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Jesus geht den Weg der Gerechtigkeit und Liebe

von Iris Schmitt (Einöllen)

Predigtdatum : 14.02.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Estomihi
Textstelle : Jesaja 58,1-9a
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Wochenspruch: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lukas 18,31)

Psalm: 31,2-6.8-9.16-17

Lesungen

Reihe I: Lukas 10,38-42
Reihe II: Lukas 18,31-43
Reihe III: Jesaja 58,1-9a
Reihe IV: Markus 8,31-38
Reihe V: 1. Korinther 13,1-13
Reihe VI: Amos 5,21-24

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 166, 1-3 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 401 Liebe, die du mich zum Bilde
Predigtlied: EG+ 72 Liebe ist Leben
Schlusslied: EG 288, 5-7 Nun jauchzt dem Herren

Predigttext Jesaja 58,1-9a

1 Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!
2 Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei.
3 »Warum fasten wir und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst's nicht wissen?« Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.
4 Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll.
5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit oder seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat?
6 Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!
7 Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.
9 Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten.

Predigt

Liebe Gemeinde!

Da hat‘s Jesaja den Juden aber ganz schön gegeben! Wie konnten sie damals auch meinen, dass sie durch bestimmte Fasttage Gottes Wohlgefallen wiedererlangen würden, nachdem sie vorher so viel Mist gebaut hatten?
Als ließe sich Gott davon beeindrucken, wenn man gut in Szene gesetzt „seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet“?
Wenn man für einen Tag auf Speise und Trank verzichtet, gleichzeitig aber dieses äußere Ritual der Buße überhaupt nicht der inneren Haltung entspricht?
Weil man gleichzeitig die untergebenen Lohnarbeiter weiterhin plagt und misshandelt oder den Armen hartherzig das lebensnotwendige Almosen vorenthält.
Nein, solche scheinheiligen Krokodilstränen durchschaut Gott sofort! Eine solche „Buß-Schau“ ist eine Beleidigung des Allmächtigen.

Und wie ist das heute? Die Menschen, die sich selbst für fromm halten, haben sich doch seit damals kaum geändert, oder?
Wie viele gehen sonntags zur Kirche und sehen hinterher genauso unerlöst aus wie vorher und sind beim Empfang der Sündenvergebung innerlich so unbeteiligt wie beim Leeren ihres Hausbriefkastens!
Wie viele sogenannte Christen sind unfreundlicher und liebloser als manch anderer Zeitgenosse!
Nein, Gott hat kein Gefallen an solcher „Frömmigkeit“, wenn sie mit „Berechnung“ geschieht und nicht von Herzen kommt!

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“
Wenn wir länger darüber nachdenken würden, dann würde uns gewiss noch eine ganze Reihe von Menschen einfallen, denen es Jesaja hier gegeben hat – Menschen in der Nähe und in der Ferne, Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart.
Aber wir sollten vorsichtig sein. Wenn wir dieses kräftige Prophetenwort anderen entgegenschleudern, dann kann es sehr leicht wie ein Bumerang zurückkehren.
Wie war doch gleich das Wort Jesu mit dem Splitter und dem Balken?
„Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Matth. 7,3)

Wie stimmt unser Alltagsleben überein mit dem, was wir in der Kirche hören und bekennen?
Jesaja klagt an: „Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein.“
Die Faust muss ja nicht immer aus Fleisch und Blut bestehen. Worte können manchmal noch mehr verletzen. Keiner von uns ist davor gefeit.
Gott sagt durch Jesaja: „Das ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst; reiß jedes Joch weg!“
Ein Joch ist ein schweres Gestell, das Ochsen aufgelegt wird, damit sie einem Wagen oder einen Pflug ziehen. Im übertragenen Sinn werden wir immer wieder schuldig, weil wir unseren Mitmenschen Joche auflegen – in der eigenen Familie, im Freundeskreis, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Nachbarschaft.
Keiner, der einmal darüber nachzudenken beginnt, kann sich Jesajas Anklage entziehen. Und wer wollte schon von sich behaupten, er bräche dem Hungrigen immer genug von seinem Brot ab?

Wir müssen also erkennen: Wenn wir dieses Prophetenwort ernst nehmen, dann betrifft und trifft es uns genauso wie die Menschen zur Zeit des Jesaja. Wir können uns nicht behaglich zurücklehnen und es andern vorhalten. Es betrifft und trifft auch uns – heute und ganz aktuell.
Einen kleinen, aber wichtigen Unterschied gibt es allerdings doch – von damals zu heute.
Für uns Christen hat sich das Gesetz erfüllt – in Jesus von Nazareth!
Im Leben Jesu war Fasten und Barmherzigkeit, Liebe und Gottesdienst eine derart wunderbare und vollkommene Einheit, dass er als Einziger diesem Prophetenwort gerecht geworden ist.
Die Schuld aller anderen Menschen aber, auch unsere Schuld, hat Jesus auf sich genommen, sodass wir im Glauben Zuflucht bei ihm finden und wissen dürfen
Nun hat Gott Wohlgefallen an uns – aber nicht, weil wir dem Gesetz gehorsam waren, sondern weil wir Jesus gehorsam sind und ihm vertrauen, ihm nachfolgen, mit all unseren Stärken und Schwächen.

„Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen.“
Wenn wir diese frohe Botschaft zu Herzen nehmen, geschieht zweierlei.
Erstens können wir nicht mehr uns oder andere mit Gesetzesworten wie diesem verurteilen. Wenn wir mit der Vergebung ernst machen, dürfen wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen und ihr Christsein in Frage stellen. Das Christsein steht und fällt ja nicht nur mit dem, was wir tun, sondern damit, ob wir annehmen, was Christus für uns getan hat.
Zweitens können wir sagen, dass wir die wahre Liebe nun eigentlich erst kennengelernt haben. Größere Liebe bekommen wir nirgendwo anders vorgelebt als in den Worten und Taten Jesu.
Und weil wir nun die Liebe so kennen, werden wir fähig, selbst zu lieben
Wir fangen an, aus Liebe zu Gott zu „fasten“, nämlich innerhalb und außerhalb des Gottesdienstes die Gemeinschaft mit Gott zu leben.
Wir fangen an, aus Liebe zum Mitmenschen auch mal auf unseren eigenen Vorteil zu verzichten, Joche zu zerbrechen und Bedürftigen das zu geben, was sie nötig haben.

Nur der Mensch kann lieben, der selbst Liebe empfangen hat.
Gottes „Wohlgefallen“, seine Liebe wird uns durch Jesus Christus frei und umsonst geschenkt.
Nehmen wir diese Liebe an und teilen sie immer wieder – uns und Gott zum Wohlsein und Wohlgefallen.
Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Iris Schmitt, Schulstraße 13, 67700 Niederkirchen


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