“. Bang ist das Herz „und verlangt nach dir!“ [EG 396]

So getröstet gehen wir auch in diesem Jahr wieder durch die Passionszeit, die uns vor Augen führt:
Wir können unser Leid ansehen, der Wirklichkeit ins Gesicht sehen. Und dabei hilft der Blick auf den gekreuzigten Christus. Und mit dem Blick auf ihn können wir sogar noch mehr sagen:
Der Tod hat nicht das letzte Wort, denn auf die Passionszeit und Karfreitag folgt Ostern und die Auferstehung.
"In dir ist Freude, in allem Leide" heißt es in dem Lied, das wir gleich singen wollen. [EG 398]
Es ist unsere ureigenste christliche Hoffnung, die angelegt ist mitten in der tiefsten Verzweiflung.
Ein Trost, den Gott selbst gegeben hat und uns im Leben und im Sterben immer wieder neu gibt: Ostern kommt, auch in diesem Jahr.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Verfasser: Pfarrer Volkhard Guth, Böllerseeplatz 13, 65428 Rüsselsheim

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