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Jesus ist auferstanden

von Marc Reusch (Mexiko-Stadt)

Predigtdatum : 18.04.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Ostermontag
Textstelle : Jona 2,(1-2)3-10(11)
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Wochenspruch: Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)

Psalm: 118,14-24

Lesungen

Reihe I: Jesaja 25,6-9
Reihe II: Lukas 24,36-45
Reihe III: Offenbarung 5,6-14
Reihe IV: Jona 2,(1-2)3-10(11)
Reihe V: Lukas 24,13-35
Reihe VI: 1. Korinther 15,50-58

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 116 Er ist erstanden, Halleluja!
Wochenlied: EG 209 Ich möchte, daß einer mit mir geht
Predigtlied: EG 98 Korn, das in die Erde
Schlusslied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein

Predigttext: Jona 2,(1-2)3-10(11)

(1 Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe des Fisches)
3 und sprach: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme. 4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, 5 dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen. 6 Wasser umgaben mich bis an die Kehle, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 7 Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 8 Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel. 9 Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. 10 Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen. Hilfe ist bei dem HERRN.
(11 Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.)

Predigt

„Mir steht das Wasser bis zum Hals“.

Menschen im Ahrtal haben das tatsächlich erlebt. Bei der Flut im Juli 2021. In diesem so idyllischen Landstrich. Als innerhalb kürzester Zeit Wassermassen in ihre Häuser drangen, das Erdgeschoss fluteten und oft noch höher gelangten. Die das gerade so überlebt haben, durch eine beherzte Flucht oder weil Nachbarn rechtzeitig da waren und sie rausgezogen haben. Gerade noch. Im letzten Moment.

Als das Wasser abgeflossen war, packten viele mit an. Schlamm ausschippen, die verrotteten Möbel raus schaffen, Entsorgen, was verdorben war. Zunächst ein unbändiger Tatendrang, Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit, Zuversicht, Gemeinsinn, Solidarität: Wir packen das. Aber, je länger die Zeit sich ausdehnte, und die Menschen ahnten, dass nicht alles so schnell wieder werden würde, ins Laufen käme, da sickerte allmählich ins Bewusstsein, was tatsächlich passiert war. Wie lange das noch dauern würde, welchen Verlust man tatsächlich erlitten hat. Was alles anders ist als gedacht und erträumt. Und es kam zurück, das Gefühl, „mir steht das Wasser bis zum Hals“.

Ich kenne das. Dass mir das Wasser bis zum Hals reicht. Auch wenn es keine wirklichen Wasserfluten sind, die das Gefühl auslösen. Sondern andere Wellen, die mich spüren lassen: Ein wenig mehr, ein klein wenig nur noch, dann ist es zu viel, dann ist es vorbei. Dann geht es nicht mehr.

Wenn alles gleichzeitig kommt. Eine schwere Krankheit, ganz unvermittelt. Finanzielle Schwierigkeiten, Überschuldung, Schwierigkeiten mit den Kindern, in der Beziehung, der Ehe. (gerne hier weiteres oder anderes aufzählen). Und oft in unheilvoller Kombination. Alles auf einmal.

Mir fällt vieles ein, was dieses Gefühl des Ertrinkens auslösen kann. Und man erstarrt, kann sich nicht mehr bewegen. „Frozen“. Eingesperrt in seiner Angst, dem verzweifelten Rudern, das alles nur noch schlimmer macht, weil in all dem Chaos, auch noch die Kräfte schwinden.

„Mir steht das Wasser bis zum Hals!“

Ob der Satz seinen Ursprung bei Jona hat, ich weiß es nicht. Aber, das Gefühl jedenfalls, das kennt Jona, ohne Frage. Er, im Bauch des großen Fisches, gefangen, inmitten der Fluten, seiner Ziele beraubt, seiner Freiheit, der Möglichkeit, selbst zu entscheiden. Eingesperrt. Am Ende:

„Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst,
und er antwortete mir.
Ich schrie aus dem Rachen des Todes,
und du hörtest meine Stimme.
Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,
dass die Fluten mich umgaben.
Alle deine Wogen und Wellen
gingen über mich,
dass ich dachte,
ich wäre von deinen Augen verstoßen,
ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.
Wasser umgaben mich bis an die Kehle,
die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt.
Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,
der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich.
Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt,
Herr, mein Gott!
Als meine Seele in mir verzagte,
gedachte ich an den Herrn,
und mein Gebet kam zu dir
in deinen heiligen Tempel.
Die sich halten an das Nichtige,
verlassen ihre Gnade.
Ich aber will mit Dank
dir Opfer bringen.
Meine Gelübde will ich erfüllen.
Hilfe ist bei dem Herrn.“

„Wasser umgaben mich bis an die Kehle.“ Ganz tief. Unten. Am Ende.

Aber auch: „Als meine Seele verzagte, gedachte ich an den Herrn“. Als alles aus ist und vorbei, erinnert Jona sich an den, dem er eigentlich entfliehen wollte. Dessen Auftrag er ausweichen wollte.

Als es scheinbar zu Ende ist, alles aus und vorbei, kommt die Erinnerung.

(eigenes Beispiel, ähnlich wie dieses) Ich erinnere mich gut: Es war auf unserer Hochzeitsreise. An einem menschenleeren Strand in Brasilien. Kein Mensch weit und breit. Wir sind ins Wasser, es schien ruhig und klar. Als wir ein Stück draußen waren, spürten wir plötzlich, wie wir abgetrieben wurden. Immer weiter, und weg vom Strand. Wir haben es zunächst mit Kraft versucht, gegen die Strömung an zu schwimmen. Aber, vergeblich. Und als wir schon dachten, dass wir es nicht mehr schaffen, und niemand uns zu Hilfe kommen könnte, habe ich mich erinnert. Dass man sich oben auf legen soll, auf das Wasser, mit der Strömung und mit leichten Bewegungen doch die Richtung beeinflussen. Ich bin heute noch erstaunt, wie ruhig ich plötzlich war. Und es ist gelungen. Weit ab vom Ausgangspunkt sind wir wieder an Land gekommen, Entkräftet, aber froh. Ganz anders als geplant, woanders als gedacht. Aber, geschafft.

„Mir steht das Wasser bis zum Hals.“

Eine Erfahrung, die wir kennen. Die Teil des Lebens ist. Nicht immer so unmittelbar und direkt, wie damals für die Menschen im Ahrtal. Aber, auch unabhängig von Regen und Fluten: Die eigene Situation ist scheinbar aussichtslos, alles zu viel, aus und vorbei.

Doch die Erinnerung hilft. Hilft Jona. Sein Weg wird ein anderer. Die geplante Flucht scheitert, doch er lebt. Lebt weiter, bekommt wieder Boden unter die Füße, geht seinen Weg. Als alles zu Ende schien, das Wasser ihm bis zur Kehle reichte, hat die Erinnerung getragen.

An das Erlernte. An das, was schon einmal geholfen hat. An, die eigene Stärke. An eine, die es auch geschafft hat. An einen, der da ist, wenn man ihn braucht.

Die Erfahrung von Jona. Das Erleben von Ostern.

Amen

Verfasser: Marc Reusch, Hannover


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