Wochenspruch: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)
Psalm: 8,2-10 (EG 705)
Reihe I: Josua 1,1-9
Reihe II: Johannes 14,1-6
Reihe III: Philipper 4,10-13(14-20)
Reihe IV: Sprüche 16,(1-8)9
Reihe V: Lukas 4,16-21
Reihe VI: Jakobus 4,13-15
Eingangslied: EG 62, 1.3.4 Jesus soll die Losung sein
Tageslied: EG 64, 1-6 Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied: EG 64, 1.4.7 Der du die Zeit in Händen hast oder EG 370, 1-3.5 Warum sollt ich mich denn grämen?
Schlusslied: EG 58, 1.6.12-15 Nun laßt uns gehen und treten
10 Ich bin aber hocherfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen; ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat’s nicht zugelassen.
11 Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie’s mir auch geht.
12 Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden;
13 ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
(14 Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr meine Bedrängnis geteilt habt.
15 Denn ihr Philipper wisst auch, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Makedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein.
16 Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal.
17 Nicht, dass ich das Geschenk suche, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird.
18 Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.
19 Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.
20 Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.)
Diese Predigt wurde schon vor Monaten verfasst. Sehr wichtige aktuelle Entwicklungen, z. B. in der Politik oder bei der Bekämpfung der Sars-CoV2-Pandemie sollten gerade an einem Tag wie Neujahr möglichst noch einfließen.
Hingabe und Vertrauen
Von Träumen und der Realität – in diesem Jahr, in diesem Leben
Liebe Gemeinde,
es war einmal ein junger Mann, den sein Vater von den Macht- und Geldgeschäften fernhielt. Und so verbrachte er seine Zeit mit Träumen. Im Sommer lag er auf einer grünen Wiese mit schönen Blumen und träumte von einem großen prachtvollen Haus. im Winter saß er in einem kleinen Zimmer und träumte davon, selbst ein großer angesehener Mann zu sein.
Dann starb sein Vater. Und der junge Mann übernahm Geschäft und Macht, saß in einer großen prachtvollen Villa und träumte in jeder freien Minute von grünen Wiesen mit schönen Blumen. Er war ein angesehener Mann und träumte davon, als einfacher Junge in einem stillen Zimmer sitzen zu können.
Kleine Pause
[Hinweis: Die Geschichte zum Einstieg ist natürlich veränder- oder ganz austauschbar. Es geht darum, dass Menschen sich immer das wünschen, was sie nicht haben.]
Ja, ich fürchte, so sind wir. So sind wohl die meisten Menschen: Wir träumen immer wieder gern von dem, was wir nicht haben. Und sind unzufrieden mit dem, was wir haben.
Es soll auch Menschen geben, die träumen von etwas, von dem nur sie glauben, es nicht zu haben, und erkennen nicht, dass sie mit ihrem Streben genau das Gegenteil dessen erreichen, was sie doch so sehr wollen. Beispiele dafür gibt es genug unter uns, in Gesellschaft und Politik, aber auch in der Kirche.
[Hinweis: Hier ist Platz für konkrete Beispiele, ggf. und gerade auch mit lokalem Bezug.]
Kleine Pause
Wie ist das mit Ihnen – so am Anfang dieses neuen Jahres 2021? Wovon träumen Sie? Oder haben Sie das Träumen und Wünschen gar schon aufgegeben?
Ich nehme an, viele Menschen träumen an diesem Neujahrstag von einer Rückkehr zur Normalität, einem Ende der Pandemie und deren Folgen. Aber wollen wir wirklich zurück zur alten Normalität? Wollen wir wirklich wieder so leben, so Ich-bezogen? Wollen wir wirklich wieder alles dem Diktat der Wirtschaft, des Geldes und auch der schnellen Lustbefriedigung unterordnen?
Manche träumen von einer neuen Normalität. Sie träumen davon, zwar ohne Ansteckungsängste und Schutzmaßnahmen zu leben, aber doch anders als früher. Sie träumen von einer gerechteren Welt- und Gesellschaftsordnung. Sie träumen davon, dass wir auf unser Verhalten achten – im Umgang mit anderen Menschen, aber auch im Umgang mit der Umwelt, unserer Erde. Sie träumen davon, dass in Politik und Gesellschaft wieder das Wohlergehen der Menschen höchste Priorität hat. Leere Träume?
Ist es nicht so, dass Träume immer leer bleiben, wenn wir nichts dafür tun, dass sie Realität werden können?
Warum tun wir es dann nicht? Warten wir darauf, dass irgendwer ein Signal gibt: Ab jetzt wird alles anders!? Das ist doch selbst schon wieder an der Realität vorbei! Die Realität aber ist: Jeder von uns kann jetzt schon anfangen, sich anders zu verhalten – Corona hin oder her.
Wir haben es doch selbst bewiesen oder haben es bewiesen bekommen: Gerade in der Anfangsphase der Pandemie hierzulande, im Frühjahr des nunmehr vergangenen Jahres boten viele – mit einer Gruppe zusammen oder allein – Hilfe für besonders gefährdete Menschen an, etwa, um für diese Menschen einkaufen zu gehen.
[Hinweis: Auch hier und im folgenden Absatz ist Platz für konkrete Beispiele, gerade auch mit lokalem Bezug.]
Und in vielen Gemeinden entstanden – oft in erfreulicher ökumenischer Zusammenarbeit – phantasievolle Wege, Menschen mit Gottes Nachricht zu erreichen, mit seiner über allem Übel stehenden, frohen Botschaft, dem Evangelium.
Kleine Pause
Einer der ersten Weiterträger der frohen Botschaft war bekanntlich der Apostel Paulus. Den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche, wie er selbst es nannte, fand er immer neue Wege, Gottes frohe Botschaft in die Welt zu tragen.
Und er hatte es gewiss nicht leicht damals. Er war krank, wurde geschlagen und ins Gefängnis geworfen, zuletzt gar hingerichtet.
Er machte es sich aber auch nicht leicht. Er nahm weite Reisen auf sich. Und da er nicht wie andere Wanderprediger von Spenden leben wollte, behielt er seinen Beruf als Zeltmacher und übte ihn aus. Wo er hinkam auf seinen Reisen, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt so gut wie möglich mit seinem Handwerk. Und predigte in seiner Freizeit.
Nicht an allen Stationen seiner ausgedehnten Reisen funktionierte das gleichermaßen gut. So wird er vielleicht zeitweise schon mal gut bei Kasse gewesen sein. Oft genug aber musste er vermutlich von der Hand in den Mund leben. Wie er selbst schreibt: „… mir ist alles und jedes vertraut: beides: satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden.“
Eines aber war Paulus nicht. Er hatte Visionen, aber er war kein Träumer, seine Träume jedenfalls blieben keine Luftschlösser. Träume, die er hatte, waren dazu da, in die Wirklichkeit umgesetzt zu werden.
Paulus strebte nicht nach höheren Ämtern, nach Macht und Geld. Er hatte gelernt, sich „genügen zu lassen, wie’s [ihm] auch geht.“
Vielmehr hatte er seit seinem Damaskus-Erlebnis ein klares Ziel, eine Triebfeder für sein Handeln: Er wollte den Willen Gottes erfüllen, dass möglichst alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, wie er an seinen Mitarbeiter Timotheus schreibt. Er wollte, dass möglichst alle erkennen, was er da vor Damaskus gezeigt bekam. Er wollte, dass die Menschen Jesus als den Sohn Gottes erkennen, der sie alle durch sein Leben, Sterben und Auferstehen vor dem Tod gerettet hat.
Diesem Ziel ordnete er alles unter. Körperliche und andere Bedürfnisse waren ihm nicht mehr wichtig, denn auf ihn wartete ja bereits die Ewigkeit. Freilich war er deswegen aber auch noch lange kein Asket. Wenn er Überfluss hatte und satt sein konnte, war das genauso gut, wie wenn er Mangel litt und hungerte.
Selbst wenn er geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurde, war das für ihn kein Drama, denn es geschah alles um der guten Sache willen. Diese gute Sache war die Weitergabe des Evangeliums, der guten Botschaft von Jesus Christus.
Sind wir heute zu solch einer Hingabe fähig? Gerade dann, wenn es um die Kirche, um unseren Glauben, die Botschaft vom Leben, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus geht? Sind wir zu paulinischer Hingabe an die Kirche und die Weitergabe unseres Glaubens bereit?
Oh, der Mensch, auch der heutige ist durchaus zu Hingabe fähig. Doch auf was richtet sich eine solche Hingabe hier in … [Ihr Ort], in Deutschland, in Europa? Wir können Hingabe beobachten bei so manch anderen Glaubensrichtungen, aber auch bei Anhängern beispielsweise einer Sportmannschaft und natürlich bei Liebenden.
„… bei Liebenden“, das ist das Stichwort. Denn Hingabe hat etwas mit Liebe zu tun. Und Paulus liebte seinen Gott – mehr als alles andere auf der Welt. Wir aber werden verlegen, wenn jemand unseren Glauben mit „Liebe“ in Verbindung bringt. Liegt es vielleicht mit daran, dass wir als Christen nur noch so wenig wahrgenommen werden? Dass unsere Kirchen leerer und immer leerer werden – von den Kassen gar nicht zu reden. Weil für uns Liebe und Glaube nichts miteinander zu tun haben?
Wer mit Liebe seiner Tätigkeit nachgeht, gleich ob seinem Beruf, seinem Hobby oder auch der Arbeit etwa in Kirche und Gemeinde, der ist bereit, etwas dafür einzusetzen: Zeit und Geld werden dann zweitrangig und auch Zurückweisung und Spott, ja Verachtung werden ertragen.
Niemand muss ja so weit gehen wie Paulus, der seine ganze Existenz einsetzte für die Sache Jesu. Niemand muss hierzulande riskieren, zu hungern oder ins Gefängnis geworfen zu werden.
Was wir uns aber abschauen können von diesem Paulus ist seine Hingabe an die Sache Jesu und sein felsenfestes Vertrauen, das er in seinem Brief an die Philipper so formuliert: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“
Ein solches Vertrauen fällt nicht vom Himmel – es muss langsam wachsen. Und es kann wachsen, wenn wir Vertrauen schenken. Am Anfang genügt nur ein wenig Vertrauen, dass für Gott – und in seinem Namen für unsere Mitmenschen – eingesetzte Zeit keine verschenkte, keine verlorene Zeit ist. Ein solches bisschen Vertrauen kann belohnt werden, durch das Gefühl, dass wir eigentlich mehr zurückbekommen haben, als wir verschenkt haben.
Gebe Gott, das daraus mehr erwächst – ein Vertrauen auf Gott, der uns alles schenken will, was wir brauchen und wann wir es brauchen.
Pause
Wovon träumen Sie zu Beginn dieses Jahres 2021? Von einer besseren Welt, einer neuen besseren Normalität – oder von einem neuen Auto oder einer Kreuzfahrt in der Karibik?
Vielleicht sind wir deshalb wie der junge Mann in der eingangs erzählten Geschichte, weil auch wir nicht mehr wissen, was wir eigentlich wollen. Es lockt so vieles, und leider verwechseln wir immer wieder Träume mit Möglichkeiten, weil uns diese Träume mit viel Geld so realistisch dargeboten werden, zum Beispiel in der Werbung. Denn die Werbung erzählt uns nicht wie ernüchternd und fruchtlos es ist, diesen leeren Träumen nachzugeben.
Doch wir können dieser Falle entkommen. Wir können uns auf eine Sache konzentrieren – ich sollte besser sagen, wir sollten uns auf eine Person konzentrieren, die uns wirklich Erfüllung schenken kann.
Lassen Sie uns in dieses neue Jahr gehen, nicht mit schönen, aber leeren Träumen und Wünschen.
Lassen Sie uns in das neue Jahr gehen mit Gott und seinem Sohn Jesus Christus und mit dem Vertrauen, dass Gott uns beschenken will mit echter Zufriedenheit, die so viel erfüllender ist als kurze Glücksmomente.
Lassen Sie uns in dieses neue Jahr gehen mit dem Wissen: Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht – durch Jesus Christus und Gott, unseren Vater und durch den Heiligen Geist.
Das walte Gott.
Amen.
Verfasser: Prädikant Karlheinz Saltzer, Germersheim, Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)
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