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Jesus und die Frau aus Samarien

von Ludwig Burgdörfer (Landau in der Pfalz)

Predigtdatum : 29.05.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstmontag
Textstelle : Johannes 4,19-26
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Wochenspruch: "Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth." (Sacharja 4,6)

Psalm: 118,24-29

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Reihe I: Matthäus 16,13-19
Reihe II: Johannes 20,19-23
Reihe III: 1. Korinther 12,4-11
Reihe IV: 4. Mose 11,11-12.14-17.24-25(26-30)
Reihe V: Johannes 4,19-26
Reihe VI: Epheser 4,(1-6)11-15(16)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 136 O komm du Geist der Wahrheit
Wochenlied: EG 125,1 Komm Heiliger Geist, Herre Gott
Predigtlied: EG 165 Gott ist gegenwertig, EG+ 75 Wo Menschen sich vergessen
Schlusslied: EG 632 Wenn das Brot, das wir teilen

Predigttext: Johannes 4,19-26

19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir aber wissen, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. 25 Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.

Predigt

Liebe Gemeinde am Pfingstmontag!

Sind wir hier richtig?
Ist das hier der Ort, um Gott anzubeten?
Wo, um alles in der Welt, findet die rechte Suche nach IHM statt?
Sind wir hier richtig? In dieser Kirche? Bei uns?
Oder treffen sich die Leute woanders, um Gott nahe zu sein?
Welche Adresse muss ich in meine Suchmaschine des Glaubens eingeben, um da anzukommen, wo Gott zu finden ist?
Schon immer streiten sich die Menschen darum, wo Gott zu suchen und zu finden ist!
Und sie neigen ganz stark zu der Annahme:
Da wo wir sind, da ist auch der einzig wahre Platz für Gott.
So, als wäre er sozusagen mit einem festen Wohnsitz
einzig und allein unter ein ganz bestimmtes Dach gezogen
in dieser großen weiten Welt.
Und das ausgerechnet bei uns?

[Parkplatz: Hier kann Bezug genommen werden zur aktuellen Konkurrenz der verschiedenen „Anbieter“ des Glaubens vor Ort.]

So war es natürlich auch schon zu Jesu Zeiten.
Da gab es die Jerusalemer Kultgemeinde, das Epizentrum göttlicher Schwingungen im jüdischen Tempel mit der festen Überzeugung: Hier - und nur hier- ist die Mitte und das Herz der Identität des Gottesvolkes. Ganz klar. Konkurrenzlos ist das hier bei uns die erste Adresse Gottes.

Darum standen die Samaritaner mit ihrer Mischbevölkerung des ehemaligen Nordreichs für die Wahrnehmung der Jerusalemer Zentrumsgläubigen immer unter dem Verdacht,
eigentlich ungläubige Heiden zu sein.

Man ging getrennte Wege schon 200 Jahre vor Christus.
Das eigene Kultzentrum auf dem Berg Garizim als Symbol der Selbständigkeit war den mustergläubigen Juden in Jerusalem schon immer ein Dorn im Auge. Man ging sich aus dem Weg und dachte und redete schlecht voneinander.
So wie wir das heute mitunter auch noch tun, wenn es um andere Kirchen und Gemeinden geht. Und beide Seiten waren überzeugt: Nur bei uns sind wir richtig bei Gott zuhause!

Was für ein gottloses Treiben und Misstrauen und was für ein feindseliges Umgehen miteinander. Ausgerechnet wenn es um den Glauben und die Anbetung Gottes geht, vergeuden die Menschen leider (schon immer) ihre Kraft im Streit um den einzig richtigen Ort, an dem Gottes Geist wohnt. Bis heute ist der Streit der Religionen und Konfessionen eine der Hauptursache für Unfrieden und Krieg auf der Welt.

[Parkplatz für aktuelle Krisen und Regionen der Welt, in denen sich das gerade wieder abspielt.]

Wenn es nach Jesus ginge, müsste das nicht länger so sein.
Und heute wäre ein guter Tag, anzufangen, damit aufzuhören, zu behaupten: Nur bei uns hier, sind wir richtig, richtig nahe bei Gott!

Jesus überwindet wieder einmal festgefahrene Vorurteile
und schert sich nicht um eingeübte Rollen.
Er mutet denen, für die der Glaube an Gott immer ein Heimspiel zu sein hat, zu, sich in Frage zu stellen.

Wieder einmal ist Jesus im Unterwegs zuhause.
Das ist ja seine Leidenschaft als Wanderprediger.
Das ist seine Laufmasche. Er zieht mit seiner Gottsuche umher.
Er geht auf seine Art „fremd“.
Er geht weit. Weiter als die kritischen Zeitgenossen und Glaubenshüter.
Weiter als die offiziellen Repräsentanten des Glaubens.
Er überschreitet sichtbare und unsichtbare Grenzen.
Und damit provoziert er leidenschaftlich und nötigt die Leute zum Umdenken.
Er ist eben ein mitreisender Umgänger des Glaubens.
Also scheut er sich auch nicht, durch Samarien zu reisen.
Und da geht er natürlich den Menschen nicht aus dem Weg,
sondern er sucht sie auf. Zum Beispiel in der Stadt Sychar,
wo es den Jakobsbrunnen gibt.
Ein Brunnen ist ein Treffpunkt. Wasser brauchen alle. Da trifft man sich.
Und Frau auch!
Sie kommt zum Brunnen. Jesus bittet sie, Wasser für ihn zu schöpfen.
So kommen sie ins Gespräch. Wunderbar.
Schnell geht es um mehr als nur um Wasser.
Es geht ums Leben, ums Überleben und um das ewige Leben, um Biographie und Vergangenheit.
Und Jesus outet sich da schnell als Lebensberater und Menschenfreund.

[Parkplatz: Wer möchte, kann hier gerne näher auf den Kontext der Verse 1-18 eingehen.]

Und schon kommt es zur Gretchenfrage:
Wie hältst Du es denn mit der rechten Region, der Frage nach dem rechten Ort zum Beten?

Die Frau verweist auf ihre Tradition, die außerhalb Jerusalems liegt.
Jesus betont das Urheberrecht Jerusalems zwar, geht aber schnell dazu über, die Enge einer insularen Gottesnähe zu überschreiten.
Er macht deutlich: Gott ist grenzenlos da und dort.
Er ist nicht nur lokal, sondern global und überall!

Jesus beantwortet ein für alle Mal die leidige Frage nach dem rechten Ort der Gottesverehrung. Und zwar so:
Die Suche nach ihm und die Gemeinschaft der Gläubigen ist immer dort richtig, wo im Geist der Wahrheit, mit einem weiten Horizont der Gottesbegeisterung Jesus als der Christus anerkannt wird.
Wo Jesus ist, da sind wir richtig.
Und er ist nicht exklusiv nur hier bei mir, sondern auch da und dort, überall, wo Hände gefaltet, Knie gebeugt, die Hände zum Himmel gehoben werden.

Wir sind hier richtig!
Unsere Kirche ist der Ort, da seine Nähe wohnt.
Darum dürfen wir diese Stätte seines Hauses hier auch liebhaben.
Wir müssen nicht umziehen.
Aber wir sollen wissen, dass Gottes Liebe und Nähe in Jesus
sich nicht ein oder aussperren lässt.
Der Geist der Wahrheit hat nicht nur einen ersten Wohnsitz bei uns, sondern einen zweiten und dritten und einen unzählig vielfältigen auch überall dort, wo der Lobgesang zum Himmel steigt.

„In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen!“ hat Jesus einmal gesagt.
Seine Filialen der Liebe und Nähe sind überall, wo die Liebe wohnt.

Pfingstliche Weite und geistreiche Gotteserfahrungen lassen sich nicht verorten auf der einen Landkarte unserer ureigenen Glaubenswelt.
Da gibt es noch viele andere Brunnen des Heils
mit Wasser des Lebens in Hülle und Fülle.

[Parkplatz: Je nach Neigung und Notwendigkeit kann hier das spannende Thema der multireligiösen bzw. mindestens der ökumenischen Behausung des Glaubens thematisiert werden.]

Überall, wo wir uns mit Jesus treffen, da sind wir richtig.

[Parkplatz für einen eigenen Schluss.]

Amen.

Verfasserin: Pfarrer i. R. Dr. Ludwig Burgdörfer, Landau


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